Abenteuerreise durch Prog-Landschaften

„Was kann nach einem epischen Konzept-Doppelalbum noch kommen? Na klar, ein weiteres episches Konzept-Doppelalbum!“ – so spricht Schlagzeuger Mike Portnoy über das neue Album The Great Adventure der Neal Morse Band. In der Tat ist das Album inhaltlich eine Fortsetzung des vorherigen Meisterwerks The similitude of a dream, das in Auszügen den literarischen Klassiker The Pilgrim’s Progress von John Bunyan nacherzählt. Nun ist es also der zurückgelassene Sohn des Pilgers – eine jüngere, zornigere Stimme -, der zu Wort kommt, hin- und hergerissen zwischen Wut, Abenteuerlust, Erstaunen über die Welt da draußen und die neugewonnene Freiheit.

Bildquelle: Radiant Records

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Dieses Wechselbad der Gefühle wird musikalisch deutlich widergespiegelt: In bester Progressive Rock-Tradition werden verschiedenste Genres miteinander kombiniert. Gleich beim ersten Track, „Overture“, werden alle Register gezogen und nach einer kurzen Softrock-Einleitung wird erstmal eine ordentliche Wall of Sound hingekleistert – samt bombastischen Streicher-Samples, dominanter Orgel und natürlich, wie von Portnoy nicht anders zu erwarten, einem fulminanten Schlagzeug-Feuerwerk.

Weiter geht es quer durch den musikalischen Gemüsegarten mit schwülstigen Filmmusik-Melodien, hymnischem 80’s Rock (zum Beispiel „Welcome to the World“, Ohrwurm-Alarm!), aber auch immer wieder mit minimalistisch instrumentierten Gesangspassagen, in denen die Geschichte des Albums erzählt wird. Balladen verwandeln sich in progressiv-vertrackte Instrumentalstrecken und weiter in Passagen, die entfernt an Musicals denken lassen, dann folgen poppige Elemente, die zum Mitsingen verleiten. Dabei werden einzelne musikalische Themen (und die dadurch ausgedrückten Handlungsstränge) immer wieder aufgenommen und verbinden so die einzelnen Elemente des Albums zu einem großen Ganzen. Das hat natürlich den „ach wie schön, das kenn ich“-Effekt.

Allerdings bedeutet das nicht, dass man das Album immer von vorne bis hinten durchhören muss – man kann durchaus auch einzelne, in sich abgeschlossene Tracks hören. Zum Beispiel der gutgelaunte Titeltrack „The Great Adventure“. Wer es lieber weniger poppig mag, sollte mal „Fighting with Destiny“ probieren, das eher unter Hardrock einzuordnen ist.

Insgesamt ist das Album sehr eingängig und durchaus auch für Prog-Rock-Neulinge zu empfehlen, wobei man es trotzdem im Zweifelsfall mehrfach durchhören muss, bevor man den Durchblick hat. Alte Prog-Hasen fühlen sich aber eventuell etwas unterfordert und von den vielen poppigen Melodien irritiert, deshalb ein Punkt Abzug.

The Neal Morse Band: The Great Adventure
Radiant Records via Metal Blade Worldwide, Vö. 25.01.2019
Format: Doppel-CD ($19.99), Doppel-CD/DVD Special Edition ($29.99), Triple-Vinyl ($39.99)
Website: www.nealmorseband.com

Tourdaten:
So 24.3. London – Islington Assembly Hall
Mo 25.3. Paris – The Alhambra
Di 26.3. Tilburg (NL) – O13
Mi 27.3. Esch/Alzette (Lux) – Rockhal Esch Sur Alzette
Fr 29.3. Köln – Kantine
Sa 30.3. Kopenhagen – Viften
So 31.3. Göteborg – Stora Teatern
Mo 1.4. Stockholm – Skandiascenen
Mi 3.4. Berlin – Heimathafen
Do 4.4. Hamburg – Markthalle
Fr 5.4. Leipzig – Halle d / Werk 2
Sa 6.4. Warschau – Progresja
So 7.4. Brno (CZ) – SONO Music Club
Di 9.4. München – Technikum
Mi 10.4. Pratteln/Schweiz – Z7 Konzertfabrik
Do 11.4. Lyon – C.C.O.
Fr 12.4. Trezzo sull’Adda MI – Live Club
Sa 13.4. Barcelona – Salamandra 1
Sun 14.4. Madrid – Sala Mon

Bildquelle: Radiant Records

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