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Schuster, bleib bei deinen Leisten

coppelius_extrablattEs ist das vierte Album, das die Berliner veröffentlichen, aber ob sie damit an das Vergangene anknüpfen können, soll später beantwortet werden.
Wer die etwas seltsam anmutende Gruppe Coppelius verfolgt hat, der weiß, dass die Herren eher zurückhaltend sind und sich auch im Umgang mit den Fans außerhalb der Tour schwer tun. Zwar gibt es hin und wieder beliebte Plauderstunden, also Chats mit einem oder mehreren der Musiker, aber es bleiben Ausnahmen. Seit einiger Zeit kann man jedoch eine Wendung beobachten. Bereits 2011 begann die Formation durch Wettbewerbe das Publikum bei Laune zu halten und anzuziehen. Mittlerweile werden vor dem Release mehrere Songs veröffentlicht, ein Videowettbewerb zum neuen Stück „Reichtum“ war ausgerufen und es werden auf Facebook plötzlich Artikel und Fotos geteilt. Eine positive Wendung, sagen die einen; sehr verwunderlich finden es jedoch andere, die eher irritiert sind, woher die plötzliche Fanatikernähe rührt.
Der neue Silberling markiert nur weiter den Wandel der Band. Haben Coppelius einen neuen Weg beschritten, um … ja, um was zu erreichen? Mehr Weltruhm? Möglich wäre es, ob es gut ist, ist eine andere Frage. Weiterlesen

„Niemals!“

Es gibt viel zu tun auf dem Herrensitz, denn Coppelius komponieren fleißig neue Musikstücke. 2013 soll es einen neuen Silberling geben, der vom Auditorium mit Spannung erwartet wird. Dazu gab es bereits Aufnahmen zu einer Videografie und natürlich den immerwährenden Zwist zwischen Max Coppella und Le Comte Caspar, wer denn nun der Bessere sei. Vielleicht können wir das endlich in diesem Interview klären – falls nicht, stehen die Herren immerhin Rede und Antwort.

Kyra Cade: Wie ist das werte Befinden der Herren?
Max Coppella: Zur Zeit sehr gut, mich plagen lediglich Selbstmordgedanken, sonst kommen immer noch mein schmerzender Rücken und die Sorge um die viel zu gute Verpflegung von Bastille hinzu.
Comte Caspar: Max Coppella ist so sehr mit Lamentieren beschäftigt, dass ich mich in Ruhe den Aufnahmen zum neuen Album widmen kann. Es sind also alle in ihrem Element!

K.C.: Genießen Sie den Sommer und lassen sich von Bastille kalte Getränke servieren – auch wenn sich die Sonne rarmacht?
M.C.: Ich genieße den Sommer in meinem Verlies, bei Hitze muss ich direkt unter das Dach, bei kühlem und feuchtem Wetter verbringe ich die Zeit im Keller mit ähnlichem Klima.
C.C.: Er hat sich den Südflügel selbst ausgesucht, ja, er hat darauf bestanden, dort zu wohnen. Nun regt er sich darüber auf, wenn die Sonne hineinscheint und übertreibt, wenn es regnet… Was mich angeht, ich mache bei strahlendem Sonnenwetter gern hin und wieder eine Aufnahmepause und lasse die Füße in den Brunnen baumeln. An diesigen Tagen macht es umso mehr Freude, sich ganz in den Arbeiten am neuen Album zu vergraben.

K.C.: Sie haben in „Ma Rue A Moi“ gefordert, Straßen und Plätze nach Ihnen zu benennen. Gibt es bereits Fortschritte in dieser Richtung?
M.C.: Ach wo denken Sie hin, ich will noch nicht einmal, dass mein Name auf meinem Grabstein steht.
C.C: Na ein Glück, dass es in diesem Stück darum geht, was nach MIR benannt wird, Herr Coppella! Und ja, es geht voran, es geht voran! Fanatiker brachten mir zum Beweis sogar schon Straßenschilder, die sie irgendwo abmontiert hatten. Wo, habe ich allerdings noch nicht herausfinden können. Wahrscheinlich, weil sie noch nicht ersetzt wurden …

K.C.: Als das Musikstück recht neu war, haben Sie einen Wettbewerb ausgerufen. Eingereicht wurden Collagen, Zeichnungen und sogar Figuren aus Ton. Wer hatte die Idee dazu?
M.C.: Das war meine Idee!
C.C: IHRE Idee? Ha! Haben Sie überhaupt von MEINEM Wettbewerb mitbekommen?

K.C.: Können Sie sich noch an die Beiträge erinnern? War etwas dabei, das Ihnen besonders gefallen oder gar geschmeichelt hat?
M.C.: Oh, ich erinnere mich nun, dass es doch nicht meine Idee war.
C.C: Da sehen Sie es! Ja, ich war sehr erstaunt, wie viel Kreativität und Kunstgeschick in unseren Fanatikern steckt. Und dabei sagt man doch, heutzutage seien alle Menschen ungeschickt und ohne Inspiration, weil sie nur noch vor dem Bildschirm hingen! Tatsächlich denke ich, solche Kreativwettbewerbe sollten wir öfter veranstalten, sozusagen als coppelianisch-künstlerisches Breitenbildungsprogramm!
Zum neuen Album werden wir ein Stück schon vorzeitig veröffentlichen und die künstlerische Welt da draußen bitten, eine Musikvideographie dazu zu zaubern! Das kann ja heutzutage nun wirklich jeder, ein paar bewegte Bilder einfangen und sie zur Musik zusammenstellen. Doch dies dann auch in künstlerischer Art zu tun, ist wiederum um einiges schwerer. Nehmen Sie die Herausforderung an! Im Herbst wird die Aktion auf unseren galvanischen Seiten bekanntgegeben werden! Gönnen Sie sich den Spaß, machen Sie mit!

K.C.: Das war nicht der einzige Wettbewerb. Sie riefen im Frühjahr des Jahres dazu auf, das Musikstück „Das Amulett“ zu interpretieren. Warum ausgerechnet dieses?
M.C.: Das war meine Idee, ich wollte, dass ein einfaches Stück von mir interpretiert wird, das leicht besser zu gestalten ist als von Coppelius. Es wird ja normalerweise vom Comte gesungen.
C.C. Herr Coppella, Sie sind wohl sehr eifersüchtig, dass hier die ganzen Fragen an MICH allein gerichtet sind!

K.C.: Waren Sie erfreut über die Beiträge?
M.C.: Aber natürlich, wie erwartet.
C.C: Haben Sie sie denn gehört!

K.C.: Was geschieht mit den Gewinnern?
M.C.: Sie haben sich sehr bemüht und werden für immer in unseren Gedanken bleiben.
C.C.: Haben Sie nicht! Herr Coppella! Wir haben einige Gewinner bereits auf Konzerten als Gast auftreten lassen. Das stand nämlich als Preis ausgeschrieben. Tatsächlich waren wir so begeistert über die Einsendungen, dass wir uns nicht recht entscheiden konnten und nicht nur dem ersten Platz sondern gleich allen drei Erstplatzierten einen Gastauftritt auf coppelianischer Bühne versprachen. Zu den Jahresendkonzerten in Annaberg-Buchholz und Kaiserslautern wird man dies erleben können.
Wo wir gerade davon sprechen, die restlichen Konzerte für dieses Jahr sind übrigens:
22.09.2012 (Sa) Zwickau – Alte Gasometer
28.12.2012 (Fr) Kaiserslautern – Kammgarn
29.12.2012 (Sa) Annaberg-Buchholz – Alte Brauerei

K.C.: Konnte das Auditorium den Herren Coppelius musikalisch das Wasser reichen?
M.C.: Nun, die Frage muss anders herum gestellt werden und dann antworte ich mit einem klaren Ja.
C.C.: Stellen Sie doch Ihr Licht nicht so unter den Scheffel, Herr Kollege! Für meinen Teil: Das Auditorium hat sich sehr bemüht und das soll auch gelobt werden. Einzig geht es bei Musik ja nicht nur um das sogenannte ominöse Talent, sondern auch um jahrelange, ja jahrzehntelange Übung auf dem Instrument, die dem wahren Künstler dann natürlich zu einem gewissen Vorsprung verhilft … Insofern ist diese Frage völlig unnötig und eigentlich auch schon fast etwas anmaßend. Oder anders gesagt: Genug andere Kapellen erreichen uns musikalisch nicht im Entferntesten, nein, greifen sogar auf elektrische Einspielungen während eines Konzertes zurück – was es bei Coppelius niemals geben wird – und da stellen Sie unsere musikalische Superiorität in Frage?

K.C.: Wird es noch weitere Ausschreibungen geben?
M.C.: Ich denke schon, aber warum fragen Sie nicht, wie die Vorbereitungen für den neuen Silberling laufen?
C.C.: Wie bereits erwähnt, im Herbst dann die Ausschreibung zur Videographie. Einen geeigneten Preis als Anreiz zur Teilnahme müssen wir uns noch ausdenken. Obwohl eigentlich die Teilnahme selbst schon Preis genug ist, aber das sieht ja heutzutage niemand mehr. Haben Sie passende Ideen, was attraktive Preise sein könnten? (Also jenseits von „Tonträger & Kleidungsstück“ )
(Anm. d. Red.: Veröffentlichen Sie eine Single mit dem Musikstück, einigen bisher unveröffentlichten Liedern und eben dem Gewinnervideo.)

K.C.: Sie planen einen neuen Silberling. Wie laufen die Vorbereitungen?
M.C.: Fragen Sie bloß nicht, es geht sehr schleppend und zerrüttet meine letzten Nerven.
C.C.: Das tut mir leid zu hören – MEINE Aufnahmen gehen herrlich voran! Ich will Sie nicht mit lähmenden Details aus dem Verfahren der Audioakustik entnerven – denn auch dies ist eine Wissenschaft für sich, mit der sich der Tonkünstler herumplagen muss -, aber durch viele entscheidende Verbesserungen in der klanglichen Abnahme der Klarinette ist es gelungen, den Klang zu revolutionieren! Nun, wahrscheinlich für das ordinäre Ohr kaum wahrnehmbar, und doch wird die Musik dadurch druckvoller und lauter, obwohl sie weniger anstrengend wirkt! Ach, Sie müssten die Tonproben hören! Schade, dass wir nicht jetzt schon kleine Klanghäppchen veröffentlichen! Sie würden dahin schmelzen!

K.C.: Wann wird das Auditorium selbigen erstehen können?
M.C.: Wenn das so weiter geht, niemals!
C.C.: Wenn ich so weiterkomme, im Januar 2013.

K.C.: Können Sie schon etwas über die neuen Musikstücke erzählen?
M.C.: Ich könnte schon, aber dafür reicht die Zeit nicht aus, ich muss gleich zur Therapie.
C.C.: Oh, dafür ist es etwas zu früh – wir stecken noch so tief in den musikalischen und klanglichen Details, dass wir erst wieder einige Schritte von der Tafel zurücktreten müssen, um das große Ganze zu überblicken. Gönnen Sie uns noch ein paar Wochen, dann können wir beginnen, uns zu den Stücken in ihrer Gänze zu äußern.

K.C.: Im Gesichtsbuch erwähnten Sie einmal, über eine Interpretation von Liedern anderer Kapellen nachzudenken. Haben Sie sich entschieden, welche?
M.C.: Ich interpretiere sowieso sehr gerne so etwas, kann mich aber nicht entscheiden, welche Künstler es verdient haben, von uns so beleidigt oder geadelt- dazwischen gibt es leider nichts – zu werden.
C.C.: Wir arbeiten an mehreren verschiedenen Stücken unterschiedlicher Künstler – darunter auch wieder Iron Maiden und sogar einmal die Beatles – jedoch haben wir insgesamt viel zu viele Stücke aufgenommen, als dass sie alle auf ein Album passen würden. Darum will ich jetzt noch nicht zu viel verraten und keine Begehrlichkeiten wecken, die dann nicht erfüllt werden, weil andere Stücke viel besser klingen und deswegen dann auf das Album kommen. Es wird ohnehin noch schwer genug werden, sich für einige Stücke zu entscheiden und einige andere herauszulassen!

K.C.: Es ist zwar schon wieder ein paar Monate her, aber bei Ihrem Auftritt in Nürnberg im Januar klangen die Instrumente etwas voller. Vor allem auch der Bass kam besser hervor. Haben Sie etwas verändert?
M.C.: Ich habe von unserem Amplifikator gehört, dass er bei den danach stattfindenden Konzerten die Klänge, die er aus den vorhandenen Anlagen zu zaubern wusste, sogar noch besser fand!
C.C.: Oh, Sie haben es von allein gehört? Welch feines Ohr! Ja, bei Coppelius tut sich etwas, auch durch die klangliche Arbeit an den Aufnahmen! Wir müssen doch das Auditorium daran erinnern, dass die Gitarren die Nachmacher sind und nicht andersherum! Man konnte ja in den letzten Dekaden den Eindruck gewinnen, dass die eine oder andere Gitarrenkapelle fast so voll klingt wie Streicher und Bläser!

K.C.: Ist Herr Voss nun auch zufrieden, hört man den Bass ausreichend oder muss da noch mehr getan werden?
C.C.: Herr Voss und zufrieden! Ha! Ich denke, er würde es so formulieren: Einige Weichen wurden in die richtige Richtung gestellt, nun kann man beginnen, an den Reglern zu drehen und auszuprobieren, in welche Richtung es weiter geht.

K.C.: Stichwort: Videographisches Tagebuch. Wer von den Herren hatte die Idee dazu?
M.C.: Ich, ich , ich…
C.C. rollt mit den Augen: Ist es nicht völlig unerheblich, wer die Idee dazu hatte? Das Auditorium scheint die videographischen Ausflüge zu lieben, also stehen wir ja quasi in Zugzwang, immer weiter und weiter zu drehen. Irgendwie macht es ja sogar Spaß.

K.C.: Der letzte elektronische Eintrag in diesem Tagebuch ist vom verregneten Rock-Harz-Freilicht-Konzert. Schadet so ein Wetter den Instrumenten sehr? Wird das Musizieren erschwert, muss öfter nachgestimmt werden?
M.C.: Haben Coppelius denn mehr nachgestimmt als sonst? Ich glaube, nein, das liegt nicht daran, dass es nicht nötig wäre, aber es ist doch bereits alles verloren, was soll da das schnöde Stimmen der Instrumente noch bringen.
C.C.: Max Coppella meint, dass feuchtes, kühles Wetter den Instrumenten schon sehr zusetzt. Allerdings spielen wir nur zwischen Mai und September an der frischen Luft, da kann das Wetter den Instrumenten nicht allzu viel anhaben. Im Winter allerdings können – insbesondere bei den Klarinetten – durch warme Atemluft und kühle Außentemperatur – sehr schnell große Spannungen im Holz auftreten, ja das Instrument kann sogar reißen. Alles schon passiert …

K.C.: Aktuell drehen sie eine neue Musikvideographie. Zu welchem Musikstück, wo, warum und vor allem: In 3-D?
C.C.: Das Stück nennt sich „Spieldose“. Es geht darum, dass heutzutage jeder nur in das kleine blinkende Ding schaut, anstatt dass die Menschen noch miteinander sprechen würden. Warum schweigt ausgerechnet hier Max Coppella, er könnte doch viel mehr dazu sagen! Lieber mischt er sich in MEINE Straßenumbenennung, MEINE Ma-Rue-A-Moi-Kunst-Aufrufe und überhaupt ein! Pah! 3-D. Ja. Also. Was ist das genau? Die Regie hat gesagt, dass dies das Werk besser zur Geltung bringt. Videographische Details interessieren Musiker nicht, man kann sich ja nicht mit allem beschäftigen! Aber mehr künstlerischer Ausdruck? Immer! Gern!

K.C.: Wie waren die Aufnahmen?
M.C.: Schrecklich, ich verfiel in tiefe Depressionen, man wird das den Aufnahmen ansehen.

K.C.: Müssen andere Dinge beachtet werden, als bei 2-D-Aufnahmen?
M.C.: Das war ja das schlimme, alles musste perfekt sein.

K.C.: Sie treten bald mit Unzucht, Lord of the Lost und anderen auf dem 1. Ostfriesischen Gothictreffen auf. Wie wäre es mal mit einer musikalischen Zusammenarbeit mit Unzucht?
M.C.: Niemals!
C.C.: Ihre Frage kommt zu unpassendem Zeitpunkt! Dieses OGT ist doch schon längst Vergangenheit! Oder haben wir etwa so lang gebraucht, diese läppischen paar Fragen zu beantworten?
(Anm. d. Red.: Haben die Herren, aber es sei ihnen verziehen, schließlich haben die Arbeiten am neuen Silberling absoluten Vorrang!)

K.C.: Und Kapellen wie Lord of the Lost? Da liegen ja nun Jahrhunderte zwischen den Herren und diesen jungen Leuten. Kommen Sie mit der Musik und dem „schmutzigen“ Auftreten der Kapelle zurecht oder runzeln Sie die Stirn, weil Sie selbst stets ordentlich gekleidet und sauber auftreten?
M.C.: Niemals!
C.C.: Unsere Hemden strahlen dadurch gleich noch weißer! Und es kann ja nun auch wirklich heutzutage nicht verlangt werden, dass jede Kapelle frisch gewaschen auf die Bühne ginge! Wo kämen wir denn da hin?

K.C.: Die Herren Coppelius – wohin geht’s? Ziele, Pläne, Wünsche für die nächste Zeit?
M.C.: Ich möchte einfach nur in Frieden ruhen und ein paar Mikrofone zerstören.
C.C.: Aufnahmen, Aktionen zur Albumveröffentlichung, dann Albumveröffentlichung, dann Konzertreise zum neuen Album, im Sommer 2013 dann einige größere Festivals. Dann vielleicht etwas ausruhen und wieder an einem neuen Album arbeiten? Wir sollten uns vielleicht dieses Mal nicht ganz so viel Zeit lassen, das Auditorium lechzt ja immer so schnell nach neuen Werken!

K.C.: Ein paar Worte zu Abschluss?
M.C.: Niemals!
C.C.: COPPELIUS HILFT!

K.C.: Vielen Dank für diese Befragung!

Aktuelle Informationen und Konzerttermine sind auf der galvanischen Seite zu finden.

 

Umbra und Niko spalten den Hirsch

Es ist 20 Uhr in Nürnberg und die Bühne betritt ein einsamer Mann mit seinem Cello. Darf ich vorstellen: Umbra, so heißt das Instrument und der Musiker ist Nikolaus Herdieckerhoff. Zusammen sind sie Cellolitis. Bereits hier merkt man die Leidenschaft und die Freude an der Musik. Bei der allgemeinen Abstimmung über die Vorgruppe bei einem Konzert von Coppelius im Dezember in Berlin – damals gewannen die Piraten von Vroudenspil – bewarb sich der Künstler. So entstand der Kontakt zum Kammercore und anscheinend auch eine Freundschaft. Begeistert erzählt Niko auf der Bühne, dass er mit den Herren im Tourbus, ein Nightliner, fahren darf und welche Ehre es ist, gemeinsam mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Ja, manchmal redet er ganz schön viel und erzählt von sich, aber es wird nicht langweilig. Seine Lieder sind selbstgeschriebene Kompositionen oder Eigeninterpretationen großer Werke. Das spricht nicht jeden an. Manche verlassen den Hirsch für die Dauer des Auftritts. Ein bisschen fehlt die Freude in der Musik, die Leichtigkeit, das Einstimmen auf das Konzert. Getragen und sehr ernst geht es auf der Bühne zu, wenn Niko über die Saiten streicht, aber er spielt mit viel Bass und Leidenschaft. Da oben ist es ziemlich dunkel. Nur ein grünlicher Scheinwerfer beleuchtet den Mann mit Hut und Umbra. Irgendwann folgt eine lange Ansage, die davon berichtet, wie Niko zum Cellospielen gekommen ist. Niemand scheint richtig hinzuhören, aber als er am Ende sagt, dass es ihm „scheißegal“ ist, dass das nächste Stück ein recht Bekanntes Werk von Bach ist, da jubeln viele. Hinter mir werden Stimmen laut, die vermuten: „Es wird nur gejubelt, weil er scheißegal gesagt hat.“ Vielleicht ist das so.
Niko scheint teilweise etwas nervös zu sein, wie das Publikum meint, vergreift er sich, spielt falsche Töne. Doch später erfahre ich im Gespräch mit dem Künstler, dass dies keineswegs der Fall war. Das war seine eigene Interpretation und gehörte dazu. Natürlich betritt bald der selbsternannte beste Klarinettist der Welt die Bühne und spielt mit Cellolitis zusammen „Begala E Vena“, die ein paar Tage zuvor schon auf youTube gestellt wurde. Sie passen gut zusammen, die Klarinette und das Cello.
Das vorletzte Stück stellt eine musikalische Untermalung zu Radionachrichten dar. Es geht um Krieg, Leid, Hunger, Tod. Schüsse sind zu hören und wenn man die Augen schließt, sieht man die Bilder aus dem Fernsehen, Bilder vom Krieg, die leise unterlegt werden mit Musik, damit sie noch tragischer rüberkommen. „2017“ heißt das Stück und es gefällt absolut nicht jedem. Die Leute, die um mich herumstehen hoffen, dass dieses Jahr die Welt untergeht, wenn das die Musik ist, die es 2017 geben wird.
Das Publikum ist geteilter Meinung, jubelt und applaudiert aber trotzdem und zollt dem jungen Künstler Respekt. Ich selbst bin sehr zwiegespalten und werde erst mal die beiden CDs anhören, bevor ich mich festlege.

Der Bart ist ab – Coppelius präsentieren sich bestens gelaunt

 

Die Umbaupause ist ziemlich sinnlos, es gibt nämlich gar nichts, das umgebaut werden müsste. Aber die Herren Coppelius lassen sich Zeit. Man ist ja schließlich im gesetzten Alter und das Auditorium kann ruhig warten. Als es endlich dunkel wird, schleicht Butler Bastille mit seiner Laterne auf die Bühne. Wie immer sieht er sich um, ob alles in Ordnung ist, entdeckt die Zuschauer und wählt eine Person aus, die die Lampe auspusten soll. Danach geht alles schnell. Unter großem Jubel des gut gefüllten Hirschs schreiten die Herren auf die Bühne. Kleiner Besetzungswechsel: Der Butler ergreift die Sticks und bearbeitet das Drumset. Nobusama steht stattdessen am Mikro und grölt den bekannten Iron Maiden Song „Running Free“ durch den Saal. Es ist ein sehr guter Auftakt, der gleich die richtige Stimmung bringt. Nach dem ersten Lied werden aber die Plätze wieder getauscht. „Der Advokat“ wird mit passendem Abscheu vorgetragen und bereits jetzt kann man erkennen, dass die Herren ungewöhnlich gut drauf sind. Comte Caspar – mit überraschend wohlgestutztem Bart – lässt sich zu kleinen Scherzen hinreißen, auch musikalischer Art, die seinen Kollegen Max Coppella beinahe aus dem Konzept bringen, muss er doch lachen und gleichzeitig singen. Graf Lindorf schneidet hinter seinem Cello Grimassen, wie der treue Fan es zwar gewohnt ist, jedoch wirkt er gelassener als sonst. Dieses Mal geht er sogar ein Risiko, hat er anscheinend beim Textlernen geschludert. Vielleicht hat ihn auch die besungene „schöne fremde Frau“ aus dem Takt gebracht. Während die Musik brav weiterspielt, sucht er nach Worten, blickt sich verzweifelt um und das Auditorium ist ausnahmsweise nicht schnell genug und kann nicht aushelfen. Prof. Mosh Terpin wuselt immer wieder auf der Bühne herum. Mit seinem Werkzeugkasten ist er mittlerweile zum festen Bestandteil der Liveauftritte geworden und spielt Cembalo.
Dem Butler scheinen die Feiertage nicht ganz so gut bekommen zu sein. Er ist noch schüchterner als sonst, druckst gespielt herum und gibt schließlich zu, dass ihn Menschen nervös machen. Dabei deutet er auf die Herren, die ihre Instrumente neustimmen. Coppelius haben nachgefragt, was die werten Hörer gerne auf der Setlist hätten. Anscheinend wünschte man vor allem die älteren Stücke, denn es wurde auf „Morgenstimmung“, „Urinstinkt“ und das Motörhead-Cover „1916“ zurückgegriffen. Doch das neuere „Ma Rue A Moi“ darf nicht fehlen und Comte Caspar fordert einmal mehr lautstark Anerkennung. Dabei läuft ein gespielt eifersüchtiger Max Coppella hinter ihm auf der Bühne – sein Mienenspiel spricht Bände und sagt genau, was er von seine Kollegen hält.
Auf mehrfachen Wunsch hin haben Coppelius das von Eric Fish geschriebene und auf dem Album „Tumult“ veröffentlichte Lied „Rightful King“ neuinterpretiert. Bastille singt nun auf ganz eigene Weise von dem hochgelobten König. Auch die Melodie wurde abgeändert, beginnt sanfter, erhabener, was zum Text passt. Erst als der Mob im Text auftritt, kann man wieder nach Herzenslust headbangen. Genau das wird auch getan.

Comte Caspar hatte sich etwas Besonderes ausgedacht: Dieses Mal sollten nicht zwei sondern vier Gruppen den Gumbagubanga-Kanon anstimmen. Seine Aufteilung in „Gum“, „Bagu“, „Bang“, „Ga“ erwies sich als etwas unglücklich. Das Publikum nicht in der von ihm gewünschten Lautstärke – und mit fehlendem Ernst – seiner Aufforderung zum Singen nach.
Die bekannten „Ausziehen“-Rufe werden von der Band unterstützt, der Butler ist allerdings wenig begeistert und fordert seinerseits das Publikum dazu auf. Drei junge Männer werfen erst ihre Shirts auf die Bühne und dürfen selbige dann betreten, um ein Becken zu schlagen – und dabei Drumsticks zu zerstören.
Begeistert ist man von der Stille im Saal, als die Herren einmal mehr ihre Instrumente neu stimmen. Das war bisher nie der Fall.
Auf die Bühne geworfene Gerbera werden liebevoll in Empfang genommen, eine wird gerupft und schließlich teilweise verspeist. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie nur mäßig delikat.
Ein Geburtstagskind wird schließlich nach vorne geholt, bekommt eine Blume geschenkt und darf den „Guten Ton“ auf der Triangel anschlagen. Dann kommt auch schon das letzte Lied, die Herren verbeugen sich und gehen. Aber das geschätzte Auditorium klatscht und ruft voller Inbrunst „Da capo“, so dass schon bald wieder der Butler – mit Staubwedel – zurückkommt. Nach zweimaligem Schreien stürmt die Band an ihre Instrumente und weiter geht’s. Für ein Stück dürfen Niko und Umbra noch mal ihr Können unter Beweis stellen. Da haben sich wohl zwei Bands gefunden. Der Cellist bringt als kleines Dankeschön eine Flasche Met mit auf die Bühne, die Caspar sogleich köpft. Allerdings fehlen Gläser, was Graf Lindorf von gar nichts abhält. Er müsse arbeiten, spricht er und nimmt einen tiefen Schluck aus der Flasche. Schließlich tun es ihm seine Kollegen gleich und die Musik geht wieder los.
Das letzte Lied zwingt uns wieder auf die Knie. „Ade mein Lieb“ braucht eben einen entsprechenden Rahmen.
Unter großem Jubel und frenetischen Applaus verlassen die Herren die Bühne und freuen sich auf die kommenden Konzerte.

Es war ein toller Abend. Coppelius haben viel Freude an der Musik und ihrer Show und haben dies heute außerordentlich unter Beweis gestellt. Auffällig: Sie haben in Instrumente und Verstärker investiert, die Klarinetten klingen klarer und Herr Voss am Bass ist endlich auch zu hören. Einen neuen Silberling gibt es zwar erst 2013, aber bei solch grandiosen Auftritten, warten wir doch gerne.
Meine Herren: Da Capo!

Der Wettergott meinte es gut mit den Besuchern des diesjährigen Schloßhof-Festivals. Statt angekündigtem Unwetter war der Himmel nur bedeckt und es fielen lediglich eine Handvoll Regentropfen zur Abkühlung der heißen Gemüter. Beste Voraussetzungen also, um 12 Stunden lang über den Mittelaltermarkt zu flanieren, sechs eindrucksvollen Bands zu lauschen und mit den Künstlern einen kurzen Plausch zu halten.
Rechtzeitig zum Auftritt von „Vermaledeyt“ betraten wir den Schlosshof, der noch viel Platz bot. Die sieben Musiker heizten mit Dudelsäcken, Schalmeien, Drehleier und Cello die Stimmung an und faszinierten nicht nur ihre Fans. Mit Stücken aus ihrem aktuellen Album „Relikt“ boten „Vermaledeyt“ eine 45 minütige Show, die sich sehen lassen konnte. Danach untermalten sie zeitweise das bunte Treiben auf dem Markt.
Dieser bot in diesem Jahr neben den unvermeidlichen Bratwürstl- und Metständen einen mittelalterlichen Schreiber, Schmuck und die Schmiede, die bereits im vergangenen Jahr vor allem auch Kinder begeisterte, die bei der schweißtreibenden Arbeit zusehen durften.

Mit 20 minütiger Verspätung, die nicht mehr aufgeholt werden sollte, betraten die Musiker von „Ignis Fatuu“ die Bühne. Zuvor hatte Bastille, der in diesem Jahr die Moderation übernommen hatte, eine junge Frau namens Vera auf die Bühne geholt, die krächzend-kreischend die Band ankündigte. Musikalisch boten „Ignis Fatuu“ altbekannte Stücke und neue Lieder aus dem aktuellen Album „Neue Ufer“. Die Mischung aus Punk, Hardrock und Metal, gespielt mit Dudelsäcken, Schalmeien und Nyckelharpa, wurde unterschiedlich aufgenommen. Natürlich waren die Fans der Band begeistert, andere Zuhörer aber fanden Diskussionen über Fußball und den besseren Verein interessanter und aßen gemütlich unter lautem Schmatzen ihren Flammkuchen. „Ignis Fatuu“ hätten mehr Aufmerksamkeit verdient. Sehr schade war die Einfallslosigkeit der Ansagen, machte man sich die Verspätung zunutze, um bei jedem Lied auf eben diese hinzuweisen.

Die fünf Herren von „Coppelius“ und Butler Bastille traten mit nur 15 minütiger Verspätung auf. Da Bastille seine Band nicht selbst anmoderieren wollte, wurde ein Zettel vorgelesen, den Bastille wohl in Eile angefertigt hatte. Der Aushilfsmoderator las stockend und zur Empörung der eisernen ersten Coppelius-Reihe auch noch falsch „Bastill“ vor. Aber die Herren halten, was sie versprechen und waren erneut eine unschlagbare Liveband. Rockige Klänge und feine Wortwitze seitens Bastille begeisterten das mittlerweile zahlreicher erschienene Publikum. Er sprang mit den Fans herum, verwechselte Le Comte Caspar mit seinem schärfsten Konkurrenten Max Coppella, und headbangte, was die Nackenmuskeln hergaben. Überrascht wurden die Fans nicht von musikalischen Neuheiten des „Kammercores“, sondern von den Vollbärten, die vier der sechs Musiker trugen. Ein besonderer Gast saß am Cembalo, das kaum zur Geltung kam: Prof. Mosh Terpin.

Maik wurde von Bastille auf die Bühne gebeten. Während er sich seinen Weg bahnte, versuchte sich der Butler im Witze-Erzählen. „Wo [sic!] ist der Unterschied zwischen einem Dudelsack und einem Sack Mehl?“ Ein fragender Blick in die Runde, dann mit altklugem Unterton die Auflösung: „Na, blasen Sie mal rein!“ Mehr solcher Witze hatte er allerdings nicht auf Lager und bat Maik, sich zu beeilen. Dieser kündigte dann endlich „Mono Inc.“ an. Das Publikum hatte darauf gewartet und der Schlosshof war mittlerweile reichlich gefüllt mit feiernden und jubelnden Fans und Musikfreunden. Die vier Musiker haben bisher ein phantastisches Jahr hinter sich gebracht. Mit „Viva Hades“ gelang ihnen im März diesen Jahres der Durchbruch. 16 Zusatzkonzerte stehen im Herbst an – und die haben sie sich redlich verdient. Gestern begeisterten sie wieder die Mengen, spielten über eine Stunde alte und neue Songs und forderten das Publikum zum Mitsingen auf. Die Stimmung war bei Band und Publikum gut und der Abend mit diesem gelungenen Auftakt eingeläutet. Auch wenn Martin Engler anmerkte, dass „Mono Inc.“ eigentlich keine Mittelalterband seien, freuten sie sich doch sehr über den Auftritt und würden gerne wiederkommen. Das Publikum hat sicher nichts dagegen.
Wie auch andere Bands, nahmen sich „Mono Inc.“ nach ihrem Auftritt ausreichend Zeit für ihre Fans und alle, die auf den Geschmack gekommen waren. Fragen wurden beantwortet, eine Reihe von Fotos gemacht, Autogramme gegeben und es blieb genügend Zeit für Small Talk. Fast könnte man die Stimmung und den Umgang zwischen den Bands und ihren Fans als familiär bezeichnen.

Nun aber endgültig hinter dem Zeitplan liegend schrie Julia „Tanzwut“ ins Mikrophon. Leise erklangen Orgeltöne und eine getragene Stimmung überfiel das Publikum, das fasziniert auf die Bühne sah und ungeduldig auf Teufel und die sechs Bandmitglieder wartete. Die Orgelklänge gingen in den ersten Song über und es wurde mitgetanzt, mitgesungen und die Hände nach oben gerissen. Mit seiner markanten Stimme begrüßte Teufel das Publikum auf dem „Parkett der Nacht“ und forderte alle auf: „Lasst uns durchdrehen! Lasst uns feiern!“ Nur zu gern wurde dem Folge geleistet. Die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit verlieh dem Auftritt noch mehr Stimmung und brachte die Lichtershow richtig zur Geltung. Die Band hatte sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt und präsentierte auch Songs aus dem am 16.09.11 erscheinenden Album „Weiße Nächte“. Die Mischung aus mittelalterlichen Klängen, Industrial und Rock gefiel, auch wenn sie einigen, denen „Tanzwut“ zuvor unbekannt war, seltsam erschien.

Den krönenden Abschluss bildeten „Saltatio Mortis“. Mit viel Nebel und etwas zu grellem Licht enterten die acht Musiker die Bühne. Manche waren nur ihretwegen gekommen und wurden nicht enttäuscht. Agil wie immer sprang Alea der Bescheidene über die Bühne, sprach das Publikum an, sang aus voller Kehle – und wurde lautstark von seinen Kollegen unterstützt. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Bekannte und beliebte Songs wurden mitgesungen, die Fans reckten ihre Hände in den Nachthimmel und nahmen die Kostproben aus dem neuen Album „Sturm auf’s Paradies“, das am 02.09.11 erscheinen wird, sehr gut auf. Während die Merchandise-Stände einiger Bands und die Händler des Marktes ihre Buden schlossen und abbauten, schallte der Mittelalter-Rock weit über das Gelände hinaus und bildete einen grandiosen Abschluss des diesjährigen Schloßhof-Festivals. Die Zeitverzögerung von einer Stunde verzieh jeder gerne, taten die Füße auch noch so weh. Das Warten und Feiern hat sich auf jeden Fall gelohnt. Bis zum nächsten Jahr!

Mit Zylinder und Gehrock die galvanische Welt erobern! Das ist das Ziel des selbsternannten „Kammercores“ Coppelius. Nach drei Maxi-CDs und ebenso vielen Alben geht es für die sechs Musiker aus Berlin auf zu neuen Ufern. Das neue Lied „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ ist ausschließlich als Download erhältlich und hat bereits im Vorfeld viel Zeit und Geduld gekostet. Wie Le Comte Caspar, Sänger und Klarinettist der Band, erzählt, gab es bereits bei der Aufnahme erste Kompromisse. So musste das Lied leider von ihm alleine gesungen werden, denn das Duett mit Max Coppella, ebenfalls Sänger und Klarinettist, klang grässlich. Auf ihrer Frühjahrskonzertreise stellen Coppelius das neue Stück mit sehr gut klingendem Duett der beiden Herren vor und begeisterten die Zuhörer. Doch die Fanatiker mussten sich lange gedulden, bis sie das Lied auch zu Hause anhören konnten. Bereits für Ende März war „Ma Rue A Moi (Wer Großes Leistet…)“ angekündigt worden, dann wurde Ostern als Erscheinungstermin angegeben und endlich veröffentlichten bekannte Downloadportale am Freitag, den 13.05.11, das langersehnte Stück. Thema sind Dankbarkeit und Anerkennung für große Künstler, denn Goethestraßen gibt es bereits genug, da erhebt das lyrische Ich Anspruch auf eine eigene Straße, Chaussee oder gar mehr.
Live zwar besser, hat das Lied durchaus Ohrwurmpotential und bringt Coppelius vielleicht mehr „Welthenruhm“ und auch die Aufmerksamkeit der Radiosender.

Auch die Fanatiker sind nicht untätig. Im Forum der Coppelianischen Gesellschaft, des Fanclubs des „Kammercores“, wurde ein Kreativwettbewerb zum neuen Ohrwurm ausgeschrieben. Etwa 30 Beiträge in den Kategorien Photographie, Malerei und Plastisches wird der jeweils beste Beitrag durch Abstimmung der Forenmitglieder und der Herren gekürt. Zu gewinnen soll es auch etwas geben, aber bisher war niemand bereit, darüber Auskunft zu geben. Außerdem findet ein Schachturnier statt, an dem sich auch Max Coppella und Le Comte Caspar beteiligen werden.
Es tut sich also einiges im Herrenhaus und zwischendrin bereitet man sich auf die kommenden Auftritte auf dem WGT, Schloßhof-Festival und Mera Luna vor. Die nächste Konzertante Reise ist auch schon angekündigt für Dezember/ Januar. Weitere Informationen und alles rund um Coppelius gibt es hier.

Geh mal ein Risiko ein

 

Le Comte Caspar, Klarinettist und Sänger des „Kammercores“ Coppelius hat für das neue Album „Wunsch ist Wunsch“ von Feuerschwanz ein Lied geschrieben. Mit „Jungfernkranz“ begibt er sich auf neue musikalische Wege und stand für eine kurze Befragung zur Verfügung.

Kyra Cade: Werther Comte Caspar, zur Überraschung vieler ist auf dem neuen Silberling der Gruppe Feuerschwanz ein Liedlein zu finden, das Ihnen zugeschrieben wird. Wie kommt es denn dazu? 
Le Comte Caspar: Wir haben die Kapelle Feuerschwanz öfter auf Festivals getroffen, ein lustiger Haufen! Eines Abends kam es nach einem schönen und anstrengenden Konzerttag zum kulturellen Austausch: Hauptmann Feuerschwanz lieh mir sein Lieblingstrinkhorn, gefüllt mit Met, und ich ließ ihm durch Bastille einen Absinth bereiten. Berauscht von den unbekannten Getränken kamen wir auf viele wirre Gedanken. Als der Kater abgeklungen war, blieb die Idee hängen, ein Lied für den Haufen zu schreiben.

K. C.Bereitete es Ihnen Vergnügen, einmal einen Liedtext zu schreiben, der in dieser Form, Sprache und mit den sexuellen Anspielungen nicht zu dem bisher bekannten coppelianischen Liedgut passt? 
LCC: Genau! Es war wie Urlaub! Wussten Sie übrigens, dass Carl Maria von Weber bereits im 19. Jahrhundert ein Stück zum Thema „Jungfernkranz“ geschrieben hat? Im „Freischütz“, wo es übrigens auch einen Max und einen Kaspar gibt! Das Lied wurde damals in jeder Gasse gepfiffen!

K.C.Ist „Jungfernkranz“ eine einmalige Ausnahme, oder wird man in Zukunft mehr Melodien oder Texte von Ihnen fernab von Coppelius finden können?
LCC: Wir werden sehen. Bis jetzt habe ich nichts Konkretes vor dem inneren Ohr, doch so ein Ausflug in andere musikalische Richtungen ist immer ein großer Spaß! Auch wenn man dabei in den sauren Apfel beißen muss, für galvanische Gitarren zu schreiben.

Man soll nichts spalten, was die Welt zusammenhält 

K. C.Bleiben Sie Coppelius dennoch treu oder sind Sie die ständigen Auseinandersetzungen mit Herrn Coppella leid? Diese gipfelten ja sogar in Handgreiflichkeiten, wie der aufmerksame Zuschauer sehen konnte. [Anm.: Anspielung auf den Clip „Risiko“, zu sehen bei youtube]
LCC: Keine Angst! Wie könnte ich es auch nur einen Tag ohne die ständigen Sticheleien und Streitereien mit Max Coppella ertragen! Und wenn ihm in Zukunft eines meiner neuen Werke missfällt, so kann ich glaubhaft damit drohen, dass es dann doch ebenso gut auch eine andere Kapelle spielen könnte!

K. C. Nun sind die Herren von Feuerschwanz älter als Sie selbst, was ein seltenes Phänomen ist. Das Mittelalter trifft auf einen Herrn des 19. Jahrhunderts. Wer lernt hierbei von wem – und was? 
LCC: Wenn die Herren und Damen Feuerschwanz eine tiefergehende musikalische Analyse wagen, was ihnen aufgrund der vorliegenden Partitur nicht schwerfallen sollte, so können sie viel über raffinierte Mehrstimmigkeit lernen! Max Coppella im Übrigen auch! Und ich habe so einige derbe Zoten vom Haufen gelernt, die hier wiederzugeben mir meine gute Erziehung und mein natürliches Schamgefühl verbieten!

K. C.„Wunsch ist Wunsch“ – Was wünscht sich Le Comte Caspar?
LCC: Eine gute Frage! Wie viele Seiten Platz werden mir gewährt, um sie zu beantworten?
Nun, ich will mich auf das Dringendste beschränken: Ich wünsche mir, dass die Landsleute unseres japanischen Schlagzeugers Nobusama die fürchterlichen Katastrophen in ihrem Land möglichst schnell und möglichst gut überwinden können. Ich habe zwar schon immer gesagt, dass man nichts spalten sollte, was die Welt zusammenhält, aber nun ist es zu spät.
Die hochgeschätzten Fanatiker unserer Kapelle überlegen sich gerade auch eine Spendenaktion für Japan, das ist sehr anständig von ihnen!
Und natürlich wünsche ich mir, dass der „Jungfernkranz“ bei der Gefolgschaft der Kapelle Feuerschwanz gut ankommt!

Le Comte Caspar wird sich ab Freitag, 01.04.11, auf erneute „Konzertante Reise zum Ruhme des Zinnober“ begeben, natürlich mit den Herren von Coppelius. Erst in der letzten Woche erschien die Musikvideographie zu Risiko, welche auf youtube zu sehen ist. In dieser Woche, also nur kurze Zeit vor der konzertanten Reise, veröffentlicht Coppelius ein neues Musikstück – vorerst allerdings nur im Internet zu hören.