Im Schatten der Plattenbauten der mitteldeutschen Provinz zwischen Halle und Berlin spielt das Quartett Tommy and the Teleboys lauten und verschwitzten Psychedelic Fuzz Rock. Gitarren, treibende Synthies, mal garniert mit einer zuckersüßen Westcoast-Melodie, mal mit der Noise-Brechstange. Ein herausragendes Debüt, frisch, zeitgemäß und ein Hauch Retro. Eigenständig, verspielt und anders.

Die Band bringt Stile zusammen, eifert Vorbildern nach und hat doch einen eigenen Sound, der anders klingt. Hier wird Garagenrock mit Psychedelia gefüttert, Postpunk, Krautrock oder Electronica ausprobiert. Eine aufpeitschende Rhythmusgruppe und fiebrig-flirrende Gitarren verhindern jede Stagnation. Tanzbar, groovy, wild … Dann wieder relaxt und schwebend. Sie singen “Gib mir”, aber sie geben selber. Alles. Immer. Die Stilvielfalt ist ein Freifahrtschein, den Sound in alle möglichen Richtungen fliegen zu lassen. Entgegen starrer Genre-Grenzen ist alles erlaubt, und eine wilde Mischung kommt zusammen und wird zu einem homogenen Album.

Zuhause wurden Basics eingespielt, in einzelnen Sessions der Bass und „10.000 Gitarrenspuren darüber gelegt“ und irgendwann die Vocals im Proberaum aufgenommen, um wieder zuhause Synthies und Percussions einzuspielen und so weiter und so weiter. Angesichts der Vielzahl an Spuren hat der Mix fast ein Jahr gedauert. DIY at his best.

Und auch beim Artwork wurde selbst Hand angelegt und herumgespielt. Das Blau-Rot “sah ein bisschen noisig aus“, und ganz versteckt ist als Grundlage ein ramponierter, steinerner Gorgonen/Monster-Kopf, der im Archäologischen Museum abfotografiert wurde. Eine in Mitleidenschaft gezogene Gottheit. Gebrauchte Götter in gutem Zustand. Gods, used, in great condition. Wie in der Musik sind es auch hier die Details.

Und auch textlich bezieht sich vieles aufeinander und zieht sich durchs Album. Es geht um Jesusfanatiker, hängengebliebene Konservativradikale, einen selbstverliebten Jeff Bezos und deren Konflikte in einer dystopischen aber auch schönen (Parallel)Welt: dem Televerse. (Filmrechte sind noch nicht vergeben.)

Kein klassisches Konzeptalbum und doch zusammenhängend, alles kein Zufall, sondern durchdacht und gekonnt. Und wild, verspielt, losgelöst. Es rockt, kracht und ballert. Ein Debütalbum, das Spaß macht und vor Ideen sprüht.

Tommy and the Teleboys – Gods, used, in great condition
Album VÖ: 30.08.2024

https://tommyandtheteleboys.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/tommyandtheteleboys/
https://www.facebook.com/TommyandtheTeleboys/

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