Über die Schulter geschaut

Kohlenmonoxid, Sexualmörder, seltsame Todesfälle: Darüber schreibt Michael Tsokos in seinem

tsokosneuen Buch Die Klaviatur des Todes. Der Berliner Rechtsmediziner hat einige Fälle aus den vergangenen Jahren herausgesucht, um über seine Arbeit fernab vom doch etwas vereinfachten CSI-Niveau zu erzählen. Dabei gelingt ihm ein sehr guter Mix aus Roman und Sachbuch. Auf der einen Seite stehen die Aussagen der Täter und die Ermittlungsergebnisse, die wie eine fiktive Geschichte anmuten, auf der anderen Seite werden knallharte Fakten genannt und die Ergebnisse der Obduktion präsentiert. Dabei stellt Tsokos klar heraus, welche Erfolge man durch die Rechtsmedizin erzielen kann, wenn es um die Aufklärung eines Mordes geht. Minimale und kaum sichtbare Verletzungen oder auch tiefe Wunden können den Tathergang erzählen, einen zeitlichen Ablauf erklären und letztendlich die endgültige Todesursache feststellen. Dabei muss man viel sehen und ertragen können, alte Menschen wie auch Kinder landen auf dem Seziertisch in der Pathologie und wollen nur eins: Gerechtigkeit, dass ihr Mörder überführt wird – oder aber, dass ein Beschuldigter entlastet werden kann. Weiterlesen

„Steh auf!“

Die Vollblut-Therapeutin Grace stolpert während eines Skiausfluges über einen Mann, der mit einem Strick um den Hals im Schnee liegt. Er hatte versucht, sich zu erhängen. Grace kann diesen schüchternen und geheimnisvollen Mann nicht aus den Augen lassen und entwickelt Gefühle, die weit über die Patienten-Therapeuten-Grenze hinausgehn.
Annie, eine junge Patientin von Grace, beschließt unterdessen ihrem Zuhause den Rücken zu kehren, eine Schauspielkarriere anzustreben und das am Besten ohne sich in ein Unglück zu stürzen.
Grace Ex-Mann Mitch folgt seinem Instinkt und verlässt die Frau, die er liebt, um in der Arktis einer Gemeinde bei deren Problemen zu helfen.

Der Klappentext und der Titel hinterließen bei mir nach dem ersten Lesen einige Fragen. „In einer anderen Haut“ – was verbirgt sich dahinter? Wie passen die Figuren zusammen? Haben sie überhaupt eine Verbindung? Weiterlesen

Italienischer Metal trifft freche Punkröhre

Die Garage in München, ein kleiner Club versteckt am Rande der Theaterfabrik. Eine nette Lokalität, die immer wieder mit speziellen und ausgefalleneren Veranstaltungen versucht die Leute anzulocken. So auch am 22.03.2013. Zwei italienische Bands aus Mailand, Naughty Whisper und Scream Baby Scream, hatten sich auf den Weg gemacht, um zusammen mit Mila Masu den frierenden Fans wohlige Wärme unter die Haut zu jagen.

Beim Einlass zeigten sich kleine Probleme, wer um 19 Uhr bereits vor der Tür stand musste sich stark in Geduld üben oder sich ein wärmeres Plätzchen suchen. Erst kurz vor 20 Uhr wurden die Tore geöffnet. Leider fanden nur wenige Fans den Weg zur Garage. Schade, denn die Shows, die geboten wurden, hatten jede für sich etwas ganz Spezielles zu bieten.

Die zarte Frontfrau der Band Mila Masu ist bekannt für ihre quirlige Bühnenpräsenz. Auch wenn sie den anderen Mitgliedern gerade mal bis zu den Schultern reicht, auf der Bühne ist sie die dominante und führende Kraft. Augen und Ohren kann der Zuschauer einfach nicht von ihr abwenden. Sie zieht die Blicke auf sich und mit ihrem sympathischen Lächeln gewinnt sie schnell die Herzen des Publikums. Weiterlesen

Reise in die Langeweile

Es ist immer ein besonderes Ereignis im Leben eines Musikers: Das Release-Konzert. Umso mehr, wenn es sich dabei um das erste Album handelt. Meinhard lud vergangenen Samstag dazu ein und etwa 70 Leute folgten dem Ruf ins „Wonderland“.

Aber zuerst heißt es warten. Bereits neben dem Eingang stehen Cupcakes, die in liebevoller Handarbeit gefertigt worden sind, natürlich in strahlendem Rosa. Wie jedes Mal prangt in der Mitte des Spectaculums eine Tafel für die „Mad Tea Party“, an der nur ausgewählte Gäste Platz nehmen dürfen. Sie werden mit Selbstgebackenem versorgt – das nicht allen mundet, verzieht doch eine Anwesende das Gesicht, als sie in einen der Cupcakes beißt.  Weiterlesen

More Stagedives!

Your Demise
Zuletzt habe ich die sympathischen Briten von Your Demise im pickepackevollen 59:1 erlebt, in dem sie eine astreine und energievolle Hardcore-Show abgeliefert haben. Die Örtlichkeit des Werks ist im Vergleich zum beschaulichen Club-Ambiente des 59:1 erheblich größer, aber dennoch schafften es die Hardcore-Jungspunde, einen anständigen Auftritt hinzulegen. Viel Bewegung und Engagement auf der Bühne, was sich aber leider nicht aufs Publikum übertrug, das ganz offenbar auf die Filetstücke des Abends wartete. Zu viel mehr als die allseits bekannte Traubenbildung bei Singalong-Passagen einiger Songs reichte es nicht, nicht einmal ein anständiger Pit wurde eröffnet. Schade, denn die Stücke geben viel mehr her als nur zustimmendes Abnicken und Anstands-Applaus. Nun ja, es kann ja nicht jeden Abend Weihnachten sein.
Ich hoffe, beim nächsten Mal wieder einen echten Hexenkessel zu erleben, die Band hat es allemal verdient.

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Über den Wolken …

Ein Fall fuer Johannes Cabal Totenbeschwoerer von Jonathan L HowardMit dem Gesetz hat Johannes Cabal es nicht so, wenn er seine persönlichen Ziele verfolgt. So ist es auch nicht besonders verwunderlich, dass er eines Tages in der Todeszelle landet. Doch er wäre nicht Cabal, wenn er sich nicht aus dieser misslichen Lage herauswinden könnte – dummerweise macht er sich dabei auch gleich ein paar mächtige Feinde mehr. Und so endet ein harmloser Einbruch in einer Bibliothek schließlich damit, dass er mit falscher Persönlichkeit ein Luftschiff besteigt und vor dem Gesetz fliehen muss – schon wieder. Gerade, als er sich in Sicherheit wiegt, holt ihn dann in Gestalt von Leonie Barrow ein Stück seiner Vergangenheit ein, und obendrein geschehen an Bord nicht nur zwei sehr merkwürdige „Selbstmorde“, sondern auch noch ein Anschlag auf sein eigenes Leben. Das kann Cabal natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Weiterlesen

Ein Weltenschöpfer

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photo by Christian Thiel

Terry Pratchett – Wem klingt dieser Name nicht in den Ohren? Mittlerweile sicher nicht nur Fantasy-Insidern, denn Terry Pratchett hat sich mit Witz und cleveren Anspielungen in die Herzen seiner Fans auf der ganzen Welt geschrieben. Vor dem Erfolg von J. K. Rowlings Harry Potter der erfolgreichste Autor Großbritanniens, schrieb er bisher rund 50 eigene Romane und zahlreiche weitere in Zusammenarbeit – übersetzt in 37 Sprachen. Seine Fantasie und sein einmaliger Stil brachten ihm Ende 2008 sogar die Ritterschaft der englischen Krone ein. Außerdem wurde eine fossile Urzeit-Schildkröte aus dem Eozän nach ihm benannt: Psephophorus terrypratchetti. Wer kann das schon von sich behaupten? Weiterlesen

Don´t eat the fuckin‘ Candy

Hänsel und Gretel, ein tolles Märchen der Gebrüder Grimm. Verfilmungen gab es bereits zahlreiche, doch meistens für Kinder und für das Nachmittagsprogramm geeignet .
Regisseur Tommy Wirkola brachte das Ganze nun für Erwachsene auf die Leinwand. Hänsel und Gretel als Hexenjäger? Gute Idee oder Flop? 

Alles beginnt damit, genau wie im klassischen Märchen, dass die zwei armen Kinder ausgesetzt werden und bei ihrem Streifzug durch den Wald natürlich an das Zuckerhäuschen der bösen Hexe geraten. Diese findet aber als Braten im Ofen ein erbärmliches Ende. Von nun an ziehen die zwei munter durch die Lande und metzeln alle Hexen nieder, die ihren Weg kreuzen. Dann verschwinden ein paar Kinder in Augsburg und die beiden bekommen einen neuen Auftrag. Sie verfolgen die Spuren, erleben dramatische Kämpfe, werden hin und wieder mal getrennt, bis sie auf Oberhexe Muriel stoßen, die es nicht nur auf die Kinder abgesehen hat. Weiterlesen

ABOUT HEAVEN, ANGEL, PEACE & THE BLUES

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Depeche Mode sind nun mehr als 35 Jahre im Musikgeschäft, und wie es sich für eine so lange erfolgreiche Band gehört haben sie in dieser Zeit auch all das mitgemacht, was ordentliche Musiker so über sich ergehen lassen müssen, inklusive Drogen und Alkohol, um die Leere zwischen den eigenen Events aushalten zu können. Jetzt haben Gore, Gahan und Fletcher die 50 überschritten, und dann ist es auch normal, dass man für all das, was früher war, Antworten gefunden hat und sich langsam zur Ruhe setzen mag. Doch man ist auch Musiker durch und durch, und der spezielle Kick, Musik zu machen für Millionen Fans und dann vor abertausend Zuhörern Konzerte spielen zu dürfen, ist ein Suchtfaktor, der gestillt werden muss, bis man dann – in diesem Fall rund vier Jahre später – wieder diese Leere spürt und doch weiter macht. Denn es gilt, den Vier-Jahres-Zyklus einzuhalten. Weiterlesen

„Die richtig guten Momente im Leben …“

Man sitzt gemütlich zusammen oder steht im Foyer und unterhält sich angeregt. Es ist warm, was vermutlich daran liegt, dass das Gebäude noch geheizt wird, obwohl es ausnahmsweise 11°C draußen sind. Aber noch stört das niemanden. Die Musiker, man erkennt sie kaum, laufen etwas nervös zwischen Bühne und Bar hin und her, suchen irgendwen oder irgendetwas und begrüßen die Freunde, die gekommen sind. Die Fans warten darauf, dass es losgeht, aber man muss sich in Geduld üben.pdg-cimg2996
Schließlich aber ertönen die ersten Klänge und eilig strömen alle durch die Türe in den kleinen Konzertraum. Die Bühne ist niedrig, der Saal klein – es ist bullig heiß, da ist es praktisch, wenn man an der Heizung steht, die auf Hochtouren läuft. Doch das ist egal, denn die Aufmerksamkeit ist nach vorne gerichtet. Das Publikum, das zuerst verschüchtert im hinteren Teil steht, taut mit jedem Takt mehr auf – und die Band weiß, was sie tun muss.  Weiterlesen