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Wer sagt, dass ein anderes Leben besser ist?

Polly ist Anfang dreißig, hat ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften und ist als Single unglücklich. Simon befindet sich in der Midlife-Crisis, unterhält ein viel zu teures Haus, kämpft jeden Tag mit seinen pubertierenden Kindern, einer nervigen Schwiegermutter, Maulwürfen, die unschöne Häufchen im Garten hinterlassen, und einer Katze, die ihn nachts zu ersticken versucht. Als den beiden völlig unabhängig voneinander die Chance auf ihr vermeintliches Traumleben in Aussicht gestellt wird, zögern sie nicht. Polly entscheidet sich für eine Luxusvilla und Day Spas – und Simon mausert sich vom Autohändler zum Chef der Firma. Doch wer sagt, dass ein anderes Leben besser ist – und nicht nur andere Probleme bereit hält? Weiterlesen

Kommissar Pascha ermittelt wieder

Seit 2013 verfolgt unsere Redaktion die Arbeit des Münchner Sonderdezernats Migra unter der Leitung von Zeki Demirbilek (auch Kommissar Pascha genannt). Seit dieser Zeit wurde er von seinen Mitarbeiterinnen Jale und Isabel unterstützt. Das wachsende kollegiale Verhältnis mit Pius Leipold, der zeitweise der Migra angehörte und mittlerweile ein eigenes Team unter sich hat, konnten wir ebenso miterleben. Der neueste Krimi aus der Feder von Su Turhan, Getürkt, bringt aber auch Neuigkeiten mit sich: Es gibt einen neuen Kollegen, der Jale während ihres Mutterschutzes vertritt, Zekis Frau Selma ist nach München zurückgekehrt, der bekennende Schweinebraten-Liebhaber ist ein Opa aus Leidenschaft und so manches private Erlebnis mehr. Aber so ein Krimi braucht natürlich auch einen Mord. Den liefert dieses Mal Kommissar Paschas Heimatstadt Istanbul: Eine jungen türkische Frau, die vor kurzem noch in München in einer Zahnarztpraxis gearbeitet hat, wurde bestialisch umgebracht. Der Istanbuler Kollege bittet seinen Freund Zeki und dessen Team um Unterstützung bei der Aufklärung des Falles. Der Migra-Chef arbeitet allerdings auch noch an einem weiteren Fall: In München soll ein Attentat auf einen türkischen Politiker verübt werden, der Verfassungsschutz bittet ihn um Mithilfe. Es gibt viel zu tun für die Migra, und Zeki muss taktieren, nicht nur im Berufsleben. Weiterlesen

Gedächtnisverschwund und große Leistungen

 

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Seit Findet Nemo sind 13 Jahre vergangen. Findet Dorie knüpft nahtlos daran an, nur ein Jahr ist in der Unterwasserwelt vergangen. Seit Marlin seinen kleinen Nemo mit Hilfe der Paletten-Doktorfisch-Dame Dorie wiedergefunden hat, lebt diese mit ihnen an der Küste Kaliforniens. Jeder kennt und liebt sie, auch wenn es manchmal doch ein wenig nervig ist, dass sie alles immer gleich wieder vergisst. Wenn die Flunder sie beim Kinderfisch-Krippen-Ausflug als Begleitperson mitnimmt, ist sowieso allen klar, dass man im Prinzip auf Dorie mehr aufpassen muss als auf die Kleinen. Denn Dorie leidet nach eigenen Angaben unter „Gedächtnisverschwund“.

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Melancholie und Hoffnung nach dem Untergang der Zivilisation

 

das-licht-der-letzten-tageSchauplatz des Auftakts dieser düsteren und doch feinsinnigen Geschichte ist ein Theater in Toronto, das Shakespeares König Lear aufführt. Der bekannte Hauptdarsteller bricht zusammen und kurz darauf eine ganze Welt, die sich einer Grippe-Pandemie ergeben muss. Der Ersthelfer sowie andere Beteiligte, die auch im Theater anwesend waren, treten in der Folge immer wieder in Erscheinung, genauso wie ihre Angehörigen und Freunde. Bei der fahrenden Symphonie, die in den postapokalyptischen Orten Musik bzw. Schauspiel vorführt, gibt es zudem unterschiedliche Lebensgeschichten und Erinnerungen zu erzählen. Das Fortleben aller wird bestimmt von den Bemühungen zu überleben, das Sterben ringsum mit anzusehen, zu vergessen und sich zu erinnern. Und das bis zum großen Finale … Weiterlesen

Man sieht sich immer zwei Mal im Leben

 

Kathy hat alles. Einen Mann, der sie über alles liebt, und einen kleinen Sohn, Billy, den sie vor kurzem geboren hat. Nun stellt sie sich csm_produkt-9492_8f486476cewieder ihrer Karriere, bei dem Magazin, an dem sie vor ihrer Schwangerschaft mitgearbeitet hat. Sie wurde zur Chefredakteurin befördert. Der Job ist zwar anstrengend, aber trotzdem macht er ihr Spaß. Doch da ist Heja, die kühle, distanzierte Finnin, die neu im Redaktionsteam ist. Sie drängt sich Stück für Stück in das Leben von Kathys Familie – doch was ist ihr eigentliches Ziel?

Jane Lythell arbeitete als TV-Produzentin und Chefredakteurin, dann übernahm sie die stellvertretende Leitung beim British Film Institute. Doch nun ist sie ausschließlich Autorin und Denn du gehörst mir ist ihr Debütroman. Weiterlesen


Der neue Spitzel des Lehrerzimmers

 

Bastian Bielendorfer ist für das schulische Leben gezeichnet: Er ist der Sohn einer Grundschullehrerin und eines Gymnasiallehrers und hat das zweifelhafte Vergnügen, seine 13 Schuljahre als Lehrerkind zu absolvieren – an den Schulen der Eltern. Damit hat er von Beginn an ein Kainsmal auf der Stirn, das sagt: Schlagt mich, quält mich, lasst euren Frust gegen meine Eltern an mir aus. Nicht nur das, denn Papa und Mama sind nicht nur Berufsdidakten, sondern auch zu Hause mit Fleisch und Blut Steißtrommler, was der arme Bastian ertragen muss.

Der Autor schreibt über seine Kindheit und Jugend. Mit viel Sarkasmus gelingt es ihm, die Schwächen und Marotten seiner Eltern für den Leser darzustellen, als wäre er dabei gewesen. Bielendorfer, Jahrgang 1984, hatte es nicht leicht, so schreibt er zumindest, und Mitleid bekommt man allemal. Sein Vater ist ein geborener Scherzkeks, der den Sohn zum Bravsein bringt, indem er von einem armen, gefangenen Markus erzählt, der aufgrund seines Ungehorsams für immer in ein Gefängnis eingesperrt wurde und nichts zu Essen bekommt. Als Bastian mit einer selbstgebastelten Schultüte sein Schulleben beginnt, zerreißt diese auf dem Schulhof und er ist der Loser der Nation. Ein halbes Jahr später steht er in Pumucklunterhose vor der Bildungseinrichtung, aus Solidarität mit den Kindern in Afrika. Dass alle anderen Kinder vollbekleidet zum Unterricht erscheinen, fällt dem kleinen Bastian zu spät auf.
Auch der vermeintliche Urlaub in Russland entpuppt sich als mittlere Katastrophe. Dafür hat der mittlerweile pubertäre Sohn endlich einmal die Chance, sich an seinem pseudowitzigen Vater zu rächen, in dem er „Moskau“ von Dschingis Khan umdichtet.
Das Buch ist sarkastisch, ernst und mit netten Beschreibungen bestimmter Lehrertypen gespickt. 24 Jahre aus dem Leben des Autors werden erzählt und bringen einen oft zum Lachen. Schade ist nur, dass Bielendorfer irgendwann auch sein Abitur erlangt und das Buch trotzdem weiterführt. Man liest noch über den Zivildienst und das Studium, was aber sehr langweilige Sequenzen werden, im Vergleich zum Vorherigen.
Dennoch lohnt sich die Biographie, die nahezu kein Klischee auslässt und wird zum amüsanten Zeitvertreib. Ob einem der Autor leidtut, muss jeder für sich entscheiden. Eines jedoch steht fest: Leicht hatte Bastian es nicht.

„Eins! Ich habe eine Eins!“ […]
„Aha.“ […]
„Gut, na ja, aber du kannst ja nichts dafür, das sind die Gene.“
[Lehrerkind, S. 9f.]

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Bastian Bielendorfer – Lehrerkind. Lebenslänglich Pausenhof
Piper Verlag 2011.
304 Seiten
9,99 € Taschenbuch
Piper Verlag
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