Torshammare

Sa_VeljanovNach der ganzen Aufregung vom Freitag beginnt der Samstag sehr langsam. Irgendwann bin ich ausgehfertig und mache mich zum Völkerschlachtdenkmal auf (obwohl unsere Wohnung nicht so weit weg ist, ist der Weg dahin dank vieler Baustellen umständlicher als gedacht), um von dort aus dann in die Kuppelhalle weiterzuziehen, wo am Nachmittag Veljanov auftreten wird. Das Völki ist beeindruckend wie immer, es sind auch viele Goth*innen unterwegs, die teilweise vom Südfriedhof herüberkommen, doch schon nach kurzer Zeit wird der Himmel düster, und ein ordentlicher Schauer kommt herunter. Ich bin da schon unterwegs und mit Regenjacke eigentlich gut ausgerüstet, stelle mich aber trotzdem lieber noch unter. Daher komme ich etwas später als gewollt zur Kuppelhalle, Einlass zum Glück kein Problem – dafür ist drinnen schon alles echt voll und sehr dampfig.

Die Mitbewohner*innen stoßen noch zu mir, und gemeinsam hören wir Veljanov – der Sound ist astrein und die Location für ihn perfekt. Er singt vor allem Sachen aus seinem Soloschaffen, aber auch „Where are you“ von den Lakaien, alles lauscht andächtig und begeistert. Trotz fehlender Sicht und wirklich sehr, sehr vieler Menschen ein schönes Konzert. Danach würden zwar viele interessante Sachen in der neuen Location Parkschloss spielen, nachdem die aber ziemlich abgelegen irgendwo hinter dem Heidnischen Dorf liegt und noch niemand so genau weiß, wie man hinkommt, entscheide ich mich nach einer Essenpause für das Parallelprogramm im Haus Leipzig, wo ich auch die Mitbewohner*innen wieder treffe. Sixth June aus Deutschland bzw. Serbien hatte ich vor Jahren schon mal auf einem Festival gesehen und war da eigentlich ziemlich begeistert, heute können sie mich leider nicht ganz so mitreißen. Die Songs klingen etwas eintönig, die stickige Luft im Haus Leipzig tut ihr Übriges, aber am Ende des Auftritts wird es noch ein bisschen flotter und tanzbarer, und dann gefällt mir der synthige Darkwave des Duos doch wieder ganz gut. Vor allem bin ich aber wegen der nachfolgenden Void Vision da, die Mitbewohnerin 1 und ich vor diversen Jahren mal zufällig im Stadtbad gesehen habe. Sa_Void-VisionAuch heute liefert Shari Vari einen astreinen Auftritt ab, und alles tanzt zu Synthwave-Perlen wie „Hidden hand“. Leider muss ich dann ein wenig früher gehen, weil ich ins Stadtbad fahren will, um dort mein persönliches Kontrastprogramm In the Woods… zu sehen, die mir auf dem Dark Easter Metal Meeting an Ostern in München so gut gefallen haben. Nachdem die Locations bei diesem WGT oft unerwartet voll sind bzw. lange Warteschlangen davor (wie gestern am Stadtbad vor Centhron, als ich gerade ging), beeile ich mich. Der Transfer klappt super, auch dort kann ich sofort reingehen, nicht mal vor dem Klo ist eine Schlange, ich finde sogar noch einen Sitzplatz, während Midas Fall noch spielen (offenbar ist man im Zeitplan etwas hinterher). Die schottische Prog-Rock/Metal-Band hatte ich im Vorfeld nicht so richtig auf dem Schirm, live begeistert mich der raumgreifende Sound und vor allem die Stimme von Sängerin Liz Heaton dann aber doch sehr. Von meinem Sitzplatz ganz hinten höre ich mir die letzten Songs noch an und nehme mir vor, mich zu Hause mehr mit der Band zu beschäftigen. Als Midas Fall fertig sind, leert sich das Stadtbad leider ziemlich, wodurch ich zwar entspannt einen Platz in der ersten Reihe bekomme, aber schade ist es natürlich trotzdem. Und dann schlägt auch noch der Technikteufel zu, wegen Problemen verzögert sich der Beginn letztendlich um eine halbe Stunde, was um die Uhrzeit (schon nach elf) doch etwas an die Substanz geht. Sa_In-the-WoodsDann aber legen In the Woods… los und alles ist vergessen. Das aktuelle Album Otra ist ein ordentliches Stück vom ursprünglichen Black-Metal-Sound der Norweger (gegründet 1992, nach zwischenzeitlicher Trennung seit 2014 wieder aktiv) weg, hat aber noch genug Härte, um für Metaller interessant zu sein. Bei mir lief es in den letzten Monaten auf Dauerrotation, und ich feiere gnadenlos die Songs ab, zum Beispiel, „The crimson crown“, „A misrepresentation of I“ (WAS für ein Refrain!) oder das epische „Things you shouldn’t know“. Aber auch das alte Material überzeugt vollkommen, und Sänger Bernt Fjellestad glänzt mit seiner fantastischen und ungemein kräftigen Stimme. Sa_Udo-WiessmannAber auch die anderen Musiker geben alles, und die Band hätte wirklich mehr Publikum verdient. Tusen takk (auch für Plektrum und Setlist)!! Danach ist es spät und ich eigentlich völlig erledigt, aber in der Moritzbastei wartet ja noch La Revolucion Industrial, die wunderbare Krachparty im Oberkeller. Die letzten Kräfte werden mobilisiert, ein paar Minuten sehe ich sogar noch Heimstatt Yipotash, dann geht’s gleich los mit dem DJ-Set von Udo Wiessmann, und plötzlich tun die müden Füße gar nicht mehr so weh. Wie jedes Jahr ist es ein einmaliges Erlebnis, in dem riesigen Gewölbe zu hartem Electrogewummer zu tanzen, inmitten lauter glücklicher Menschen. Nach Udos Set quatsche ich dann noch mit Freund*innen und krieche irgendwann nach Hause – so gern ich auch noch bleiben und mir Cervello Elettronicos DJ-Set anhören würde, aber ich muss ins Bett – das dafür selig.

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Yggdrasil

Endlich war er da, der Tag, auf den ich mich mit am meisten gefreut hatte! Seine Majestät Veljanov höchst persönlich spielte im Volkspalast (für mich eine liebgewonnene Location, eigentlich bin ich sehr oft dort, jetzt wo ich darüber nachdenke). Zwar spielte er zu einer „unchristlichen“ Zeit nachmittags um 16 Uhr, aber das Konzert war als Special angekündigt mit Songs aus seinen Solowerken, die zwar anders sind als seine Arbeiten mit Deine Lakaien und Ernst Horn, aber mindestens genau so interessant und gefällig. Das sollte im Übrigen nicht der einzige Auftritt von Alexander Veljanov bleiben beim WGT, aber dazu an anderer Stelle mehr. Das Wetter an diesem Tage sollte einige Male umschlagen, sodass mein Plan sprichwörtlich ins Wasser fallen sollte. Irgendwann zwischen Kaffee und Toast, natürlich mit meiner besseren Hälfte, kam mir der Gedanke ein wenig zur Agra zu fahren und die Markthalle zu besuchen. agra-MarktGedacht, getan, saß ich schon in der Bahn. Im MP3-Player, den ich gelegentlich hörte, lief seltsamerweise eher Black Metal als Dark Wave, aber das passte irgendwie, wie der Met ins Horn. Als ich ein wenig vor einem Getränkestand Platz nahm und ein köstliches Köstritzer Dunkel (ich denke, das Bier würde mir in München nicht halb so gut schmecken wie in Leipzig) zu mir nahm, kreuzte eine italienische Gothic-Truppe (ich hatte sie vor ca. zwei Jahren in der Kuppelhalle kennengelernt) meinen Weg. Als sie mich erkannten, kamen sie an den Tisch und holten sich auch ein Kaltgetränk. Sie waren recht erstaunt darüber, dass das Schauspielhaus nicht mehr im Programm als Veranstaltungsort aufgeführt war, und ich erklärte ihnen, dass es renoviert wird. Nach einem Blick auf die Uhr (ich hatte am Samstag schon überhaupt kein Zeitgefühl mehr) machte ich mich schnurstracks auf den Weg zur Kuppelhalle, denn man sollte die Fahrerei von der Agra Richtung Innenstadt nicht unterschätzen. Pünktlich fing es an zu regnen, sodass die Straßenbahn auf einmal auf der Strecke stehen blieb, und man sah Leute rumlaufen wegen dem Regen. Resultat des Ganzen: Ich kam eine halbe Stunde zu spät zum Konzert von Veljanov, und außerdem war die Kuppelhalle so dermaßen voll, dass die Leute sogar teilweise noch im Foyer standen. Den Rest des Konzertes hörte ich mir von einem Seitenarm der Kuppelhalle an, wie erwartet war es ein zutiefst emotionaler Auftritt. Ein Blick oder gar ein Bild zu machen war völlig aussichtslos, weil es eben so voll war. Die Location war vielleicht nicht ganz glücklich gewählt für so ein Urgestein, das dann doch viele erleben wollten. Was soll ich sagen, Veljanov ist einfach Gothic! Die größte Enttäuschung für mich war die Dr. Faustus Bar, die ich mit meiner besseren Hälfte besuchte. Erhofft hatte ich mir etwas Schönes wie die Absintherie Sixtina (Odin hab sie selig). Stattdessen empfand ich es ein wenig als „Absteige“. Mag aber vielleicht wirklich an mir und an den Tag gelegen haben. Dafür entschädigte der wunderbare Ausklang am Abend in der Küche bei Brotzeit und Revue passieren lassen der Erlebnisse des Tages.

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Mrs. Hyde

Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstücksbrunch bei Freunden in Connewitz, die wir jedes Jahr einmal treffen. Ein heftiger Schauer jagt uns zwar vom Innenhof, doch kurze Zeit später sitzen wir schon wieder draußen. Es ist so gemütlich zusammen, dass wir uns quasi erst in letzter Sekunde losreißen, um Christ v. Warhol im Täubchenthal zu sehen, die mit ihrem unnachahmlichen Death Rock ein echtes Highlight sind. Christ_VS_WarholObwohl sie als erstes auftreten, ist es völlig verdient schon richtig voll. Sie spielen eine tolle und mitreißende Show, wozu zum einen die authentische Optik der Mitglieder mit den aufgestellten Iros beiträgt, zum anderen die Bühnenpräsenz von Sängerin Eveghost. Ihr Merchandise-Stand wird hinterher regelrecht belagert, zumal sie auch für Autogramme bereitstehen. Im Anschluss haben Shrouds leider das Pech die Nachfolgeband zu sein, was wirklich etwas undankbar ist. Denn im Vergleich bleiben sie etwas blass, obwohl sie ihre Sache wirklich gut machen und einen super Auftritt hinlegen. Zwischendurch verpflegen wir uns beim REWE nebenan, weil im Innenhof vom Täubchenthal außer einem Burger-Truck leider gar nichts mehr geboten ist. Dass Gemütliche der ersten Jahre ist leider völlig verschwunden. Anschließend begrüßen wir eine Freundin aus Wien, die den Merch für Cinema Strange macht, bevor dort der Ansturm beginnt. Wir reißen uns los, um vorne noch einen guten Platz zu ergattern, denn die abgedrehte Bühnenperformance von Lucas Lanthier ist immer auch Teil des Gesamterlebnisses. Und auch heute ist er herrlich abgedreht unterwegs, und seine wirre Frisur unterstreicht das Ganze. Es ist eine tolle Batcave-Show, die vom Publikum begeistert aufgenommen wird. Doch so gut sie auch ist, mit dem Konzert letztes Jahr von Cinema Strange im kleinen, intimen Rahmen vom Minicave Festival in Münster kann sie heute nicht ganz mithalten. Aber das war schon sehr speziell, und die Wenigsten haben heute diese Vergleichsmöglichkeit. Ist im Grunde genommen auch egal, denn das hat sich für alle definitiv gelohnt. Eigentlich wären wir nun wahnsinnig gerne zu Diavol Strâin aus Chile gegangen, denn so schnell wird die Gelegenheit nicht wieder kommen, diese exotische Band zu sehen.Eva_O Aber extra zur Moritzbastei zu fahren und dann eventuell in die kleine Tonne nicht reinzukommen, das ist uns zu viel Risiko, zumal mit Eva O. gleichzeitig eine echte Legende wartet. Es ist auf jeden Fall keine schlechte Entscheidung, denn der Auftritt von Eva O. hat es in sich. Richtig dark und gothic, und abwechselnd mit Klassikern wie “Children of the night” mit experimentellen und eindrucksvollen Passagen. Die mögen manche Zuschauer*innen etwas überfordert haben, und auch über den theatralischen Auftritt der leichtbekleideten Sexbombe lässt sich sicherlich streiten. Die Mischung aus Vampira und Betty Page passt aber auch irgendwie gut zur düsteren Thematik. Mit William Faith am Bass ist außerdem eine weitere Legende dabei. Letzten Endes finde ich die Show wirklich beeindruckend, die entsprechend auch vom Publikum bejubelt wird. Die letzte Band des Abends sind Fangs On Fur, auf die ich mich ebenfalls sehr freue, denn guter Death Rock ist selten geworden, und als Live-Erlebnis erst recht. Wie schon Christ v. Warhol entstammen sie der LA-Szene und legen ebenfalls einen souveränen Auftritt hin. Natürlich haben sie auch auf klassische Art die Haare schön (sprich senkrecht) und werden von zwei Batcave Gogo-Tänzerinnen optisch zusätzlich unterstützt. Fangs_on_FurZu Beginn tragen alle geheimnisvolle übergroße Masken, die dann immer mal wieder als Requisite auftauchen. Gitarrist Steven James vom Opening Act hat außerdem noch einmal einen Auftritt als Gastsänger. Alles in allem ein würdiger Abschluss für einen tollen Tag ganz im Zeichen von Old School Batcave und Death Rock. Aber damit endet für uns der Abend noch nicht. Wir fahren direkt ins Werk 2 und besuchen das Gothic Pogo Festival, wo für den heutigen Abend die Mescal Wave Party angekündigt ist, bei der gleich vier mexikanische DJs auflegen werden. Für die erste Band Obsolencia Programada aus dem ebenfalls exotischen Guatemala sind wir leider zu spät, aber The Berlangas aus Schweden bzw. Spanien legen einen coolen Auftritt hin, der teilweise musikalisch an DAF erinnert. Anschließend spielt Björn Peng auf, für dessen Sounds mensch aber in Stimmung sein muss. Da gehen wir heute lieber in der zweiten Halle tanzen. Im Anschluss aber steigt die mexikanische Party, sogar typische Dia de los Muertos Papiergirlanden sind zwischen den üblichen Batcave-Spinnweben aufgehängt worden. Musikalisch gibt es eine spannende Bandbreite von Synthwave, Batcave, Death und Gothic Rock und Electro vor allem mit spanischem Gesang, wodurch alles eine ganz eigene Note bekommt. Es sind auch einige mexikanische Gäste da, die die uns unbekannten Songs oft mitsingen. Die Party ist also ein voller Erfolg, und erst morgens um vier machen wir uns mit durchgetanzten Sohlen auf den Heimweg.

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Phoebe

Auch heute muss ich etwas früher los, kein Schlendrian in der schönen Wohnung oder im Garten. Es gibt wie jedes Jahr im Krystallpalast Midgards Boten. „Schneeweißchen und Rosenroth – Ein Märchen von lieben Töchtern, Rosenbäumchen, bösen Zwergen und einem Prinzen im Bär“. Meine Freundin und ich stellen uns um 12.30 Uhr für die 13.30 Uhr Vorstellung an. Es dauert überhaupt nicht lang, dann lässt man uns schon hinein. Ein schönes Zweier-Tischchen ganz in der Nähe der Bühne wird schnell gefunden, grüner Tee stilvoll im Kännchen serviert, und es kann losgehen. „Schneeweißchen und Rosenrot“ meint man auch wieder zu kennen. Die beiden Schwestern, die Mutter, dann war da was mit einem Bären und einem Zwerg? Der Künstler Axel Thielmann hat wieder recherchiert und erzählt uns einiges dazu. Meine Begleitung und ich sind wieder einmal überrascht, wie ungenau unser Märchen-Wissen ist. Die zwei lieben, aber doch verschiedenen Schwestern leben zusammen mit ihrer Mutter in ärmlichen Verhältnissen, aber glücklich. Eines Tages im Winter kommt ein Bär an ihre Tür und möchte sich wärmen. Sie lassen ihn am Feuer schlafen, und bald wird das zur Routine. Der Bär kommt jeden Tag, erst im Sommer verabschiedet er sich. Aber jetzt treffen die beiden Schwestern plötzlich mehrmals auf einen recht garstigen Zwerg! Sie helfen ihm jeweils aus der Misere, der Zwerg hingegen ist immer recht unflätig und undankbar. Midgards-BotenDas letzte Mal treffen sie ihn, als er gerade im Wald über Edelsteine gebeugt war. Die Mädchen staunten und bewunderten diese, als plötzlich ein großer Bär erschien und brüllte. Der Zwerg, der Feigling, rief: „Friss nicht mich, friss die beiden Mädchen dort, die sind viel leckerer.” Die leckeren Mädchen hatten aber keine Angst, sie erkannten in dem Bären ihren Freund. Der holte mit der Tatze aus und erledigte den Zwerg. Sofort fiel das Bärenfell von ihm herab und es erschien ein schöner Prinz. Er war von dem Zwerg verzaubert worden, damit der Zwerg die Edelsteine stehlen konnte. Nun war der Zauber gelöst. Der Prinz heiratete Schneeweißchen, Rosenrot heiratete seinen Bruder, und sie lebten glücklich mit ihrer Mutter im Palast. Heutzutage, meinte Axel Thielmann, würden die Schwestern ihre Mutter ins Heim stecken und das Häuschen zu Geld machen. So ändern sich die Zeiten. Musikalisch wird das Märchen mit Musikern und der klassischen Sängerin Claudia Gräf dargeboten. Es ist eindringlich, außergewöhnlich, berührend. Wir sind beide ergriffen und freuen uns jetzt schon auf nächstes Jahr. Es ist recht nah vom Krystallpalast zur Tram am Wilhelm-Leuschner-Platz, die mich zur Kuppelhalle bringt. Es fängt an zu stürmen und zu regnen, aber ich habe Glück, komme trocken in die Tram, und genau beim Aussteigen hört es auf. Ja, was soll ich zu Veljanov sagen? Ich liebe ihn, mit oder ohne Deine Lakaien. Aber es lieben ihn wohl mehr, denn die Kuppelhalle ist knallvoll. Ich hatte eigentlich einen recht netten Platz auf der Treppe ergattert, aber plötzlich sehe ich nur Hinterteile um mich herum. Nö, das ist nicht schön. Ich gehe raus, hole mir einen Becher Prosecco und höre nur zu. Recht guter Klang, aber natürlich makaber. Ich wollte ja nicht zu einem Hörspiel gehen! Der Schatz hat sich gewaltig verspätet, macht aber nichts, in der Hörspiel-Abteilung draußen an den Tischen neben der Bar ist noch viel Platz, und irgendwie ist irgendwann auch eine gute Stimmung. Wir bleiben bis zum Ende. Eigentlich war mein Plan ja, danach zur Agra zu S.I.T.D. zu fahren, aber ich bin irgendwie zu schön und auch zu luftig angezogen, und außerdem – schon wieder Agra, und dann auch noch Hunger, Pipi, Durst, Mimimi. Wir machen kurz Zwischenstopp in der Dr. Faustus-Bar, die super zentral gelegen ist. Aber leider empfinden wir die Raucherkneipe als etwas „grattlerig“. Drinnen wie draußen – nicht so unser Geschmack. Und Leute, spart euch wirklich den Gang auf die Toilette dort! Auf den Schock hin holen wir uns auf dem Weg zu unserer Wohnung eine schöne Brotzeit und machen heute die Küchenparty einfach schon ein wenig früher.

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Ankalætha

Der Samstag beginnt wie immer mit dem inzwischen schon traditionellen Mimimi-Frühstück im Café Pascucchi am Markt. Reserviert ist diesmal quasi der halbe Innenraum des Lokals, wir sind ziemlich pünktlich – und finden fast keinen Platz mehr. Der Nachteil dabei: mit lieben Freunden und Bekannten zu ratschen, kommt man erst später. Der Vorteil: Man lernt neue nette Leute aus München kennen. Und Hunde auch. Auf jeden Fall zieht sich das Ganze auf diese Weise natürlich etwas länger hin und wir danach mit Freunden erstmal noch in die Moritzbastei weiter. Ein Besuch auf dem Mittelaltermarkt auf dem Dach wird durch den heftigen Wind etwas verkürzt, wir gehen nach unten (da weht es wenigstens nicht) und trinken brav einen Tee, während wir diskutieren, ob es sich noch lohnt, zu WGT25-Samstag-Veljanov-T-1Veljanov in die Kuppelhalle zu fahren, oder ob man da eh‘ nicht mehr reinkommt. Wir entscheiden uns, im Gegensatz zu den Freunden, dafür – ist ja fast dieselbe Richtung wie die Ferienwohnung, also schlimmstenfalls ein kleiner Umweg. Nach etwas Schlange stehen sind wir glücklich tatsächlich drin, und in die Halle kommt man auch noch irgendwie rein, aber dann ist erstmal Schluss, hier ist Sardinenbüchse angesagt. Hören tut man aber ja glücklicherweise auch ohne was zu sehen, und irgendwann kann ich mich sogar auf eine Treppenstufe setzen. Da sehe ich zwar nur noch Schuhe, aber gerade auf Gothfestivals ist das ja durchaus auch nicht so verkehrt. Einige Publikumsbewegungen später allerdings öffnet sich plötzlich ein Freiraum auf der anderen Seite des Durchgangs, WGT25-Samstag-Void-Vision-T-1wir nutzen die Chance und können für die letzten zwei, drei Songs tatsächlich die Bühne sehen! Und dann gibt es als Zugabe auch noch den Lakaien-Song “The game” – perfekt. Anschließend fahren wir in der Wohnung vorbei, da gibt es ja auch Kaffee und was zu essen, und man kann sich auch mal kurz aufs Bett … Das hätte fast schiefgehen können, aber mit etwas Mühe kommen wir doch rechtzeitig wieder hoch und aus dem Haus, sodass wir pünklich zu Void Vision im Haus Leipzig sind. Ein Glück, verpassen hätte ich den Auftritt der Synth-Magierin aus Philadelphia nämlich auf keinen Fall wollen. Zu Turquoise Days bleiben wir allerdings nicht, wir müssen nämlich schon wieder in die Agra, da spielen ja heute Abend zum Abschluss des dortigen “Stampftages” noch Combichrist, die wir im Gegensatz zu den vorher auf dem Agra-Programm stehenden “hmm, vielleicht?”-Bands wirklich sehen wollen. Das mit dem Sehen ist aber natürlich mal wieder gar nicht so einfach, es ist ziemlich voll, aber dank der ausgesprochen guten Manieren des Aggrotech-Publikums kann man sogar ein bisschen tanzen, ohne akute Verletzungen, Atemnot oder Klaustrophobie befürchten zu müssen. Der Sound ist, zumindest da wo wir stehen und an einer Säule vorbeischielen können, für Agra-Verhältnisse auch absolut in Ordnung und der Auftritt, mit einer nicht endgültig geklärten Anzahl an Musikern auf der Bühne, WGT25-Samstag-Combichrist-1sowohl optisch als auch musikalisch deutlich abwechslungsreicher und kurzweiliger, als ich das aufgrund meiner zugegebenermaßen begrenzten Kenntnis der Band und etwas größerer Erfahrung mit Aggrotech in der Agra befürchtet hatte. In jeder Hinsicht positiv überrascht und ziemlich glücklich bleibe ich also bis zum Ende, danach bummeln wir sehr gemütlich und ohne jede Eile zur Tram. Glücklicherweise gibt es ja die Linie 31 wieder, und sie fährt wohl die ganze Nacht, da muss man ja nicht unbedingt gleich nach der letzten Band, wenn alle fahren … Das macht aber keinen Unterschied, die Tram ist so oder so gesteckt voll. Glücklicherweise kann ich die nicht mehr ganz nüchterne Dame neben mir noch rechtzeitig überzeugen, dass es meine Haltestelle wirklich gibt, und ich auch wirklich da aussteigen möchte anstatt “am richtigen Bahnhof”, und bin sodann gar nicht mal so furchtbar spät wieder zu Hause.

Hier geht’s zum Sonntag!

 

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