Wenn Nikolaus mit seinem Cello die Bühne betritt, wird es still. Das Publikum fragt sich, was es zu erwarten hat und wer dieser unauffällige junge Mann ist, der auf einem Stuhl Platz nimmt. Doch bereits die ersten Klänge, die der Künstler seinem Instrument entlockt, begeistern. Die Musik ist anders. Mal ernst und getragen, mal fröhlich und leicht werden meist ohne Gesang, nur durch das Cello Umbra Geschichten erzählt. Nun haben sich Cellolitisdie Zeit für ein Interview genommen. 


Nikolaus und Umbra in Aktion.
Foto: Thomas Graul

Kyra Cade: Cellolitis sind…?
Cellolitis: Nikolaus und Umbra, mein Cello.

K. C.: Dein Cello hört auf den schönen Namen Umbra. Warum wurde es so getauft?
Cellolitis: So hieß eine Farbe in meinem Tuschkasten aus der Schule. Ich liebte den Klang – die Musik – des Wortes. Umbra heißt auch „der Schatten“. Ein Schatten, den die Seele wirft.

K. C.: Seit wann spielst Du schon Cello und welche Instrumente beherrschst Du noch?
Cellolitis: Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr das Cello. Ich singe. Ein paar Basics kann ich auf der Gitarre, dem Bass, Geige, Bratsche. Auf dem Klavier, Blasinstrumenten und diversen Orgeln spiel ich gern gerumpelte Schiefklänge. Ich probier überhaupt jedes Instrument gern aus; schau, wie es tickt. Wie Spielzeug.

Neues Album noch in diesem Jahr

K. C.: Mit Deiner Musik erzählst Du fröhliche Geschichten, schneidest aber auch ernste und traurige Themen an. Was macht Dir persönlich mehr Spaß?
Cellolitis: Beides! Ich freue mich enorm, wenn Leute bei meiner Show lachen. Auf youTube gibt es ein Video, wo ich den „Psychedelic Waltz“ in einer kanadischen Comedy-Show spiele. Das macht mir Spaß. Albern sein. Spielen, lachen, Grimassen ziehen; alles vergessen; mich gehenlassen. Aber ich bekomme manchmal auch sehr bewegte und persönliche Geschichten nach Konzerten erzählt. Fremde Menschen teilen sich mit. Sie haben etwas in der Musik gefühlt, was ihrem Lebensthema grad entspricht. Das Danke von einem solch „intensiven Zuschauer“ ist mir wichtig. Es gibt dem ganzen Musikmachen einen wunderschönen Sinn.

K. C.: Gibt es Vorbilder aus dem klassischen Bereich?
Cellolitis: Ganz, ganz viele. Mir fällt die Auswahl schwer. Komponistenidole sind Beethoven, Prokofjew, Satie; an Bach gibt es lebenslänglich Schönes zu entdecken! Brahms hat zwei herrliche Sonaten für Klavier und Cello geschrieben. Richard Strauß‘ „Salome“ ist meine Lieblingsoper, obwohl Strauß bekennender Nazi war. Das ist ein riesiger Konflikt für mich. Trotzdem liebe ich diese Musik (live!). Ja, und Richard Wagner, der Pink Floyd des 19. Jahrhunderts. Ingo Metzmacher ist ein großartiger Dirigent. Von ihm gibt es ein Buch „Keine Angst vor neuen Tönen“. Da umschreibt er kurz einige beeindruckende Komponisten. Ich kann es jedem, der Musik liebt, damit „arbeitet“ und sich dezent für die Klassik interessiert sehr empfehlen. Meine frühere Cellolehrerin Claudia Schwarze beeindruckt mich bis heute in ihrer Art, so viele junge Menschen zu motivieren und auszubilden.

K. C.: Du hast bereits zwei CDs aufgenommen, arbeitest Du an einem neuen Album?
Cellolitis: Ja, es wird Ende November in Berlin released. Ich arbeite dafür zum ersten Mal mit Band.

K. C.: Welche Musik hörst Du am liebsten?
Cellolitis: Schwierig. Das fließt so phasen- und spartenweise durch mich durch. Da bleiben Bands aus vielen Musikrichtungen. Auch je nach meiner Tätigkeit beim Musikhören. Meine erste Band war Queen, die ich vergöttere. Ich liebe die Beatles, Leonard Cohen, Bob Dylan, Woody Guthrie, Bob Marley, Tom Waits, Pink Floyd, die Stimme von Otis Redding. Ich mag Can, Ton Steine Scherben, Hans Söllner, Jan di Leo, Quinto Rigo, Nigel Kennedy, Mojo Juju, John Lennon, Goodspeed You!Black Emperor, Björk, Nick Cave, Einstürzende Neubauten, Arvo Pärth, Wenzel. Nine Inch Nails, The Doors, Motorhead oder Rage against the Machine. Aus Berlin höre ich gern „Mutter“! Deutsche authentische Punk-Rock-Balladen. Johanna Zeul finde ich grad sehr spannend; mit eigener Art und voller Energie.

Ein Auftritt mit Björk im Opernhaus

K. C.: Im Januar warst Du mit Coppelius unterwegs. Wie war’s?
Cellolitis: Cool! Ein Abenteuer! Zum ersten Mal in einem richtigem Tourbus mit einem coolem Fahrer!

K. C.: Was ist in besonders positiver Erinnerung geblieben?
Cellolitis: Einschlagend für mich war der Auftritt im Kammgarn Kaiserslautern. Die Leute, die Stimmung, der Laden, der Sound, das Licht. Da hat alles gepasst. Einer DIESER Momente im Leben.

K. C.: Wo oder mit wem würdest du gerne mal auftreten?
Cellolitis: Definitiv mit meiner Band auf viel mehr Festivals in ganz Europa! Italien, Spanien, Russland, Serbien, Kroatien, Griechenland, Norwegen, England, Türkei, Frankreich. Das wäre ein Traum. Ok, es ist seit längerem mein Traum, mit Björk in einem Opernhaus aufzutreten. Mit Orchester, Band, Ballett und Chor!

K. C.: Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Cellolitis: Liebe, Gesundheit und Zeit! Ein eigenes Studio, ein eigenes Label; spannende Begegnungen und Erfahrungen in der Musik leben. Ich will Liebe leben und so ziemlich jede Scheißangst abbauen. Ich würd mir ein besseres Miteinander der Menschen untereinander wünschen. Da muss in den nächsten Jahren ein solidarischer Ruck durch Deutschland gehen. Der Staat wird hier mehr und mehr zur Enttäuschung und Bedrohung der Demokratie. Ich wünsche mir daher, dass die Piraten auf- und mitmischen in naher Zukunft und den Bürgern ehrliche Politik geben.

K. C.: Ein paar Worte zum Schluss?
Cellolitis: Vielen Dank Kyra Cade und vielen Dank SchwarzesBayern.

K. C.: Vielen Dank für das Interview! 

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