Niederbayerischer Punk ‘n‘ Roll

Beschwingt dreht Karin Rabhansl aus dem Bayerischen Wald auf ihrem fünften Studioalbum Rodeo die Gitarren laut. Die musikalische Härte steht ihr gut. Die Niederbayerin mit den bunten Ringelstrümpfen (trotziges Markenzeichen!) zitiert geschickt Rockhelden wie Led Zeppelin, Kyuss und Weezer und frönt ihrer tiefen Liebe zu Radiohead, Sigur Rós und PJ Harvey.

Auf Rodeo verschiebt Karin Rabhansl munter ihre eigenen Parameter. In den 13 Liedern geht es um den wilden Ritt des Lebens, man höre sich den Titeltrack mit seinem Punk und den magischen Gitarrenklängen an. Zum Feiern lädt uns „Gute Zeit“ ein, es wird rockig, wild. Lachen und Liebe gehen Hand in Hand mit „Amor“:

„Anett“ ist eine Partynummer mit fettem Gebläse. Die Aussage dieses Songs ist klar und nicht verhandelbar: „Nein heißt nein!“. Man hat irgendwann in jungen Jahren Wünsche an das Leben, mit „Baby, lauf“ wird einem dann eine unschöne Wahrheit gezeigt. Da passen die Geschehnisse mit der musikalischen Umsetzung zusammen. „12 Joa“ ist der Unfall her, die Erinnerung bleibt, eine gefühlvolle Interpretation wurde daraus. Einen Deal mit dem Teufel geht man ein, und dann heißt es „Er oder I“. Gott mischt auch mit und verspricht “a ganze Wolkn für di alloa”, ein rockig-bluesiger Song mit einem großen Showdown. Sehr atmosphärisch wird es in “Real”, die Gitarre kriegt noch einmal einen verstärkten Einsatz. Einen absoluten Stimmungswechsel gibt es jetzt mit “Gold’ne Stund’”, man könnte sich dazu den perfekten Sonnenuntergang an der Isar vorstellen. Und dann folgt der “Vampyr”, der dir deine Lebenskraft aussaugt, ein Track mit zurückhaltendem Tempo, sehr ausdrucksstark und unterstützt von Hammondorgel, Gitarre und Schlagzeug. Und zuletzt wurde ein wichtiger Mensch vernachlässigt, jetzt ist es „so koid obn aufn Berg ohne di”.

Der Ritt des Lebens ist mal gemächlich, mal Parforce; mal fühlt man sich sicher und macht schön Strecke, und dann gibt es wieder Phasen, in denen man sich gut festhalten muss, um nicht abgeworfen zu werden. Schwere Themen (z.B. „12 Joa“) leicht verhandelt, das ist wahrlich eine Kunst. Karin Rabhansl erzählt ihre dunkelbunten Geschichten und Milieustudien nicht nur in der ersten Person, sondern aus der neutralen Position der Beobachterin und Chronistin heraus. Diese Erzählungen werden immer perfekt von der Band musikalisch untermalt. Es geht der Punk ab, es wird bluesig, dann reißt einen der Rock ’n‘ Roll wieder voll mit, es darf auch geschmunzelt werden. Rodeo ist ein facettenreicher musikalischer Ritt mit Texten im niederbayerischen Dialekt, der durchaus für alle verständlich sein kann. Für mich auf jeden Fall eine Neuentdeckung, bei der es sich lohnt, dranzubleiben.

Bandmitglieder:
Karin Rabhansl – Gesang, Bass, Akustikgitarre
Joschi Joachimsthaler – Gitarre, Gesang
Julia Fischer – Keyboard, Gesang
Simon Weber – Schlagzeug, Gesang

Anspieltipp: Rodeo – Amor – Gute Zeit – Baby, lauf – 12 Joa

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Karin Rabhansl: Rodeo
Donnerwetter Musik/Cargo, Vö. 24.02.2023
15 € über den Bandstore

www.karinrabhansl.de
www.youtube.com/karinrabhansl
www.facebook.com/rabhansl
www.instagram.com/karinrabhansl

Tracklist:
1. Rodeo
2. Gute Zeit
3. Amor
4. Anett
5. Schaufema
6. Baby, lauf
7. 12 Joa
8. Er oder I
9. Misty
10. Real
11. Gold’ne Stund‘
12. Vampyr
13. Berg

Liveauftritte:
18./19. Mai – Altzella, Blues und Rock Festival
17. Juni – Hilpoltstein, Kreuzwirtskeller Open Air
01. Juli – Prien am Chiemsee, Swing in Prien
07. Juli – Schwandorf, Bürgerfest

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