„Dystrance ist ein Zustand relativer Hilflosigkeit, der durch stark automatisiertes Denken und Handeln charakterisiert ist. Hierzu zählen auch Gefühle wie Sinnleere, Entfremdung und das
Abgeschnitten Sein vom eigenen Wesen. Auch starke Ängste zählen dazu.“
Wenn man das liest, erwartet man vielleicht eine Band, die brutale Musik macht, mit harten Texten und mitreißenden Drums. Aber weit gefehlt. Dystrance ist das Soloprojekt des Gründers und Sängers der Gothic-Rock-Band FragileChild aus Franken. Dennis K. hat das reine Studioprojekt im Februar dieses Jahres ins Leben gerufen und bereits zwei Singles und eine EP veröffentlicht.
Er selbst beschreibt den Stil als Commercial-Future-Trance-Pop. Hört man sich die EP „Tanz“ an, die am 30. September erschienen ist, könnte man aber auch an Gothic denken. So wird beim Refrain des Titelsongs auch ein bisschen geshoutet, wenn Dennis K. sagt: „Du bist frei, gib nicht auf“.
Dystrance ist reine Elektro-Musik, wie es für das Trance-Genre typisch ist. Die EP ist mit schnellen und tanzbaren Rhythmen versehen. Vor meinem inneren Auge tauchen sofort dunkle Locations mit entsprechenden Strobo-Effekten auf, die gute alte Zeit. Das trifft dann doch meinen sonst eher andersartigen Musikgeschmack.
Ein wenig anders sieht das mit „Le Coeur de la Mer“ aus. Die Single ist am 14.11. als kostenloser mp3-Download erschienen. Eine Doppelsingle mit drei verschiedenen Versionen des Songs, die längste über sieben Minuten dauernd. Das Stück ist langsam, ohne Text und läuft schon den halben Tag auf meinem Laptop. Warum? Eben weil es ohne Gesang und allzu schnelle Beats auskommt, die meiner Konzentration wenig zuträglich sind. „Das Herz des Meeres“ fließt dahin und übertönt störende Nebengeräusche. Aber auch das genauere Hinhören lohnt sich, sind doch viele verschiedene Facetten der Electro-Richtung zu erkennen. Mal schneller, mal langsamer, mal schöne Synthesizer-Effekte, die ein bisschen an einen Chor erinnern.

Fazit: Um das Projekt kennenzulernen lohnt es sich auf jeden Fall, die Single runterzuladen. Aber um das gesamte Spektrum von Dystrance erfassen zu können, sollte man sich doch die „Tanz“-EP besorgen. Der eifrige Musiker hat noch weitere Singles angekündigt.

Wer selbst musikalisch ist, kann Teil dieses Projekts werden. Dennis K. sucht Gastsänger und begnadete Gitarristen, die am ersten Dystrance-Album mitwirken wollen. Melden kann man sich hier!

Welcome to nature


Trobar de Morte

Pünktlich um 20 Uhr ertönen zarte Klänge. Die Augen sind in erster Linie auf die dunkelhaarige Sängerin gerichtet, die mit starker Stimme loslegt. Dabei kann ich nicht einmal ausmachen, ob es nur „Ahs“ und „Ehs“ sind, die sie von sich gibt, oder wirklich ein Text dahintersteht. Das ist auch relativ egal, denn das Gesamtbild zählt. Die Flöte, die von einem ihrer Kollegen an den richtigen Stellen eingesetzt wird, erscheint sehr dominant, aber nicht störend. Der E-Bass im Hintergrund wirkt dagegen fremd und unterstreicht dennoch nahezu malerisch den Auftritt. Doch das erste Stück ist wahnsinnig getragen und ernst, zumindest meine Stimmung geht ins Untergeschoß. Es passt in meinen Augen nicht auf ein Konzert dieser Art und schon gar nicht an den Anfang. Vielmehr erinnert mich die Musik an Filmszenen aus „Braveheart“ oder „Gladiator“, vielleicht auch „Troja“, wenn die Kampfgeräusche ausgeblendet werden und der Zuschauer zu trauriger Musik einzelne Nahaufnahmen der Schlacht vorgesetzt bekommt. Für Rollenspieler wären „Trobar de Morte“, so heißt die spanische Band, perfekt als Hintergrundmusik geeignet, wenn sie gegen Orks und Drachen in den Krieg ziehen.
Doch die Spanier geben Gas und ich muss fast alles revidieren, was ich mir bis dahin notiert habe. Die Abfolge ihrer Songs war sicherlich nicht ganz geschickt gewählt, denn sie können mehr und sie zeigen mehr. Eine Instrumentenvielfalt wird geboten, Flöten, Lauten, E-Bass, Trommeln, Schellen und noch anderes, nichts kommt vom Band, alles ist live. Sängerin Lady Morte hat eine sehr kräftige Stimme, die kaum die Verstärkung durch das Mikro zu benötigen scheint. Mit mehr Rhythmus als zu Beginn werden die Lieder kräftiger und tanzbar und das Publikum, geschätzt 200 Leute, geht mit. Es wird geklatscht und gejubelt und irgendwann ringt sich Lady Morte, die anfangs überaus schüchtern wirkt, sogar ein Lächeln ab. „Sehr lyrisch“, kommentiert ein Zuhörer und blickt verträumt auf die Bühne. Die Deko dort tut das Ihre dazu: Um die Mikroständer sind Efeuranken gewunden und das Licht ist dezent gehalten, der weiße Vorhang, der bei Faun noch Bedeutung haben wird, ist locker beiseite gezogen worden.
Eine halbe Stunde spielen die Spanier und lassen wirklich Stimmung aufkommen, was ich ihnen anfangs nicht zugetraut hätte. Sehr schade: Bei einem der letzten Stücke brüllt die Sängerin gegen Armands Percussions an. Vielleicht klingt es auf der CD besser, live wird das ansonsten geniale Stück ein Flop.
Doch die Menge ist begeistert und würde gerne mehr hören, was aber nicht möglich ist. Die Zeit drängt ein wenig.


v.l.n.r.: Fiona, Oliver, Riarda von Faun

Umbau gibt es nicht, nur der dünne weiße Vorhang wird geschlossen, es wird dunkel im Hirsch und von der Bühne schallen die Drums herüber. Faun beginnen mit einem gut durchdachten Schattenspiel, die beiden Musikerinnen tanzen und man sieht nur ihre vergrößerten Umrisse, bevor sie auseinandergehen und ihre Plätze einnehmen. Manchmal kann man schwach beleuchtet Fiona oder Rairda erkennen, in ihren roten Kleidern, mit der Flöte an den Lippen oder die Harfe spielend.
Oliver stellt sich schließlich in die Mitte, sein unverkennbarer Gesang beginnt und das Schattenspiel hinter ihm, ein kleiner Film, der abläuft, verzaubert. Ein Wald ist zu sehen, Bäume, die vorüberziehen, als stünde man nicht in einem engen, heißen Raum, sondern liefe barfuß über den bemoosten Waldboden und sähe die Natur vorbeirauschen. Das Publikum ist gefangen von diesem Augenblick der Flucht. Die Faune wissen aber, wie man mit Sehnsüchten spielt und haben einen Adler gefilmt. Kraft und Freiheit scheint er auszustrahlen, als er hoch hinauf fliegt, über die Baumwipfel steigt und seine erhabenen Schwingen ausbreitet. Man kann ihn sehen, wie er neben oder hinter Oliver zu kraftvollen Flügelschlägen ausholt und die Musik ist nur ein kleines schmückendes Beiwerk, das malerisch seinen Flug unterstreicht. Aus dem Schattenspiel wird ein Farbenspiel, als bunte Scheinwerfer aus dem Hintergrund den Vorhang anstrahlen, der nun beiseite gezogen wird und die Faune präsentiert. Mit großer Begeisterung wird „Rosmarin“ aufgenommen und es gibt tatsächlich ein paar Fans, die ein Büschel des Krautes mitgebracht haben und es schwenken.
Der viele Nebel unterstützt die Farben der Scheinwerfer, die immer noch dezentes Licht spenden und keine grellen Effekte, wie man das von anderen Konzerten gewohnt ist. Die Menge klatscht den Takt mit, der bekannte Doppelklatscher fällt dabei niemandem schwer und kann sogar beim Tanzen ausgeführt werden. Getanzt wird viel. Entweder drehen sich die Leute im Kreis, oder sie hüpfen von einem Bein auf das andere, liegen sich in den Armen, springen und jauchzen dabei ausgelassen.
Bei einem Streifzug durch die Menge stelle ich fest, dass der Altersdurchschnitt bei Mitte 40 liegt, was mich etwas verwundert. Aber es hat sich ein buntes Volk eingefunden. Da stehen die Metaler grinsend im Bondagerock neben in Leinen gekleideten Endvierzigern, die eindeutig auf dem Esoteriktrip sind. Viele haben die Augen geschlossen und wiegen sich im Takt, irgendwo schwingt eine Frau die Hüften und scheint sich in Trance zu tanzen. In der ersten Reihe hat ein Gothic-Pärchen einen Platz ergattert und begattet sich im Rhythmus der Musik. Das fällt kaum und schon gar nicht negativ auf, nur ich bin etwas konsterniert und vergesse kurzzeitig, dass vor mir eine Wand ist.
Den Faunen fällt das anscheinend gar nicht auf. Sie singen und spielen, Oliver interagiert mit dem Publikum und legt nahe, die bösen Geister nicht immer zu vertreiben, sondern Frieden mit ihnen zu schließen. Sogar Lady Morte betritt noch einmal die Bühne und unterstützt mit ihrem Gesang. Fiona und Rairda lächeln fortwährend fröhlich, Oliver wirkt sehr ausgeglichen und in sich ruhend, dass es fast ansteckend ist.


v.l.n.r.: Fiona und Riarda von Faun

Sie nehmen das Publikum mit zu den Wikingern, lassen uns tanzen, feiern und schließlich sogar mitsingen, als es um die Faun-Hymne „Hymn to Pan“ geht. Lautstärke oder technische Probleme werden sehr dezent geregelt, dass es die meisten gar nicht mitbekommen.
Wer sich nun wundert, nein, die Faune sind nicht weniger geworden, aber Rüdiger und Niel fallen wenig auf. Zwar sieht man Rüdiger des Öfteren im Vordergrund stehen und seine Trommel schlagen, aber Niel verschwindet mit seinem Zylinder im hinteren Teil der Bühne. Dafür erstrahlt sein Laptop, das die Soundeffekte beisteuert und unübersehbar das „Apple“-Logo präsentiert.
Viel zu früh kündigt Oliver das letzte Lied an, „aber wir sind beeinflussbar“, sagt er lächelnd.
Tatsächlich betreten die Faune noch zweimal die Bühne. Die erste Zugabe besteht aus der oben genannten „Hymn to Pan“ und einem weiteren Song. Dazu gibt es den Hinweis, dass Faun im nächsten Jahr mit einer ruhigen Akustiktour zurückkehren werden. Bei der zweiten Zugabe ist der Vorhang wieder geschlossen, Rairda spielt liebevoll Harfe und dem Publikum stockt der Atem. Mit videographischen Hilfsmitteln entsteht ein Baum, der wächst und gedeiht und schließlich in voller Blätterpracht auf den Vorhang projiziert wird. Ein wundervolles Bild, das die Stimmung ein letztes Mal zum Höhepunkt bringt.

Fazit: Was Faun im Hirsch präsentiert haben, sucht seinesgleichen. Ein tolles Konzert, bei dem für Augen, Ohren und Seele etwas geboten wurde. Die Zuschauer wurden für knapp 90 Minuten entführt aus Hirsch und Alltag, hinein in die Welt der Faune, in die Natur.


Der wachsende Baum

Provokant ist das schon: Vom Cover blicken blutrote Augen eines gekreuzigten Schafes mit Dornenkrone und Heiligenschein. Nur die Verletzung in der Seite fehlt, ansonsten wäre dieses Bild eine noch perfektere Blasphemie. Aber genau das scheinen Herzparasit mit ihrem Debüt-Album „Fromme Lämmer“ erreichen zu wollen. Provokation und Aufmerksamkeit.

Lange musste man auf diesen Silberling warten, war er doch schon vor einem Jahr angekündigt und wurde fleißig promotet durch YouTube-Videos. Wer Herzparasit aufmerksam verfolgt hat, kennt einige Songs bereits. Als Support von Stahlmann oder Megaherz haben sie sich bereits einen Namen gemacht.
Wer steckt dahinter? Zum einen natürlich Ric-Q Winther, Frontmann von redLine, Sänger, Texter, Schauspieler, Drehbuchautor und vieles mehr. Zuletzt konnte man ihn in München bei den Aufführungen des Theaterstücks „Der kleine Horrorladen“ sehen. Seine Bücher bestehen aus Kurzgeschichten, Beobachtungen und Gedichten, die er zum Teil selbst als „Hirnfick“ bezeichnet, und genauso schonungslos sind sie auch. Zum anderen ist da El Toro, bekannt durch Monztafarm und für Gitarre, Bass, Programming und ähnliches zuständig. Live kommen noch Mr. SM an den Drums und Ennio PG am Bass dazu.
Am 04.11.11 erscheint also endlich das langerwartete Debütalbum von Herzparasit – und beginnt mit ein paar Soundeffekten, die das Gedicht „Schwarzes Glas“ von Ric-Q untermalen. „Liebe ist die Beerdigung der Herzen und ein Gedicht der Grausamkeit“. Eine unromantische Ansicht, aber wer erwartet schon Romantik auf einem Industrialmetalalbum?
Mit „Angst für dich“ geht es weiter und hier hört man, dass auch der Rest der Band etwas auf dem Kasten hat. Mit Gitarrengeschrammel und Schlagzeug wird hier gearbeitet. Es sind nicht nur Elektro-Klänge, mit denen aufgewartet wird. Der dritte Song fetzt. Live klingt das „Alphatier“ sicherlich noch besser und ermuntert zum wilden Kopfschütteln.
Bei Liedern wie „Blut will fließen“, „Ein letzter Schnitt“ oder „Schmerz ist geil“ ist der Titel – zumindest textlich – Programm.
Abwechslung wird großgeschrieben. Es gibt immer wieder neue musikalische Elemente in den Songs, Soli, die überraschen, elektronische Einspielungen, die unerwartet kommen. Da fallen die Wiederholungen kaum auf, die man nur beim genaueren Hinhören bemerkt. Wer sich die Zeit nimmt, einmal auf die Texte zu achten, wird auch nicht enttäuscht werden. Ric-Q hat sich hier viel Mühe geben. Dabei will er einmal die Bibel umschreiben, singt über Schreie und Schmerz, Liebe und Hass, Sehnsucht und Amokläufe. Im Booklet kann man neben zahlreichen Fotos des Duos lediglich eine aussagekräftige Textzeile aus jedem Song lesen. Neben zum Teil harten und schonungslosen Worten, wird aber auch das bekannte Kinderlied „Schlaf, Kindlein, schlaf“ zitiert und umgedeutet, und Die beste Band der Welt, Die Ärzte, müssen mit einer Zeile aus „Schrei nach Liebe“ dienen. Manche mögen dies toll finden, mich hat vor allem die Textzeile aus „Schrei nach Liebe“ verwundert und ein wenig gestört. Die Ärzte sind halt doch etwas ganz anderes.
Alles in allem ein gelungenes Debüt, das vor allem demjenigen gefällt, der Ooomph!, Megaherz oder die zahmeren Rammstein-Songs mag. Lasst euch vergiften!

Anspieltipp: Alphatier


Herzparasit – Fromme Lämmer
Label: Echozone
VÖ: 04.11.11

Trackliste
Schwarzes Glas
Angst fängt dich
Alphatier
Dein Herz verliert
Blut will fließen
1000°
Rattenloch
Flaschengeist
Ein letzter Schnitt
Scharfer Schlaf
Giftschlange feat. Nemesis
Salz in meiner Wunder
Schmerz ist geil
Milch

Es beginnt ganz leise, das neue Album von FragileChild. Nun werden sicherlich einige fragen: Wer ist das denn?
FragileChild ist eine Band aus Nürnberg, die 2005 von Dennis K. gegründet wurde. Zunächst bestand das Projekt nur aus ihm, einem leidenschaftlichen Musiker, der schon früh begann, seine eigenen Werke zu komponieren. Im Zeitalter des Internets findet man sogar gleichgesinnte Musiker und via Myspace lernte er Mex M. kennen, der seit 2008 festes Mitglied des Duos ist. Die beiden machen Electro / Gothic / Rock und konnten sogar schon einen Hit in den Top20 der deutschem mp3-Downloadcharts landen. Weiterlesen

Die schweizer Metalband Stoneman erobert Deutschland. Erst vor kurzem waren sie bei einigen Konzerten von Lord of the Lost als Support zu sehen und zu hören. Wer sich aber genau hinter den vier Musikern verbirgt, hat mir Sänger Mikki Chixx verraten – und noch einiges mehr.

Kyra Cade: In Deutschland steigt zwar euer Bekanntheitsgrad, aber für alle, die Stoneman noch nicht kennen: Wer seid ihr und was für Musik macht ihr?
Mikki Chixx: Hallo Kyra, wir sind Stoneman aus der Schweiz, wir machen einen Mix aus hartem Metal und melodiöser Goth Musik. Wir sind zu viert und lieben diesen Job!

K. C.: Wie lange macht ihr schon Musik?
M. C.: Stoneman gibt es seit 2004 und wir hatten das Glück, bereits 3 Alben zu veröffentlichen und 150 Shows in ca. 30 Ländern zu spielen… nicht schlecht oder? (lacht)

K. C.: Wenn ihr jemanden, der noch nie eure Musik gehört hat mit einem einzigen eurer Songs überzeugen müsstet: Welchen Titel würdet ihr empfehlen?
M. C.: Da unsere Songs sehr abwechslungsreich sind und wir uns musikalisch immer von Song zu Song neu erfinden, ist es einfach viel zu schwierig, diese Band auf einen einzigen Song zu begrenzen. Aber irgendwo zwischen „Wer ficken will muss freundlich sein“, „I am taking your life“ und „Hope you all die soon“ liegt die Wahrheit.


Stoneman. Quelle: Stoneman

K. C.: Vor einem Jahr kam euer 3. Album raus, „Human Hater“. Arbeitet ihr schon an etwas Neuem?
M.C.: Ja, wir haben letzte Woche damit angefangen und es wird euch umhauen!

K. C.: Eure Texte sind hauptsächlich düster und hart. Was inspiriert euch dazu?
M. C.: Unsere Musik ist düster und hart, da können wir nicht von Blumen und Bienen singen… Aber grundsätzlich gibt es so viele Dinge, die uns ankotzen… Religion, Krieg, Politik und so, dass gerade das letzte Album „Human Hater“ sehr viel davon beinhaltet.

K. C.: Welche musikalischen Vorbilder habt ihr?
M. C.: Wir haben keine Vorbilder, aber so ziemlich alle unsere Freunde aus dem Bizz, sind es die Deathstars, Wednesday 13 oder die 69Eyes inspirieren uns. Wenn du mit anderen Bands tourst und deren Mucke täglich mit 100 Dezibel um die Ohren geknallt kriegst, kann das auch mal etwas abfärben. Grundsätzlich sind wir WIR und einzigartig (lacht). Dies ist jetzt positiv wie negativ zu werten.

K. C.: Gibt es Lieblingslieder oder –alben, die ihr immer wieder hören könnt?
M. C.: Da wir vier Individuen sind, kann ich nur für mich sprechen. Ich mag das alte Zeug gerne. Bin ein 80er-Kind und liebe G’n‘R, Mötley Crüe etc. Aber auch so ziemlich alles aus Skandinavien ist hörbar, um es mal vorsichtig auszudrücken.

„Düster, hart und natürlich sexy!“

K. C.: Ihr wart in diesem Jahr bei einigen Konzerten Support von Lord of the Lost, mit denen ihr unter anderem auch auf dem Trash Festival gespielt habt. Hat es Spaß gemacht?
M. C.: Es war sogar ein Riesenspaß!! Es waren alle gut drauf und wir haben das ein oder andere Bier zusammen getrunken. (lacht)

K. C.: Könnte da mal ein gemeinsamer Song entstehen oder sind die beiden Bands dafür zu verschieden?
M. C.: Keine schlechte Idee! wir sind in den musikalischen Grundzügen ähnlich, beide Bands sind düster, hart und natürlich sexy!

K. C.: Euer Bassist, Iron Chris, ist angeblich „auf die Fresse gefallen“ und hatte einige Spritzen vor dem Auftritt in Nürnberg bekommen. Dafür machte er einen äußerst fitten Eindruck. Geht es ihm wieder gut?
M. C.: Wenn du diese Spritzen gesehen hättest, wüsstest du, woher der „fitte Eindruck“ kommt! (lacht) Es geht ihm okay. Sagen wir es mal so: Es hat ihn ganz schön überschlagen und wir waren die ganze Nacht in der Notaufnahme im Stuttgarter Spital.

„Stay tuned“

K. C.: Kann man euch 2012 in Deutschland sehen und hören?
M. C.: Definitiv!

K. C.: Ziele und Wünsche für die Zukunft?
M. C.: Diese Band hat immer nur ein Ziel, das ist: So viele Gigs wie möglich zu spielen und natürlich mit dem Publikum während und nach der Show Party zu machen. Wenn möglich ohne Ausflug in die Notaufnahme!

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
M. C.: Wer uns nicht kennt, sollte sich mal ein paar Minuten Zeit für uns nehmen und sich die Band im Netz oder am besten live anschauen. Eines versprechen wir euch: Ihr bekommt eine 100% Volldröhnung aus Goth und düster Metal! Stay tuned!

K. C.: Vielen Dank für das amüsante und aufschlussreiche Interview! Hugs!

Lord of the Lost waren nur einem kleinen Kreis ein Begriff, bis sie in diesem Jahr Support für Mono Inc. waren. 2010 erschien das Debütalbum „Fears“, im Frühjahr 2011 bereits „Antagony“, das zweite Album. Derzeit tourt das Sextett durch Deutschland. Sänger und Bandleader Chris Harms hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.


Chris Harms. Quelle: Lord of the Lost

Kyra Cade: Ihr seid gerade auf Tour durch Deutschland. Wie läuft’s?
Chris: Wie erwartet auf einer ersten größeren Headlinertour. Einige Shows sind zum Bersten voll, andere recht leer, zumal einige Venues, die wir spielen einfach noch zu groß sind für uns. Uns ist es lieber, wenn ein kleiner Club auseinanderplatzt, als dass sich die gleiche Menge Leute in einer Halle verliert, die für das vierfache Volumen ausgelegt ist. Wir durchleben also gerade genau einen dieser wichtigen Steps auf der Karriereleiter, wo man täglich mal zwei Stufen erklimmt, um dann auch mal wieder eine herabsteigen zu müssen. Also unterm Strich ist alles so wie es muss und wir sind weit davon entfernt, uns beklagen zu können

K. C.: Nachdem ihr als Support für Mono Inc. deren Viva Hades Tour im Frühjahr begleitet habt, seid ihr schon wieder unterwegs. Kommt da Heimweh auf?
Chris: Heimweh kommt dann auf, wenn man monatelang unterwegs ist. Die Art und Weise wie Mono Inc. und wir touren ist doch eher wie Urlaub. Das heißt nicht, dass es nicht konzentrierte und harte Arbeit ist, aber der zeitliche Rahmen ist überschaubar.

K. C.: Auf YouTube kann man TV of the Lost schauen und bekommt in mittlerweile 18 Episoden skurrile Einblicke in euer Tourleben. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Chris: Nicht WIR kamen auf diese Idee. Mono Inc. machen ja auch ein Tourtagebuch in Videoform, bereits 2007 machte ich das gleiche mit meiner alten Band THE PLEASURES und wenn man mal YouTube durchforstet stellt man fest, dass es tausende Bands gibt, die genau das gleiche machen. Der Rahmen ist aber auch nicht das Interessante, wichtig ist, diesen mit interessantem Inhalt zu füllen. Da wir neben der Bühne nur Unsinn im Kopf haben artet das dann bei uns relativ stark aus.

St.Pauli, 10 Jack/Coke, 4h morgens

K. C.: Was hat es mit „Spiel an meinem Glied“ auf sich?
Chris: Das entstand tatsächlich spontan, die Initialzündung kam von Bo, gegen Ende unserer Live-Generalprobe, das ist auch auf TV Of The Lost zu sehen. Von da an drehte sich Backstage jeden Tag das Thema mindestens einmal um eine neue Version dieses chartfreundlichen Geheim-Hits ;)

K. C.: Können sich die Fans nach der Euro-Dance- oder der Metalcore-Version auf weitere Versionen des Songs freuen?
Chris: Ja, wir nehmen Wünsche in Form von Kommentaren auf unserer Facebookseite entgegen.

K. C.: Any Wayst ist die einzige Frau im Sextett. Leidet sie manchmal unter dem Überschuss an Testosteron oder hat sie euch Männer voll im Griff?
Chris: Weder noch, sie hat sich uns sehr gut angepasst.

K. C.: Wie kamt ihr darauf, Lady Gagas „Bad Romance“ als Metalversion zu covern?
Chris: Mal wieder Bo und ich, St. Pauli, nach 10 Jack/Coke, 4h morgens… Noch Fragen?

Immer wieder unerwartet

K. C.: Nur ein Jahr nach dem Debutalbum „Fears“ erschien im April diesen Jahres „Antagony“. Arbeitet ihr bereits am nächsten Album?
Chris: Ja, wir sind mitten drin, in einem knappen Jahr ist es dann soweit und wird veröffentlicht…

K. C.: Eure Musik wird oft zwischen Gothic und Metal eingeordnet. Zu welchem Genre fühlt ihr euch selbst zugehörig?
Chris: Ganz ohne negativen Unterton, den man aus dem folgenden Satz lesen könnte, muss ich sagen: Es ist uns scheißegal! Szene und Genres interessieren uns nicht, wir machen, was sich für uns gut anfühlt, die Kategorisierung dessen überlassen wir den anderen.

K. C.: Die Songs sind selten einheitlich. Schnelle und rockige Passagen wechseln sich mit langsameren Tempi ab. Macht dies Lord of the Lost aus?
Chris: Ich denke, Lord Of The Lost macht aus, dass wir nicht nach Dogmen oder mit Scheuklappen arbeiten, so wird es immer wieder Unerwartetes in unseren Songs geben. Allerdings ist es uns kein Bedürfnis Musik für Musiker zu machen, dazu sind wir zum einen technisch nicht in der Lage und zum anderen mögen wir dafür gute Popmusik viel zu sehr.

K. C.: Etwas aus der Art schlägt „Reprise: Sober“. Wie findet ein derart getragener Song Platz auf einem Album wie „Antagony“?
Chris: Sag Du es mir… Fällt er Deiner Meinung nach heraus? Ich denke nicht.

K. C.: In Nürnberg wurde „Reprise: Sober“ als gefühlvolle und einzige Zugabe gespielt. Warum ausgerechnet dieser Song?
Chris: Die Gründe dafür sind ganz langweilig und technisch. Bei uns auf der Bühne läuft immer der Computer mit, für die ganzen Geräusche, die man nicht mit echten Instrumenten erzeugen kann. Wenn dann einmal das Projekt geladen ist, dann beinhaltet es auch nur die feste Reihenfolge der Songs, die für das jeweilige Konzert geplant wurden. „Sober“ funktioniert auch einfach nur mit Klavier und Stimme. Es gab dementsprechend nur noch 2 Alternativen, die genauso funktionieren: „Sooner Or Later“ oder unser Rihanna-Cover „Love The Way You Lie“. Wir entschieden uns spontan für „Sober“, aus dem Bauch heraus.


Lord of the Lost. Quelle: Lord of the Lost

K. C.: Ein paar Worte von euch zum lasziven und gelungenen „Sex on Legs“-Clip?
Chris: Voll geil!

K. C.: Welche Band oder Musiker haben euch beeinflusst?
Chris: Zu viele, von ABBA bis Z.

K. C.: Was inspiriert euch?
Chris: Ich habe kreative Geistesblitze in nicht nachvollziehbaren Situationen. Im Auto an der roten Ampel, beim Einschlafen, in der Schlange beim Supermarkt. Ich brauche keine besonderen Umstände, um einen Song zu finden, die Songs finden mich.

K. C.: Zukunftspläne von Lord of the Lost?
Chris: Noch 2 oder 3 größere Supporttouren, gute Sommerfestivals, ein unschlagbares drittes Album. Das ist erstmal halbwegs realistisch.

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
Chris: Ich verlasse die Party meist ohne mich zu verabschieden…

K. C.: Vielen Dank für das spontane Interview!

 Nürnberg rockt

SCHOCK

Zu Beginn ist es noch recht leer im Hirsch Nürnberg. Auch als die Musiker von SCHOCK die Bühne betreten ist der Applaus noch verhalten. Nur vereinzelt wird der Sänger mit Jubelrufen empfangen. Dieser macht allerdings eine gute Show und füllt die Halle. Mit guten Beats und schnellem Rhythmus heizen die vier Musiker dem Publikum ein, das bald begeistert vor der Bühne steht und freudig die Köpfe schüttelt.
Sänger Michael Schock ist omnipräsent auf der Bühne, tanzt herum, kauert sich zusammen wie Gollum oder springt beachtlich in die Höhe.
Die Texte sind bitterhart und zuckersüß. Es ist für fast jeden etwas dabei, Liebeslieder, Aufrufe zum BDSM oder Tod, Trauer, Verdammnis. Was mich überrascht ist die Mimik des Sängers, der seine Songs lebt. Mit den Texten leidet und lacht er, macht Freudensprünge oder kniet sich auf den Boden. Immer wieder geht er auf Zwischenrufe des Publikums ein und bereitet die Anwesenden auf den Hauptact vor. Gitarrist Lars hat auch noch ein Ass im Ärmel, als er die Saiten seiner Gitarre anstatt zu zupfen mit einem Drumstick schlägt.
Sie würden gerne noch länger spielen, aber die Zeit lässt dies leider nicht zu. Bleibt zu hoffen, dass SCHOCK bald wieder in den Süden kommen.

 Teufel

In blaues Licht getaucht und mit Getrommel füllt sich die Bühne schließlich. Begeistert wird Teufel begrüßt, denn viel zu lange hat Nürnberg auf Tanzwut und das neue Album „Weiße Nächte“ warten müssen. Mit dem Titelsong des Albums beginnt die Show. Lichteffekte und Nebel tauchen den Auftritt immer wieder in geheimnisvolle Stimmungen. Ein ganz besonderes Highlight sind die blauschimmernden Gitarren, während die Sackpfeifenspieler grünlich und Teufel rot angestrahlt werden. Die sieben Musiker haben sichtlich Spaß, ihr neues Werk zu präsentieren und auch alte Stücke werden lautstark mitgesungen. Von der Tanzwut wird jeder im Saal gepackt, es werden Köpfe geschüttelt, Arme nach oben gerissen und das Publikum springt und klatscht bis an die Schmerzgrenze. Eingängige Textpassagen singen die Zuschauer bereitwillig mit, die Rhythmen sind rockig und sorgen für Stimmung. Jagbird, in diesem Jahr neu dazu gestoßen, überzeugt am Keyboard mit guten Einspielungen aus der elektronischen Musiksparte. Ebenso der neue Drummer Shumon, der dem Saal immer wieder den Takt angibt. Auch die Gitarrensoli sind klasse.
Zwischendurch spricht Teufel eifrig das Publikum an, animiert zum Mitmachen, flirtet mit den Fans und gibt nebenbei der Technik Anweisungen. Kleine technische Probleme werden dadurch kaum wahrgenommen und der zwischenzeitlich reparaturbedürftige Mikroständer fällt nur wenigen auf.
Die unverkennbare dunkle Stimme des Sängers schallt bei Balladen liebevoll durch den Saal, um dann wieder gewohnt hart ins Mikro zu rufen.
Auch Ardor und Thrymr haben viel Freude. Mit ihren Sackpfeifen stehen sie mal im Vorder-, mal im Hintergrund und geben den Ton an, oder unterstützen durch Backgroundgesang.
Es ist die altbewährte Mischung aus Mittelaltermusik und elektronischen Klängen, die geboten wird und schließlich greift Teufel selbst zum Dudelsack und beweist sein Können.
Ihre Wurzeln sind immer noch herauszuhören. Corvus Corax haben ihre musikalischen Spuren bis heute hinterlassen. Die leichten Flötentöne schweben geradezu durch den Raum, werden aber immer wieder abgelöst von harten Drums und schnellen Gitarrenklängen. Auch die Choreographie ist durchdacht und stimmt. Teufel bewegt sich auf der Bühne hin und her, die Sackpfeifen tanzen und wechseln ihre Position zu bestimmten Songs, damit gerade dieses mittelalterliche Element nicht nur als nettes Nebenprodukt gesehen wird. Einzig Keyboarder und Drummer bleiben auf ihren Plätzen.
Formvollendet verabschiedet sich die Band mit einer tiefen Verbeugung und schwungvollen Handbewegung von ihrem Publikum, eben wie die Spielleute aus Vorzeiten.
Tanzwut haben in Nürnberg zum ersten Mal auf dieser Tour ihr volles Programm gespielt und sich dabei nicht lumpen lassen. Zweimal kehren sie für Zugaben zurück auf die Bühne und das Publikum hat noch lange nicht genug.

Fazit: Ein gelungener Auftritt, der für leichte Nackenstarre sorgt.

Tanzwut

Alle guten Dinge sind drei

FragileChild

Nur wenige haben sich in den Hirsch Nürnberg getraut. Vielleicht dreißig Leute stehen verstreut herum und starren auf die Bühne. Dort gibt sich die Lokalband „FragileChild“ gerade die Ehre. „Wir haben unsere Arbeitskleidung vergessen“, sagt der Sänger etwas schüchtern ins Mikro, aber das wäre kaum aufgefallen. Die Songs sind gut, die Gitarre dominiert bei einigen Stücken und zeigt, dass der Gitarrist durchaus was drauf hat. Auch der Sänger gibt alles, wirkt aber verunsichert. Das mag an den technischen Problemen liegen, die „FragileChild“ heute Abend haben. Sänger Dennis gibt sich Mühe, die Stimmung anzuheizen und schafft es wirklich, das Publikum anzusprechen. Teilweise ist etwas viel Elektro in ihrer Musik, was mich stark an „Blutengel“ erinnert. Verwirrend ist die Anzahl der Musiker auf der Bühne, mal sind es drei, dann doch wieder nur der Sänger und Gitarrist Mex. Markus ist wohl sogar für die Bandhomepage noch zu neu, aber omnipräsent auf der Bühne, um Schalter zu bedienen und im Publikum, um Stimmung zu machen. Den Growlgesang bekommen „FragileChild“ sehr gut hin und überspielen damit alle Probleme, die ihre Technik verursacht.

Stoneman

Aus der Schweiz kommend, rocken „Stoneman“ den Hirsch. Mittlerweile haben sich ein paar mehr Leute hierher verirrt. Aus den Lautsprechern ertönt aber zuerst Britney Spears „Oops, I did it again“ und jeder hofft, dass sie es nicht noch einmal tun werden. Die Drums kommen super rüber und die erste Reihe bekommt sie sogar hautnah zu spüren, vibrieren selbst die abgestellten Getränkedosen. Sänger Mikki Chixx hat den Growlgesang im Blut und beweist sein Können. Er ist präsent auf der Bühne und schleudert gerne den Mikroständer herum, so dass man Angst um Bass und Schlagzeug bekommt. Doch die drei Bandkollegen kennen ihn gut genug, um weitestgehend auszuweichen. Sehr gute Riffs bekommt man von Chris Fly zu hören. Die Jungs können was, das steht fest. Ein bisschen erinnert der Gesang an „Eisregen“, jedoch singen „Stoneman“ meist auf Englisch und einen Tick verständlicher. Dann gibt es wieder Passagen, die ebenso von „Rammstein“ sein könnten. Sogar zwei Gogos haben sie mitgebracht – oder vor der Show auf der Straße aufgegabelt, wie Mikki erzählt -, notwendig sind diese jedoch keineswegs. Die ersten Songs klingen ziemlich gleich, doch dann wechselt der Rhythmus und das Publikum kann mitfeiern. Obwohl „Stoneman“ alles geben, fehlt die Stimmung im Hirsch, was wohl an der geringen Besucherzahl liegt. Die Anwesenden jedoch finden das vorletzte Lied „Wer ficken will, muss freundlich sein“ super und singen den einfachen Refrain gerne mit. Rico H, seines Zeichens Drummer der Band, hat anscheinend ein paar Probleme mit seinen Becken, die von einem Techniker korrigiert werden. Bassist Iron Cris hat eine wilde Nacht in der Notaufnahme hinter sich, ihn hatte es bei der gestrigen Aftershowparty in Stuttgart „auf die Fresse gelegt“. Die Schadenfreude der Bandkollegen ist nicht zu übersehen.

Lord of the Lost


v.l.n.r.: Claas Grenayde, Chris „The Lord“ Harms, Sebsta Lindström, Bo Six von Lord of the Lost

Lange genug haben die etwa 70 Anwesenden gewartet, als endlich der Hauptact „Lord of the Lost“ die Bühne betritt. Sänger Chris Harms lässt sich mit viel Nebel und reichlich Geschrei der anwesenden Weiblichkeit begrüßen und legt gleich mit dem gewohnten Begrüßungslied „We are the Lost“ los. Gute Drums von Any Waste, einer hervorragenden Schlagzeugerin, wechseln sich ab mit gekonnten Riffs der Bandkollegen Bo Six und Sebsta Lindström. Keiner steht stur an seinem Platz, sie laufen herum und nehmen die Bühne ein. Chris Harms glänzt mit gutem Gesang, mal schreiend und schrill, mal leiser und in dunkler Stimmlage, außerdem spricht er das Publikum gekonnt an, ist sich für kaum einen Spruch zu schade und verschenkt, wie die anderen Saitenspieler, Plektren am laufenden Band. Sogar die verschwitzten Shirts finden jubelnde Abnehmer – nicht nur weibliche. Nach Songs mit Headbang-Garantie folgen zwei ruhige Stücke, für die der Sänger selbst zur Gitarre greift. Die Ballade bringt er mit viel Gefühl rüber, ohne dabei kitschig zu sein. Mit Applaus honorieren die Anwesenden den Auftritt der Band und lassen sich nicht lange bitten, um rhythmisch mitzuklatschen, „Hey!“ zu schreien oder „Lord of the Lost“ anzufeuern. Wie viel Stimmung so wenig Menschen machen können, wird heute Abend in Nürnberg bewiesen. Da bleibt kein Kopf starr und kein Arm unten. Gitarrensoli werden freudig aufgenommen, Keyboardklänge mischen sich unter harte Drums und schnellen Rhythmus. Das ganze Repertoire wird geboten. Vom alten Album „Fears“ über das Lady Gaga Cover „Bad Romance“ hin zu neuen Stücken der aktuellen Scheibe „Antagony“. Die anderthalb Stunden Spielzeit vergehen viel zu schnell und da 70 Leute die sechs Hamburger partout nicht von der Bühne lassen wollen, kehren Keyboarder Gared Dirge und Bandleader Chris Harms noch einmal zurück. Mit getragener Stimme und nur von Klavierklängen begleitet, wird die einzige und nicht vorhergesehene Zugabe gegeben.
Alles in allem ein gelungener Abend, tolle Auftritte von allen drei Bands – trotz kleiner technischer Mängel.

Lord of the Lost


Setlist Lord of the Lost
Intro
We are the Lost
Do you wanna die without a scar
Undead or alive
Fragmenting Façade
Prison
Antagony
Son of the dawn
Death doesn’t kill you but I do
See you soon
Till death us do part
Prologue
Epiphany
Break your heart
Last words
Dry the Rain
Bad Romance
Sex on Legs

Zugabe
Reprise: Sober