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Death Before Dishonor
Das erste echte Highlight an diesem Abend waren die Bostoner Hardcoreler Death Before Dishonor. Mittlerweile hat sich diese Combo einen fast schon legendären Ruf als beinharter Live-Act in der Hardcore-Szene erarbeitet, den sie bei enthusiastischer Spiellaune immer wieder unter Beweis stellt. Leider waren diesmal einige Bandmitglieder ziemlich angetrunken und taumelten streckenweise wie ein angeknockter Boxer über die Bühne. Machte aber letztendlich nicht viel aus, da der Proll-Faktor ihrer Musik ohnehin Richtung Saufen, Prügeln und einen auf dicke Hose machen zu reduzieren ist. Nichtsdestotrotz entspringt aber genau dieser Mischung ihre große Popularität in der Gemeinde, so dass man ihnen einen versoffen-verstolperten Gig eigentlich nicht ankreiden kann. Wenn dann aber noch der Sound ziemlich breiig und undifferenziert aus den Boxen quillt, gibt dies dann doch in der Schlusswertung einige Minuspunkte. Wer keinen Ohrschutz dabei hatte, dem taten danach gehörig die Lauscher weh, fast schon unerträglich schlecht war der Mix aus dem Mischpult. Hinzu kamen dann noch die halbstarken Leibesübungen der Hardcore-Turner im Moshpit, in die man ohne Helm und Schutzanzug freiwillig nicht geraten sollte, ein diesmal echt selten dämlich wirkendes und rücksichtslos-anmutendes Getrete war da am Start- keine Ahnung, wen solch kindisches Gepose beeindrucken soll, den wenigen anwesenden weiblichen Fans offenbar nicht, versteckten sich diese im sicheren hinteren Bereich der Halle. Aber gut, man weiß worauf man sich einlässt, wenn man zu Konzerten solcher Bands geht, daher kann man sich auch nicht beschweren. Selbiges konnte man dann am Ende auch nicht, da wie immer zum Abschluss eines jeden Death Before Dishonor-Gigs ihre Hymne „Boston Belongs To Me“ angestimmt wurde, die mittlerweile in einer Liga mit Pennywises „Bro Hymn“ spielt, so eingängig und beliebt ist sie. Ein immerhin akzeptabler Abschluss eines eher durchschnittlichen Gigs.

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Walls Of Jericho
Sehnlichst erwartet wurde nun schon die allseits geliebte und beliebte Metalcore-Truppe aus Detroit, die ein steter Garant für intensive und oftmals auch unvergessliche Live-Shows sind. Frontbrüllwürfel und Eye-Catcher Candace Kucsulain ist mittlerweile Mum geworden, was man ihr auch ansieht: Sie sieht besser denn je aus, fit, durchtrainiert und ist nach wie vor bereit,die Bude zu rocken. Und wie sie das tat. Als gäbe es kein Morgen, ging von Minute eins so dermaßen der Punk ab, dass einem als neutraler Zuschauer fast der Atem stockte. München ist bekannt für sein beinahe divenhaftes und bisweilen arg lethargisches Konzertpublikum, doch bei diesem Gig bewies es das genaue Gegenteil. Wildes aber gleichzeitig rücksichtsvolles Gemoshe der Güteklasse A, wahnsinnig-anmutende Stagediving-Stunts und eine dadurch mehr und mehr euphorisierte Band machten diesen Auftritt zum Besten, was ich seit langer Zeit erleben durfte. Die heimelige Club-Atmosphäre der Halle war sicherlich ein zusätzlicher Faktor. Müßig zu erwähnen, dass der perfekte und überaus druckvolle Sound sein nicht unwesentliches Scherflein dazu beitrug. Es geht also doch, dass man in die Backstage-Halle durch ihre architektonisch-bedingte suboptimale Akustik einen anständigen Sound zaubern kann. Und wenn dann noch ein intensiver Live-Act hinzukommt, ist eigentlich alles bereitet für ein anständiges Konzert. Das Zünglein an der Waage spielt dabei das Publikum.
Candace gab mal wieder alles, inklusive ermunternder und positiver Botschaften zum Zusammenhalt und der Bedeutung der Szene für jeden einzelnen Beteiligten, als auch der oftmals verwendete Spruch: „You are the best audience so far on this tour“. Diesmal wohl wahr, zu 100% nämlich. Kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Club in einer anderen Stadt dieses Level an ausgelassener Begeisterung abrufen konnte. Dabei unterstelle ich der Sängerin aufgrund ihres unglaublichen Charismas einen wesentlichen Beitrag an der explodierten Stimmung, schafft sie es doch immer wieder mit ihrer vereinnahmenden Persönlichkeit, aus einer scheinbar teilnahmslos-neutralen Menge einen wilden Hexenkessel zu machen. Eine heutzutage wirklich seltene und fantastische Eigenschaft, sollte man seines Zeichens Frontmann/-frau einer Band sein. Ich liebe einfach diese Band und ihre Frontfrau. Und rückblickend betrachtet, habe ich eigentlich nie ein schlechtes Konzert mit ihnen erlebt.

Fazit: DEATH BEFORE DISHONOR machten das, was sie immer am Besten machen, nur leider mit der abstoßend-wirkenden übertrieben aggressiven Stimmung; WALLS OF JERICHO aber das genaue Gegenteil: Positive Aggressivität, unterstützt durch ein fantastisches Publikum, welches an diesem Abend der klare Gewinner war. Würde mir wünschen, mehr Konzerte dieser Sorte zu erleben.