Wave-Gotik-TreffenDas WGT ist eine schöne Tradition auch in unserer Redaktion. Unsere Forumsmitglieder und Webzine-Mitarbeiter/innen Ankalætha, littlenightbird, Mrs.Hyde, Phoebe, prager.student, torshammare und Yggdrasil waren auch in diesem Jahr wieder vor Ort und geben euch einen Einblick in viereinhalb Tage voller Musik, Spiel, Tanz und andere Erlebnisse, von Black-Cat.net durften wir uns freundlicherweise einige Bilder ausleihen. Im Namen der Redaktion von SchwarzesBayern sagen wir vielen Dank für eure Mühe, die Bilder und Kooperationsbereitschaft!

Mrs.Hyde:

Pünktlich um 5:30 Uhr verlassen wir München, und schon um 9:30 Uhr sitzen wir bei einem gemütlichen Frühstück im Café Kater in Leipzig-Lindenau. Der Cappuccino ist großartig, im Vergleich zu München bekommt man hier zwei zum Preis von einem. Derart gestärkt begeben wir uns zu einem sonnig-heißen Bummel in die Stadt, wo dann auch die ersten schwarzen Gestalten gesichtet werden. Im Humana habe ich Glück und finde gleich drei schöne Teile original aus den 80ern für wenig Geld. Für mich ein optimaler Start ins WGT. Die Bändchenschlange ist um 15 Uhr zum Glück noch übersichtlich, sodass wir anschließend vor dem großen Regen unser Quartier bei Freunden beziehen können, denn mittlerweile ist es ziemlich düster geworden. Der Abend wird erst einmal verquatscht, bis wir uns zu Spark! auf der EBM-Warm-up-Party im Felsenkeller gleich um die Ecke aufmachen. War es mittags einfach nur warm, ist es hier abartig heiß. Die Luft kann man fast trinken, und es stinkt im Saal nach dem Schweiß unzähliger tanzender Leiber.
Dennoch sind Spark! ebenso gut drauf wie das Publikum und lassen sich ihre Clownsmasken in der ersten Hälfte der Show trotz der Hitze nicht nehmen. In einer kurzen Pause, die durch einen witzigen und selbstironischen Filmeinspieler überbrückt wird, zollen Mattias Ziessow und Christer Hermodsson dann doch der Hitze Tribut und entledigen sich der Masken und Bühnenklamotten. Die Stimmung steigt mit jedem Song ebenso wie die Saaltemperatur. Zum Finale der Show wird vom Band ABBA eingespielt, eine Hommage an Schwedens beste Band (endlich ABBA auf dem WGT!), und dann passiert es: Der Feueralarm wird ausgelöst. Ich halte das wie wohl die meisten Anwesenden erst für einen weiteren Witz von Spark!, doch der Alarm ist echt. Alle Notausgänge werden geöffnet, die Leute strömen ruhig und ohne Panik nach draußen. Natürlich brennt es nicht, daher vermute ich, dass die Saaltemperatur schlicht die 50°C-Marke geknackt hat und somit automatisch der Feueralarm ausgelöst wurde. Respekt an Spark! für diese Leistung, die ohnehin den besten Gig vom WGT abliefern! Kurze Zeit später dürfen wir wieder hinein, die Party kann weitergehen, wahlweise mit Dive oder einer der Tanzflächen. Wir ziehen uns auf die Angstpop-Party im Naumanns zurück, bei der die Musik richtig gut ist. Das merken leider auch die anderen Besucher, denn wann immer Personen hierherfinden, bleiben sie auch da. Somit reicht es uns heute nach zwei Stunden, schließlich stehen ja noch vier weitere Tage an.

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torshammare:

Nach mehr als einem Jahr warten geht es am Donnerstag endlich los nach Leipzig, die Wettervorhersagen sind gemischt, die Stimmung dafür eindeutig gut. Ein bisschen Bahnchaos gibt es wie immer, aber letztendlich komme ich gut in der neuen Ferienwohnung an, die sich als echter Glücksgriff entpuppt. Die beiden Mitbewohner trudeln dann auch allmählich ein, und wir haben erst mal viel zu erzählen. Abends holen wir dann entspannt die Bändchen an der Moritzbastei (was mittlerweile mehr wissen, sodass wir doch ein bisschen anstehen müssen, aber die Zeit geht schnell rum), treffen die ersten Freunde und schauen uns einen Teil der Karaoke-Veranstaltung von Daniel Myer an, die mit vielen bekannten Namen aufwarten kann (Boris May, Andreas Catjar …) und richtig Spaß macht. Gothische Songs braucht man nicht zu erwarten, aber genau darum geht es ja gerade. Ein kleines bisschen trauern wir Spark! und Co. im Felsenkeller nach, aber überfüllte Sauna ohne Luft wollen wir uns am ersten Abend nicht gleich antun. Später geht’s entspannt zurück in die Ferienwohnung, man muss ja nicht gleich mit massig Schlafdefizit ins WGT starten.

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Phoebe:

Dafür, dass am Donnerstag eigentlich noch gar nichts los ist, ist ganz schön viel los an unserem Anreisetag! Es beginnt schon damit, dass unser Zug in München ersatzlos ausfällt. Das heißt zuerst Hysterie, dann nicht ganz so gemütliches Anreisen wie gedacht. Ein ganzes Stück später als geplant erreichen wir Leipzig. Sogleich kommt am Hauptbahnhof die Tram Nr. 7, und los geht’s in Richtung Ferienwohnung. Koffer aus-, Kühlschrank einräumen, sich ein bisschen frischmachen und wieder Richtung Stadt. Da wir eine unserer Karten und die Bändchen an der agra abholen müssen, haben wir ein gutes Stück zu fahren, quer von unserer schönen Wohnung fast am Auenwald bis zum agra-Gelände. Doch die Fahrt macht immer so Spaß! Die Straßen, die man mittlerweile so gut kennt, die Plätze, den Fluss überqueren, die City, die WGT-Bändchen-Abhol-Schlange, dann die KarLi entlang die vielen Kneipen und das eine oder andere Graffiti, ein paar Gewandete fürs Heidnische Dorf, dann naht sowieso schon die agra. Hier müssen wir als Entschädigung nicht anstehen, sondern bekommen sogleich, was wir begehren. Wir schlendern noch ein wenig herum und suchen uns an den Essensständen aus, was uns munden könnte. Dann machen wir uns auf in die Südbrause, dort sind wir verabredet. Die einen gehen danach ins Werk II zur Gothic Pogo Party, doch wir suchen das Tanzcafé Ilses Erika auf, gleich hier um die Ecke. Hübsche Location, netter Biergarten dabei, es geht in den Keller hinunter, man kann in verschiedenen Bereichen verweilen, draußen im Gang, im Raum mit der Tanzfläche, dem DJ Pult und einer Bühne, und in einem Bereich, der wie ein altes Wohnzimmer aus den 50ern daherkommt: mit Nierentischchen, alten Sesseln, Tapete und Ölgemälden an der Wand, gechillte Leute und nette Barkeeper. Das mit dem Tanzen haben wir uns leider anders vorgestellt. Wir erwarten uns laut Programm eine Art „Friday, I’m in Love“-Party, der Zeitplan ist jedoch etwas durcheinander geraten. Es tritt zuerst noch eine Band auf – Mayflower Madame, Post Punk aus Norwegen – gar nicht mal so schlecht, aber so laut, dass einem unvorbereitet die Musikinstrumente in die Magengrube fahren und meine Ohrmuscheln aus Angst vor Tinnitus am liebsten zumachen würden. Wir gehen doch noch ins Werk II rüber, aber die richtige Stimmung mag nicht aufkommen. Dann eben nach Hause, in unser gemütliches Nest.

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prager.student:

Nach einer etwas längeren Anfahrt erfolgt die Ankunft in Leipzig, das Beziehen des Appartements und das Anstehen zum Bändchenholen. Die Clique sammelt sich im Felsenkeller, also fahren auch wir dorthin zum traditionell überfüllten EBM-Warm-up. Wie zu erwarten ist der Felsenkeller stickig, schwül und die Musik ein einziger Soundbrei. Besser ist es im Naumanns, dort kann man zu ein paar Bierchen den fast schon meditativen Noise von Kommando und die gewohnt bombastischen Industrial-Klänge von In Slaughter Natives anhören.
Nach einem Feuer-Fehlalarm leert sich der Felsenkeller, nach dem Wiedereinlass hat man einigermaßen Platz und kann auf insgesamt vier Floors zu EBM, Wave oder Noise tanzen. Später geht’s noch in die Moritzbastei zu Global Noise Movement.

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Ankalætha:

Meine Anreise beginnt dieses Jahr deutlich zu früh am Tag – nach viel zu wenig Schlaf von Stavanger über Bergen nach Berlin, wo ich Mitbewohner 1 treffe, um gemeinsam mit dem Bus nach Leipzig weiterzufahren. Der Bus lässt sich allerdings Zeit, und so kommen wir leicht sonnengeschädigt und eine knappe Stunde später als geplant in der Ferienwohnung an, wo Mitbewohnerin 2 schon auf uns wartet. Und da es sich bei Mitbewohnerin 2 wie jedes Jahr um torshammare handelt, kann ich mich über den Rest des Abends kurz fassen, denn den haben wir zusammen verbracht.

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Yggdrasil:

Endlich ist es soweit, das WGT in Leipzig ist zum Fahren nahe. Alles gepackt, verstaut und eingetütet fahren wir, mein Schatz und ich, zum Münchner Hauptbahnhof. Dort angekommen, staune ich zuallererst über den regen Menschenverkehr. Gut, es stehen die Pfingstfeiertage an, und viele wollen verreisen. Meine Füße machen sich auf in Richtung Gleis, von dem der Zug in die alljährliche Parallelwelt WGT abfahren soll. Plötzlich höre ich in meinem rechten Ohr das pure Grauen. Der Zug, mit dem wir fahren sollten, wurde gestrichen, ohne Angabe eines Grundes. Ein sehr netter Bahnmitarbeiter teilt uns mit, dass wir mit einem nächsten Zug fahren können. Kein so rosiger Start in das WGT. Endlich in den natürlich überfüllten Zug eingestiegen, löst sich so langsam der Frust über den ausgefallenen Zug. Eine Odyssee später kommen wir endlich am Leipziger Hauptbahnhof an, und sogleich bin ich in Festivalstimmung.
Nach Beziehen der Wohnung, Auspacken des Koffers und einer kurzen Beratung beschließen wir, das Bändchen draußen an der agra-Halle zu holen. Alleine schon die Fahrt mit der Tram zum Augustusplatz ist toll. Vereinzelt trifft man schon den einen oder anderen Gothic. Eine kurze Rast später einigen wir uns darauf, den Abend im Tanzcafé Ilses Erika bei der „Friday I´m in love“ Party ausklingen zu lassen. Ein Live-Auftritt der Band Mayflower Madame aus Norwegen soll als Einstimmung für die Party dienen. Ihr recht gut gespielter Post Punk mit Anleihen von The Church ist recht gefällig. Der Sound jedoch ist zu laut! Es dröhnt, dass man denkt, die Gitarren wären Straßenbaumaschinen. Leider tut der monotone Gesang des Sängers sein Übriges, um das Gehörte in Belanglosigkeit zu ertränken. Das Ambiente des Cafés jedoch ist supernett. Diese einzigartige Atmosphäre, wie wenn man in den 70er Jahren seine Oma besucht und bei ihr im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt. Mir gefällt es richtig gut! Da wir in der Nähe des Werk II sind, beschließen wir, kurz noch zur fast schon legendären Gothic Pogo Party vorbeizuschauen. Für mich ist das eine kleine Enttäuschung, da ich mir ehrlich gesagt eher etwas mehr in Richtung Tuxedomoon oder 45 Grave erhofft hatte. Es läuft, wie ein Freund von mir mal gesagt hat, „französischer Porno Pop“. Da nicht so recht Stimmung aufkommen will, fahren wir nach Hause.

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littlenightbird:

Die problemlose Fahrt nach Leipzig zu meinem 20. WGT zieht sich dieses Mal, da wir unseren Fast-Oldtimer „Gregor“ nicht überstrapazieren wollen. Unterbrochen nur vom üblichen Boxenstopp im Brückenrasthof Frankenwald und gelegentlichen „technischen Pausen“ kommen wir nach fünfeinhalb Stunden Fahrt in Leipzig an. Ungewohnt, aber durchaus mit Lagevorteilen versehen, ist die neue Unterkunft in Bahnhofsnähe, die wir aufgrund der Renovierung unserer Stammwohnung dieses Jahr beziehen müssen. Bis wir eingecheckt, eingekauft und uns umgezogen haben und auf Bänderbesorgungstour gehen (ehrlich gesagt war ich überrascht, dafür inzwischen auch an der Moritzbastei Schlange stehen zu müssen), sind die Freunde bereits im Felsenkeller. Wir kommen bei einer längst gut, um nicht zu sagen zum Bersten gefüllten Location mit befürchtetem Saunaklima und Soundgetöse an. Ich, sonst durchaus wärmeliebend, habe mit dem Kreislauf zu kämpfen und fange mein WGT erst mal im Sitzen an. Statiqbloom wummern als Hintergrundgeräusch an mir vorbei, während ich mit der Aufrechterhaltung meiner Vitalfunktionen beschäftigt bin. Da der Felsenkeller am Donnerstag mehr oder weniger die einzige Alternative zum Feiern ist und manche Freunde tatsächlich die eine oder andere Band dort sehen wollten (Spark! und In Slaughter Natives), war der Aufenthalt dort obligat; ich hätte definitiv eine besser durchlüftete Location bevorzugt.
„Man könnte doch mal die Tür zum Biergarten öffnen und lüften, hier drin schwimmt man ja fast“, denke ich mir, als sich gerade zum Ende von Spark! im großen Raum die Menge langsam zerstreut. Prompt wird mein Wunsch erfüllt, indem alle Rauchmelder synchron blinkend anschlagen, durch meine Ohrstöpsel ein eher visuell eindrucksvolles Schauspiel. Die Menge evakuiert sich zunächst verwirrt, aber vorbildlich gesittet nach draußen, das Intermezzo zu recht nicht als ernsthaft gefährlich einstufend. Anwesende in den anderen Räumen haben den Alarm offenbar gar nicht erst mitbekommen und freuen sich über die plötzlich einsetzende Leere, während ich mit einigen Freunden verschwitzt und frierend in der Regennacht stehe und mir da wohl auch den Grundstock für meine bis dato immer noch andauernde Halsentzündung lege. Als Entwarnung gegeben wird und sich der Keller wieder füllt, bleibt die Clique dennoch im Biergarten und ich wohl oder übel frierend dabei.

 Hier geht’s zum Freitag!

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