Prinzessin, Fräulein, Königin – If love is a battlefield

amanda lovelace

Es war einmal ein kleines Mädchen. Eine Prinzessin. Ihre Mutter lächelte sie an, als sie ihr einen Zuckerwürfel anbot. Das Mädchen griff gierig zu. Es war aber Salz. Das ist dem Mädchen immer wieder passiert. Hoffen auf Zucker, bekommen hat sie aber Salz. Missbrauch, sagt die junge Frau jetzt, war das. Die Mutter fand auch, dass sie zu fett sei. Mit elf Jahren hat die kleine Prinzessin damals innerhalb weniger Monate 60 Pfund abgenommen. Sie musste langärmelige Kleider tragen, damit niemand ihre armseligen Arme sehen konnte – allerdings haben damals alle gesagt, wie gut sie aussieht.

Die Mutter stirbt an Krebs, die geliebte schöne, älteste Schwester auch. Sie ist allein, bei ihrer ersten Monatsblutung, beim Heranwachsen. Sie hat Alpträume, retten können sie nur temporär Bücher, Worte, Buchstaben.
Sie wird dennoch zu einem Fräulein. Es werden Erfahrungen mit Jungs gemacht. Sie sind nicht immer positiv. Wenn sie schön sind, bleiben sie nicht immer. Sie hadert sehr damit, ihre Schwester verloren zu haben. Sie hat Angst, auch noch ihre anderen Schwestern zu verlieren, dass alle, die sie kennt, fort gehen. Wie viele Begräbnisse kann wohl jemand besuchen, bevor er neunzehn Jahre alt wird?
Trotz allem Elend, aller Trauer, aller Ängste und Alpträume wird aus der kleinen Prinzessin, dem jungen Fräulein, eine Königin. Die Prinzessin erhebt sich aus der Asche. Sie ist 19, sie lernt ihren Vater verstehen, und sie lernt einen Jungen kennen. Zwei Seelen haben sich gefunden, zwei Körper, die aufeinander gewartet haben. Schön, endlich schön. So schön, dass es ihr folgendermaßen vorkommt: „überall, wo seine finger mich berühren, wachsen blumen“. (meine sonne und mein regen, S. 135)

Dieses Buch erzählt Geschichten in Poesieform. Sie behandeln Themen, die junge Leute bewegen. Sie sind mal schwer, mal einfühlsam, mal traurig, mal Mut machend. Unabhängig von den Gedichten, die mal mehr, mal weniger eindringlich auf mich wirken, gefällt mir die Darstellung. Diese Art der visuellen Poesie gibt es ja schon lange. Aber sie fällt mittlerweile nirgends mehr so stark auf, wie in einem gedruckten Gedichtband. Und das ist doch was Schönes, oder? Ein Poem in Herzform!

Amanda Lovelace gewann mit ihrem Erstling the princess saves herself in this one den Goodreads Choice Award 2016 in der Kategorie „poetry“. Sie wird in einem Atemzug mit Rupi Kaur genannt und ist zusammen mit ihr vermutlich die mit am meisten gelesene und besprochene junge Lyrikerin der sogenannten tumblr poets bzw. insta poets. 2014 hat sie ihren Abschluss in englischer Literatur gemacht. Wenn sie gerade mal nicht schreibt, trinkt sie viel Kaffee, bloggt, und beschäftigt sich mit Katzen und Meerjungfrauen. Man kann sie als ladybookmad auf twitter, instagramm und tumblr finden.

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Amanda Lovelace: die prinzessin, die nicht gerettet werden muss
Lago Verlag, 8. Oktober 2018
208 Seiten
Gebundenes Buch: 14,99 Euro
eBook 11,99 Euro

 

 

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