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Die Kakophonie und der grauenhafte Blick aus dem Fenster

Frankreich 1921. Hier hatte ein junger Student in einem baufälligen Haus in der Rue d’Auseil beklemmende Erlebnisse. Hier hat er zum ersten Mal die Musik des Erich Zann gehört. Viele Jahre später will er die Straße zur Vergangenheitsbewältigung noch einmal aufsuchen. Unfassbar, dass er sie nicht mehr wiederfinden kann, obwohl sie unweit seiner Universität war, an der er lange Zeit verbracht hatte, wie auch in dem Haus in der besagten Rue. Er war ja auf günstige Wohnungen in ärmlicheren Gegenden angewiesen. Der erwachsene ehemalige Student sucht danach und gibt sich seinen Erinnerungen hin. Er bleibt dabei ein namenloser Ich-Erzähler, wie so oft in Erzählungen von H. P. Lovecraft. Weiterlesen

Tekeli-li! Tekeli-li!

RZ_U1_Lovecraft_BergedesWahnsinns.inddHoward Philipp Lovecraft nimmt in der phantastischen Literatur einen besonderen Stellenwert ein. Als erster Schriftsteller hat er den kosmischen Horror eingeführt und mit den Großen Alten, natürlich speziell mit Cthulhu vorweg, einen Kult geschaffen, der zwar erst nach seinem Tod eingesetzt hat, dafür aber bis heute unvermindert anhält. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die hier vorliegende Erzählung Berge des Wahnsinns, die unter dem Titel Mountains of madness erstmalig bereits 1936 veröffentlicht worden ist. Weiterlesen

FHTAGN!

cthulhus-ruf_9783453534988.Da ich davon ausgehe, dass H. P. Lovecraft unseren Lesern kein Unbekannter ist, fasse ich mich kurz: Howard Phillips Lovecraft ist ein aus New England stammender Schriftsteller anfangs des 20. Jahrhunderts, der zu Lebzeiten leider erfolglos blieb. Erst später erhält er weltweite Anerkennung, nicht zuletzt durch Autoren wie Stephen King und Neil Gaiman. Er war seiner Zeit weit voraus, doch heute sind seine Geschichten um die Großen Alten und den Cthulhu-Mythos, die Tod und Wahnsinn verheißen, längst Kult. Unzählige Filme, Spiele und Romane sind auf sein Werk zurückzuführen, das auch viele Bands beeinflusste.
Mit Cthulhus Ruf wurde nun seine zentrale Geschichte nicht nur neu veröffentlicht, sondern darüber hinaus von François Baranger bildgewaltig begleitend illustriert. Er war schon an der Gestaltung von Filmen wie Kampf der Titanen, Die Schöne und das Biest und Harry Potter beteiligt. Weiterlesen

Kosmisches (kontrolliertes) Chaos

Sulphur_Aeon_ScytheEin paar Jahre Zeit haben sich die Deather aus Nordrhein-Westfalen mit dem Nachfolger zu Gateway to the antisphere Zeit gelassen, aber gut Ding will ja oft auch Weile haben. Das Quartett macht sich ja generell ziemlich rar, auch live (für den Herbst ist immerhin eine kleine Tour angekündigt), sodass die lange Wartezeit eigentlich keine Überraschung ist. Der Vorgänger zu The scythe of cosmic chaos hatte mich mit seiner ausgeklügelten und perfekt auf den Punkt gebrachten Brachialität sehr begeistert (Gateway to the antisphere), und ich bin gespannt, was die Chthulu-Verehrer mit diesem Longplayer auf die Gehörgänge loslassen. Weiterlesen

Arkham, Nazis, Physik und Kultisten

JonathanLHoward_After the end of the worldDie Welt im frühen 21. Jahrhundert. Nazideutschland ist eine angesehene Weltmacht, mit gut gepflegten wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen zu den USA. Russland existiert quasi nicht mehr – ausgelöscht vor über 70 Jahren durch eine Atombombe der Nazis. Der Holocaust und der zweite Weltkrieg haben nie stattgefunden. Niemand weiß so recht, was die Deutschen an ihren Ostgrenzen so treiben, aber so genau möchte auch niemand fragen, denn schließlich lebt die Welt friedlich miteinander. Das N-Wort – Nazi – ist verpönt, doch alltäglicher Rassismus fällt den meisten nicht einmal auf. Die einzigen, denen diese Realität verkehrt vorkommt, sind Dan Carter, Emily Lovecraft und Polizist Martin Harrelson, die drei Personen, die vor einiger Zeit mit dafür verantwortlich waren, dass die „Verdrehung“ rückgängig gemacht wurde. Sie leben nun nicht länger in Providence, sondern in Arkham, und versuchen irgendwie, die Welt wieder so zu verdrehen, dass nicht länger überall Nazis herumlaufen. Doch mit dem Auftauchen eines berühmt-berüchtigten Buches und einem verdächtigen deutschen Experiment an Arkhams Universität verkompliziert sich die Sache natürlich, und auch höhere Mächte mischen sich ein, sodass Dan und Emily erstmal damit beschäftigt sind, das Schlamassel zu überleben, in das sie hineingezogen wurden.

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Eine längst fällige Hommage

coverPaul Roland hat vor ein paar Jahren auf dem Wave-Gotik-Treffen, von den meisten Besuchern unbeachtet, in der hinteren kleinen Agra-Halle eines der besten Konzerte meiner bisherigen WGT-Laufbahn gespielt. Und diese Laufbahn jährte sich erst kürzlich zum immerhin zwanzigsten Mal.
Nun mag sich der eine oder die andere wahrscheinlich fragen, wer überhaupt Paul Roland ist, daher folgt an dieser Stelle ein kurzes Porträt. Weiterlesen

Lovecraft’scher Horror im 21. Jahrhundert

Carter & LovecraftNew York wird von einem Serienmörder heimgesucht. Der Täter wählt ausschließlich kleine Jungs und unterzieht sie dann unaussprechlichen Experimenten am offenen Gehirn. Selbst für harte Kerle wie Cop Dan Carter ist das ein schwieriger Fall, doch der „Kinderfänger“ ist nur der Anfang. Der Fall scheint gelöst, als Carter und sein Partner Hammond einer neuen Spur folgen, den Täter erwischen und erschießen. Doch während Carter Verstärkung ruft, nimmt Charlie Hammond seine eigene Waffe in den Mund und schießt sich ein Loch in den Kopf. Das war’s für Carter – er schmeißt den Job bei der Polizei hin und wird Privatermittler. Doch als plötzlich ein Anwalt mit einem unerwarteten Erbe vor der Tür steht, das sich als ein Buchladen in Providence, Rhode Island, herausstellt, und jemand versucht, ihn in einen mysteriösen Mordfall hinein zu ziehen, verliert sich Carter bald in einer Welt jenseits seiner Vorstellungskraft. Gemeinsam mit Emily Lovecraft, Buchverkäuferin und nun seine Geschäftspartnerin, versucht er verzweifelt, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.

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I’m lost in a forest, all alone

IMG_8645Am Fuße des Fuji, dem für die Japaner heiligen Berg, liegt auf der Nordwestseite der 35 Quadratkilometer große Aokigahara Forest, ein echter, unberührter Urwald, nur ca. 100 km Luftlinie von Tokio entfernt. Man kann ihn also problemlos im Rahmen eines Tagesausflugs von Tokio aus besuchen. Am einfachsten ist die Anreise mit dem Highway Bus. Vom Shinjuku Busbahnhof aus dauert die Fahrt nach Kawaguchiko ca. zwei Stunden und kostet hin und zurück 35 Euro. Die Busse fahren halbstündlich, aber man sollte vorsichtshalber reservieren, vor allem an Feiertagen und in der Fuji-Wandersaison von Juli bis August. Übersetzt bedeutet Aokigahara „Sea of Trees – Meer der Bäume“, was auf den Anblick vom Gipfel des Fuji anspielt, von wo aus der Wald wie ein grünes Meer erscheint.
Einige Filmhandlungen drehen sich um den Aokigahara (Forest of the living Dead [2011], Aokigahara [2012], Grave Halloween [2013], The Sea of Trees [2015], The Forest [2016], The People Garden [2016]), und die Black Metal Band Harakiri for the Sky hat sogar ein ganzes Album nach ihm benannt. Was also macht diesen Wald so besonders? Er ist in Japan der mit Abstand beliebteste Ort für Selbstmörder und rangiert auf der „Weltrangliste“ der Suicide Spots unter den ersten drei, zusammen mit der Nanjing Yangtze River Bridge (China, >2000 Selbstmorde 1968-2006) und der Golden Gate Bridge (USA, >1500). Da nicht alle Zahlen bekannt sind, könnte er sogar auf Platz eins weltweit liegen.

Es mag etwas pietätlos erscheinen ausgerechnet einen Wald besuchen zu wollen, in dem sich viele Menschen umbringen, aber die schiere Zahl derer hat mich fasziniert, seit ich das erste mal vom Aokigahara gelesen habe. Warum so viele, warum gerade hier? Das habe ich für mich ergründen wollen. Weiterlesen

Über den Wolken …

Ein Fall fuer Johannes Cabal Totenbeschwoerer von Jonathan L HowardMit dem Gesetz hat Johannes Cabal es nicht so, wenn er seine persönlichen Ziele verfolgt. So ist es auch nicht besonders verwunderlich, dass er eines Tages in der Todeszelle landet. Doch er wäre nicht Cabal, wenn er sich nicht aus dieser misslichen Lage herauswinden könnte – dummerweise macht er sich dabei auch gleich ein paar mächtige Feinde mehr. Und so endet ein harmloser Einbruch in einer Bibliothek schließlich damit, dass er mit falscher Persönlichkeit ein Luftschiff besteigt und vor dem Gesetz fliehen muss – schon wieder. Gerade, als er sich in Sicherheit wiegt, holt ihn dann in Gestalt von Leonie Barrow ein Stück seiner Vergangenheit ein, und obendrein geschehen an Bord nicht nur zwei sehr merkwürdige „Selbstmorde“, sondern auch noch ein Anschlag auf sein eigenes Leben. Das kann Cabal natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Weiterlesen