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Alles aus Liebe, irgendwie

Am Strand einer kleinen Insel in Cornwall wird von zwei Mädchen eine Frau tot aufgefunden. Bei der Leiche im Sand handelt es sich um eine französische Touristin. Der ortsansässige Ermittler Macalvie ist ratlos und holt Inspektor Richard Jury zu Hilfe. Dieser lernt derweil eine Legende kennen: den ehemaligen Detective Tom Brownell, der angeblich jeden Fall lösen kann. Nun, dies zu beweisen haben die drei Ermittler nun Gelegenheit: Zwei weitere Morde geschehen, und man sucht fieberhaft nach einer Verbindung zwischen den Opfern. Wie gut, dass Richard Jury seine Freunde in Long Piddleton hat, allen voran Melrose Plant, den Mann, der freiwillig auf seine Adelstitel verzichtet. Die Pferde auf dessen Herrensitz Ardry End bringen den Fall einen entscheidenden Schritt weiter, denn bei der Ermittlung ist es nicht schlecht, jemanden zu kennen, der sich mit Pferden auskennt … Weiterlesen

Katzen, Schuhe, Doppelleben

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Im kleinen Örtchen Chesham wird die beeindruckend elegant gekleidete Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Suche nach ihrer Identität gestaltet sich als überraschend schwierig für Superintendent Richard Jury von Scotland Yard, und es stellt sich heraus, dass die junge Dame ein interessantes Doppelleben geführt hat. Doch in Chesham ist der einzige Mordzeuge die schwarze Pubkatze, die kurz darauf verschwindet. Als in London eine weitere, und schließlich eine dritte junge Frau erschossen aufgefunden werden, beginnen für Jury höchst verworrene Ermittlungen und er taucht ein in eine Welt aus schönem Schein, Eifersucht und Schuhen.

Anfangs ist Martha Grimes‘ Stil etwas verworren, ich hatte Schwierigkeiten, bei Dialogen den roten Faden zu behalten. Doch man gewöhnt sich schnell ein und die Geschichte nimmt zügig Fahrt auf, um den Leser mitzureißen. Von Anfang an wird klar: Die Schuhe müssen der Schlüssel zum Geheimnis um den Tod von drei jungen Frauen sein, denn sie alle trugen nur die edelsten Treterchen. Dennoch fand ich das plötzliche Interesse eines hochrangigen Polizisten in seinen 40ern an Manolo Blahnik etwas übertrieben. Auch seine Frauengeschichten konnte ich nicht ganz durchblicken, wobei das vermutlich daran liegt, dass All die schönen Toten mein erster Roman von Martha Grimes ist.
Die Geschichte um Jurys Ermittlungen wird immer wieder unterbrochen von netten und kurzweiligen Episoden um Morris, die schwarze Katze, die aus dem Pub verschwunden ist, vor dem der Mord geschehen ist. Diese stellt sich als entführt heraus und schließt Freundschaft mit Mungo, dem Hund von Jurys Lieblingsfeind Harry Johnson. Doch was diese goldigen Einwürfe nun mit der eigentlichen Kriminalgeschichte zu tun haben – keine Ahnung. Eventuell ist es auch hier hilfreich, die Vorgeschichte zu kennen, denn ganz schlau wurde ich aus der Beziehung zwischen Harry und Jury nicht. Die Art, wie der Polizist sich von einem potentiellen Mörder auf der Nase herumtanzen lässt, war zumindest sehr merkwürdig. Auch die Rettung eines streunenden Hundes und die Diskussion über dessen Namen, der sich durch etwa zwei Drittel des Buches zieht, brachten mich mehr als einmal zum Stirn runzeln. In diesen Episoden geht der Bezug zur Handlung und der rote Faden dermaßen verloren, dass ich mehrmals zurückblättern musste, um den Handlungsverlauf im Auge zu behalten.
Martha Grimes punktet mit einem herrlich bissigen Humor und Bemerkungen, die mich mehrmals laut auflachen ließen. Sie schreibt flüssig, doch in manchen Teilen kamen mir die Dialoge extrem gestellt vor. Außerdem stört die penetrant häufige Benutzung des Wortes „ausklamüsern“ den Lesefluss.
Die Hauptgeschichte, von allen Tieren und Harrys mal abgesehen, ist fesselnd und interessant. Die Schlüsselrolle von Mode und Schuhen bietet wahrscheinlich besonders Frauen einen Anreiz, doch der Fall, an dem Jury hier zu knabbern hat, geht weit über diese oberflächlichen Themen hinaus. Im Grunde spiegelt dieser Gegensatz genau den Inhalt des Romans wieder: zwei Welten, zwei Leben, nebeneinander. Glanz und Glitzer an der Oberfläche, doch was liegt darunter? Genau dies ist der Schlüssel zur Lösung des Rätsels, denn der erste Eindruck ist nicht immer der richtige.

Alles in Allem ist All die schönen Toten ein gelungener Krimi und ein kurzweiliger Lesespaß. Die Handlung entwickelt sich flüssig und bleibt spannend, wird jedoch von Tiergeschichten und dem mir nach wie vor vollkommen schleierhaften Charakter des Harry Johnson unnötig in die Länge gezogen und auf eine harte Probe gestellt. Vielleicht ist dies aber für Fans der Serie weniger störend, als für einen Einsteiger. Der sprachliche Stil macht Spaß, und die Episoden mit Mungo und Morris, die sich so gar nicht wie Hund und Katz‘ benehmen, sind immerhin für ein Schmunzeln gut.

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Martha Grimes – All die schönen Toten
Goldmann, Taschenbuch, 2012
382 Seiten
9,99€
ebook: 8,99€

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Martha Grimes