Kein Happy End in Sicht

 

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Julia liebt Romeo und umgekehrt. Doch deren Familien sind aufs Erbittertste zerstritten. So soll Julia Paris heiraten, ein konkreter Hochzeitstermin ist auch schon festgelegt. Julias einzige Hoffnung ist eine Art Schlaftrunk, der sie genau am Hochzeitstag in eine Art Scheintod versetzen wird. Doch Romeo sieht sie liegen, glaubt, sie sei wirklich tot, und er kann nicht anders, als sich durch Gift das Leben zu nehmen. „Shit“, seufzt Julia, als sie zu sich kommt und Romeo sterben sieht. Und das ist der Beginn der Geschichte in der Schauburg.

Minimalistisches Bühnenbild, Romeo und Julia in weißen Kleidungsstücken, schön abgesetzt vor dunklem Hintergrund. Romeo wirbt um Julia, Julia flirtet mit Romeo. Zwischendurch leider die Menschen, die es nicht gut mit ihnen meinen, wie der Vater, die Mutter, die Amme. In collagenartigen Schauspiel-Schnipseln, mit Videoeinspielungen und Songeinlagen wird die tragische Liebesgeschichte umrissen. In atmosphärisch dichten Bildern werden Szenen kurz angerissen, bevor es gleich zur nächsten übergeht. Der Schwerpunkt wurde in dieser Inszenierung auf die Musik gelegt, da man damit die Jugendlichen am meisten begeistern kann: Das Theater in der Schauburg ist ja ein Jugendtheater. Wundervoll sind die Lieder eingebunden, die für das Stück ausgesucht wurden. Jeder Schauspieler greift mehrmals zum Mikrofon, und allesamt singen sie toll. Jedes Musikstück passt zur Situation, man darf mitunter herzhaft lachen, wenn der Vater in Richtung Romeo das Lied von den Ärzten singt: „Junge, und wie du wieder aussiehst!“ Dunkelromantisch wird es bei „Where the wild Roses grow“. Die Songauswahl ist breit gefächert und geht von Christina Aguilera über Leonard Cohen und Kraftklub bis Ton Steine Scherben. Als das Ensemble am Schluss „Halt dich an deiner Liebe fest“ singt, ist jeder im Publikum ergriffen.

Dies ist eine ganz eigene Interpretation von William Shakespeares „Romeo und Julia“. Eigenwillig und eindringlich inszeniert und gespielt, wie ich es von allen bislang in der Schauburg gesehenen Stücken kenne.

Hingehen!

Liebeslichterloh – unter Verwendung von Texten aus Shakespeares „Romeo und Julia“ in einer Fassung von Peer Boysen
Regie/Ausstattung: Peer Boysen
Songauswahl: Sabrina Khalil
Musikalische Einstudierung: Toni Matheis
Mit: Corinna Beilharz, Regina Speiseder, Lucca Züchner, Manuel Boecker, Markus Campana, Nick-Robin Dietrich

Theater in der Schauburg: Liebeslichterloh

Copyright Bild: Günter Mattei

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