Die Liebe ist ein seltsames Spiel

 

leichtmatrose_du-ich-und-die-andernDie Promotionansage „Leichtmatrose ist ein Unikat und eine echte Herausforderung“ ist gut gewählt. Mittlerweile kann ich nachvollziehen, was damit gemeint ist. Mit dem Longplayer Du, ich und die andern setzt der Künstler Andreas Stitz, ehemals Drogenberater und Bewährungshelfer, die Segel, deren Wind sich zusammensetzt aus Electro-Pop, Chansons sowie orchestraler Begleitung. Damit zieht er seit 7. August durch die Welt.

Den Anfang macht „Dalai Lama“. Es ist ein altes Spiel mit der vergangenen Liebe, die dann doch wieder bei einem einzieht, obwohl alles vorbei ist. Es blitzt der JoachimWitt-Stil durch, und mit dem Text „Adieu mein Arschgeweih“ schafft er dann eventuell doch noch den Absprung. Das moderne Chanson „Ich hab dich bloß geliebt“ ist leiser und zurückhaltend musikalisch unterlegt. Durch den Streicher-Einsatz wirkt der Song noch besser auf mich. In den Weltraum zieht es den Zuhörer mit „Sternenstaub“. Es ist ein witziger Text über ein Untergangsszenario. Über die nachfolgenden Nummern 4 („Jonny fand bei den Sternen sein Glück“), 5 („Hier drüben im Graben“ mit Beteiligung von Joachim Witt) sowie 10 („Reingelegt) habe ich schon in meiner Review zur EP Jonny fand bei den Sternen sein Glück geschrieben, nachzulesen ist diese hier. Im weiteren Verlauf begegnet mir dann ein Touch Orchestral Manoeuvres in the Dark: „Damals im Leben (Was für ein Jahr)“ ist poppig und wieder mit Streichinstrumenten unterlegt. Der Titel lässt es nicht vermuten, aber „Adieu Marie“ kommt flott daher und kann auch einen Klaviereinsatz aufweisen. Mein persönliches Highlight auf der CD ist „Liebe und all dieser Scheiß der mal war“, und nicht nur wegen Cello und Xylophon. So kann es sein, wenn die vermeintliche Liebe sich verabschiedet hat: Da schiebt man schon mal Depressionen, da kommen einem Selbstmordgedanken, und der Alkohol fehlt meist auch nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt mit der Passage „sag mir vielleicht“, diese Wehmut begegnet einem auch bei „Besser nicht“. Hier wird mit Klavier, Disco-Elementen und einem Chor experimentiert, mir gefällt’s. Die 80er-Jahre-Musik blitzt bei „Atlantis“ (mit Dorian E) durch. Ein verstärkter Synthesizer-Einsatz und Saxophon-Töne vermitteln Verbitterung bei „Wenn du sagst, dass Du mich liebst“

Leichtmatrose lässt immer wieder erkennen, dass Joachim Witt sein großes Vorbild ist. Seine Texte sind mit manchmal offenem, manchmal verstecktem Witz garniert, die Liebestragödien eines Lebens verpackt er in deutsche Sprache und viel Electro-Pop. Ich nenne ihn jetzt einfach mal einen modernen deutschen Chansonsänger, der auch musikalische Experimente wagt wie bei „Besser nicht“; davon würde ich mir mehr wünschen. Die vergangene Liebe ist ein weites Textfeld für einen Musiker, bei der nächsten CD würde ich mir allerdings auch andere Inhalte wünschen.

Einen persönlichen Eindruck von Leichtmatrose kann man bei der „Hände hoch“-Tour von Joachim Witt gewinnen, und zwar am
10.10.2015 Hamburg – Knust
29.10.2015 Berlin – C-Club
30.10.2015 Leipzig – Stadtbad

Insgesamt bietet Du, ich und die andern keine Songs, die einen in der Diskothek vom Hocker reißen. Es sind melodiöse Liedermacher-Texte mit Witz.

Anspieltipp: Liebe und all dieser Scheiß der mal war

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Leichtmatrose: Du, ich und die andern
Label: Believe Digital Gmbh (Soulfood), 07.08.2015
€ 16,99
Amazon

https://www.facebook.com/derleichtmatrose
http://www.leichtmatrose.eu/

Tracklist:
01 Dalai Lama
02 Ich hab dich bloß geliebt
03 Sternenstaub
04 Jonny fand bei den Sternen sein Glück
05 Hier drüben im Graben (feat. Joachim Witt)
06 Damals im Leben (Was für ein Jahr)
07 Adieu Marie
08 Liebe und all dieser Scheiß der mal war
09 Besser nicht
10 Reingelegt
11 Atlantis (feat. Dorian E)
12 Wenn du sagst, dass du mich liebst

 

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