Beiträge

Ménage à trois

Varsovie-pressionBereits 2005 wurde Varsovie im französischen Grenoble von Arnault Destal und Grégory Cathérina gegründet, Sänger und Gitarrist der Band, während Arnault sich für Texte und Schlagzeug verantwortlich zeigt. Dennoch ist bereits letztes Jahr erst ihr fünftes Album Pression à froid bei Icy Cold Records erschienen. Gut Ding will eben manchmal Weile haben.
Weiterlesen

Alles, nur kein Pop

Vlimmer_MenschenleereVlimmer ist das musikalische Projekt von Alexander Leonard Donat, der darüber hinaus in Berlin auch das DIY-Label Blackjack Illuminist Records betreibt. Trotz einer beeindruckenden Serie von achtzehn thematisch zusammenhängenden EPs und dem Debütalbum Nebenkörper ist Vlimmer Neuland für mich, das ich nun mit Menschenleere entdecken möchte. Mittlerweile ist zwar längst auch das dritte Album Zerschöpfung erschienen, aber das muss nun erst noch einmal warten. Weiterlesen

„Das war richtig geil!“

Eigentlich hätten die Stockholmer A Projection bereits im Februar auf der Bühne stehen sollen, doch wegen Krankheit musste die Tour mit Golden Apes leider gecancelt werden. Nun gibt es einen neuen Anlauf, bei dem die Band ROSI den Abend eröffnen wird. Ich muss zugeben, mein erster Gedanke war in etwa „Hat die nicht ein Telefon?“, aber davon wollen wir uns mal nicht ablenken lassen. Außerdem werden A Projection schon wissen, mit wem sie auf Tour gehen. Es kann also nur gut werden. Weiterlesen

„Ihr benehmt euch gar nicht so österlich!“

20230503_180337München, Ostersonntag. Viel Zeit haben wir nicht, uns von einem fantastischen ersten Tag Dark Easter Metal Meeting zu erholen, denn pünktlich um 14.30 Uhr starten wir in die zweite Runde – und die hat es in sich: Sechzehn Bands stehen auf der Running Order, viele davon heiß erwartet. Bei deutlich besserem und vor allem wärmerem Wetter finden wir uns also erneut im Münchner Backstage ein, um uns einen Tag voll musikalischer Highlights zu gönnen. Die körperliche Zerstörung hält sich bei uns in Grenzen, bei vielen anderen Festivalteilnehmer*innen wohl nicht so, denn die Meute am Einlass ist heute um einiges kleiner als gestern. Aber das wird sicher noch. Weiterlesen

Ground control to Milan Tom

Das bereits 1980 gegründete Künstlerkollektiv Laibach muss ich wohl nicht wirklich vorstellen, daher nur kurz: Sie sind ein Teil der Bewegung Neue Slowenische Kunst (NSK), die 1984 ins Leben gerufen worden ist. Ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem langen Schaffen ist die Ästhetik und Symbolik, Sprachgebrauch und die Musik totalitärer Systeme. Laibach sind ein ewiges Mahnmal daran, dass faschistische Elemente noch immer in der Gesellschaft vorhanden sind und leider wieder überall auf der Welt aufleben.
2019 haben sie die Musik für die finnische Nazi-Persiflage Iron Sky: The coming race beigesteuert. Das Stück „Love is Still Alive“ haben sie auf einer EP gleich achtmal bearbeitet, die nun live präsentiert wird. Weiterlesen

Ein schwarzes Duracell-Häschen

FINAL_DIGITAL_COVER_TMC_RDThe Midnight Computers ist ein französisches Trio aus Lyon, auf das manch eine*r vielleicht schon durch die Zusammenarbeit mit Venim Carnim aufmerksam geworden ist. Die Band besteht aktuell aus Sänger Jonathan Cast, der gleichzeitig die Synthesizer bedient, Bassist Théo Chapuis und Alex, der die Drums programmiert. Gemeinsam haben sie das Spektrum von Cold Wave bis Post Punk erkundet, und das Resultat ist das zweite Album Romantic desaster, das bei Manic Depression Records erschienen ist. Weiterlesen

De-Industrial

Zwei Wörter, die ich mit Sylvgheist Maëlström (noch) mehr als mit anderen Industrial- und Rhythm&Noise-Acts verbinde, sind „Dystopie“ und „Räumlichkeit“. Die vorherigen zwei Alben Norillag und Pripyat stellten mir postapokalyptische Landschaften in den Kopf, in denen unter einem leeren Himmel, vor einem ausgeräumten Horizont, unendlich weit weg, jeder verrostete Zahn des liegengebliebenen Schaufelbaggers einzeln zu klingen beginnt. Wie wird sich dann erst das neue Album anhören, nach und während all der Desaster dieser letzten paar Jahre? Schnell noch mal über das wie immer wunderbare Cover-Design aus dem Hause Hands gefreut und losgehört. Weiterlesen

Zwischen Dissonanz und hyperaktiven Duracell-Häschen

A_Place_to_Bury_Strangers_See_Through_YouDie „lauteste Band New Yorks“ hatte ich euch schon letztes Jahr mit der EP Hologram vorgestellt (Link), nun hat A Place To Bury Strangers, die Band um Gründer, Sänger und Gitarrist Oliver Ackermann, ihr sechstes Album See through you auf dem eigenen Label Dedstrange herausgebracht. Die weiteren Mitstreiter sind Drummerin Sandra Fedowitz und Bassist John Fedowitz von der Band Ceremony East Coast, der auch schon mit Ackermann zusammen bei Skywave gespielt hat. Das Probehören muss aus technischen Gründen leider ohne Röntgenbrille erfolgen. Weiterlesen

Amazing Grave²

Das Duo Amazing Grave ist in Los Angeles und Vancouver beheimatet und besteht aus Kevvy Maher, auch Sänger bei Fake Shark, und Eric Breitenbach, der auch noch Drums bei Limblifter spielt. „Dog chained to dog” ist ihre erste Single, die nun bei Eric’s Cool Records erschienen ist. Zitat aus dem Pressetext: „The two-piece describe themselves as heavy metal with the goal of not being heavy in the traditional metal sense. The duo says they would rather be “heavy in groove, beats, screams and sarcasm.“
Das hat mich neugierig gemacht, und das Resultat ist eine schräge und experimentelle Mischung aus Noise, Trance und Metal. Bei mir weckt es auch ein wenig Erinnerungen an Nine Inch Nails, also einfach mal reinhören.

https://www.facebook.com/amazegrave/
https://www.instagram.com/_amazing_grave_/

Weiterlesen

„… diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet“

Aktualisierungen. Texte von Ingeborg Bachmann – kennt man, wenn, dann wahrscheinlich aus der Schule. Das heißt meistens, man kennt sie eigentlich nicht, nicht wirklich oder nicht mehr, diese auf ihre Art radikale Autorin, die sich durch den bräsigen, durch und durch männerdominierten Literaturbetrieb der 50er und 60er Jahre erfolgreich hindurchschrieb und diese Zeit trotzdem nicht lange überleben sollte. Jetzt sind Plätze, Straßen, Literaturpreise und -veranstaltungen nach ihr benannt. Ich selber kenne nur wenige ihrer Texte, und als ich mich dazu mal unter literaturbegeisterten Freund*innen umhörte, bekam ich mehrfach die Antwort: Habe ich früher viel gelesen, fand ich toll, aber ist mir inzwischen zu …
Inzwischen zu. Nicht einfach, sich dem sprachlichen und emotionalen Ausdruck einer anderen Zeit so zu nähern, dass er wieder zugänglich wird, oder hörbar zu machen, wie relevant und lebendig ein kanonisierter Text von „damals“ immer noch und wieder sein kann. Genau dieser Aufgabe haben sich Laut Fragen verschrieben: Hörenswerte, drängende Texte, die unter der Last von Zeit, alten Lesegewohnheiten und Deutungsschichten zu verschwinden drohen, ins Hier und Jetzt zu bringen, dem Inhalt und der Intention verpflichtet, aber völlig frei in der Form – und gerne auch tanzbar.

Auf ihrem äußerst bemerkenswerten Album Facetten des Widerstandes (2020, hier entlang zum Review) hat das Wiener Elektro(post)punk-Duo Texte aus dem antifaschistischen Widerstand musikalisch neu hörbar gemacht. Und nun also Ingeborg Bachmann: Ursprünglich für eine Performance bei der „Langen Ingeborg-Bachmann-Nacht“ im Theaterhaus Jena im Januar 2019 vertonten Maren Rahmann und Didi Disko vier Texte der österreichischen Schriftstellerin, und das Ergebnis ist Mitte Juni unter dem Titel Meine Schreie als EP erschienen. Weiterlesen