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Mann? Frau? Oder beides? – Verwandlungen

o2 Die 1882 in London geborene Virginia Woolf lernt 1922 die zehn Jahre jüngere Baronesse Vita Sackville-West kennen. Beide Damen sind seit ca. zehn Jahren verheiratet. Sie finden sich gegenseitig, gerade wegen ihrer Andersartigkeit, faszinierend, und 1925 beginnen die beiden eine Affäre. Sie sind sich ein Leben lang einander zugetan, obwohl beide Familie haben. Virginia Woolf ist durch Vita so inspiriert, dass sie einen Roman schreibt, der 90 Jahre später aktueller ist denn je. Virginia Woolf ist überzeugt davon, dass Kunst und Kreativität androgyn sein müsse. In ihrem 1928 erschienenen Roman Orlando spielt sie damit. Orlando, der junge Adlige, lebt mehrere Jahrhunderte lang. Er altert kaum und erwacht eines Tages plötzlich als Frau.

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Eine Mohnsemmel als Stoppelkinn

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Christoph Niemann braucht nicht viel, um aus wenigen Pinselstrichen eine Illusion zu erschaffen. Da ist eine Mohnsemmelhälfte, dazu ein Kopf, zwei Hände, ein Rasierapparat: ein stoppeliger Mann im Bad.

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If you’re going to San Francisco …

Familie

Stefan Moses hat Typen gesehen und fotografiert, wie sie damals in München ganz außergewöhnlich waren: Hippies hat man sie genannt! 2018 wird der große deutsche Fotokünstler Stefan Moses 90 Jahre alt, und der Anfang der „Zeitenwende“, 1968, jährt sich zum fünfzigsten Mal. Zu diesen Anlässen zeigt das Literaturhaus München berühmte, aber auch bislang ungesehene Bilder von Stefan Moses aus seiner Zeit in München. Hier sieht man gleich: Menschen sind sein Thema. „Kollektive Gedächtnisbilder“ nennt er seine bekannten Langzeitreihen mit Menschen, die Zeitgeschichte schrieben wie Politiker, Schriftsteller, Künstler. Aber den größten Raum nehmen die Fotos von Menschen ein, die nicht in der Öffentlichkeit standen: Ganz normale Leute um 1968, dem Jahr des Umbruchs im bislang recht spießigen Deutschland. Man sieht an den Bildern der meist jungen Leute, dass man sich damals neu eingerichtet hat, neu arrangiert, sei es in alternativen Wohnformen wie Wohngemeinschaften, die es bislang noch nicht so gab, oder in Kunsthappenings oder alternativen Bewegungen.

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Spatzl, schau wia i schau!

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Es wird wohl kaum einen Münchner geben, der Helmut Dietl, 2015 an Lungenkrebs gestorben, nicht kennt. 70 Jahre ist er alt geworden, und er hat uns so großartige Kultfilme und -serien hinterlassen wie Münchner Gschichten, Monaco Franze, Kir Royal, Rossini, Sprüche wie „A bissel was geht immer“, „Des musst scho meng, sonst mogst as ned“, „Logisch!“ – man kennt sie oder hat zumindest schon davon gehört. Das Literaturhaus hat Dietl eine Ausstellung gewidmet. Weiterlesen

Wir brauchen einen ganz anderen Mut!

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Ausstellungen und Lesungen im Literaturhaus am Salvatorplatz, diesem hübschen Haus mit Gastronomie mitten in der Stadt und doch irgendwie ein bisschen versteckt, sind immer schön.
Am 4.3. ging ich zur Ausstellungseröffnung über Stefan Zweigs letzte Jahre im Exil. Lesen sollte München-Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl – ihn zu sehen ist auch immer ein Schmankerl für mich, live oder im TV. Der große Saal im 3. Stock – jeder muss am Thomas-Mann-Bären vorbei, um hineinzugelangen – ist rappelvoll. literaturhaus1