A CHAPEL FOR LUKE

5

Licht, schlicht, weit, zum Domberg hin offen, mit vielen Ausblicken in die Stadt. So beschreiben die Besucher*innen Ende 2022 das nach nur neun Jahren Umbau wiedereröffnete Diözesanmuseum in Freising. Ich persönlich habe mich nicht vorrangig für die religiöse Volkskunst, die Krippenausstellung und den Freisinger Domschatz interessiert, aber ich muss schon sagen, der alte Bau und was nach der Renovierung daraus geworden ist, ist schon eine Schau! Man betritt einen Lichthof mit mediterranem Flair. Die hohen Bogenfenster und die wundervolle Glasdecke machen das Gebäude hell und freundlich.

Und gleich beim Eintritt ins Atrium überwältigt einen fast der Anblick: Quer über den lichten Innenhof liegt die Hauskapelle des ehemaligen Freisinger Knabenseminars, die der Künstler James Turrell mit verschiedenen Farben flutet.

1„A CHAPEL FOR LUKE and his scribe Lucius the Cyrene” heißt die Lichtinstallation. Schon von außen und mit einigem Abstand sieht das einfach wunderschön aus. Die Besucher*innen müssen sich Überschuhe anziehen, dann geht man eine kleine Treppe nach oben und tritt ein ins Licht. Innen erscheint ein Farbkreis, wie ein leuchtender Mond, auf der nach oben gerundeten, die Form der Bogenfenster aufnehmenden Fläche. Es passiert nicht viel im Inneren der Kapelle, doch dieses Licht, das sich unmerklich verändert, macht etwas mit einem. Die Grenze zwischen Licht, Farbe und Raum löst sich auf. Sehr vorsichtig bewegt man sich im Inneren, weil gar nicht zu sehen und zu spüren ist, wo die Ränder sind. Man nennt dies ein sogenanntes „Ganzfeld“. Warum diese Lichtinstallation diesen ausschweifenden Titel hat? James Turrell spielt damit auf das Lukasbild im Museum an. Das Freisinger Lukasbild ist eine byzantinische Marienikone aus der Zeit um 1000. Dieser stellt Turrell einen immersiven Meditationsraum gegenüber. Immersive Shows sind derzeit der Hit. Der 1943 in Los Angeles geborene James Turrell widmet sich bereits seit mehr als 50 Jahren dem Thema (Im-)Materialität und Wahrnehmung von Licht.

Zum Abschluss können die Besucher*innen sich noch im Restaurant im Untergeschoss oder draußen auf der traumhaften Terrasse mit Blick in die Stadt hinein und weit drüber hinaus etwas gönnen. Ein perfekter Tag!

Diözesanmuseum Freising
Domberg 21, Freising
Geöffnet Di-So von 10-18 Uhr

(1139)