Much prettier in pink!

Am Ostbahnhof konnte man einst, um direkt zum Werksviertel zu gelangen, unten durch die Ladengasse und dann die Treppe raufgehen, sich an Reisenden und anderen Passanten durchmanövrieren oder eine Unterführung direkt von der Orleanstraße zur Friedenstraße durchqueren. Und ja, es WAR eine Unterführung, aber ganz schön hässlich und gruselig, von Müll über Schmierereien und Uringeruch war alles da. Der Student Francesco Sormani passierte diese Unterführung zwischen der Orleanstraße und Friedenstraße oft. Gefallen hat ihm das nicht. „We are all one“ und ein rotes Herz sprühte er an die Wände voller Gekritzel und Schmierereien und wurde von der Polizei glatt ertappt.

Er musste tausend Euro Strafe zahlen! Mittels eines Crowdfundings konnte er das Geld aufbringen, und dann fasste er einen Beschluss: Er wollte den Tunnel neu und freundlicher gestalten. Sormani wandte sich an „Die Städtischen„, ein Kollektiv, das sich für eine kreative Gestaltung im öffentlichen Raum einsetzt. Drei Jahre hat es gedauert, bis sie die finanziellen Mittel beisammen hatten und die Genehmigung, den Tunnel neu zu gestalten. Diesen Sommer stand der mittlerweile 27-Jährige mit einigen Ehrenamtlichen am Ostbahnhof, Hochdruckreiniger und viele Eimer Farbe waren im Einsatz. Man hatte sich geeinigt, es so simpel wie möglich zu machen: pinke Wände, pinke Decke, pinker Boden. Die Farbe nimmt angeblich Angstgefühl und Aggressivität heraus. Sie steht für Optimismus, Vielfalt und Lebensfreude. Es wurde also gereinigt, grundiert und mit ein paar anderen Farben noch zusätzlich ein Gefühl von Weite, Größe, erweiterte Perspektive vermittelt. Auch die Zugänge von der Orleanstraße und von der Friedenstraße wurden mit dezentem Pink gekennzeichnet. Anschließend wurden die Wände mit einem speziellen Graffitischutz bemalt.

Es gibt natürlich die nimmermüden Motzer, die diese Idee mit dem freundlichen Pink albern und vor allen Dingen sinnlos finden. „Ein Vergewaltiger lässt sich von pinken Wänden nicht abschrecken“. Ja, das mag so sein, aber es ist ein weit schöneres Gefühl diese 160 Meter im Tunnel entlang zu gehen als vorher. Als ich es mir angesehen habe, waren noch nicht mal die beiseite gestellten Absperrungen weggebracht, trotzdem hat es etwas Fröhliches, Besonderes an sich.

Wo genau das ist?
Wenn ihr vor dem Ostbahnhof steht, links daneben an der Orleanstraße, Ecke Post.
Hier führt der Tunnel genau hinüber in die Friedenstraße ins Werksviertel.

https://www.instagram.com/diestaedtischen/

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