Vom Werden & vom Sein

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Anlässlich der Sendlinger Stadtteilwoche 1994 fotografierte Stefan Caspari rund 1400 Menschen. Mit so viel Andrang hätte niemand gerechnet. So entschied sich das Kulturreferat, in der Sendlinger Kulturschmiede noch im selben Jahr eine Ausstellung zu präsentieren. Die Resonanz war wieder groß. Die Hälfte aller Fotografierten kam, unterschrieb die Bilder, und so entschloss man sich, ein Buch daraus zu machen: Menschen in Sendling.
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20 Jahre später suchte die Sendlinger Kulturschmiede nach den Porträtierten, und es wurden 150 „Sendlinger von damals“ gefunden. Sie reisten zum Teil von weit her und ließen sich an drei verschiedenen Terminen erneut von Caspari fotografieren. So entstanden Doppelporträts der ganz besonderen Art.

Diese Bilder wurden nun im Rahmen der Sendlinger Stadtteilwoche ausgestellt. Die Galerie waren Geschäftsschaufenster auf der Plinganserstraße, auf dem Abschnitt zwischen Lindwurm- und Lindenschmitstraße. Die Plinganserstraße ist ja nun beileibe kein Münchner Vorzeigeeck, obwohl sie teilweise mit schönen Häusern oder hübschen Details aufwarten kann. Es herrscht einfach viel Verkehr, und es gibt wenig Gründe, auf dieser Straße zu verweilen, außer um von A nach B zu kommen. Und so mutmaßt diese Ausstellung auf den ersten Blick etwas seltsam an. Porträts in Schaufenstern eines Cafés, eines Copy-Shops, Blumen- und Unterwäscheladens?
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Und man steht dann auf der Straße und starrt in das Schaufenster, aber nicht auf die ausgestellte Ware? Ja! Und es macht Spaß!
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Die Bilder erzählen Geschichten. Es ist anrührend zu sehen, wie sich Paare nach 20 Jahren wieder gemeinsam ablichten ließen, Freundschaften gehalten, Familien mit Kindern sich entwickelt haben.
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Hat vor 20 Jahren die Mama das Kind auf dem Arm gehabt, so ist es jetzt – spielerisch – genau andersrum. Man hat sich weiterentwickelt. Manchmal optisch sehr, und dann auch wieder, als wäre die Zeit kaum vergangen.
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Wer es nicht geschafft hat, diese innovativen Doppelporträts zu sehen – sie waren vom 11. bis einschließlich 21. Juni ausgestellt -, der kann zumindest ab September in der Sendlinger Kulturschmiede alle Porträts aus 2015 betrachten. Es gibt nämlich erfreulicherweise – wie vor 20 Jahren – wieder eine Ausstellung und ein Buch.
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