Eine gegen alle

Bild: ARD Degeto/Element Pictures (The Dry) Limited 2022

Die 35-jährige Shiv Sheridan hat vor etlichen Jahren ihre Heimat Dublin verlassen und ist nach London gegangen. Sie wollte Künstlerin werden, und sie hat ein wildes Leben geführt. Für ihre Familie aber ist sie eine Versagerin, sie ist nicht verheiratet, hat keinen anständigen Job, und sie ist oft mehr als ausfallend, wenn sie zu viel getrunken hat.

Nun aber ist Shiv trocken, seit über sechs Monaten schon, und sie wagt es zur Beerdigung ihrer geliebten Großmutter nach Hause zu fahren. Doch dort freut sich keiner so richtig auf sie, außerdem ist sie eine Spaßbremse geworden, denn alle anderen trinken. Noch dazu auf einer Beerdigung! Das ist ja Party pur in Irland, dem Land des Guiness! Sie bekommt das Zimmer ihrer Granny zugewiesen, und weil sie ihre Sinne beisammen hat, bekommt sie vieles mit, was im Haus und im Familienkreis momentan so los ist. Keine*r ist eigentlich so richtig glücklich, da hilft natürlich das eine oder andere Glas Alkohol. Shiv versucht sich in Dublin ihr Leben aufzubauen, aber sie landet sehr schnell wieder bei einer unglücklichen Liebe von früher. Doch der Ex ist sehr viel mehr an der lustigen alkoholisierten Shiv von früher interessiert. Bei ihrer Schwester eckt sie auch an, auch bei ihrem Bruder, bei ihren Eltern deckt sie Dinge auf, sie tappt zielstrebig von einem Fettnapf in den nächsten. Sie möchte reden, Vergangenes bewältigen, Wahrheiten, doch keinen interessiert das, und einzig und allein ihre Betreuerin bei der Selbsthilfegruppe, die sie sich gesucht hat, unterstützt sie. Als sie ein Gespräch mithört, dass ihre Mutter entsetzt ist, dass sie in Dublin bleiben will, und als dann auch noch alle denken, dass die leeren Schnapsfläschchen unter dem Bett ihrer Granny von ihr sind – hilft nur noch Alkohol. Völlig von Sinnen crasht sie die Verlobungsparty ihrer Schwester, und dann landet sie mithilfe ihrer ganzen Familie statt am Gate Richtung London im Bett ihrer Oma.

Die Schlussszene ist weder peinlich, noch rührselig, sondern emotional aufwühlend. Shiv Sheridan ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich gerne jeden Tag ein wenig von ihr hören möchte. Glücklicherweise scheint eine 2. Staffel bestellt zu sein. Von allen mir bislang gänzlich unbekannten irischen Schauspieler*innen mit ihren außergewöhnlichen und schönen Namen, allen voran Roisin Gallagher als Shiv, möchte ich nämlich noch viel mehr sehen.

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The Dry – Sekt oder Selters
Dramedy
U.a. mit Róisín Gallagher
8 Episoden
Seit 24.6.2023 in der ARD Mediathek

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