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©Eisbrecher FB

München – Es zählt unter Musikern zu den unbestrittenen Königsdisziplinen, aus Hits vergangener Tage neue, eigene Versionen zu erschaffen. Mit ihrem neuen Album Schicksalsmelodien perfektionieren Eisbrecher den Spagat aus geschichtsträchtigen Vorlagen und eigenen Trademarks und überbrücken gleichzeitig die Zeit bis zum nächsten regulären Studioalbum, das für Frühjahr 2021 angekündigt ist. „Der Startschuss für Schicksalsmelodien war die Anfrage von Powerwolf, den Song ‘Stossgebet’ neu aufzulegen“, erklärt Gitarrist, Keyboarder/Programmer Noel Pix. „Wir hatten auf unseren vorherigen Alben immer wieder mal einen Coversong, insofern ist uns diese Kunstform nicht fremd.“ Sänger Alex Wesselsky fügt hinzu: „Anschließend haben wir einfach weitergemacht, weil wir es spannend und herausfordernd fanden, Lieder, die anderen Köpfen und Seelen entsprungen sind, in den Eisbrecher-Sound zu übersetzen. Und plötzlich schraubten wir an zwei Veröffentlichungen parallel, an Schicksalsmelodien und an Studioalbum Nummer acht. Zum Glück sind wir verrückt!“ Die große Anhängerschaft der Band darf sich also auf einen Doppelschlag freuen, der am 23. Oktober 2020 mit Schicksalsmelodien beginnt. Der Vorverkauf ist gestartet. Vorbestellen: https://eisbrecher.lnk.to/Schicksalsmelodien

Die Single “Skandal im Sperrbezirk“ ist überall als Stream / Download erhältlich unter: https://eisbrecher.lnk.to/Skandal Weiterlesen

Ein eiskalter Cocktail

Eisbrecher_Ewiges_Eis_Cover„Am Anfang war das Eis! Als wir erkannten, dass es weit und breit um uns herum die Musik nicht gab, die wir im Jetzt und Hier hören wollten, beschlossen wir, sie selbst zu machen.“ Aus diesem Eisbrecher-Credo wurden 15 gemeinsame Jahre, neun Alben (zwei davon vergoldet), dazu stimmungsgeladene Konzerte und sogar ein eigenes Festival. Die Gründungsmitglieder Noel Pix und Alexander Wesselsky stellten einen Querschnitt ihres Schaffens mit einigen Neuauflagen und Remixen zusammen, die auf zwei CDs als Ewiges Eis herauskamen. Weiterlesen

Der Anfang vom Ende

 

Richard Wagner: Das Rheingold
Bayerische Staatsoper München

 

Was für ein Unterfangen! Das Vorhaben der Bayerischen Staatsoper, innerhalb nur einer Spielzeit den gesamten Ring des Nibelungen, Richard Wagners opus magnum, auf die Bühne zu bringen, hat in dieser Form wohl noch kein anderes Haus gewagt. Normalerweise verteilen sich die Produktionen von Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung auf drei bis vier Jahre; hier in München gab es das Opernkleeblatt nun also ein Jahr vor Wagners 200stem Geburtstag innerhalb nur einer Saison, inszeniert von Andreas Kriegenburg zusammen mit Harald B. Thor (Bühne) und Andrea Schraad (Kostüme), die an der Staatsoper vor wenigen Jahren bereits eine beeindruckende Aufführung von Alban Bergs Wozzeck erarbeitet hatten.

Im Rahmen der momentan stattfindenden Opernfestspiele steht der Ring nun zweimal in einem Zeitraum von jeweils sechs Tagen auf dem Spielplan; den Auftakt zur zweiten Runde machte gestern der Vorabend Das Rheingold, heute gefolgt von Die Walküre, dem Siegfried am Freitag und der Götterdämmerung am Sonntag, die übrigens im Rahmen von „Oper für alle“ auch kostenlos auf einer Großbildleinwand auf dem Max-Joseph-Platz zu sehen sein wird.

Im Vorfeld hatte Kriegenburg zu seinem Inszenierungskonzept gesagt, er wolle nicht mit der x-ten Neuinterpretation oder opulenten Effekten aufwarten, sondern sich auf die Erzählung der Geschichte konzentrieren und diese mit Bildern versehen, die man so vielleicht noch nicht gesehen hat.

Zumindest zu Beginn wird diese Ansage voll eingelöst. Beim Betreten des Zuschauerraums fällt der Blick sofort auf den von Harald B. Thor geschaffenen riesigen, hellen Bühnenraum (ein Einheitsbühnenbild, das sich gleichwohl im Laufe der Aufführung durch verschieb- und kippbare Boden- und Deckenelemente als vielseitig veränderbar erweist), in dem sich in Picknickatmosphäre allerlei jugendliches Volk in weißer Sommerkleidung tummelt. Auf einmal beginnen diese Statisten sich bis auf die hautfarbene Unterwäsche auszuziehen, sich mit blauer Farbe zu beschmieren und im vorderen Bühnenbereich auf den Boden zu legen. Wenn sie dann mit dem Einsetzen der Klänge des Es-Dur-Vorspiels und während der gesamten ersten Szene Oberkörper, Arme und Beine auf- und abbewegen, ist das in der Tat eine faszinierende Bildfindung für die Darstellung des wogenden Rheins.

Auch später wird die Statisterie noch zu sehen sein, zum Beispiel als die Burg Walhall symbolisierende zinnenbewehrte Mauer – gewöhnliche Menschen (die ja im Ring ansonsten kaum vorkommen) als Bühnenbilder: eine interessante Idee, und es wird spannend sein zu sehen, wie diese in den noch folgenden Teilen fortgeführt werden wird.

Darüber hinaus gelingen noch weitere bestechende Bilder, etwa die auf gewaltigen Blöcken aus toten Körpern stehenden Riesen oder Alberichs Nibelheim-Bergwerk: ein düsteres Szenario aus Gewalt, Feuer und Tod, fast schon in einer Art Rammstein-Videoästhetik.

Kriegenburg interessiert sich erfreulicherweise wenig für den mythologischen Unterbau des Stoffes. Seine Figuren sind im zeitlichen Nirgendwo verortet, am ehesten noch im Hier und Jetzt, wozu auch die neutralen Kostüme von Andrea Schraad beitragen. Deren Charakterzeichnung bleibt zwar im Wesentlichen eher konventionell, verlangt den Sängern aber dennoch auch große schauspielerische Fähigkeiten ab.

Wotan (solide: Johan Reuter) ist zu Beginn ein mehr als selbstbewusster Chefgott, der entgegen mahnender Worte vor allem seiner Gattin Fricka (Sophie Koch, teilweise merkwürdig unsauber in den Tiefen) alles im Griff zu haben glaubt. So einer kann den Riesen (Thorsten Grümbel und Phillip Ens) auch schon mal die Göttin Freia (Aga Mikolaj) als Lohn für die Fertigstellung der Burg Walhall versprechen, die nach ihrer Befreiung aus der Geiselhaft Fasolts und Fafners als gebrochene Frau zurückbleibt. Am Ende ist von dieser Selbstgerechtigkeit jedoch nicht mehr viel übrig; der Verlust des Rings als Lösegeld für Freia hat die Katastrophe und den Anfang vom Ende in Gang gesetzt. Dessen ist sich Wotan bewusst, da gerät schließlich auch der Einzug in die neu geschaffene Götterburg wenig glorios.

Stimmlich und darstellerisch der Star des Abends und zu Recht mit stürmischem Beifall und Bravos bedacht ist Wolfgang Kochs Alberich. Wie dieser sich vom allseits abgelehnten Proleten nach dem Raub des Rheingolds und dem Schmieden des Rings zum eiskalten Machtmenschen wandelt und letztlich nach Verlust all dessen zum Enttäuschten und Erniedrigten mit Hass auf alles und jeden, das ist eine durchaus überzeugende Charakterstudie.

Ebenfalls eindrucksvoll der Loge des Stefan Margita: ein zynischer Dandy im roten Anzug, schwankend zwischen blankem Egoismus und Unterstützung der anderen Götter, die aus ihrer Ablehnung für ihn, den Halbgott, keinen großen Hehl machen.

Kent Nagano dirigiert das alles unaufgeregt und durchaus sängerfreundlich. Etwas mehr Energie und etwas weniger Lyrismus wären hier teilweise wünschenswert, aber dies bedeutet schon Jammern auf hohem Niveau.

Alles in allem eine Inszenierung des Vorabends, die man vielleicht als eine Art Exposé für die folgenden Teile verstehen kann. Wäre es eine Tätowierung, so könnte man eventuell von den Outlines sprechen, die es in den kommenden Tagen zu füllen gilt. Ich bin gespannt!

 

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