Ihr seid in verschiedenen Musikprojekten aktiv. Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie ist euer gemeinsames Projekt WHOLE entstanden?
Alex: Wenn ich genau drüber nachdenke, ist es krass, dass HYDRA ein Schaffensprozess war, der bereits begann, bevor unser Debüt BIAS rauskam. Große Teile des Closers „Morricone“ zum Beispiel entstanden vor 2017, aber erst 2023 hatte Thomas die zündende und notwendige Idee für den Schluss. Das war sicherlich eine Herausforderung, aber aufgrund des reichhaltigen Materials, hätten wir wohl einfach eine andere Tracklist zusammengestellt – ohne den Song. BIAS entstand ohne Idee für eine Live-Umsetzung, zumindest bei mir. Das war bei HYDRA grundlegend anders, hier sah ich uns vor dem geistigen Auge auf der Bühne, während ich an den Songs saß. Unser Sound hat sich deswegen auch eher präzisiert, als komplett gewandelt. Wir sind ein Duo, das elektronische Musik spielt, weswegen der Anteil an Gitarren zum Beispiel noch mal ab- und der Anteil an Synthpop-Charakter zunahm. Prominente Ausnahme: Die schon fast als funky zu bezeichnende Akustikgitarre von „Dead deer“ und mein Sprechgesang. Mal schauen, wie wir das live machen. Vor meinem inneren Auge wird’s geil!
Was sind für euch thematische Inspirationen, die sich auch in den Texten niederschlagen?
Alex: Soziale Konflikte jeglicher Art, persönlich sowie global. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum die Menschheit es nicht hinbekommt, aus den Verfehlungen der Vergangenheit zu lernen und friedlich miteinander zu leben. Ich beschreibe jedoch eher Zustände, als Lösungsansätze zu präsentieren. Ich bin dennoch ein Fatalist der optimistischen Sorte.
Thomas: Alles kann und wird zumindest unbewusst in die Texte einfließen, das kann gesellschaftlich, kreativ oder auch persönlich sein. WHOLE hat kein klares Themenfeld, und bis jetzt haben die Texte und auch die Musik immer ganz automatisch gut zueinander gepasst.
In welcher Beziehung steht und/oder repräsentiert der visuelle Aspekt eure Musik?
Alex: Da ich bislang für den visuellen Teil unserer Releases verantwortlich war: Ich möchte entschieden vermeiden, irgendwelchen Genre-Klischees hinterherzurennen. Seien wir mal ehrlich: Oft erkennen wir schon anhand des Cover-Artworks, um welches Genre es sich musikalisch handelt. Das gilt vor allem in klar definierten Genres wie Metal, Goth, Industrial, Hiphop und Country, um nur einige zu nennen. Es gibt bei frischeren Bands aber einen Trend – oder zumindest einen Ansatz – hin zu einer neuen Visualisierung. Der Menschen Liebe zum Schubladendenken wird diesbezüglich aber eine Revolution zu verhindern wissen. Bei der Masse an wöchentlich veröffentlichter Musik ist es ja auch nicht verwunderlich, wenn Hörer und Hörerinnen schon anhand der Verpackung an die Hand genommen werden: „Hier, obskures Metallbesteck auf rostigem Untergrund. Sind das Blutreste, ist das Erde? Egal, muss Industrial/EBM sein.“ Oder: „Guck mal, Typ mit Cap vor bouncendem Auto. Hochglanzpoliert! Lust auf Hiphop?“ Klar, beim Artwork von HYDRA wird man wohl keine Happy-People-Musik erwarten, dazu ist der verstörende Charakter inmitten einer südeuropäisch anmutenden Altstadtkulisse zu präsent. Aber zumindest auf dem Cover muss man genauer hinsehen, um die Verbindung zum Albumtitel zu ziehen. Spätestens im Booklet wird daraus übrigens eine visuelle Erzählung hin zum totalen Unheil. Eine „in-your-face“-Abbildung einer Hydra auf dem Cover wäre mir jedenfalls zu platt gewesen.
Thomas: Alex ist unsere Art Director innerhalb der Band und überrascht mich immer wieder (positiv) mit seinen Ideen und Vorschlägen. Eine ansprechende und auch individuelle „Verpackung“ ist uns beiden wichtig, und in Zukunft hoffen wir da auch unser Spektrum noch zu erweitern, sei es im Bereich der Releases und Packages oder auch ob man auch mal mit Bewegtbild arbeitet (Musikvideo o.ä.).
Was beutet es für euch live auf der Bühne zu spielen / der Kontakt zum Publikum?
Alex: Live zu spielen setzt Energien in mir frei, von denen ich nicht genug bekommen kann. Auf der Bühne fühle ich mich zuhause, kann tun, was ich will, etwas präsentieren, auf das ich stolz bin. Dabei liebe ich die Rolle des Underdogs, der nichts zu verlieren hat und dabei das Publikum unterhalten möchte. Niemand soll nach einem Konzertabend nach Hause gehen und erzählen, dass WHOLE nichts geboten haben. Nach den Shows bin ich zudem gern am Merch-Stand und unterhalte mich mit interessierten Menschen.
Thomas: Sehr viel. In gewisser Weise war der Moment des Live-Spielens für WHOLE so etwas wie die echte Geburt dieses Projektes als eigenständiges Geschöpf. Gerade für Alex, der bis jetzt mit seinen anderen aktuellen Projekten (Vlimmer, Fir Cone Children, ASSASSUN, Feverdreamt) nicht live auftritt und auch für mich, da es eigene Musik ist und eben kein Cover/Tribute-Projekt wie bei Forced To Mode, mit denen ich pro Jahr zwischen 60-70 Shows spiele.
Was sind eure Pläne? Worauf freut ihr euch am meisten?
Thomas: Erstmal noch ein wenig das aktuelle Album promoten, vielleicht mit dem ein oder anderen Remix sowie noch mit einigen Live-Auftritten Ende dieses/Anfang nächsten Jahres. Dafür werden wir noch ein paar der bisher nie gespielten Songs neu mit ins Programm nehmen. Darauf freue ich mich schon sehr. Und ich denke auch, das wir zeitnah die Arbeit zum dritten Album aufnehmen werden, ein paar Ideen und Songansätze gibt’s schon, das wird auf jeden Fall spannend. Ich habe ein sehr gutes Gefühl.
Alex: Ich freue mich wahnsinnig darauf, die neuen Songs auf der Bühne zu präsentieren. Ab Herbst sind wir endlich wieder zurück on stage.
(897)
Hinterlasse ein Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!