Beiträge

Große Sprünge!

Julius Birdwell, seines Zeichens passionierter Juwelier und stolzer Flohzirkusdirektor, ist in ein ziemliches Schlamassel geraten: Nach einem Sturz in einen Kanal wird er von einer Nixe gerettet, allerdings nur gegen das Versprechen, ihre Schwester zu retten. Wie und wovor weiß er allerdings nicht, kommt aber nach einer Weile auf die Spur des mysteriösen Prof. Fawkes, der eine Art Zauber-Show betreibt. Mit Hilfe der ebenso mysteriösen Elisabeth, des konzentrationsschwachen Privatdetektivs Green und seiner Flohtruppe unter der Leitung von Albinofloh Lazarus Dunkelsprung macht er sich also auf, die Nixe zu befreien.

Ein Steampunk-Märchen

Vor langer Zeit öffnete sich in Bath ein Portal, und die Feen kamen in die Welt. Mit ihnen kamen Angst und Schrecken, doch die englische Armee besiegte die Eindringlinge in einem blutigen Krieg und unterwarf das Feenvolk. Nun sind die magischen Kreaturen in die Gesellschaft integriert, und im Zeitalter der Industrialisierung strebt England neuer Größe entgegen. Doch Mischlingskinder – „Seltsame“, wie die Feen sie nennen – wie Bartholomew und seine Schwester Hettie werden gehasst und müssen sich vor der Welt verstecken. Als neun Seltsame entführt und ermordet werden und auf Bartholomews Haut die Zahl 10 erscheint, muss er all seinen Mut zusammennehmen, um sich und seine Schwester zu beschützen. Doch nicht nur für ihn verändert sich schlagartig alles – auch der zurückhaltende Politiker Arthur Jelliby erfährt Dinge, die ihn zum Handeln zwingen.

Zurück in den Wald

Nach den Ereignissen in der Undurchdringlichen Wildnis (die in Band I, Wildwood beschrieben wurden) geht das Leben für Prue und Curtis weiter. Curtis wird von den Wildwaldräubern zu einem der ihren ausgebildet und genießt sein Leben im Wald. Prue hingegen ist zurück im Alltag. Mit ihren Eltern kann sie kaum über ihre Erlebnisse reden, in der Schule ist sie unkonzentriert, und seit einer Weile hört sie Pflanzen sprechen. Sie glaubt fast nicht mehr daran, den Wald oder Curtis jemals wiederzusehen – doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Curtis holt sie zurück in die Wildnis, beide müssen vor Attentätern fliehen, die es auf ihre Leben abgesehen haben, und die Revolution im Südwald hat keineswegs zu geordneten Verhältnissen geführt. Eine kryptische Prophezeiung führt die beiden Freunde tiefer und tiefer in den Wald, sogar darunter, wo ungeahnte Überraschungen warten. Weiterlesen

Die Geschichte vom gothen Mädchen
und dem Bösen Wolf

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Die 17-jährige Vesper Gold hat es nicht leicht, glaubt sie zumindest. Nach der Scheidung ihrer Eltern soll sie nun bei ihrer Mutter leben, musste von Berlin nach Hamburg ziehen, spricht ihren Vater kaum. Die Mutter – eine weltweit gefeierte Pianistin – ist ständig unterwegs und hat keine Zeit für ihre Tochter, in die Schicki-Micki-Schule für verwöhnte Sprösslinge reicher Eltern passt Vesper, die am liebsten Schwarz trägt, natürlich auch nicht so recht hinein. Ihre einzige Freundin ist Ida,

Ein Märchen über große Liebe und großen Verlust, eingebettet in das Jahr 2010, das ist „Grimm“. Anfangs hatte ich aufgrund des Settings a la 17-Jährige bekämpft die dunklen Mächte die Befürchtung, es könne in ein Kinderbuch abrutschen, wurde allerdings eines Besseren belehrt. Die Geschichte bleibt bis zur letzten Seite fesselnd und voller unerwarteter Wendungen, ich wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Marzi versteht es ausgezeichnet, den Leser zu fesseln und immer nur mit gerade so viel Spannung zu füttern, dass er den Bogen nie überspannt. Wo nun eigentlich „Gut“ und „Böse“ liegen, scheint niemand so genau zu wissen…eine alleinerziehende Mutter. Kurzum: Vesper ist ein verlorener Teenager, der sich in eine andere Welt wünscht.
Als sie von einem merkwürdigen Fremden verfolgt wird, ihr Vater unter mysteriösen Umständen stirbt und Vesper schließlich auch feststellen muss, dass ihre Mutter nicht mehr sie selbst ist, beginnt sie, sich ihr langweiliges Leben zurück zu wünschen, doch all dies ist nur der Anfang. Weltweit schlafen Kinder plötzlich ein und sind nicht mehr wachzubekommen. Wölfe streifen durch die Straßen, und scheinen es auf sie abgesehen zu haben. Und wer ist dieser komische junge Mann, den sie im Museum trifft? Die beiden verbindet mehr, als Vesper im ersten Moment gedacht hätte…

Sprachlich befinden wir uns auf einer geradezu märchenhaften Ebene. „Grimm“ liest sich durchweg wie ein modernes Märchen, wunderbar malerische Vergleiche und geradezu poetische Beschreibungen erleichtern es dem Leser, in diese Welt einzutauchen. Der Schreibstil ist zum Teil etwas assoziativ, oft werden Gedanken von Vesper wiederholt und verändert, um Situationen zu unterstreichen. Die Charaktere werden mit viel Liebe zum Detail beschrieben, und ein echtes Schmankerl für Freunde des britischen Fernsehens ist auch dabei: Leander ist der elften Inkarnation des „Doctors“ aus dem BBC Klassiker „Doctor Who“ nachempfunden. Vom Tweedanzug über die Fliege bis hin zu „GERONIMO!!“ passt alles perfekt, was mich mehr als einmal zum Schmunzeln brachte.
Erwähnenswert ist auch, dass Marzi regelmäßig diverse Lieder einflicht, die Vesper in Stresssituationen auf ihrem iPod hört, um sich zu beruhigen. Durch Titel und Texte, die wir alle kennen, fühlt man sich Vesper näher und kann sich so viel besser in ihre Gefühlswelt hineindenken, als in anderen Geschichten möglich wäre. Außerdem rückt die moderne Popmusik das Geschehen näher in die Wirklichkeit, die Welt scheint realer zu werden und man fühlt sich selbst in die Rolle des ganz normalen Mädchens versetzt, das erkennen muss, dass seine Welt nur eine Geschichte war.
„Grimm“ ist ausführlich recherchiert worden, allein die stets logisch eingebundenen Märchenfiguren und der Hintergrund, weshalb sie einst aus der Welt verschwanden, zeigt große Liebe zum Detail und eine sehr flexible Fantasie. Man findet beim genauen Hinsehen etliche Anspielungen, wie den erwähnten Doctor Leander oder ein kleines Zitat aus Shakespeares „Hamlet“. Das alles gestaltet die Geschichte enorm organisch und lebendig, als würde der böse Wolf jeden Moment aus dem Buch springen.
Zusammengefasst also ein irrer Lesespaß für Fans von Terry Pratchett, Neil Gaiman und Märchenbüchern, den man so schnell nicht vergessen wird. Christoph Marzi ist für mich die Entdeckung des Jahres, und ich werde hoffentlich seine anderen Werke verschlingen, so wie ich „Grimm“ verschlungen habe. Disney für Erwachsene!

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Christoph Marzi – Grimm
Heyne fliegt, Gebunden, 2010
556 Seiten
17,99€
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Christoph Marzi