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Auf zehn Absinths mit Dorian

Hohe Erwartungen sind bekanntlich was sehr Fieses für die, die sie erfüllen sollen. Und wann wären die Erwartungen ähnlich hoch wie beim zweiten Album einer Band, die ein paar Jahre zuvor mit einem perfekten Debüt aufgeschlagen ist? Nairod Yarg haben mich mit ihrem 2019 erschienenen selbstbetitelten Erstling schwer begeistert: Eine grandios eigenständige Melange aus Post Punk, Cold Wave und Noise Rock mit leicht psychedelischen Elementen und einfallsreich gesetzten elektronischen Details, ebenso mitreißend und tanzbar wie wunderbar weird und abwechslungsreich. Ende September brachten Sébastien Ficagna und Rudy Centi nun den Nachfolger ans Licht der Welt. Ten days with Dorian Wilde: Der Titel verrät es schon, wir befinden uns noch im selben Band-Universum, einer gaslampenschummrigen Welt, deren Achse irgendwo zwischen den Ästhetiken und Werken Oscar Wildes, Fin de Siècle, Dekadenz und Film noir verläuft. Weiterlesen

Elvis de Sade – „Ecstasy Blues“

Die Münchner Band Elvis de Sade hat uns schon mit ihrer ersten EP Angelus novus begeistert. Ende letzten Jahres haben sie ihr lang erwartetes Debüt-Album World for us  bei Young & Cold Records veröffentlicht. Zum Song „Ecstasy Blues“ hat die Band kürzlich ein wunderbares Video geteilt. Dunkle, nur dezent beleuchtete, verschwommene und gedämpfte Bilder fangen die Atmosphäre einer pulsierenden Großstadt ein und werden von einem gitarrenbetonten Sound & schimmernden Texturen begleitet. 

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Auf einen Waldspaziergang mit Nairod Yarg –  „Trophy“

Heh, die haben ja gar keine gelb leuchtenden Augen! Vor etwas mehr als einem Jahr kamen Nairod Yarg gefühlt aus dem Nichts (tatsächlich aus Frankreich) mit einem mehr als außergewöhnlichen Debüt-Album ums Eck und machten ein ohnehin sehr gutes Musikjahr damit noch besser – fand Barbosa (hier zur Rezension), fanden andere auch. Da hätte man nun gehofft, sie bald einmal auch in echt auf der Bühne sehen und hören zu können, aber dann, naja, konnten wir halt alle nur noch spazieren gehen.
Nairod Yarg nutzten die Gelegenheit offenbar, um dabei ein Video zu „Trophy“ zu drehen, einem der elf Highlights ihres Debüts. Souverän und düsterkühl geschichtet, wie die Musik eben auch.

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Das Spiegelbild des Dorian Gray

pochette-nairod-yarg-hdWir rezensieren Nairod Yarg, Google Translate und ich. „Aufgabe oh so schwer!“, sagt es beim Übersetzen der französischen Homepage. Pah, sag ich, ganz einfach: Ihre Einflüsse nennen sie ja freundlicherweise gleich auf ihrer Homepage, und wer sich vorstellen kann, wie Oscar Wilde, Banksy, David Lynch und Virginie Despentes unter einem musikalischen Hut klingen, kann sich bestimmt auch vorstellen, was Nairod Yarg machen. Das Label, das die Band ihrer eigenen Musik gibt, ist schlicht „cold-loud“, und wer bin ich, das besser wissen zu wollen? Ansonsten: Die sind sehr, sehr gut. Fertig!

Extended version: Nairod Yarg sind Sébastien Ficagna und Rudy Centi aus Villefranche-sur-Saône (nahe Lyon), Frankreich. Sie kannten sich bereits von dem früheren Bandprojekt Plastic People, und als sie sich im Sommer 2018 beide ohne Band wiederfanden, forderten sie sich selbst und gegenseitig heraus: zehn Songs in zwei Monaten und einen Monat drauf den ersten Gig! Offenbar übererfüllten sie diese Vorgabe, denn auf ihrem selbstbetitelten Erstling finden sich bei einer Lauflänge von gut 34 Minuten sogar elf Songs. Wenn es denn eine Genre-Zuordnung geben muss, wäre Postpunk mit starkem Wave-Einfluss (der Bass! und der Drumcomputer!) und Noise-Rock-/Metal-Elementen (die Gitarre!) vermutlich nicht falsch – und käme doch nicht wirklich an das heran, was auf dieser Platte alles passiert.

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