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Dracul Lovecraft

cantero_moerderische-renovierung_408Ein unbekanter Cousin dritten Grades hat Selbstmord begangen, nun hat der dreiundzwanzigjährige A. nicht nur Millionen geerbt, sondern auch ein altes viktorianisches Anwesen in Point Bless, Virginia. Das unheimliche Gemäuer liegt einsam und abgelegen, noch dazu soll es darin spuken. Aber den Fan von Lovecraft hält das natürlich nicht davon ab, dort einzuziehen, im Gegenteil, das verstärkt seine Faszination nur noch. Außerdem ist er nicht allein, denn er hat Niamh dabei, eine Punkerin im Teenager-Alter mit Dreadlocks, die sich als seine Beschützerin bezeichnet. Niamh ist zwar stumm, kommuniziert aber mit Gebärden und mittels eines Notizblocks, auf dem sie alle ihre Gespräche niederschreibt. Weiterlesen

In der Eiswüste der Seele

Ehe- und Geschlechterkriege auf offener Bühne sind nichts Neues im Theater – ein Urvater des Genres dürfte August Strindberg sein, in jüngerer Zeit feierten damit Autoren wie der Schwede Lars Norén und natürlich Yasmina Reza mit ihrem Gott des Gemetzels Erfolge, letztere insbesondere auch im Kino. Zum Spielzeitauftakt im Münchner Residenztheater steht nun Edward Albees 1962 entstandener Klassiker der Moderne Wer hat Angst vor Virginia Woolf? in der Inszenierung von Intendant Martin Kušej auf dem Programm, ein schonungsloser Seelenstriptease, der nicht zuletzt auch durch die geniale und oscarprämierte Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton Berühmtheit erlangte.

George und Martha sind ein in inniger Hassliebe verbundenes Ehepaar, er 46, sie 52, er Geschichtsdozent an einem mittelmäßigen amerikanischen College, sie die Tochter des Collegepräsidenten, die keinen Hehl daraus macht, dass sie ihren Gatten für einen Komplettversager hält, weil er irgendwann in der Mitte der Karriereleiter stehengeblieben ist. Ebenso kennt aber auch George die wunden Punkte und Verletzlichkeiten Marthas, und so zelebrieren beide ihre Rituale gegenseitiger seelischer Nadelstiche, ohne sich aber voneinander lösen zu können. Weiterlesen