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Drei Alben in drei Jahren: Ein sehr guter Schnitt, der Arbeitseifer bescheinigte und einer Hamburger Goth-Rock-Band viele Fans bescherte. Lord Of The Lost sind längst keine Unbekannten mehr, tourten bereits durch die drei DACH-Länder, England, Niederlande, Russland, Italien und sind auch beim Trash-Festival in Helsinki beliebte und gerngesehene Gäste. Nach dem Erfolg von Die Tomorrow, im August 2012 erschienen, sollte es in diesem Jahr einmal etwas ruhiger zugehen, was Veröffentlichungen anbelangt. Dafür planten die „LotLs“, wie sie genannt werden, eine zweiteilige Headliner-Tour und einen gut gefüllten Festivalkalender. Außerdem hat Bandleader Chris „The Lord“ Harms zwei neue Projekte angekündigt: Harms & Kapelle sowie Over The Jordan. Zumindest ein Projekt plant in diesem Jahr eine Veröffentlichung.  Weiterlesen

Die zweite Headliner-Tour zeigt, ob sich die Arbeit gelohnt hat. Nach bisher drei ausverkauften Venues (Stuttgart, Köln, Frankfurt) können Lord Of The Lost sicherlich schon zufrieden sein. Die Fangemeinde ist definitiv gewachsen und auch Unzucht freuen sich über ein dankbares und begeistertes Publikum. Die zweite Headliner-Tour ist aber auch dazu geeignet, einmal Klartext zu sprechen. Bo Six, Chris „The Lord“ Harms und Class Grenayde haben sich die Zeit genommen, vor dem Auftritt in München am 26.01.2013 ein paar Fragen zu beantworten und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dabei werden auch unschöne und brisante Themen angesprochen, zu denen die drei klar Stellung beziehen und auch manches ins rechte Licht rücken. Während viele Musiker sich zu Gerüchten, Drogen und Familie kaum bis gar nicht äußern, haben Lord Of The Lost in diesem Interview das Schweigen gebrochen. Ein großer und wichtiger Schritt, um auch zu zeigen, wo es Grenzen gibt, wo diese leider von anderen überschritten werden und vor allem: Welche Meinung die Hamburger wirklich dazu haben. Ein offenes Interview, dass Klartext spricht.
Vielen Dank!

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Die Glam-Goth-Rocker aus St. Pauli, Lord of the Lost, hatten einen guten Start ins Jahr. Nachdem Gitarrist Sebsta Lindström und Drummerin Any Wayst die Band zum Ende 2011 verließen, nahm Christian „Disco“ Schellhorn den Platz am Schlagzeug ein und erwies sich als würdiger Ersatz. Die EP „Beside & Beyond“, die am 17.02. in die Läden kam und ursprünglich auf 1000 Exemplare limitiert war, wartete mit einem fulminanten Vorverkauf auf, so dass die Auflagenzahl erhöht wurde. Gleichzeitig waren die fünf Hamburger mit Eisbrecher auf Tour und rockten Deutschland, Österreich (nun, so der Plan, das Konzert musste leider abgesagt werden wegen des Austritts von Ammoniak) und die Schweiz. Bassist Class Grenayde nahm sich nun die Zeit für ein Interview.

Kyra Cade: Ihr seid gerade zurück von der Tour mit Eisbrecher. Wie war’s? 
Class Grenayde: Es war super. All unsere Erwartungen wurden erfüllt und nicht selten sogar noch übertroffen. Wir sind sehr glücklich, dabei gewesen zu sein.

K. C.: Was ist besonders in Erinnerung geblieben? Schönes oder Unschönes?
C. G.: Wir haben neue Freunde gefunden. Es gibt wohl vergleichsweise nichts, was das noch toppen könnte. Viele kleine Anekdoten. Alles zusammen bildet ein großes Erlebnis. Wir haben sehr viel gelacht und haben wenig geschlafen. Die Resultate könnt ihr dann bei TV of the Lost verfolgen. Ich könnte es auch nicht besser in Worte fassen. Schaut es euch einfach an. Unschönes gibt es absolut nicht zu berichten, außer dem Ammoniak-Alarm in Wien, der den Ausfall des Konzertes zur Folge hatte.

K. C.: Die Nordlichter trafen auf Münchner. Gab es da Schwierigkeiten am Anfang? 
C. G.: Nennen wir es Nährboden für ein angenehmes Arbeitsklima. Beide Bands verstehen Spaß und fordern ebensolchen ein. Es gibt also genug Potential, wenn Nord und Süd aufeinandertreffen. Es wurde viel miteinander gelacht.

K. C.: Freut ihr euch jetzt auf ein bisschen Ruhe und mal wieder zu Hause zu sein?
C. G.: Klar. Es ist nunmal auch ein großes Stück Arbeit. Man legt lange Strecken zurück, muss immer gut organisiert und diszipliniert sein. Wir haben alle sehr wenig geschlafen. Alles zusammen waren wir schon ein wenig ausgelaugt. Das fällt einem dann aber erst zu Hause auf. Dann schafft man es kaum noch von der Couch in die Küche. Es nützt aber alles nichts. Das dritte Album steht in den Startlöchern und drumherum bleibt die Zeit auch nicht stehen. Aber es tat schon gut, einmal wieder zu Hause zu sein und durchzuatmen. Nichtsdestotrotz vermisst man die schöne Zeit auf Tour.

K. C.: Das letzte Lied auf der Tour war „Eure Siege“, das in Zusammenarbeit mit Alexx Wesselsky entstanden ist. Gibt es noch mehr gemeinsame Songs und wenn ja, wo wird man sie hören können?
C. G.: Nichts Genaues weiß man nicht. Aufgrund der beiderseitigen Sympathien ist nichts ausgeschlossen. Jedoch ist bis auf “Eure Siege” nichts weiter offiziell.

K. C.: In letzter Zeit konnte man öfter von Remixes lesen, die Lord of the Lost gemacht haben. Beispielsweise für Staubkind oder FragileChild. Sind noch mehr geplant? 
C. G.: Auf jeden Fall, wir haben eine Menge Anfragen und werden die, die uns zusagen sehr gern bearbeiten. Da wird noch einiges kommen, dieses Jahr… Das letzte, was wir gemacht haben, war ein Remix für Unzucht, für die Chris ja auch gerade eine EP und ein Album produziert.

K. C.: Machen Remixes mehr Spaß als komplett eigene Songs, oder sind das besondere Herausforderungen oder eher Zeitvertreib? 
C. G.: Weder noch, das ist etwas komplett anderes, nicht zu vergleichen. Zeitvertreib ist es nicht, das ist eher ein Job, denn wir haben keine Zeit übrig, um sie einfach nur so zu vertreiben.

Unromantischer Sex in der Kälte vor der Kamera

K. C.: Eure aktuelle EP „Beside & Beyond“ hat eingeschlagen. Bereits der erste Vorverkaufstag war ein voller Erfolg und die Fans haben minütlich bei amazon.de auf die Verkaufscharts geschaut. Habt ihr so etwas erwartet? 
C. G.: Nein. Deshalb haben wir erst einmal eine limitierte Auflage pressen lassen. Wir mussten allerdings nachlegen, damit auch die Fans auf der Tour mit Eisbrecher die Gelegenheit hatten, die EP zu kaufen. Es ist immer wieder etwas ungewiss, wie stark eine Platte wirklich einschlägt. Man kann quasi an den aktuellen Plattenverkäufen erkennen, wie viele Fans wir dann doch mit den letzten Touren u.a. mit Mono Inc. dazugewonnen haben. Es ist uns eine Freude, so viele Menschen bei Lord of the Lost begrüßen zu dürfen!

K. C.: Ist dadurch der Erfolgsdruck gestiegen? 
C. G.: Ja und nein. In erster Linie versuchen wir uns selbst gerecht zu werden. Das war bisher immer ein guter Weg. Allerdings steigt bei wachsender Popularität auch parallel der Druck an. Das ist aber auch ganz normal. Je höher man kommt desto dünner wird die Luft und der Druck steigt! Wir gehen aber mal davon aus, dass wir für die Reise das richtige Team und Gerät dabei haben!

K. C.: Das Video zu „Beyond beautiful“ ist unterschiedlich aufgenommen worden. Manche fanden es großartig, anderen war es zu sexuell und zu gewalttätig. Wie kamt ihr auf die Idee für dieses Script? 
C. G.: Wenn man sich den Text durchliest ist die Handlung gar nicht mal so weit hergeholt. Und in der Kunst ist Interpretationsspielraum ein gebräuchliches Instrument, um etwas noch interressanter zu gestalten. Wenn Kunst zu leicht zu verdauen ist und keine Fragen offen bleiben, sinkt automatisch deren Halbwertzeit. Wir sind ein Risiko eingegangen und wussten von vornherein, dass es für Kontroversen sorgen würde.

K. C.: „Very private“ kommentierte ein Fan. Der Clip ist in der Tat sehr intim geworden. War es schwierig, sich so vor der Kamera zu präsentieren oder denkt man in diesem Moment nur: Wir sind Profis, das ist ein Dreh, jetzt muss ich dieses machen, jetzt jenes? 
C. G.: Es ist weitaus unromantischer als man denkt, wenn man zehn Stunden in der Kälte nackt am Set verbringen muss. Umringt von einem Team, was einen unweigerlich stundenlang anschaut. Wenn man es dann noch schafft, authentische Gefühle zu erzeugen, und man bedenkt, dass der Sex vor der Kamera größtenteils echt war, dann ist das schon bemerkenswert. Ich denke, wir haben das ganz gut eingefangen.

Früher oder später suchen Lord of the Lost alle heim!

K. C.: Seit der Gründung von Lord of the Lost hat es ein paar Wechsel in der Besetzung gegeben. Zuletzt verließen Any und Sebsta die Band und Disco kam dazu. Ist die Band jetzt komplett? 
C. G.: Die Band war immer schon komplett. Ich kann aber sagen, dass sie aktuell wohl am besten funktioniert. Alle Beteiligten haben ein und das selbe Ziel, und das heißt: Lord of the Lost nach vorne zu bringen. Es wird immer mal wieder gewisse Veränderungen geben, ob groß oder klein. Ich denke, jeder hat immer mal wieder eine Veränderung in seinem Leben feststellen dürfen. Ohne wäre ein Leben nicht wirklich lebenswert. Es gibt aber keinerlei Zeichen, die darauf deuten lassen, dass ein weiterer Besetzungswechsel ansteht. Weder in naher noch in ferner Zukunft.

K. C.: Im September kommt euer neues Album raus. Was erwartet uns? Gibt es Unterschiede gegenüber „Fears“ und „Antagony“? 
C. G.: Wir haben uns definitiv weiterentwickelt. Ich denke, dass wir die Extreme noch weiter ausgelotet haben. Mehr Party, aber auch noch mehr Tiefgang. Man wird aber immer wieder Lord of the Lost wiedererkennen. Da muss man sich keinerlei Sorgen machen.

K. C.: Direkt danach geht es mit der Letzten Instanz auf Tour. Erwartungen? 
C. G.: Wir stapeln immer etwas tief! Das macht es umso einfacher für uns! Es wird auf jeden Fall ein schönes Wiedersehen mit unseren Freunden der Instanz und den Fans. Wir werden das Kind schon schaukeln!!

K. C.: Wird man euch – vielleicht schon 2013 – mal wieder auf einer Headlinertour feiern können? 
C. G.: Ja!

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss? 
C. G.: Vielen Dank an die Leser. Wir werden uns bald wiedersehen. Lord of the Lost schlafen nicht und suchen euch früher oder später alle heim!

K. C.: Vielen Dank für das Interview! 
C. G.: Sehr gerne!

Stimmengewalt aus St. Pauli trifft Münchener Härte


Chris „The Lord“ Harms in seinem Element
Der Löwensaal ist gut gefüllt mit Eisbrecher-Fans und wir warten sehnsüchtig darauf, dass es losgeht. Um 20 Uhr kommt dann auch schon ein gut gelaunter Alexx auf die Bühne und begrüßt uns mit einem Lächeln. Im Zoo war er gewesen, er hat den Eisbären – Flocke, wie wir dann herausfinden – besuchen wollen. Nur ist Flocke in der „für Eisbären typischen Umgebung“, nämlich in Frankreich. Dafür waren die Geschwister da und der Papa, der etwas seltsam im Kreis lief. Kleine Anekdoten aus dem Hause Wesselsky und wir haben Spaß dran.
Doch dann wird es ernst, denn Alexx kündigt endlich seine guten Freunde aus St. Pauli, Hamburg an: Lord of the Lost. Die kommen nach und nach auf die Bühne, die von blauem Licht erhellt wird. Ganz zum Schluss läuft Chris Harms ans Mikro und es geht los. Die Band gibt von Beginn an alles, lässt gleich einen Song hören, der auf das neue Album kommen soll, das aber erst im September erscheinen wird. Die Menge geht mit. Nürnberg scheint die Hamburger zu lieben, die eine tolle Show abliefern. Nicht nur der neue Drummer Disco, der zum ersten Mal in der Frankenmetropole spielt, gibt Vollgas und bewährt sich bei dieser Show. Gared Dirge ist an der Gitarre zu sehen und gibt ein wirklich gutes Bild ab, wenngleich für einige etwas ungewohnt. Bo Six spielt wie immer mit viel Leidenschaft auf seiner Cyan, „Musik ist meine Religion“, gibt er selbst an, was bereits nach den ersten Akkorden überdeutlich ist. Class Grenayde bedient seinen Bass, während er ordentlich headbangt und leider sehr schlecht beleuchtet wird. Lord of the Lost spielen ein Gemisch aus alten und neuen Songs und heizen damit ordentlich ein. Die Temperatur im Löwensaal steigt und das Publikum steht nicht mehr still. Es wird geschrien, geklatscht, mitgesungen – und da ist es egal, ob das Lied noch gar nicht auf Platte ist, die Refrains sind eingängig genug. Sänger Harms mit seiner unverkennbar tiefen Stimme beweist einmal mehr, was er kann. Ob es sanfte Klänge sind oder die Schreie ins Mikro, die zeigen, wie er lebt, was er singt: Es gelingt und begeistert bis in die letzten Reihen.
Selbst auf der Empore, wo der Sound nicht ganz klar ankommt, findet man die teilweise komplett unbekannten Hamburger spitze und möchte mehr, mehr, mehr!


Hochkonzentriert an der Gitarre: Bo Six

Für eine Supportband selten, darf die Truppe fast 50 Minuten auf der Bühne stehen und nutzt das auch voll aus. Mit dabei das Lady Gaga Cover „Bad Romance“, das wohl nur ein Chris Harms derart überzeugend adaptieren kann, das wundervolle „Dry The Rain“, dessen Refrain kurzerhand das Publikum singen darf und zum Schluss ein Schmankerl, „Eure Siege“. Denn Alexx und Chris waren nicht faul und haben sich zusammengesetzt und ein paar Lieder geschrieben. „Eure Siege“ klingt so sehr nach dem Eisbrecher-Sänger, dass Chris diese Info gar nicht weiterleiten bräuchte. Vollkommen untypisch ist das Stück auch noch auf Deutsch. Er passt nicht in das Lord of the Lost-Konzept, das sich dem Englischen verhaftet sieht. Daher sind die eingefleischten Fans der Band auch skeptisch. Und doch: Der Lord wäre nicht der Lord, wenn er nicht auch diese vermeintliche Hürde meistern würde und zwischenzeitlich fragt mich wirklich jemand – der keine Sicht auf die Bühne hat: „Wer singt denn da? Steht Alexx schon da vorne?“ Nein, tut er nicht. Deutsche Songs – gerne mehr, aber unter anderem Namen.
Unter großen Jubel verlassen sie die Bühne und haben in Nürnberg mit Sicherheit viele neue Fans dazugewonnen. Chris Harms verabschiedet sich und stellt gleichzeitig „meine besten Freunde, meine Familie“ vor; schöne Worte, die zeigen, wie sehr die „LotLs“ zusammengehören.
Die Hamburger sind eine Band zum Anfassen, nehmen sich danach viel Zeit für jeden Fan und jeden Fotowunsch und können sich selbst kaum losreißen, als die Halle bereits geräumt wird.


Alexx Wesselsky heizte die Stimmung an

Die Umbaupause ist vor allem dadurch gefüllt, dass die Security verzweifelt, weil der Support einen Teil des Equipments durch das Publikum tragen muss und natürlich niemand zur Seite gehen will. Jeder drängt nach vorne, auch wenn dort nicht einmal mehr für die sprichwörtliche Maus Platz ist. Das Konzert ist ausverkauft, manch einer kommt auch erst zum Hauptact in den Löwensaal, der kocht. Es ist derart heiß, dass die Frauen tiefe Einblicke gewähren und die Herren, sofern sie denn im Anzug gekommen sind, ihre Krawatten lockern. Auf der Empore sind die Türen zu den kleinen Balkonen geöffnet worden, um dort frische Luft zu schnappen – doch es dringt derartig viel heiße Luft nach draußen, dass man von der Kühle überhaupt nichts abbekommt.
Endlich wird es dunkel, endlich beginnt das Intro und endlich kommen die Eisbrecher auf die Bühne und rocken den Saal. Textsicher wird mitgegrölt, Alexx lautstark empfangen, der sogleich den ersten Song ins Publikum drischt. Der Sänger ist bester Laune und überträgt diese auf jeden Anwesenden. Immer wieder spricht er uns an, freut sich, dass so viele da sind, dass die Tour und das aktuelle Album „Die Hölle muss warten“ derart erfolgreich sind. Er bedankt sich bei den Fans, „weil man das ja auch mal sagen muss“, dabei haben wir zu danken für einen solch grandiosen Auftritt.
Wo es nur geht wird getanzt, die Arme sind oben, der Takt wird mitgeklatscht. Nicht nur das neue Album kommt zur Sprache, auch alte Songs werden dargeboten und gerne einmal mehr live erlebt.
Die herumgereichte Flasche findet nicht den Weg zurück zu Alexx – das sei in München auch schon so gewesen, aber so seien die Bayern halt. Immerhin ist er sich bewusst, dass Franken doch etwas ganz anderes ist und nur auf dem Papier zum Freistaat gehört. Dafür brillieren wir aber damit, dass wir das erste Publikum sind, das den Takt richtig mitklatscht. Verwunderte Blicke, denn bei „Vergissmeinnicht“ sollte diese Aufgabe eigentlich leicht zu bewerkstelligen sein.
Aber Alexx kommt dann doch noch zu seinem Wodka und der Sprechchor „Trink, trink, trink“ beginnt. Natürlich kommt der Sänger dieser Aufforderung nach, setzt dann aber doch die Flasche ab und meint schmunzelnd: „Die restlichen Lieder müsst ihr singen!“ Damit haben wir kein Problem, nur hätte Wesselsky seine Setlist nicht verunstaltet, wüssten sowohl er als auch wir, welches überhaupt das nächste Stück sein wird.
Aber zum Glück sind wir ja alle verrückt – das beweist auch unsere Anwesenheit in dem viel zu engen, viel zu stickigen Löwensaal. Da wundert es auch nicht, wenn sich jemand nicht mehr auf den Beinen halten kann.


„Zum Glück bin ich verrückt“ – Noel Pix tobte über die Bühne

Vor zwei Wochen entbrannte – angestoßen von Lord of the Lost Fans – eine Diskussion über die Kommerzialisierung deutscher Bands. In diesem Rahmen wagte es auch eine Person, Eisbrecher als „Schlager“ abzustempeln, eine etwas unglückliche Formulierung, die eine heiße Debatte nach sich zog, an der sich auch Alexx beteiligte. Ob er sich deshalb den Scherz erlaubt und tatsächlich Schlager anstimmt? Nun, das weiß keiner so genau. Zuerst gibt es vereinzelt Buhrufe, was aber Eisbrecher nicht von ihrem Vorhaben, „Tränen lügen nicht“ zu performen, abbringt. Viel irritierender ist die Textsicherheit der Anwesenden, die kurzerhand den Gesang übernehmen, Feuerzeuge oder sogar Wunderkerzen auspacken und das Schunkeln anfangen. Vielleicht waren wir alle einmal jung und dumm und wir können das als Jugendsünde abtun. Und „Mir san a bairische Band“ ist ja nun auch korrekt und auch wenn die Franken mit dem Dialekt so ihre Probleme haben, sie singen trotzdem mit – und können auch hier jede einzelne Zeile. Wie seltsam das Eisbrecher-Völkchen doch manchmal ist.
Der Spaßfaktor ist allerdings nicht zu unterschätzen und die Band tut uns dann auch den Gefallen und haut den nächsten Kulthit raus.
Über eine Stunde stehen sie auf der Bühne und geben alles. Ich frage mich ernsthaft, wie man das bei der Hitze, die durch das Scheinwerferlicht und die körperliche Betätigung noch verstärkt wird, aushalten kann – zumal sich Eisbrecher im Vergleich zu den St. Pauli Jungs nicht ihrer Oberbekleidung entledigen. Großen Respekt dafür!
Ja, wir bekommen eine Zugabe und ja, man kann eine Bombenstimmung toppen, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte. Alexx hat vor Jahren für seine ehemalige Band Megaherz einen Song geschrieben, der Männern und auch so mancher Frau aus der Seele spricht: „Miststück“. Wir singen, brüllen, die Wut kommt raus, die Köpfe werden geschüttelt, die Arme fliegen in die Luft. Ein bisschen wird noch geübt, damit das Publikum dann auch seinen Einsatz nicht verpasst, noch einmal der Refrain, und noch einmal und noch einmal. Keiner scheint genug bekommen zu können und Eisbrecher unterlegen das Ganze zusätzlich mit viel Drums und schließlich mit noch mehr Bass. Der Song scheint endlos weiterzugehen und als es dann doch vorbei ist, besteht der ganze Löwensaal nur aus Jubel und „Eisbrecher“-Rufen.
Es war ein derart gelungener Auftritt, dass man kaum nach Hause gehen möchte und vor allem einen Wunsch hat: Kommt bitte ganz schnell wieder nach Franken – „Die Hölle muss warten“, aber wir bitte nicht zu lange!


Für Alexx ist es noch lange nicht Zeit zu gehen


Setliste Lord of the Lost
Intro 2012
Live Today / Black Lolita
Sex On Legs
Die Without A Scar
Heart For Sale
Bad Romance
Prison Piano
Prison
Epiphany
Break Your Heart / Prologue
Dry The Rain
Verabschiedung 
Eure Siege

Setliste Eisbrecher

Exzess Express
Willkommen Im Nichts
Angst
Abgrund
Verrückt
Antikörper
Leider
Herz aus Eis
Amok
Tränen Lügen Nicht / Mir San A Bairische Band
Die Engel
Prototyp
Vergissmeinnicht
Schwarze Witwe
Heilig
This is Deutsch
Zugabe I
Kann Denn Liebe Sünde Sein
Ohne Dich
Miststück
Zugabe II
Die Hölle Muss Warten

„I hate to love you, but I do…“

Die Fans haben sehnsüchtig gewartet, dass der 17.02.12 kommen möge. Nicht, weil die Faschingsferien in Bayern beginnen, sondern weil an diesem Tag eine neue Scheibe der St. Pauli Band Lord of the Lost in die Läden kommt. Die Hamburger, die sich selbst nicht in ein Genre zwingen lassen wollen, sich mal als „Pussy-Wetting-Goth-Rock“ vorstellen oder von Amazon jüngst als „Glam-Goth-Rock“ bezeichnet wurden, machen ihr eigenes Ding und bieten dabei eine breite Palette an musikalischen Stilrichtungen. Auch die neue EP „Beside & Beyond“ scheint so gar nicht zu dem bisherigen zu passen – und schließt genau deswegen nahtlos an die beiden letzten Alben an.
Der Vorverkauf begann am 15.01. und war gigantisch. Die eigentlich auf 1000 Exemplare limitierte EP ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, landete auf Anhieb auf Rang 6 der Amazon Bestseller in der Sparte Musik und war Aufsteiger des Tages. Mit einem derartigen Erfolg hatte niemand gerechnet und nicht ohne Stolz teilte Bandleader Chris „The Lord“ Harms mit, dass es nicht bei den 1000 Exemplaren bliebe.

Nun ist sie also da, sehnsüchtig erwartet und die Zeit bis zum Album, das Mitte September erscheinen soll, überbrückend.
Sieben Titel, von denen keiner neu ist. Lediglich „Beyond Beautiful“ ist relativ unbekannt und stammt vom vergriffenen The Pleasures-Album „Oh Yeah“ von 2008. Ein sehr gefühlvoller Song, weiche Klänge, die ruhige Stimme des Sängers, der mal wieder Herzschmerz ins Mikro haucht, ohne dabei kitschig zu werden. Mit einer Melodie, die dahinplätschert, wird einmal mehr beschrieben, dass es mit der Liebe nicht so einfach ist und man jemanden hassen und gleichzeitig so sehr lieben kann. Unter der Regie von Moritz Krebs haben die Hamburger dazu einen Clip gedreht, der heute pünktlich um 12 Uhr auf youTube online gestellt wurde. Mit viel Gefühl und Ästhetik ist ein nicht jugendfreies Video entstanden. Von der anfänglichen Liebe zwischen den beiden Darstellern wird man eingefangen und sicherlich schlagen Frauenherzen höher, wenn der Chris Harms sich unbekleidet zeigt und dem wunderschönen und elfengleichen weiblichen Geschöpf widmet. Fast fühlt man sich als Voyeur, der da absolut nichts zu suchen hat. Im Vergleich zum Clip zu „Sex On Legs“, der das Sexuelle in der härteren BDSM-Gangart dargestellt hatte, lässt „Beyond beautiful“ kaum einen Wunsch von Romantikern unerfüllt. Bis Harms der Frau unter ihm ins Gesicht schlägt, sie würgt und fassungslos auf die zitternden Hände blickt, die so sanft und doch so brutal sein können. Detailaufnahmen der hübschen Darstellerin zeigen wundervolle lange Wimpern, die noch einmal unschuldige Schönheit repräsentieren. Der Song, um den es eigentlich geht, ist nur musikalische Untermalung, achtet man aber auf Text und Bild wird deutlich, wie fein beides aufeinander abgestimmt wurde.

Doch nun zurück zur EP, die mit dem zweiten Song Fans und Band einen Wunsch erfüllte. Letztere bekam nämlich endlich das Okay für die Coverversion von Lady Gagas „Bad Romance“, eine kleine Hommage an die vom Bandleader verehrte Sängerin. Live performen Lord of the Lost schon seit langer Zeit dieses Lied – und das auf beindruckende Weise. Wenn es dunkel ist und man eine „Gothic-Rock-Band“ vor sich hat, erwartet man kaum etwas aus den aktuellen Charts, das Chris Harms mit nicht weniger Sexappeal dem Publikum entgegenschleudert, als es Lady Gaga tut. Immerhin war es derart beeindruckend, dass ich auf die Band aufmerksam wurde, obwohl der Rest des damaligen Auftritts ein Rückkoppler-Desaster war. Trotzdem ist „Bad Romance“ etwas ruhiger als das Original und die musikalische Umsetzung mit Gitarrenklängen und wenig aufdringlichen Drums gefällt mir persönlich erheblich besser.

Auch „Dry The Rain“ ist dabei. Der Song vom Debütalbum „Fears“, eine rockige Nummer, die sich den Schmerz von der Seele schreit, ist für die EP in einer Akustikversion aufgenommen worden. Leise Pianoklänge und ein bisschen Gitarre, mehr braucht Harms nicht als Untermalung für seinen Gesang. Etwas befremdlich ist es schon, die Nummer plötzlich in derart milder Form zu hören, aber das passt zum Setting der EP, wie man an anderer Stelle noch feststellen wird.

Wem The Pleasures kein Begriff sind, hier eine kurze Einführung: Die ehemalige Band von Chris Harms ist ein Hamburger Glam-Rock-Quintett – dessen Drummer Christian „Disco“ Schellhorn seit Januar auch für Lord of the Lost die Sticks schwingt. Auf ihrem Album „Oh yeah“ von 2008 findet sich neben „Beyond Beautiful“ die schöne Ballade „October 29“, die nun auch ihren Weg auf die EP gefunden hat. Unterschiede? Ja, die gibt es, aber die sind recht marginal und würden sich in musiktheoretischen Details verlieren. Mal wieder ist von Liebe, von Angst und von allem die Rede, was weniger wert ist, was so nebenbei läuft, bis man die Eine im Leben trifft. Wunderschön für Verliebte eben.

Eine Pianoversion von „Love Is Not Enough“ vom „Antagony“-Album, stellt einmal mehr die Stimme des Bandleaders ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Piano ist nur Beiwerk, spielt die bekannte Melodie. Es fehlen die härteren Passagen vom Original, es fehlt das Verzweifelte, Aggressive, das man gewohnt ist.
Dafür wird das traurige „Sooner or later“, das allzu gerne als Zugabe bei Live-Auftritten gegeben wird, etwas melodiöser. Da ist plötzlich viel mehr Gitarre und Schlagzeug dabei, als auf dem „Fears“-Album, auch wird mehr ins Mikro geschrieen. Die dargebotene Live-Version versetzt diejenige noch einmal zurück zu dem Zeitpunkt, als Harms auf der Bühne kniete und dieses Lied als Abschluss eines Konzertes gegeben hat. Da hilft nur noch eins: Augen schließen und etwas mehr als vier Minuten träumen!

Mit Mono Inc. waren die Hamburger Glam-Goth-Rocker auf Tour. Dadurch sind sie einem breiteren Publikum überhaupt erst bekannt geworden. Nun haben sich die Bands zusammengetan und das oben bereits erwähnte „Dry The Rain“ gemeinsam als Orchester-Version eingespielt. Wer sich in Musik fallen lassen kann, der möge es tun und hier die Augen schließen. In meinem Kopf laufen dabei Bilder ab, nein, sogar ganze Filme: „Braveheart“, „Der Herr der Ringe“ oder auch ganz schnulzig „Vom Winde verweht“, denn das Stück würde so gut passen, wenn Scarlett ihrem Rhett in die Arme fliegt, die Gefährten gen Mordor ziehen oder Wallace für die Freiheit stirbt. Viel zu schnell aber ist es vorbei, leider. Diese Version hätte gerne doppelt so lang sein können.


Dank an Drummerin Any Wayst und Gitarrist Sebsta Lindström, die Ende 2011 die Band verlassen haben.

Fazit: Lohnt sich diese EP? Auf jeden Fall! Sie ist nachdenklich, zurückhaltend und traurig, wenn man sich denn so weit auf Musik einlassen möchte. Im Vordergrund steht die ruhige und dunkle Stimme von Chris Harms, der einmal mehr sein gesangliches Können unter Beweis stellt und damit absolut überzeugt. Die Instrumente treten meist in den Hintergrund und sind schmückendes, aber gelungenes Beiwerk. Ein richtiger Ohrwurm ist nicht dabei, dafür ist die EP auch nicht gemacht. Sie vermittelt viele Emotionen, Liebe, Freude, Hass, Trauer und einen großen Freiheitsdrang.

Lord of the Lost stehen derzeit mit Eisbrecher auf der Bühne, im Frühling / Sommer sind sie auf Festivals zu erleben und im Oktober 2012 als Support der Letzten Instanz.

Anspieltipp: Bad Romance

Lord of the Lost – Beside & Beyond
Label: Out of Line
17.02.2012
Preis: 9,99 € (Digipack: 4,73 €)

Beyond beautiful
Bad Romance
Dry The Rain (Acoustic Version)
October 29
Love Is Not Enough (Piano Version)
Sooner or Later (Stage Version)
Dry The Rain (Orchestra Version fest. Mono Inc.)

Die „Pussy Wetting Goth Rock“-Band „Lord of the Lost“ aus Hamburg hat sich personell verändert. Drummerin Any Wayst und Gitarrist Sebsta Lindström mussten aus Zeitgründen die Band verlassen. Während Sebstas Platz leer bleibt, nimmt ein anderer die Drumsticks in die Hand: Christian „Disco“ Schellhorn, manchen bekannt durch die Glamrockband „The Pleasures“. Er hat sich die Zeit genommen für ein kurzes Interview.


Christian „Disco“ Schellhorn

Kyra Cade: Neues Jahr, neue Band. Freust Du Dich, bei „Lord of the Lost“ zu sein?
Disco: Was soll ich dazu sagen? Natürlich! Dass ich jetzt fest bei „LOTL“ bin, erfüllt für mich viele Träume auf einen Schlag!

K. C.: Du bist einige Male für Any eingesprungen, war es da die logische Konsequenz, dass Du ihren Platz einnimmst?
Disco: Für mich schon, da die Shows extrem viel Spaß gemacht haben und ich es liebe, mit den Jungs unterwegs zu sein. Da hätte ich schon große Augen gemacht, wenn da auf einmal jemand gekommen wäre, der noch besser zur Band passt. Und trotzdem dachte ich mir immer, dass es besser wäre, nicht zu sehr darauf zu hoffen, dass ich der neue Drummer von „LOTL“ werde. Das ist so ein Aberglaube von mir. Wenn man sich etwas zu stark wünscht, dann verscheucht man es.

K. C.: Sind Männer die besseren Schlagzeuger?
Disco: Pauschal: Nein. Aber es gibt einfach im professionellen Bereich zu 98% männliche Schlagzeuger! Nach meiner Erfahrung ist es so, dass die Mädels einfach irgendwann aufhören, wenn ein gewisser Punkt erreicht ist. Keine Ahnung, warum genau. Und es gibt so viel Konkurrenz, so viele unglaublich gute Schlagzeuger! Das ist vielleicht auch manchmal einschüchternd, wenn man das Gefühl hat, man muss als Frau mit den ganzen Männern konkurrieren. Aber ich ermuntere hiermit alle Mädels der Welt, einfach ihr Ding zu machen! Denn es sollte meiner Meinung nach mehr Bands mit Frauen am Schlagzeug geben! Oder am Bass…egal, Hauptsache: ran an die Instrumente! Wenn ihr am Instrument selbstbewusst und cool ausseht, dann werden die Typen schon verstehen, dass ihr besser zur Band passt! Denn es geht weiß Gott nicht nur darum, wie man spielt. Genauso wichtig ist es, wie man performt!

Hamburger Energiebündel

K. C.: Bisher hast Du bei „The Pleasures“ gespielt. Wirst du weiterhin mit den Glamrockern auftreten oder ist diese Zeit vorbei?
Disco: Ich spiele auch weiterhin bei den „Pleasures“! Wir arbeiten weiter an unserer Performance und neuen Songs, da wird noch einiges passieren, hoffe ich!

K. C.: Wer ist denn Disco? Stell Dich bitte kurz vor.
Disco: Ich bin in Hamburg geboren und spiele Schlagzeug seit ich acht oder neun Jahre alt bin. Das war meine erste Liebe! Auf vielen Umwegen und nach einigen Bands bin ich dann 2008 bei „The Pleasures“ gelandet, bei denen Chris ja auch als Gitarrist und Sänger aktiv war! Da habe ich endlich mal wieder Musik machen können, die ich richtig geil fand! Wir haben uns auch ziemlich vermisst, seit Chris nicht mehr bei „The Pleasures“ war und von daher freut es mich besonders, jetzt wieder mit ihm in einer Band zu sein. Die Energie auf der Bühne und die Energie von den Fans ist für mich umwerfend, diese Band gibt mir alles, was ich brauche und ich werde hoffentlich lange dabei sein!

Die großen Bühnen erobern

K. C.: Wie bist Du zu dem Namen „Disco“ gekommen?
Disco: Er kommt nicht daher, dass ich so oft in die Disco gehen würde! Der Name kommt durch die bereits erwähnte Glamrockband „The Pleasures“ bei denen ich seit über 3 Jahren dabei bin. Eigentlich war das ein Spruch auf einem T-Shirt, als wir zusammen Bühnenklamotten gesucht haben. „Here Comes Disco Beat“ stand da drauf. „Disco“ ist für einen Drummer ein ziemlich passender Name, fanden wir alle!

K. C.: Deine Wünsche und Pläne für die Zukunft?
Disco: Ich wünsche mir, viele Shows zu spielen und davon leben zu können. Es wäre schon toll, wenn sich die ganze Arbeit irgendwann auch mal finanziell so richtig auszahlt. Aber auch so werde ich weitermachen, weil ich gar nicht anders kann! Ich liebe es, Schlagzeug zu spielen und ich liebe es, professionell zu arbeiten. Beides kriege ich bei „LOTL“. Da in der Band jeder so eine leidenschaftliche Einstellung hat, bin ich mit fast sicher, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Band ihren Teil vom großen Kuchen abbekommen wird!
Die Pläne für die Zukunft sind somit auch klar: Weitermachen, bis wir die ganz großen Bühnen erobert haben, kurz die Aussicht genießen und dann sofort wieder weitermachen!

K. C.: Ein paar Worte zum Schluss?
Disco: Wir sehen uns bei der nächsten Show!

K. C.: Vielen Dank für das Interview!

Lord of the Lost waren nur einem kleinen Kreis ein Begriff, bis sie in diesem Jahr Support für Mono Inc. waren. 2010 erschien das Debütalbum „Fears“, im Frühjahr 2011 bereits „Antagony“, das zweite Album. Derzeit tourt das Sextett durch Deutschland. Sänger und Bandleader Chris Harms hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.


Chris Harms. Quelle: Lord of the Lost

Kyra Cade: Ihr seid gerade auf Tour durch Deutschland. Wie läuft’s?
Chris: Wie erwartet auf einer ersten größeren Headlinertour. Einige Shows sind zum Bersten voll, andere recht leer, zumal einige Venues, die wir spielen einfach noch zu groß sind für uns. Uns ist es lieber, wenn ein kleiner Club auseinanderplatzt, als dass sich die gleiche Menge Leute in einer Halle verliert, die für das vierfache Volumen ausgelegt ist. Wir durchleben also gerade genau einen dieser wichtigen Steps auf der Karriereleiter, wo man täglich mal zwei Stufen erklimmt, um dann auch mal wieder eine herabsteigen zu müssen. Also unterm Strich ist alles so wie es muss und wir sind weit davon entfernt, uns beklagen zu können

K. C.: Nachdem ihr als Support für Mono Inc. deren Viva Hades Tour im Frühjahr begleitet habt, seid ihr schon wieder unterwegs. Kommt da Heimweh auf?
Chris: Heimweh kommt dann auf, wenn man monatelang unterwegs ist. Die Art und Weise wie Mono Inc. und wir touren ist doch eher wie Urlaub. Das heißt nicht, dass es nicht konzentrierte und harte Arbeit ist, aber der zeitliche Rahmen ist überschaubar.

K. C.: Auf YouTube kann man TV of the Lost schauen und bekommt in mittlerweile 18 Episoden skurrile Einblicke in euer Tourleben. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Chris: Nicht WIR kamen auf diese Idee. Mono Inc. machen ja auch ein Tourtagebuch in Videoform, bereits 2007 machte ich das gleiche mit meiner alten Band THE PLEASURES und wenn man mal YouTube durchforstet stellt man fest, dass es tausende Bands gibt, die genau das gleiche machen. Der Rahmen ist aber auch nicht das Interessante, wichtig ist, diesen mit interessantem Inhalt zu füllen. Da wir neben der Bühne nur Unsinn im Kopf haben artet das dann bei uns relativ stark aus.

St.Pauli, 10 Jack/Coke, 4h morgens

K. C.: Was hat es mit „Spiel an meinem Glied“ auf sich?
Chris: Das entstand tatsächlich spontan, die Initialzündung kam von Bo, gegen Ende unserer Live-Generalprobe, das ist auch auf TV Of The Lost zu sehen. Von da an drehte sich Backstage jeden Tag das Thema mindestens einmal um eine neue Version dieses chartfreundlichen Geheim-Hits ;)

K. C.: Können sich die Fans nach der Euro-Dance- oder der Metalcore-Version auf weitere Versionen des Songs freuen?
Chris: Ja, wir nehmen Wünsche in Form von Kommentaren auf unserer Facebookseite entgegen.

K. C.: Any Wayst ist die einzige Frau im Sextett. Leidet sie manchmal unter dem Überschuss an Testosteron oder hat sie euch Männer voll im Griff?
Chris: Weder noch, sie hat sich uns sehr gut angepasst.

K. C.: Wie kamt ihr darauf, Lady Gagas „Bad Romance“ als Metalversion zu covern?
Chris: Mal wieder Bo und ich, St. Pauli, nach 10 Jack/Coke, 4h morgens… Noch Fragen?

Immer wieder unerwartet

K. C.: Nur ein Jahr nach dem Debutalbum „Fears“ erschien im April diesen Jahres „Antagony“. Arbeitet ihr bereits am nächsten Album?
Chris: Ja, wir sind mitten drin, in einem knappen Jahr ist es dann soweit und wird veröffentlicht…

K. C.: Eure Musik wird oft zwischen Gothic und Metal eingeordnet. Zu welchem Genre fühlt ihr euch selbst zugehörig?
Chris: Ganz ohne negativen Unterton, den man aus dem folgenden Satz lesen könnte, muss ich sagen: Es ist uns scheißegal! Szene und Genres interessieren uns nicht, wir machen, was sich für uns gut anfühlt, die Kategorisierung dessen überlassen wir den anderen.

K. C.: Die Songs sind selten einheitlich. Schnelle und rockige Passagen wechseln sich mit langsameren Tempi ab. Macht dies Lord of the Lost aus?
Chris: Ich denke, Lord Of The Lost macht aus, dass wir nicht nach Dogmen oder mit Scheuklappen arbeiten, so wird es immer wieder Unerwartetes in unseren Songs geben. Allerdings ist es uns kein Bedürfnis Musik für Musiker zu machen, dazu sind wir zum einen technisch nicht in der Lage und zum anderen mögen wir dafür gute Popmusik viel zu sehr.

K. C.: Etwas aus der Art schlägt „Reprise: Sober“. Wie findet ein derart getragener Song Platz auf einem Album wie „Antagony“?
Chris: Sag Du es mir… Fällt er Deiner Meinung nach heraus? Ich denke nicht.

K. C.: In Nürnberg wurde „Reprise: Sober“ als gefühlvolle und einzige Zugabe gespielt. Warum ausgerechnet dieser Song?
Chris: Die Gründe dafür sind ganz langweilig und technisch. Bei uns auf der Bühne läuft immer der Computer mit, für die ganzen Geräusche, die man nicht mit echten Instrumenten erzeugen kann. Wenn dann einmal das Projekt geladen ist, dann beinhaltet es auch nur die feste Reihenfolge der Songs, die für das jeweilige Konzert geplant wurden. „Sober“ funktioniert auch einfach nur mit Klavier und Stimme. Es gab dementsprechend nur noch 2 Alternativen, die genauso funktionieren: „Sooner Or Later“ oder unser Rihanna-Cover „Love The Way You Lie“. Wir entschieden uns spontan für „Sober“, aus dem Bauch heraus.


Lord of the Lost. Quelle: Lord of the Lost

K. C.: Ein paar Worte von euch zum lasziven und gelungenen „Sex on Legs“-Clip?
Chris: Voll geil!

K. C.: Welche Band oder Musiker haben euch beeinflusst?
Chris: Zu viele, von ABBA bis Z.

K. C.: Was inspiriert euch?
Chris: Ich habe kreative Geistesblitze in nicht nachvollziehbaren Situationen. Im Auto an der roten Ampel, beim Einschlafen, in der Schlange beim Supermarkt. Ich brauche keine besonderen Umstände, um einen Song zu finden, die Songs finden mich.

K. C.: Zukunftspläne von Lord of the Lost?
Chris: Noch 2 oder 3 größere Supporttouren, gute Sommerfestivals, ein unschlagbares drittes Album. Das ist erstmal halbwegs realistisch.

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
Chris: Ich verlasse die Party meist ohne mich zu verabschieden…

K. C.: Vielen Dank für das spontane Interview!

Alle guten Dinge sind drei

 

 

FragileChild

Nur wenige haben sich in den Hirsch Nürnberg getraut. Vielleicht dreißig Leute stehen verstreut herum und starren auf die Bühne. Dort gibt sich die Lokalband „FragileChild“ gerade die Ehre. „Wir haben unsere Arbeitskleidung vergessen“, sagt der Sänger etwas schüchtern ins Mikro, aber das wäre kaum aufgefallen. Die Songs sind gut, die Gitarre dominiert bei einigen Stücken und zeigt, dass der Gitarrist durchaus was drauf hat. Auch der Sänger gibt alles, wirkt aber verunsichert. Das mag an den technischen Problemen liegen, die „FragileChild“ heute Abend haben. Sänger Dennis gibt sich Mühe, die Stimmung anzuheizen und schafft es wirklich, das Publikum anzusprechen. Teilweise ist etwas viel Elektro in ihrer Musik, was mich stark an „Blutengel“ erinnert. Verwirrend ist die Anzahl der Musiker auf der Bühne, mal sind es drei, dann doch wieder nur der Sänger und Gitarrist Mex. Markus ist wohl sogar für die Bandhomepage noch zu neu, aber omnipräsent auf der Bühne, um Schalter zu bedienen und im Publikum, um Stimmung zu machen. Den Growlgesang bekommen „FragileChild“ sehr gut hin und überspielen damit alle Probleme, die ihre Technik verursacht.

Stoneman

Aus der Schweiz kommend, rocken „Stoneman“ den Hirsch. Mittlerweile haben sich ein paar mehr Leute hierher verirrt. Aus den Lautsprechern ertönt aber zuerst Britney Spears „Oops, I did it again“ und jeder hofft, dass sie es nicht noch einmal tun werden. Die Drums kommen super rüber und die erste Reihe bekommt sie sogar hautnah zu spüren, vibrieren selbst die abgestellten Getränkedosen. Sänger Mikki Chixx hat den Growlgesang im Blut und beweist sein Können. Er ist präsent auf der Bühne und schleudert gerne den Mikroständer herum, so dass man Angst um Bass und Schlagzeug bekommt. Doch die drei Bandkollegen kennen ihn gut genug, um weitestgehend auszuweichen. Sehr gute Riffs bekommt man von Chris Fly zu hören. Die Jungs können was, das steht fest. Ein bisschen erinnert der Gesang an „Eisregen“, jedoch singen „Stoneman“ meist auf Englisch und einen Tick verständlicher. Dann gibt es wieder Passagen, die ebenso von „Rammstein“ sein könnten. Sogar zwei Gogos haben sie mitgebracht – oder vor der Show auf der Straße aufgegabelt, wie Mikki erzählt -, notwendig sind diese jedoch keineswegs. Die ersten Songs klingen ziemlich gleich, doch dann wechselt der Rhythmus und das Publikum kann mitfeiern. Obwohl „Stoneman“ alles geben, fehlt die Stimmung im Hirsch, was wohl an der geringen Besucherzahl liegt. Die Anwesenden jedoch finden das vorletzte Lied „Wer ficken will, muss freundlich sein“ super und singen den einfachen Refrain gerne mit. Rico H, seines Zeichens Drummer der Band, hat anscheinend ein paar Probleme mit seinen Becken, die von einem Techniker korrigiert werden. Bassist Iron Cris hat eine wilde Nacht in der Notaufnahme hinter sich, ihn hatte es bei der gestrigen Aftershowparty in Stuttgart „auf die Fresse gelegt“. Die Schadenfreude der Bandkollegen ist nicht zu übersehen.

Lord of the Lost


v.l.n.r.: Claas Grenayde, Chris „The Lord“ Harms, Sebsta Lindström, Bo Six von Lord of the Lost

Lange genug haben die etwa 70 Anwesenden gewartet, als endlich der Hauptact „Lord of the Lost“ die Bühne betritt. Sänger Chris Harms lässt sich mit viel Nebel und reichlich Geschrei der anwesenden Weiblichkeit begrüßen und legt gleich mit dem gewohnten Begrüßungslied „We are the Lost“ los. Gute Drums von Any Waste, einer hervorragenden Schlagzeugerin, wechseln sich ab mit gekonnten Riffs der Bandkollegen Bo Six und Sebsta Lindström. Keiner steht stur an seinem Platz, sie laufen herum und nehmen die Bühne ein. Chris Harms glänzt mit gutem Gesang, mal schreiend und schrill, mal leiser und in dunkler Stimmlage, außerdem spricht er das Publikum gekonnt an, ist sich für kaum einen Spruch zu schade und verschenkt, wie die anderen Saitenspieler, Plektren am laufenden Band. Sogar die verschwitzten Shirts finden jubelnde Abnehmer – nicht nur weibliche. Nach Songs mit Headbang-Garantie folgen zwei ruhige Stücke, für die der Sänger selbst zur Gitarre greift. Die Ballade bringt er mit viel Gefühl rüber, ohne dabei kitschig zu sein. Mit Applaus honorieren die Anwesenden den Auftritt der Band und lassen sich nicht lange bitten, um rhythmisch mitzuklatschen, „Hey!“ zu schreien oder „Lord of the Lost“ anzufeuern. Wie viel Stimmung so wenig Menschen machen können, wird heute Abend in Nürnberg bewiesen. Da bleibt kein Kopf starr und kein Arm unten. Gitarrensoli werden freudig aufgenommen, Keyboardklänge mischen sich unter harte Drums und schnellen Rhythmus. Das ganze Repertoire wird geboten. Vom alten Album „Fears“ über das Lady Gaga Cover „Bad Romance“ hin zu neuen Stücken der aktuellen Scheibe „Antagony“. Die anderthalb Stunden Spielzeit vergehen viel zu schnell und da 70 Leute die sechs Hamburger partout nicht von der Bühne lassen wollen, kehren Keyboarder Gared Dirge und Bandleader Chris Harms noch einmal zurück. Mit getragener Stimme und nur von Klavierklängen begleitet, wird die einzige und nicht vorhergesehene Zugabe gegeben.
Alles in allem ein gelungener Abend, tolle Auftritte von allen drei Bands – trotz kleiner technischer Mängel.

Lord of the Lost


Setlist Lord of the Lost
Intro
We are the Lost
Do you wanna die without a scar
Undead or alive
Fragmenting Façade
Prison
Antagony
Son of the dawn
Death doesn’t kill you but I do
See you soon
Till death us do part
Prologue
Epiphany
Break your heart
Last words
Dry the Rain
Bad Romance
Sex on Legs

Zugabe
Reprise: Sober

Lady Gaga auf Metal

Die vier Hamburger Musiker von Lord of the Lost heizten mit lautem Metal das Publikum an. Leider ließ sich kaum einer zum Headbangen bewegen, was bei gewohnt schnellem Rhythmus fabelhaft gepasst hätte. Aber trotz der anfänglichen Zurückhaltung der Zuhörer spielten und sangen die Lords mit der Schlagzeuglady wunderschönes Metal und überraschten mit einer ebensolchen Version von Lady Gagas „Bad Romance“. Ohne Dancemusik, dafür mit viel Drums und Bass konnte ich sogar Gefallen an diesem Lied finden. Schade war nur, dass der Sänger für mehrere schmerzhafte Rückkoppler sorgte. Lord of the Lost werden am 27.09.11 wieder im Hirsch in Nürnberg spielen.

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Nach einer unerträglich langen Umbauphase wurde es endlich dunkel und man hörte eine Stimme, die sozusagen das Intro sprach. Mit einer kleinen Explosion fiel die schwarze Leinwand mit dem Mono Inc.-Schriftzug und Sänger Martin Engler sprang aus der Dunkelheit hervor. War der Effekt gelungen, fand der Sound weniger Anklang beim Publikum. Während der ersten Hälfte des Konzerts waren vor allem Gitarre und Bass ein ohrenbetäubendes Dröhnen, untermalt von den rhythmusgebenden Drums, so dass der Gesang weder verständlich war oder man im Allgemeinen von Musik hätte sprechen können. Glücklicherweise wurde dieser Missstand behoben und die zweite Hälfte des Konzerts war erheblich angenehmer.
Mit den Songs des neuen Albums „Viva Hades“ und sorgfältig ausgesuchten ältere Stücken gaben die vier Musiker alles und enttäuschten nicht.

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Doch nicht nur rockige und schnelle Töne wurden angeschlagen. Als die restlichen Mitglieder die Bühne verließen und Martin Engler sich auf einen Stuhl setzte, die Gitarre in der Hand, wurde es still im Saal. Nun wurden ernste Themen angesprochen und so sehr sich die Band gefreut hatte, dass „Viva Hades“ – zu Deutsch „Es lebe die Hölle“, wie Engler erklärte – von 0 auf 50 in die Charts eingestiegen war , so erschütternd war es für sie gewesen, dass in der Woche der Veröffentlichung ein Teil der Welt verrücktgespielt hat. Engler sprach das Erdbeben in Japan und die politische Situation in Libyen und anderen Ländern an. Nachdenklich erklärte er, dass Menschenleben kostbar und kurz sind. „Lebt jeden Tag als wäre es euer letzter Tag!“, forderte der Sänger die Menge auf und stimmte den Song „When all my cards are played“ an.

Fröhlicher war die folgende Erzählung über die neue „Wohngegend“, in Nachbarschaft zu anderen Bands, wie Saltatio Mortis, Unheilig oder Eisbrecher. Dies entpuppte sich als gute Überleitung zu „Voices of doom“, das aber nur angespielt wurde, um danach in die Akkorde von Iggy Popps „Passenger“ überzugehen. Die Fans bekamen nach einigem Hin und Her – und Verständigungsproblemen zwischen dem fränkischen Publikum und der hamburgischen Band – endlich auch das Mitsingen des „Lalala“-Teils hin.
Dann kehrte aber die Band auf die Bühne zurück und begeisterte mit Gitarren- und Schlagzeugsolo und gewohntem Alternativrock.
Nach fast zwei Stunden und mittlerweile Saunafeeling im „Hirsch“, verabschiedeten sich Mono Inc., kehrten jedoch zweimal für Zugaben auf die Bühne zurück und schienen selbst nicht gehen zu wollen.
Der neue und vielleicht noch ungewohnte Erfolg von Mono Inc. ist berechtigt. Das Konzert war trotz Startschwierigkeiten gut und Mono Inc. sowie Franken freuen sich auf das Schloßhof-Festival im August und das nächste Konzert im Herbst in Nürnberg.