Mit Zylinder und Gehrock die galvanische Welt erobern! Das ist das Ziel des selbsternannten „Kammercores“ Coppelius. Nach drei Maxi-CDs und ebenso vielen Alben geht es für die sechs Musiker aus Berlin auf zu neuen Ufern. Das neue Lied „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ ist ausschließlich als Download erhältlich und hat bereits im Vorfeld viel Zeit und Geduld gekostet. Wie Le Comte Caspar, Sänger und Klarinettist der Band, erzählt, gab es bereits bei der Aufnahme erste Kompromisse. So musste das Lied leider von ihm alleine gesungen werden, denn das Duett mit Max Coppella, ebenfalls Sänger und Klarinettist, klang grässlich. Auf ihrer Frühjahrskonzertreise stellen Coppelius das neue Stück mit sehr gut klingendem Duett der beiden Herren vor und begeisterten die Zuhörer. Doch die Fanatiker mussten sich lange gedulden, bis sie das Lied auch zu Hause anhören konnten. Bereits für Ende März war „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ angekündigt worden, dann wurde Ostern als Erscheinungstermin angegeben und endlich veröffentlichten bekannte Downloadportale am Freitag, den 13.05.11, das langersehnte Stück. Thema sind Dankbarkeit und Anerkennung für große Künstler, denn Goethestraßen gibt es bereits genug, da erhebt das lyrische Ich Anspruch auf eine eigene Straße, Chaussee oder gar mehr.
Live zwar besser, hat das Lied durchaus Ohrwurmpotential und bringt Coppelius vielleicht mehr „Welthenruhm“ und auch die Aufmerksamkeit der Radiosender.

Auch die Fanatiker sind nicht untätig. Im Forum der Coppelianischen Gesellschaft, des Fanclubs des „Kammercores“, wurde ein Kreativwettbewerb zum neuen Ohrwurm ausgeschrieben. Etwa 30 Beiträge in den Kategorien Photographie, Malerei und Plastisches wird der jeweils beste Beitrag durch Abstimmung der Forenmitglieder und der Herren gekürt. Zu gewinnen soll es auch etwas geben, aber bisher war niemand bereit, darüber Auskunft zu geben. Außerdem findet ein Schachturnier statt, an dem sich auch Max Coppella und Le Comte Caspar beteiligen werden.
Es tut sich also einiges im Herrenhaus und zwischendrin bereitet man sich auf die kommenden Auftritte auf dem WGT, Schloßhof-Festival und Mera Luna vor. Die nächste Konzertante Reise ist auch schon angekündigt für Dezember/ Januar. Weitere Informationen und alles rund um Coppelius gibt es hier.

Punk und Rock

Das Warten schien kein Ende zu nehmen und der „Hirsch“ war gähnend leer am vergangenen Donnerstag. Auf der kleinen Bühne war ein Schlagzeug angestrahlt und gegen 20 Uhr, dem eigentlichen Konzertbeginn, saßen sieben Zuhörer auf der Bank im hintersten Eck. Eine halbe Stunde später begannen endlich die Radio Dead Ones aus Berlin viel zu laut ins Mikro zu brüllen. Die Punkband macht Musik mit Leidenschaft und Hingabe. Vier Musiker gaben alles, was sie mit guter Musik und Punk verbinden, eine etwas gezähmte Form, die mit weniger Lautstärke sicherlich hörbar wäre. Die Halle füllte sich nach dem ersten Lied und etwa 60 Gäste verteilten sich in der dafür viel zu großen Halle. So richtig Stimmung wollte aber nicht aufkommen und der Applaus war verhalten. Destruktiv war der Bassist, der seinen Bandkollegen bei dessen Ansagen ignorierte und munter auf seinem Instrument klimperte. Sehr schade, denn irgendwo in den Worten des Sängers waren Bandinfos und die Begrüßung der Nürnberger versteckt – glaube ich.

Für die folgende Umbaupause waren ebenfalls 30 Minuten veranschlagt worden und mittlerweile war die Halle nur noch von fünf, sehr gelangweilten und genervten Zuhörern besetzt. So interessierte es die im Freien stehenden Musikliebhaber auch nicht, als Devil’s Brigade um 21:30 Uhr endlich die Bühne betraten und mit ein paar Akkorden zur Rückkehr in die Halle animieren wollten. Matt Freeman, Bassist von Rancid und Sänger von Devil’s Brigade, verließ kurzerhand die Bühne und holte eigenhändig sein Publikum in die Halle. Die drei Musiker aus den USA spielten schnelle, rockige Stücke und gemäßigte Balladen. Zwar konnte man nur selten den gesungenen Text verstehen, aber in Anbetracht des schönen, alten Hardrocks, war dies nicht schlimm. Devil’s Brigade spielen ohne modernen Schnickschnack, ohne aus der Reihe zu tanzen und etwas Einzigartiges bieten zu wollen: Genau das macht ihre Musik hörenswert. Guter, alter, ehrlicher Hardrock, teilweise meint man, Countryelemente heraushören zu können. Die rauchige Stimme erzählt von regelmäßigem Zigarettenkonsum und wirkt sympathisch und passend. Den Spaß an der Musik merkt man vor allem Matt Freeman an, der omnipräsent auf der Bühne scheint, obwohl er stets an der gleichen Stelle steht. Leider dauerte das Konzert nicht mal eine ganze Stunde und die rund 80 Zuhörer boten einen traurigen Anblick. Devil’s Brigade ist wohl eher ein Geheimtipp, der mehr Aufmerksamkeit verdient.

 

Lady Gaga auf Metal

Die vier Hamburger Musiker von Lord of the Lost heizten mit lautem Metal das Publikum an. Leider ließ sich kaum einer zum Headbangen bewegen, was bei gewohnt schnellem Rhythmus fabelhaft gepasst hätte. Aber trotz der anfänglichen Zurückhaltung der Zuhörer spielten und sangen die Lords mit der Schlagzeuglady wunderschönes Metal und überraschten mit einer ebensolchen Version von Lady Gagas „Bad Romance“. Ohne Dancemusik, dafür mit viel Drums und Bass konnte ich sogar Gefallen an diesem Lied finden. Schade war nur, dass der Sänger für mehrere schmerzhafte Rückkoppler sorgte. Lord of the Lost werden am 27.09.11 wieder im Hirsch in Nürnberg spielen.

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Nach einer unerträglich langen Umbauphase wurde es endlich dunkel und man hörte eine Stimme, die sozusagen das Intro sprach. Mit einer kleinen Explosion fiel die schwarze Leinwand mit dem Mono Inc.-Schriftzug und Sänger Martin Engler sprang aus der Dunkelheit hervor. War der Effekt gelungen, fand der Sound weniger Anklang beim Publikum. Während der ersten Hälfte des Konzerts waren vor allem Gitarre und Bass ein ohrenbetäubendes Dröhnen, untermalt von den rhythmusgebenden Drums, so dass der Gesang weder verständlich war oder man im Allgemeinen von Musik hätte sprechen können. Glücklicherweise wurde dieser Missstand behoben und die zweite Hälfte des Konzerts war erheblich angenehmer.
Mit den Songs des neuen Albums „Viva Hades“ und sorgfältig ausgesuchten ältere Stücken gaben die vier Musiker alles und enttäuschten nicht.

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Doch nicht nur rockige und schnelle Töne wurden angeschlagen. Als die restlichen Mitglieder die Bühne verließen und Martin Engler sich auf einen Stuhl setzte, die Gitarre in der Hand, wurde es still im Saal. Nun wurden ernste Themen angesprochen und so sehr sich die Band gefreut hatte, dass „Viva Hades“ – zu Deutsch „Es lebe die Hölle“, wie Engler erklärte – von 0 auf 50 in die Charts eingestiegen war , so erschütternd war es für sie gewesen, dass in der Woche der Veröffentlichung ein Teil der Welt verrücktgespielt hat. Engler sprach das Erdbeben in Japan und die politische Situation in Libyen und anderen Ländern an. Nachdenklich erklärte er, dass Menschenleben kostbar und kurz sind. „Lebt jeden Tag als wäre es euer letzter Tag!“, forderte der Sänger die Menge auf und stimmte den Song „When all my cards are played“ an.

Fröhlicher war die folgende Erzählung über die neue „Wohngegend“, in Nachbarschaft zu anderen Bands, wie Saltatio Mortis, Unheilig oder Eisbrecher. Dies entpuppte sich als gute Überleitung zu „Voices of doom“, das aber nur angespielt wurde, um danach in die Akkorde von Iggy Popps „Passenger“ überzugehen. Die Fans bekamen nach einigem Hin und Her – und Verständigungsproblemen zwischen dem fränkischen Publikum und der hamburgischen Band – endlich auch das Mitsingen des „Lalala“-Teils hin.
Dann kehrte aber die Band auf die Bühne zurück und begeisterte mit Gitarren- und Schlagzeugsolo und gewohntem Alternativrock.
Nach fast zwei Stunden und mittlerweile Saunafeeling im „Hirsch“, verabschiedeten sich Mono Inc., kehrten jedoch zweimal für Zugaben auf die Bühne zurück und schienen selbst nicht gehen zu wollen.
Der neue und vielleicht noch ungewohnte Erfolg von Mono Inc. ist berechtigt. Das Konzert war trotz Startschwierigkeiten gut und Mono Inc. sowie Franken freuen sich auf das Schloßhof-Festival im August und das nächste Konzert im Herbst in Nürnberg.

Konzert der Naturfreunde

Jede Erwartung, die ich an ein OMNIA Konzert haben konnte, wurde weit übertroffen. Mit spielerischen Tönen auf helleren und dunkleren Flöten begann der fast zweistündige Act. Anfangs schienen die ca. 200 Zuhörer noch etwas zurückhaltend, aber schon beim zweiten Stück tobte der Saal, als die erwarteten Didgeridoo-Klänge nicht vom gleichnamigen Instrument stammten, sondern von einem Bandmitglied mündlich täuschend echt nachgeahmt wurden.
Zwischendurch erklärte Bandleader Steve Sic amüsiert, dass OMNIA auf dem Weg von Holland nach und durch Deutschland mehrfach von der Polizei angehalten und kontrolliert worden waren. Später wurde dem „German Zollamt“ noch ein Lied gewidmet und klargestellt, dass nicht alles, was aus Holland kommt mit Drogen zu tun hat.
Steve Sic sprach gekonnt das Publikum an und erkannte, dass nicht nur er wegen seiner Frisur oder der Kleidung schief angeschaut wird. Mit einem diabolischen Lachen, das mehrfach wiederholt wurde, stimmte er das nächste Lied an.
Abwechselnd spielten die sechs Musiker mit Flöten, Gitarren, an Keyboard, Harfe und Schlagzeug rockige und langsame Songs, zum Nachdenken, Mitsingen und Tanzen. Letzteres wurde vor allem in der letzten Reihe gemacht – mit zweifelhaftem Erfolg. Hin und wieder wurden auch instrumentale Stücke geboten, die das Können und die Vielseitigkeit von OMNIA betonten.

„Can you bauchtanzen?“ 

An den Stücken aus dem neuen Album, das im September erscheinen wird, fanden die Fans großen Gefallen. Steve Sic philosophierte, dass die meisten Menschen wie Affen lebten und ein ziemlich langweiliges Dasein fristeten. Seiner Ansicht nach machten diese „Monkeys“ etwas falsch. Es waren wohl diese Überlegungen, die ihn zu dem folgenden Lied „Don’t speak human“ inspiriert haben. Schließlich forderte er die anwesenden Damen zum Bauchtanzen auf – auf der Bühne versuchte sich eine der beiden weiblichen Bandmitglieder darin und wedelte mit Fächern.
Das irrwitzige Gedicht „Jabberwocky“ aus Carolls „Alice hinter den Spiegeln“ wurde geradezu inszeniert und fand seinen Höhepunkt im wilden Schwertschwingen von Steve. Danach wurde uns unser aller imaginärer Freund vorgestellt, Noodle. Dabei handelt es sich um einen rosa Pudel und ein gleichnamiges neues Lied der Band.
Faszinierend waren die Soli: Nach einem langen Gitarrensolo erfreute sich das Publikum an dem besten Schlagzeugsolo, das ich bisher gehört und erlebt habe. Der Saal vibrierte förmlich und das Publikum tanzte, bangte oder wippte im schnellen Rhythmus mit, und quittierte dieses Solo mit fulminantem Applaus. Zuletzt wurde noch ein Didgeridoosolo gespielt, das die Vielseitigkeit dieses Instruments aufzeigte.

Unsere Verantwortung für die Natur 

Mit dem Lied „Free“ vom neuen Album trauerten alle den flauschigen Spielzeugen unschuldiger Kindertage nach, die einer harten Realität und Arbeitswelt weichen mussten. Damit war das Konzert zu Ende, aber lautstark wurde eine Zugabe gefordert, die OMNIA gerne gaben. Mit einer übergroßen Cornwall-Flagge (weißes Kreuz auf schwarzem Grund) und einem Kniefall besang Steve Sic seine Heimat in einem getragenen und sehr gefühlvollen Stück.
Vor dem wirklich allerletzten Lied rief er dazu auf, dass jeder verantwortlich für die Bewahrung der Natur sei, und diese viel zu sehr und viel schneller als wir dächten zerstört würde. Jeder von uns könne, ja müsse sogar etwas dagegen tun.
Alles in allem ein sehr gelungenes Konzert mit einer guten Mischung aus ruhigen Klängen und fetzigem Pagan Folk. OMNIA rocken Nürnberg, begeistern das Publikum und vergessen dabei nicht, ihren Lebensstil und ihre Naturverbundenheit weiterzugeben.