Beiträge


Omnimar ist ein Duo aus dem schönen Moskau. Maria Mar und Alex Vrt fanden sich 2011 und machen seitdem zusammen Musik. Sie fühlen sich im Wave-/Dark-Electro-Kosmos sehr wohl. Die beiden standen uns Rede und Antwort. Weiterlesen


Diese Woche wagen wir den Blick über den Tellerrand in Richtung Russland, genauer gesagt nach Moskau. 2012 wurde die Heavy Metal Band Imperial Age gegründet, die sich auch die Einflüsse aus dem Symphonic Metal zu Nutze machen. Außerdem ist die Combo im April auf Tour durch Großbritannien. Ihr aktuelles Video zu ihrer neuen Single „The legacy of Atlantis“ wurde komplett über eine Crowdfunding-Aktion finanziert. Die beiden Gründungsmitglieder Jane und Aor haben uns Rede und Antwort gestanden.

Weiterlesen

Metro 2035 (Band 3)

Metro-cover.do_Wir schreiben das Jahr 2035. Ein Atomkrieg hat die Erde zerstört. Die letzten Überlebenden der Menschheit haben sich in den Untergrund der Moskauer Metro gerettet.
Im letzten Band der Metro-Trilogie laufen die Handlungsstränge aus Metro 2033 und Metro 2034 erwartungsgemäß zusammen. Artjom, der Protagonist aus Metro 2033, lebt inzwischen wieder in seiner alten Station WDNCh und ist mit Anja verheiratet, der Tochter von Melnik, dem Befehlshaber des Ordens der Stalker. Als er die Schwarzen von der Oberfläche vernichtet hatte, hatte er dabei auch überraschende Funksignale empfangen.

Weiterlesen

Altnordisches Erbe

cover_1520863679190611Wann immer die Promoter etwas schicken, dass slawischen Ursprungs ist, landet es unweigerlich auf dem Schreibtisch der Slawistin im SB-Team: dem meinen. So fand auch die jüngste Veröffentlichung von Nytt Land ihren Weg über den Tisch in den CD-Player: Oðal, Erbe, heißt das gute Stück, das bereits Ende März via Cold Spring veröffentlicht wurde. Die Band wurde 2013 vom Ehepaar Anatoly und Natalia Pakhalenko im westsibirischen Kalatschinsk (Oblast Omsk) gegründet und hat sich traditioneller sibirischer und altnordischer Musik verschrieben, die sie auf inzwischen vier Alben unters Volk gebracht haben. Unterstützt werden die beiden von Drummer Sergey Silitcky und Percussionist Vladimir Titkov, die beide auch ihren Teil zum Gesang beisteuern und diverse andere Instrumente spielen. Und weil es in der Promo-Mail hieß, dass Oðal von „the atmosphere of classic Norwegian Black Metal” inspiriert wurde, schien dieser Titel bei mir gerade richtig. Weiterlesen

One big Family in the Name of Music

25 Jahre gibt es die israelische Metalband Orphaned Land nun schon, und das wird auf einer ausgiebigen Tour durch Europa gefeiert. Nach ihrem sensationellen Akustikkonzert vor ziemlich genau einem Jahr im Feierwerk, freue ich mich sehr, die fünf schon so schnell wiederzusehen. Orphaned-Land-Abende sind immer etwas ganz Besonderes, mit dieser familiären, grundentspannten Stimmung und tollen Musikern, die darüber hinaus noch unglaublich nette Menschen sind. Die Band setzt sich seit vielen, vielen Jahren für die Völkerverständigung im Nahen Osten ein, Politik und Religion hat bei ihren Konzerten keinen Platz, hier zählen nur die Menschen und natürlich der Metal. Mit im Gepäck haben Orphaned Land auch immer Bands aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Stilrichtungen – der Abend verspricht also mal wieder äußerst spannend zu werden! Weiterlesen

Wie im Mittelalter …

Rotz. Scheiße. Kadaver. Schleim. Pisse. Regen. Schlamm. Vor allem Schlamm. Das sind die ersten, zugegeben ziemlich unappetitlichen Eindrücke, die man in Hard to be a God (orig.: Трудно быть богом) des 2013 verstorbenen russischen Regisseurs Aleksei German präsentiert bekommt und die den Zuschauer in den kommenden 177 Minuten stets begleiten. Diesen Film im tristen, nasskalten November anzusehen würde bedeuten, für einige Zeit von Antidepressiva abhängig zu werden. Machart, Bildaufbau, Kameraführung und ein gewisser Mangel an erzähltechnischer Kohärenz machen den Film nicht gerade erträglicher, das verraten auch die Fragezeichen in den Augen der Kinobesucher, die Hard to be a God 2014 im Rahmen der Münchner Filmfestspiele gesehen haben. German, der bereits kurz nach dem Erscheinen des gleichnamigen Romans der Gebrüder Strugatzki aus dem Jahr 1964 daran interessiert war, ihn zu verfilmen, schrieb den ersten Entwurf zu einem Drehbuch bereits 1968 und verbrachte beinahe sein gesamtes Leben mit diesem Projekt. Drehbeginn war schließlich im Jahr 2000; 2006 wurden die Dreharbeiten beendet; die Postproduktion zog sich bis zu Germans Tod hin und wurde von seiner Frau Svetlana Karmalita und seinem Sohn, Aleksei Jr., fortgesetzt. Das Ergebnis ist ein Film, der tagelang quer im Magen liegt. Weiterlesen

„Selbst die kühnste Phantasie könnte sich kein Panorama von gleich trostloser Verlassenheit ausdenken“*

np0461Immersion ist das Debüt der noch jungen Atmospheric-Black-Metal-Band Depicting Abysm aus dem schönen St. Petersburg, das im Dezember letzten Jahres via Naturmacht Productions erschienen ist. Verantwortlich zeichnen die beiden Musiker A (alle Instrumente/Synths) und K (Vox), und das allein macht schon deutlich, worauf Depiciting Abysm abzielt: Der Einzelne tritt voll und ganz in den Hintergrund im Angesicht des übermächtigen, weiten Ozeans, der ebenso schön wie tödlich ist.  Weiterlesen

Russland der Zukunft?

sorokin_kleiner

Die Opritschnina ist eine Elitegarde im Russland des Jahres 2027, das von einem absoluten Herrscher, dem Gossudar, regiert wird. Mithilfe seiner Elitetruppe, die besondere Befugnisse hat und in offiziellem Auftrag so gewalttätig wie möglich gegen Regimekritiker vorgehen soll, hält er sich an der Macht, hat Russland allerdings auch vom restlichen Europa isoliert. Nur China steht Russland zur Seite, die Bevölkerungen beider Länder haben sich bereits zum Teil vermischt, doch herrscht auch große Rivalität zwischen den beiden Reichen. Geschildert wird ein Tag im Leben eines der Mitglieder der Opritschnina, Andrej Danilowitsch Komjaga, der eine hohe Stellung genießt. Die Gesellschaft, in der er lebt, ist eine seltsame Mischung aus einem zaristischen Russland (erkennbar an Sprache und Kleidung der Leute sowie an geradezu übertrieben anmutender Gottes- und Heiligenverehrung) und Science-Fiction-artigen Elementen wie Sprech-Bild-Blasen, in denen Leute zu einem Gespräch geschaltet werden können, ohne physisch anwesend zu sein.
Der Leser folgt Komjaga durch einen ganzen Tag mit seinen vielfältigen Aufgaben: Das Haus eines Regimegegners wird niedergebrannt, seine Frau dutzendfach vergewaltigt; geplante Opern- und Musikaufführungen werden kontrolliert, ob sie auch dem russischen Geist entsprechen; zwischendurch wird kurz mal ans andere Ende des Reiches geflogen, um die Chinesen über den Tisch zu ziehen und Gewinn für die Opritschnina-Kasse zu machen; und noch viele weitere Einsätze, die die Herrschaft des Gossudaren festigen und für Zucht und Ordnung im Land sorgen sollen. Gleichzeitig wird aber auch die dekadente Seite des Lebens der Opritschniks, der Herrscherelite, geschildert, Drogentrips, Koks, Alkohol und Massenkopulationen.

Das Buch hat keinen großen Umfang und ist flott geschrieben, so dass es sich recht schnell lesen lässt. Doch man sollte sich durchaus Zeit dafür nehmen, um sich die von Sorokin so drastisch skizzierte Zukunftsvision besser vergegenwärtigen zu können, die dann bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so zukünftig wirkt. Er zeichnet ein Russland unter einem absoluten Herrscher, der sich mit einer Leibgarde umgibt, die alle Regimekritiker unerbittlich verfolgt – kommt einem jetzt nicht so unbekannt vor, wenn man an das moderne Russland denkt. Viele Anspielungen werden dem nicht-russischen Leser sicher leider entgehen, doch das Gesamtbild ist sehr deutlich unter der Überzeichnung in Personal und Handlung.
Die Sprache ist eine oft verstörende Mischung aus sehr altmodischen Sätzen und brutalster Umgangssprache, die sicher nicht leicht ins Deutsche zu übertragen war und teilweise auch nicht ganz treffend ist, was allerdings durch die wirklich exzellente Übersetzung einiger sehr langer Gedichte und Lieder im Buch wieder wettgemacht wird.
Personenzeichnung und Charaktere spielen in dieser Art Buch keine Rolle, hier wird Wert auf die Botschaft und die parodistische Überzeichnung gelegt, auch der Plot ist vernachlässigbar, da es ja um die Darstellung eines Tages aus dem Leben eines Vertreters einer bestimmten Gruppe Menschen geht. Nahe kommt einem Andrej Danilowitsch nicht, aber das soll auch gar nicht sein.
Erwähnen sollte man allerdings die sehr expliziten und vollkommen gefühlskalt geschilderten Gewaltszenen, die in ihrer Direktheit und Übertreibung zum Gesamtkonzept passen, doch sicher nicht jedermanns Sache sind, ebenso wie die äußerst rüde Sprache an vielen Stellen.

Keine leichte Kost, meiner Meinung nach auch nicht Sorokins bestes Buch, ganz sicher keines, das man um des Lesegenusses willen konsumiert, aber in seiner Gesamtheit und offenen Regimekritik ein doch wichtiges Buch.

:buch: :buch: :buch: :buch2: :buch2:

Vladimir Sorokin, Jahrgang 1955, ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker, der mit seinen Werken und Äußerungen schon seit der Sowjetzeit immer wieder ins Fadenkreuz der russischen Regierung gerät. In Deutschland bekannt geworden ist er vor allem durch die sogenannte „Eis-Trilogie“, bestehend aus den Büchern Ljod, Bro und 23.000, die lesenswerte Beispiele für seinen ganz speziellen Schreibstil und seine gekonnte Vermischung verschiedenster Erzähltechniken darstellen.
Mehr zu Sorokin und seinen Büchern: Perlentaucher.de

 

Verlag: Heyne Hardcore
Übersetzer: Andreas Tretner
Ausgabe: TB, 221 Seiten
Preis: € 8,95

Verlag – Vorsicht, hier ist noch der alte Preis angegeben.
amazon