Eine schrecklich nette Familie

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Man wird schnell hineingezogen in diese sechsteilige deutsche Miniserie: eine Frau in einem Zug, die nachts nach ihrem Mann sucht und Panik bekommt! Warum? Das erschließt sich nach und nach: Emily wurde als kleines Kind entführt und tagelang gefangen gehalten, bis es zur Lösegeldübergabe kam. Hier musste sie aber noch Stunden in einer Kiste in der Erde – mit Luftlöchern natürlich – ausharren.
Gegenwart: Ebendiese Emily heiratet. Scheint ein ganz toller Kerl zu sein, dieser Chris. Zumindest finden das Emily und ihr Vater. Denn diesem soll Chris den Hintern retten mit Geld und modernen Ideen für die Gießerei. Die Hochzeit wirkt zwar glamourös, aber eigenwillig seltsam. Da ist dieses wundervolle Anwesen am Rande einer großen Stadt, ein tolles Haus mit Garten, Pool und Gewächshaus – aber abgeschottet, und man kann es nur mit einem Code betreten. Die Hochzeitsgäste sind neben dem Brautpaar lediglich die Eltern und Geschwister der Braut, sowie ein guter Freund des Bräutigams. Der Bruder der Braut kommt verspätet an, was die Braut aus dem Konzept wirft. Sie hat so auf ihn gebaut, obwohl sie ihn sieben Jahre nicht mehr gesehen hat. Und so kommt allmählich ans Licht, dass eigentliche Selbstverständlichkeiten hier nicht selbstverständlich sind. Das Haus wirkt so wundervoll und transparent, doch ist es abgeschirmt, und keiner kann die Geheimnisse ergründen. Die Geschwister wirken so fröhlich und gut situiert, sind es aber nicht: jede*r verbirgt Abgründe: Der Bruder der Braut hat sein Leben lang darunter gelitten, seiner kleinen Schwester zum Zeitpunkt der Entführung nicht helfen zu können. Die große Schwester scheint fest im Sattel zu sitzen, sie leitet zusammen mit dem Vater die Firma und ist in einer tollen Beziehung mit einer Galeristin. Sie werden ein Kind zusammen bekommen! Doch auch hier kommt es zu Unverständnis und Streit. Die andere Schwester hat einen tollen kleinen Sohn, doch der will nicht mehr bei ihr leben, weil sie Schlaftabletten nimmt und ihm nicht mal die Basics für die Schule kaufen kann. Die Mutter aller Kinder ist eine Künstlerin und wollte groß hinaus – wenn nur die vier Kinder nicht gekommen wären, wovon die Jüngste das Problemkind wurde, um das sich alle immerzu kümmern mussten. Nach und nach kommt heraus, dass alle eigentlich sehr viel mehr Probleme haben als das ach-so-traumatisierte-Entführungsopfer! Denn Emily ist nicht nur ihre Hilflosigkeit, sie ist insgeheim eine sehr patente Internet-Influencerin!

Jeder Teil ist spannend gemacht, und ich überlegte wirklich immerzu, wie es wohl weiter gehen und enden wird. Ich will und kann nicht alles verraten, aber nur eines: es war spannend bis zum Schluss, und dann war ich irgendwie happy und hätte am liebsten eine Platte der „Mamas and the Papas“ aufgelegt!

:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcornsw:

„Haus aus Glas“
6 Teile mit Sarah Mahita, Stefanie Reinsperger, Morgane Ferru, Merlin Rose, Götz Schubert, Juliane Köhler, Aram Arami, Lara Chedraoui, Samir Fuchs, Carl Anton Koch, Sebastian Fritz, Elisabeth Kanettis, Ulrich Brandhoff, Petra Kalkutschke, Markus Friedmann.
Seit dem 9. Januar 2023 im linearen Programm der ARD und in der Mediathek.

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