Super in der „Ami-Siedlung“!

Es gibt in Ramersdorf eine rund 9,4 Hektar große Siedlung, Ramersdorf-Süd, genau zwischen Rosenheimer Straße, Wilramstraße und Claudius-Keller-Straße gelegen. Sie wurde in den Nachkriegsjahren 1949 bis 1965 für die Familien der amerikanischen Besatzer von der Wohnungsbaugenossenschaft Gewofag erbaut, weswegen viele heute noch „Ami-Siedlung“ dazu sagen. Nun müssten die über 900 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von rund 77.000 Quadratmetern energetisch saniert werden. Das Ziel sei, ein lebenswertes Klimaquartier zu gestalten, klimaneutral, klimaresilient, bezahlbar. Bei einer Wärmedämmung muss allerdings an der Außenfassade gearbeitet werden. Und nun kommt das schöne Wort aus der Überschrift ins Spiel.

Über den Eingangstüren der meisten der ansonsten sehr schlichten Häuser befindet sich eine Besonderheit: künstlerische Supraporten als malerische bzw. bildnerische Kunstwerke, sie kennzeichnen die Eingänge. Die Kinder der damaligen Familien sollten sich mit den Bildern identifizieren und zurechtfinden.

Auf diese wunderschönen Supraporten wurde jemand aufmerksam und hat dies der Schutzgemeinschaft Ramersdorf mitgeteilt. Diese hat sich informiert und tatsächlich vor ein paar Tagen erwirkt, dass die kleinen Kunstwerke unter Denkmalschutz gestellt werden.

Ich wusste bislang nichts von einer „Ami-Siedlung“ außerhalb der Cincinnatistraße. Ich kannte das Wort Supraporten nicht, ich war noch nie in der Ecke. Ich habe es mir angesehen und bereue, nicht mehr Zeit mitgebracht zu haben.

Es ist ein Areal wie aus einer anderen Zeit. Hier spielen die Kinder noch auf der Straße, hier wird Wäsche auf Wäscheleinen im Freien aufgehängt, hier steht da und dort ein Campingstuhl, denn Balkone haben die Häuser wohl nicht, es sei denn in versteckten Innenhöfen. Natürlich sind die Anwohner nicht verrückt danach fotografiert zu werden, womöglich sind Ängste da um ihren günstigen Wohnraum. Nicht jede*r weiß vielleicht von dem Erfolg der Schutzgemeinschaft Ramersdorf. Wie das nun mit den Sanierungsplänen weiter geht, weiß ich nicht, aber ich freue mich über den Erhalt dieser interessanten Darstellungen. Sie weisen verschiedene Stilrichtungen auf. Es finden sich naive naturalistische Darstellungen, ähnlich dem Stil Ernst Barlachs oder Käthe Kollwitz.

Einige sind eindeutig im Heimatstil, heimische Tiere, Figuren aus der Landwirtschaft, Märchendarstellungen. Andere wirken exotisch, Cowboy und Indianer,

orientalische Welten, ein schwarzer Mann reitet verkehrt herum auf einem Esel. Teilweise sind es reine Malereien, mal mehr, mal weniger bunt, teilweise sind es halbplastische oder plastische Darstellungen.

Über die Künstler ist nichts bekannt, es liegt aber nahe, dass es damals zu einer deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit kam.

Die Schutzgemeinschaft Ramersdorf hat alle Supraporten fotografiert und in einer downloadbaren Datei zusammengefasst: KLICK

Sie live zu sehen macht natürlich noch mehr Spaß!

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