„Krieger in Gottes letztem Reich“

 

„Hart, eingängig, tanz- bar!“ Stahlmann haben hohe Ansprüche an ihr neues Album „Quecksilber“. Ob sie ihnen aber auch gerecht werden können?
Die CD enthält neun Tracks, die Limited Edition zusätzliche vier. Mit „Engel der Dunkelheit“ beginnt das Werk. Langsame Klänge und die tiefe Stimme von Martin Soer, der auch gleich verlangt, dass die Engel leiden. Es ist ein guter, eher ruhiger Auftakt der Scheibe.
Ganz anders sieht es da schon mit „Spring nicht“ aus. Auch wenn der Titel an Tokio Hotel erinnert, der Text tut es nur bedingt. Hier schreit der Sänger: „Spring, spring, spring!“ bis gegen Ende des Refrains endlich das „Nicht“ kommt. Sehr schön: Während der Strophen bekommt man das Gefühl, man würde laufen, wie der besungene Junge, der genug hat vom Leben. Hier gehen die Melodien mit Geschichte mit.
Passend zum Titel „Tanzmaschine“ bietet der Sound eine gute Grundlage, um sich zur Musik zu bewegen, die mit einfachen Drums, E-Gitarre-Klängen und Keyboard auskommt. Inhaltlich wird man stets zum Tanzen im Einheitstakt aufgefordert.
Ein bisschen muss ich an Rammsteins „Engel“ denken. „Asche“ kommt mit ähnlichen Passagen aus und würde Soer nicht einen anderen Text ins Mikro hauchen, würde man kaum einen Unterschied erkennen.
Ihrem Anspruch, hart zu sein, werden die Stahlmänner beim nächsten Song gerecht. Was man im Industrial-Metal-Gothik-Bereich als hart bezeichnen kann, wird bei „Mein Leib“ aufgeboten, auch wenn sicherlich noch mehr möglich wäre. Das beweisen die beiden dann mit „Am Grunde“. Kraftvoll beginnt die E-Gitarre das Thema zu spielen – das leider schon wieder an die Kollegen von Rammstein erinnert. Dafür hat das Lied aber Hymnencharakter und der getragene Refrain ist leicht eingängig.
„Goetter“ und auch „Schmerz“ sind schöne Stücke, die mit viel E-Gitarre auskommen und durchaus Möglichkeiten zum Tanzen bieten. Auch die Köpfe können hierzu geschüttelt werden. Da achtet man ausnahmsweise weniger auf die Texte, die bei anderen Stücken im Vordergrund stehen.
Eher bedrohlich wirkt der Gesang bei „Diener“. Da bleiben die instrumentalen Passagen im Hintergrund.
Der erste Bonustrack „Herzschlag“ holt aus, um dem Album den letzten Schliff zu geben. Ruhige Strophen und etwas härtere Tonarten im Refrain, der leider ebenfalls an andere Bands erinnert, etwa an Tanzwuts „Ihr wolltet Spaß“ oder ähnliches. Vor allem der Gesang lässt einen an Teufel denken. Darauf folgen zwei Versionen von „Tanzmaschine“ und der Club Remix von „Mein Leib“.
Das Booklet ist in Schwarz, Silber und Rot gehalten. Wenig aufdringlich passen die Bilder zu den Themen mancher Songtexte, die ebenfalls abgedruckt sind. So sieht man ein menschliches Herz oder wohl Herakles, der Cerberus fest im Griff hat, um ihn lebendig vor Eurystheus zu bringen.

„Quecksilber“ soll hart, eingängig und tanzbar sein? Musikalisch wird durchaus immer wieder auf die Instrumente eingedroschen. Eingängig sind die Texte, die man bereits nach dem ersten Hören mitsingen kann und auf die anscheinend – und völlig zurecht – besonderer Wert gelegt wurde. Sie stehen deutlich im Vordergrund des Albums. Tanzbar? Nun, man kann auf fast alles tanzen und wer sich gerne auf Industrialklänge bewegt, der kommt bei diesem Album auf seine Kosten.
Leider muss ich aber sagen, dass mir das Album zu sehr nach anderen Bands klingt. Es gibt viele Parallelen zu Rammstein, Oomph!, oder gesanglichen Parts von Tanzwut und anderen. Das minimiert ein bisschen die Euphorie über das neue Werk von Stahlmann, die ab 20.01.12 mit Project Pitchfork und dem neuen Album im Gepäck auf Tour sind.
Die Anschaffung würde ich dennoch empfehlen, denn für sich betrachtet ist es ein gutes Album geworden, das hält, was es verspricht.

Anspieltipp: „Schmerz“


Stahlmann – Quecksilber
AFM Records
VÖ: 20.01.12
9,99 Euro (Ltd. Edition: 15,99 Euro)
Amazon

Tracklist:
Engel der Dunkelheit
Spring nicht
Tanzmaschine
Asche
Mein Leib
Am Grunde
Goetter
Schmerz
Diener

Limited Edition Bonus
Herzschlag
Tanzmaschine (Single Version)
Tanzmaschine (Club Remix)
Mein Leib (Club Remix)

Ein Feuerwerk der Fantasie

Vier Jahre nach dem Debüt mit neuer Sängerin veröffentlichten die finnischen Symphonic-Metaller am 2.12. ihr neues Album „Imaginearum“. Als Sahnehäubchen oben drauf gibt’s zum Album einen Film, beruhend auf den einzelnen Stücken und nach der Idee von Songwriter Tuomas Holopainen. Wie man sich diesen nun genau vorzustellen hat, weiß ich leider nicht, aber hier soll es auch erst mal nur um die Musik gehen, denn die steht ja nach wie vor im Mittelpunkt.
Im Vergleich zum Vorgänger Dark Passion Play ist Imaginaerum vor allem eines: anders. Weniger easy-listening, die Songs gehen langsamer ins Ohr, wenn sie dort allerdings erst mal ankommen breiten sie sich beeindruckend weit aus. Generell ist Imaginaerum rhapsodischer, man kann von den ersten Takten eines Liedes kaum auf dessen Ende schließen. Wendungen und Überraschungen, sowohl harmonisch als auch instrumental, begleiten fast jedes Lied. Der rote Faden, in variierender Form, ist deutlich sichtbar in den 13 Stücken: Fantasie. Träumen, Hoffen, Wünschen. Das reicht von Gutenacht-Geschichten über Alpträume bis hin zu Reisen in den fernen Orient.
Die erste Singleauskopplung „Storytime“ (erschienen am 8.11.) ist eigentlich kein besonders repräsentatives Stück für Imaginaerum. Wahrscheinlich das poppigste, das das Album zu bieten hat, eignet es sich aber wohl gut dazu, einen leichten Einstieg zu bieten.

Endlich wieder ein Lied in ihrer Muttersprache finden wir als ersten Track – „Taikatalvi“ („Wintermagie“), gesungen von Basser Marco Hietala. Ein zauberhaft melancholisches Stück in finnischer Folk-Manier, das stilistisch den ruhigen Trio Niskalaukaus Songs ähnelt und schließlich nahtlos in „Storytime“ übergeht.
Mit „Ghost River“ betreten wir nun weniger massentaugliche Gefilde, anfangs sehr düster und eher wild, mischt sich jedoch im Verlauf des Stückes ein geradezu heroischer Unterton hinein, der zu einem strahlenden Ende hinführt.
Eine Innovation erwartet uns mit „Slow, Love, Slow“. Jazz? Ich dachte, die machen Metal? Und doch hören wir hier extreme Anspielungen auf den ruhigen, etwas düsteren Bar-Swing der 20er Jahre, natürlich nicht ohne typischen Nightwish-Klang.
Mein erster Gedanke bei Track fünf, „I want my Tears back“, war in etwa: Oh je, plötzlich doch wieder so platt? Aber bei intensiverem Hören kristallisiert sich ein wunderschöner Refrain heraus, der von Sängerin Anette und Marco in ihre persönlichen Interpretationen eingefärbt wird. Schließlich mündet das Ganze in ein folkiges Instrumental-Battle zwischen Uillean-Pipes, Fiddle und Gitarre, das definitiv Spaß macht.
Doch gleich wird es gruselig: „Scaretale“ entführt den Hörer in einen Alptraum, in dem er einer mörderischen Braut, einem wahnsinnigen Zirkus und allerhand anderen Kinderschrecken begegnet. Musikalisch erinnert es teilweise an Danny Elfman, den Chefmusikanten von Tim Burton, was dem Stück einen nahezu burtonesquen Hauch verleiht.
Es geht nahtlos weiter mit dem Instrumental „Arabesque“, eine sehr rhythmische Reise auf einem fliegenden Teppich. Ein Stück, zu dem man sich einen Haufen Schals suchen möchte um den Tanz der Sieben Schleier aufzuführen!
Track Acht, „Turn loose the Mermaids“, beruhigt die Stimmung etwas und erzählt eine traurige Geschichte über lange vergangene Liebe. Nur wieso der Erzähler jemandes Zähne kontrolliert, will mir nicht in den Kopf, aber das ist wohl eine Metapher
„Rest Calm“ beginnt eher durchschnittlich, entwickelt sich aber zu einem extrem kraftvollen Ende hin, all die schönen Erinnerungen auffängt und episch in den Vordergrund rückt.
Ein Lied über Vögel? Na nu, sind wir unter die Ornithologen gegangen? „The Crow, the Owl and the Dove“ klingt nach dem Soundtrack zu einem nachdenklichen Romantik-Schinken, zum Teil sogar nach „The Last Unicorn“. Mancher mag es zu dick aufgetragen finden und hätte damit zumindest für den Mittelteil auch recht, aber im Großen und Ganzen ein sehr angenehmes, romantisches Stück zum Träumen.
Wir nähern uns dem Finale, auch inhaltlich: „Last Ride of the Day“ klingt anfangs wie der Ritt zur Schlacht, wird dann aber etwas fröhlicher und schlägt einen sehr optimistischen Ton an: „Aufwachen! Die Zukunft ist jetzt, lebe dein Leben!“ scheint es dem Hörer zurufen zu wollen.
Mit „Song of Myself“ gibt uns Tuomas einen kleinen Einblick in seinen verrückten Kopf. Die Melodie etwas flach, doch was sich darunter abspielt ist atemberaubend. Auch hier – wie schon vorher – sollte man nicht mit dem alten „Strophe – Refrain-Schema“ rechnen, es werden wesentlich komplexere Teile zusammengefügt, ohne dabei den Charakter des Liedes zu verändern. Es endet mit einem minutenlangen Gespräch über Eindrücke, Gedanken, Hoffnungen, Erinnerungen, Wünschen… also mit der Quintessenz des Albums!
Als besonderes Zuckerl hat sich Arrangeur Pip Williams als letzten Track ein orchestrales Medley der Stücke einfallen lassen, bei dem man die Gelegenheit bekommt, die Themen in ihrer Reinform nochmals zu verfolgen und sinken zu lassen. So beenden wir eine Reise in die Fantasie, schlagen unser Buch zu und stellen es zurück ins Regal, doch nicht, ohne ein Stück Kindheit wiedergefunden zu haben, das unter dem Alltag verschüttet lag.

Fazit: Ein unheimlich interessantes Album, aber nichts zum nebenbei hören. Es zieht den Hörer nicht mit, sondern er muss schon selbst schauen wo er bleibt und aktiv zuhören und mitdenken. Komplexer als sein Vorgänger, jedoch muss ich bemängeln, dass viele der Melodien etwas flach und nahezu poppig sind, dadurch allerdings besser zu Anette’s Stimme passen. Trotzdem besteht da noch etwas Nachholbedarf. Im Allgemeinen ein sehr ambivalentes Album, jedes Stück hat mindestens einen genialen Moment, manche sind insgesamt echte Perlen, andere dümpeln nach ihrem großen Augenblick etwas vor sich hin. Doch alles in allem nicht nur für Fans ein Ohrenschmaus, sondern auch durchaus einen Versuch wert für diejenigen, denen die letzten Alben von Nightwish nicht gefielen.

Nightwish (2011)
Nuclear Blast
www.nightwish.com

 

Tracklist

1. Taikatalvi
2. Storytime
3. Ghost River
4. Slow, Love, Slow
5. I want my Tears back
6. Scaretale
7. Arabesque
8. Turn loose the Mermaids
9. Rest Calm
10. The Crow, The Owl and the Dove
11. Last Ride of the Day
12. Song of Myself
13. Imaginaerum

 

Sie haben es wieder getan: Corvus Corax veröffentlichen am 25.11.11 ihr neues Album „Sverker“.
Schon im Vorfeld hatten sie täglich einen Song in Auszügen veröffentlicht, um auf die neue Scheibe aufmerksam zu machen. Dabei können sich die Könige der Spielleute, die eben noch in Mexiko gastierten und in den nächsten Tagen ihre Tour durch Deutschland beginnen, bereits großer Beliebtheit erfreuen, stehen sie doch seit 22 Jahren auf der Bühne und begeistern.
Ob Dudelsack, Schalmei, Trumscheit oder Percussion, die Spielleute wissen, wie man in alte Zeiten entführt.
Auch ihr neues Album ist schöne, gediegene Musik. Ruhige Töne schlagen sie dieses Mal an und begeben sich mit „Sverker“ auf die musikalischen Spuren des mittelalterlichen Nordeuropas. Zehn Länder wurden bereist, auf der Suche nach Inspiration, Legenden und Bräuchen. Dass Corvus Corax fündig geworden sind, beweisen sie eindrucksvoll.

Das Intro ist ruhig, dunkel, stimmt gut ein auf das, was kommt, als wolle es sagen: Setzt euch hin, entspannt euch, schließt die Augen und lasst euch in den Norden entführen.
„Gjallarhorn“ klingt nach Ankunft. Langsam und majestätisch beschreitet man den Bifröst, der in der Mythologie Midgard und Walhalla verbindet. Heimdal ist der Wächter der Götter und besitzt das Gjallarhorn. Wie ein langsamer Marsch auf dieser Brücke, auf dem Weg ins Walhalla schreitet die Musik voran.
Der dänische König „Sverker“ scheint in dem gleichen, schreitenden Stil aufzutreten, zumindest ähnelt das Thema des gleichnamigen Songs dem Vorangehenden.
Geradezu tanzen möchte man, wenn „Fiach Dubh“ erklingt. Eine kleine irische Kneipe vor Augen, Guinness trinkend und sich die roten Bärte zwirbelnd. Das kann ich mir sogar als Frau vorstellen, wenn ich der leichten Musik zuhöre und diese mich entführt aus dem kalten Deutschland.
„Trinkt vom Met, vom Bier und vom Wein. Alles, ja, alles, das muss hinein, und wenn dann die Nacht beginnt, füllet die Gläser hoch bis zum Rand!“ Kann man stilechter zum Trinken aufgefordert werden als durch dieses Lied?
Da passt es dann auch, dass der nächste Song uns noch einmal zum Trinken bewegen möchte, aber das Tanzen bitte nicht vergessen und die Liebe auch nicht! „The Drinking Loving Dancers“ hat Elemente eines ruhigen, hymnenartigen Gesangteils und die spielerische Leichtigkeit der Dudelsäcke, die man von Corvus Corax gewohnt ist. Selbst im Sitzen wippe ich mit, weil es bei diesem Lied gar nicht anders geht.
Flötenspiel beschreibt den Tag im Mai, der als nächstes mit sanfter Stimme besungen wird. Eine schöne Ballade, die nachdenklich stimmt. Da macht es auch nichts, dass man den Text nicht versteht.
„Havfru“ könnte die Jagd durch’s Wasser beschreiben, auf der Suche nach einem unglücklichen Seemann, der sich in die Meerjungfrau verliebt und ihrem tödlichen Gesang folgt. Der Trommelrhythmus zieht mit und wird sehr schön vom Dudelsack untermalt.
Militärisch hingegen klingt der Beginn von „Baldr“. Ein Aufmarsch zur Schlacht, die jungen Krieger noch alle angespannt und siegesgewiss. Das instrumentale Stück erinnert an die Kampfvorbereitungsszenen aus „Herr der Ringe“, „Die Chroniken von Narnia“ oder ähnlichen Filmen. Gegen Ende hin wird es schneller und ich habe das Gefühl, die Spannung steigt – worauf auch immer – bis es abrupt abbricht.
Ein Wikingerschiff, das langsam durch Wasser gleitet, oder doch ein Bach, der durch einen Wald rauscht, vielleicht auch der Klang der Räder einer Kutsche, die langsam auf unsicherem Weg gezogen wird. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Assoziation am ehesten zum Beginn von „Ragnarök“ passt. Vielleicht doch das Schiff, das sich anschleicht, die Feinde ins schlafende Dorf bringt, die sogleich die Bewohner ermorden oder gefangen nehmen und die Besitztümer plündern, musikalisch sehr schön durch schnellen Trommelrhythmus, Schalmei und weitere Instrumente dargestellt. Fast anklagend erscheint dann eine helle, weibliche Stimme, als beweinte sie das in Flammen aufgegangene Dorf. „Ragnarök“ bezeichnet in der nordischen Mythologie das Schicksal der Götter, die in der letzten großen Schlacht gegen die Riesen kämpfen. Drei lange Jahre dauert der Kampf, der viele – und schließlich auch Odin – das Leben kostet. Im Weltbrand wird die ganze Welt zerstört. Doch am Ende entsteht ein neues Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, und Fimbultyr (Odin) kann eine neue Welt erschaffen. Es fehlen Blitz und Donner, es fehlt der richtige musikalische Weltuntergang, aber Corvus Corax setzen ihn in dunklem, ruhigem Ton um, mit sich wiederholendem „Ragnarök“. Ein würdiger Weltuntergang.
„Tjúgundi biðil“ ist kurz und rein instrumental, wie mir scheint eine Schalmei. Mich erinnert das Stück an Jagdsignale wie „Sau tot“ und vermutlich ist es so ähnlich auch gedacht.
Den Abschluss bildet das düstere “Na lamá-sa“. Nun ist es also vorbei mit der CD, scheint es zu sagen. Das gälische Stück geht auf das 10. Jahrhundert vor Christus zurück und es kommt bekannt vor. Ein passender Abschluss, der einen langsam wieder aufwachen lässt.

Fazit: Corvus Corax ist mit „Sverker“ wieder ein Glanzstück gelungen. Ruhiger zwar, aber nicht minder fesselnd wie die vorherigen Alben. Sie entführen, sie nehmen einen mit in die alte nordeuropäische Zeit und sorgen für ein Feuerwerk an Assoziationen. Ein sehr gelungenes Album.

Anspieltipp: The Drinking Loving Dancers


Corvus Corax – Sverker
VÖ: 25.11.11
Label: Soulfood

Tracklist:
1. Intro gjallarhorni
2. Gjallarhorni
3. Sverker
4. Fiach Dubh
5. Trinkt vom Met
6. The Drinking Loving Dancers
7. Lá í mbealtaine
8. Havfru
9. Baldr
10. Ragnarök
11. Tjúgundi biðil
12. Na láma sa

„Dystrance ist ein Zustand relativer Hilflosigkeit, der durch stark automatisiertes Denken und Handeln charakterisiert ist. Hierzu zählen auch Gefühle wie Sinnleere, Entfremdung und das
Abgeschnitten Sein vom eigenen Wesen. Auch starke Ängste zählen dazu.“
Wenn man das liest, erwartet man vielleicht eine Band, die brutale Musik macht, mit harten Texten und mitreißenden Drums. Aber weit gefehlt. Dystrance ist das Soloprojekt des Gründers und Sängers der Gothic-Rock-Band FragileChild aus Franken. Dennis K. hat das reine Studioprojekt im Februar dieses Jahres ins Leben gerufen und bereits zwei Singles und eine EP veröffentlicht.
Er selbst beschreibt den Stil als Commercial-Future-Trance-Pop. Hört man sich die EP „Tanz“ an, die am 30. September erschienen ist, könnte man aber auch an Gothic denken. So wird beim Refrain des Titelsongs auch ein bisschen geshoutet, wenn Dennis K. sagt: „Du bist frei, gib nicht auf“.
Dystrance ist reine Elektro-Musik, wie es für das Trance-Genre typisch ist. Die EP ist mit schnellen und tanzbaren Rhythmen versehen. Vor meinem inneren Auge tauchen sofort dunkle Locations mit entsprechenden Strobo-Effekten auf, die gute alte Zeit. Das trifft dann doch meinen sonst eher andersartigen Musikgeschmack.
Ein wenig anders sieht das mit „Le Coeur de la Mer“ aus. Die Single ist am 14.11. als kostenloser mp3-Download erschienen. Eine Doppelsingle mit drei verschiedenen Versionen des Songs, die längste über sieben Minuten dauernd. Das Stück ist langsam, ohne Text und läuft schon den halben Tag auf meinem Laptop. Warum? Eben weil es ohne Gesang und allzu schnelle Beats auskommt, die meiner Konzentration wenig zuträglich sind. „Das Herz des Meeres“ fließt dahin und übertönt störende Nebengeräusche. Aber auch das genauere Hinhören lohnt sich, sind doch viele verschiedene Facetten der Electro-Richtung zu erkennen. Mal schneller, mal langsamer, mal schöne Synthesizer-Effekte, die ein bisschen an einen Chor erinnern.

Fazit: Um das Projekt kennenzulernen lohnt es sich auf jeden Fall, die Single runterzuladen. Aber um das gesamte Spektrum von Dystrance erfassen zu können, sollte man sich doch die „Tanz“-EP besorgen. Der eifrige Musiker hat noch weitere Singles angekündigt.

Wer selbst musikalisch ist, kann Teil dieses Projekts werden. Dennis K. sucht Gastsänger und begnadete Gitarristen, die am ersten Dystrance-Album mitwirken wollen. Melden kann man sich hier!

Provokant ist das schon: Vom Cover blicken blutrote Augen eines gekreuzigten Schafes mit Dornenkrone und Heiligenschein. Nur die Verletzung in der Seite fehlt, ansonsten wäre dieses Bild eine noch perfektere Blasphemie. Aber genau das scheinen Herzparasit mit ihrem Debüt-Album „Fromme Lämmer“ erreichen zu wollen. Provokation und Aufmerksamkeit.

Lange musste man auf diesen Silberling warten, war er doch schon vor einem Jahr angekündigt und wurde fleißig promotet durch YouTube-Videos. Wer Herzparasit aufmerksam verfolgt hat, kennt einige Songs bereits. Als Support von Stahlmann oder Megaherz haben sie sich bereits einen Namen gemacht.
Wer steckt dahinter? Zum einen natürlich Ric-Q Winther, Frontmann von redLine, Sänger, Texter, Schauspieler, Drehbuchautor und vieles mehr. Zuletzt konnte man ihn in München bei den Aufführungen des Theaterstücks „Der kleine Horrorladen“ sehen. Seine Bücher bestehen aus Kurzgeschichten, Beobachtungen und Gedichten, die er zum Teil selbst als „Hirnfick“ bezeichnet, und genauso schonungslos sind sie auch. Zum anderen ist da El Toro, bekannt durch Monztafarm und für Gitarre, Bass, Programming und ähnliches zuständig. Live kommen noch Mr. SM an den Drums und Ennio PG am Bass dazu.
Am 04.11.11 erscheint also endlich das langerwartete Debütalbum von Herzparasit – und beginnt mit ein paar Soundeffekten, die das Gedicht „Schwarzes Glas“ von Ric-Q untermalen. „Liebe ist die Beerdigung der Herzen und ein Gedicht der Grausamkeit“. Eine unromantische Ansicht, aber wer erwartet schon Romantik auf einem Industrialmetalalbum?
Mit „Angst für dich“ geht es weiter und hier hört man, dass auch der Rest der Band etwas auf dem Kasten hat. Mit Gitarrengeschrammel und Schlagzeug wird hier gearbeitet. Es sind nicht nur Elektro-Klänge, mit denen aufgewartet wird. Der dritte Song fetzt. Live klingt das „Alphatier“ sicherlich noch besser und ermuntert zum wilden Kopfschütteln.
Bei Liedern wie „Blut will fließen“, „Ein letzter Schnitt“ oder „Schmerz ist geil“ ist der Titel – zumindest textlich – Programm.
Abwechslung wird großgeschrieben. Es gibt immer wieder neue musikalische Elemente in den Songs, Soli, die überraschen, elektronische Einspielungen, die unerwartet kommen. Da fallen die Wiederholungen kaum auf, die man nur beim genaueren Hinhören bemerkt. Wer sich die Zeit nimmt, einmal auf die Texte zu achten, wird auch nicht enttäuscht werden. Ric-Q hat sich hier viel Mühe geben. Dabei will er einmal die Bibel umschreiben, singt über Schreie und Schmerz, Liebe und Hass, Sehnsucht und Amokläufe. Im Booklet kann man neben zahlreichen Fotos des Duos lediglich eine aussagekräftige Textzeile aus jedem Song lesen. Neben zum Teil harten und schonungslosen Worten, wird aber auch das bekannte Kinderlied „Schlaf, Kindlein, schlaf“ zitiert und umgedeutet, und Die beste Band der Welt, Die Ärzte, müssen mit einer Zeile aus „Schrei nach Liebe“ dienen. Manche mögen dies toll finden, mich hat vor allem die Textzeile aus „Schrei nach Liebe“ verwundert und ein wenig gestört. Die Ärzte sind halt doch etwas ganz anderes.
Alles in allem ein gelungenes Debüt, das vor allem demjenigen gefällt, der Ooomph!, Megaherz oder die zahmeren Rammstein-Songs mag. Lasst euch vergiften!

Anspieltipp: Alphatier


Herzparasit – Fromme Lämmer
Label: Echozone
VÖ: 04.11.11

Trackliste
Schwarzes Glas
Angst fängt dich
Alphatier
Dein Herz verliert
Blut will fließen
1000°
Rattenloch
Flaschengeist
Ein letzter Schnitt
Scharfer Schlaf
Giftschlange feat. Nemesis
Salz in meiner Wunder
Schmerz ist geil
Milch

Es beginnt ganz leise, das neue Album von FragileChild. Nun werden sicherlich einige fragen: Wer ist das denn?
FragileChild ist eine Band aus Nürnberg, die 2005 von Dennis K. gegründet wurde. Zunächst bestand das Projekt nur aus ihm, einem leidenschaftlichen Musiker, der schon früh begann, seine eigenen Werke zu komponieren. Im Zeitalter des Internets findet man sogar gleichgesinnte Musiker und via Myspace lernte er Mex M. kennen, der seit 2008 festes Mitglied des Duos ist. Die beiden machen Electro / Gothic / Rock und konnten sogar schon einen Hit in den Top20 der deutschem mp3-Downloadcharts landen. Weiterlesen

Weiße Nächte

Quelle: www.tanzwut.com

Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht ein CD-Release von Tanzwut an. Nur drei Monate nach ihrer Akustik-CD „Morus et Diabolus“ veröffentlicht das Septett einen neuen Tonträger mit zwölf Songs.
Wie ein „Phönix aus der Asche“ scheinen sie endlich wiederaufstanden zu sein, mussten die Fans doch fünf lange Jahre warten. Teufel und seine Mannen haben sich Zeit gelassen, aber auch sehr viel Mühe gegeben. Nicht nur das Akustik-Album ist mit rein mittelalterlicher Musik ein gelungener Hintergrund und macht sie einmal mehr zu gern gesehenen Gästen auf Mittelalterfestivals.
Auch „Weiße Nächte“, das am 16.09.11 erschienene Album zeigt die Freude an der Musik.
Die Band setzt sich mittlerweile aus altbekannten und neuen Musikern zusammen. Neben Frontmann Teufel und Gitarrist Martin Ukrasvan gehören seit 2010 auch Bassist Der Zwilling und Dudelsackspieler Ardor und Thrymr zur 1999 gegründeten Band. Seit 2011 komplettieren Schlagzeuger Shumon und der Keyboarder und E-Drummer Jagbird das Septett. Die erfahrenen Musiker hatten dann auch nichts Eiligeres zu tun, als im Studio eine neue CD einzuspielen. Das Ergebnis lässt sich hören.
Die markante Stimme von Teufel besingt „Weiße Nächte“, „Gift“ und „Pest und Teufel“. Die Texte sind nicht braver geworden, sondern behalten ihre düstere Stimmung bei. Musikalisch wechseln sich rockig-schnelle Nummern mit langsamen und sanften Klängen ab. So ist „Bei Dir“ ein schönes Liebeslied, das auf den kommenden Konzerten vermutlich für den Einsatz von Feuerzeugen sorgen wird.
„Ein wahrer Spielmann“ beschreibt das Spielmannsleben, das Tanzwut nur zu gerne selbst ausleben. Tanzen, spielen, fliegen, küssen „bis die Welt versinkt“ und „das Herz zerspringt“, das muss ein wahrer Spielmann, der dabei immer Kind bleibt. Sicherlich erinnert dies ein bisschen an die Kollegen von Subway to Sally oder In Extremo, die das Spielmannsleben nicht minder blumig beschreiben.
Musikalisch erinnert „Du bist kein Gott“ mit entsprechendem Einsatz von Gitarre und Bass an Rammstein, vor allem wenn man den Einsatz des Dudelsacks im Refrain ausblendet.
„Folge Deinem Herzen“ schlägt in die gleiche Kerbe und sorgt damit für eine gute Mischung auf dem Album.
Schließlich bleibt Teufel aber auch immer seinen Wurzeln treu und singt „La filha dau ladre“, ein Lied, das Corvus Corax bereits 1993 auf ihrem Album „Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est“ eingesungen haben. Das Original stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Tanzwut, die ihren Namen aus ähnlich ferner Zeit ableiten, mit schnelleren Klängen und modernen Instrumenten unterlegt.

Alles in allem ein gelungenes Album, für das sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Auf der anstehenden Konzertreise wird wohl kaum einer die Füße stillhalten können und von der Tanzwut gepackt werden.
Mein Anspieltipp: Ein wahrer Spielmann.


Tanzwut – Weiße Nächte
Label: Teufel Records (Soulfood)
Release: 16.09.2011
Tracklist:
01 Weiße Nächte
02 Wie Phönix Aus Der Asche
03 Gift
04 Bei Dir
05 Ein Wahrer Spielmann
06 Rückgratreißer
07 Du Bist Nicht Gott
08 Wenn Der Letzte Vorhang Fällt
09 Folge Deinem Herzen
10 La Filha Dau Ladre
11 Königin Der Nacht
12 Pest Und Teufel