Echte Männerfreundschaft

James lebt mehr schlecht als recht in seiner kleinen Sozialwohnung in London. Sein tägliches Brot verdient er mühevoll als Straßenmusiker, lebt mit Pöbeleien und einer düsteren Zukunft: Drogenentzug läuft zwar, aber so recht Hoffnungen macht er sich nicht. Für James ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sein Leben – mal wieder – vermasselt. Bis eines Tages ein ziemlich zerfledderter, roter Kater im Treppenhaus auftaucht und nicht mehr gehen mag. Diese wahrlich schicksalhafte Begegnung sollte das Leben der beiden vollkommen umkrempeln.

Die wahre Geschichte dieser wunderbaren Freundschaft ist wirklich herzergreifend. James nimmt sich des verletzten Tieres an, tauft den Kater Bob und nimmt sich vor, ihn wieder in die Freiheit zu entlassen, wenn er gesund ist. Schließlich kann er kaum für sich selbst sorgen, wie sollte er da auch noch Verantwortung für ein Tier übernehmen? Seine Pläne sind sehr vernünftig, doch Bob ist anderer Meinung. Trotz des Versuches, ihn zu verscheuchen, weicht er seinem neuen Freund James nicht von der Seite, und so lernt dieser das erste Mal im Leben, sich um jemanden zu kümmern. Bob gibt ihm den Antrieb, jeden Tag auf der Straße für beide Geld zu verdienen, erst als Musiker, später als Big-Issue-Verkäufer. Und obwohl den beiden so mancher Stein in den Weg gelegt wird, denn ihr „Erfolg“ wird ihnen von einigen auf der Straße missgönnt, schafft James schließlich sogar den letzten Schritt in ein drogenfreies Leben. Und ehe er sich’s versieht, hat Bob Fans auf der ganzen Welt und erscheint in Youtube-Videos.
Bob, der Streuner ist ein wahres, modernes Märchen, das dem Leser irgendwie den Glauben an das Gute im Menschen zurückgibt. Es ist warm erzählt, mit jedem Wort spürt man die enge Bindung zwischen James und Bob. Obwohl vermutlich Kleinigkeiten der Dramatik zugunsten geändert wurden, zweifelt man keine Minute daran, dass alles einfach nur echt ist. James Bowen versucht nicht, eine schillernde Hollywood-Geschichte zu schreiben, die auf die Tränendrüse drücken soll, und genau das macht den Reiz dieses Buches aus: es kommt rundum ehrlich herüber.
Natürlich ist James Bowen kein Shakespeare, aber zu einem solchen Buch greift man ja auch nicht, wenn man sich an sprachlichen Höchstleistungen ergötzen will. Es ist allerdings flüssig und angenehm geschrieben, sodass man es in einem Rutsch weglesen kann und sich danach einfach irgendwie gut fühlt.
Heute sind James und Bob auf den Straßen Londons eine echte Attraktion. Hoffentlich hält diese ungewöhnliche Männerfreundschaft noch lange, lange an.

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James Bowen – Bob, der Streuner
Bastei Lübbe, Taschenbuch, 2013
252 Seiten
8,99 €
eBook: 6,99 €

Bastei Lübbe
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