Neues Jahr – Neues Kapitel

Bald ist es wieder soweit, und wir verabschieden das alte Jahr und freuen uns auf 2016.

Neues Jahr Katl

Die einen feiern im Kreise ihrer Familie traditionell mit Silvesterbowle, Bleigießen und dem Klassiker „Dinner for one“, während die anderen mit ihren Freunden die Neujahrspartyszene bereichern. Ob bei einem Neujahrsball mit Klassik und feinem Abendmahl oder bei harten Riffs, Bangen oder im Gothic-Club, beschäftigt doch jeden so ziemlich das Gleiche: Fragen, Wünsche, Sehnsüchte, traurige Ereignisse. Vielleicht auch Ängste oder das Gefühl, etwas verpasst zu haben, versagt zu haben.

Viele machen sich auch die altbekannten „guten Vorsätze“ fürs neue Jahr. Das Rauchen aufzugeben, abzunehmen oder endlich mit dem Instrument zu beginnen, das schon seit Jahren im Keller verstaubt, mit der Arbeit einen Gang zurückzuschalten oder die Großeltern öfter zu besuchen. Wir beenden ein Kapitel und beginnen ein neues im Buch unseres Lebens. Natürlich kommt da der ein oder andere nochmal ein wenig ins Grübeln und Schwelgen.

Sehr schöne, treffende Gedanken und auch Anstöße zu selbigen hatte einst Siegfried von Vegesack, ein aus Livland stammender Schriftsteller. Er lebte viele Jahre im „Fressenden Haus“, ein Burgturm, der zur Burgruine Weißenstein in Regen (Bayrischem Wald) gehört. Den Namen „Fressendes Haus“ verlieh er dem ehemaligen Getreidespeicher, weil er ihm aufgrund dauernder Reparaturen und Instandsetzung so viel Geld kostete und es regelrecht „fraß“.

Dort im Turm hatte Siegfried von Vegesack seine „Dichterstube“, in der die meisten seiner Werke entstanden. Er ist ein interessanter Mensch, der viel erlebt und viel gesehen hat, und mit seinen Worten möchte ich euch nun auch einen kleinen Anstoß mitgeben, für das alte und für das neue Jahr:

Ausschnitt „Das alte Jahr“ aus dem „Kleinen Hauskalender“ von Siegfried von Vegesack:

Und du? Hast auch du dein Jahreswerk vollbracht und wenigstens ein Körnchen auf deinem Arbeitsacker geerntet? Oder stehst du da mit leeren Händen, leerem Herzen, ohne Kraft und Mut, ohne Glauben an eine neue Ernte? Dann nimm dir ein Beispiel an dem alten Jahr. Viele Früchte hat es wachsen und nicht reifen gesehen, viele Fröste und Stürme haben die Hoffnungen des Frühlings vernichtet. Aber das Jahr ließ sich nicht beirren. Es hat gearbeitet, unermüdlich, unerschöpflich, bis seine Zeit erfüllt war. Das Jahr ist immer am Werk, selbst jetzt unter der weißen Schneedecke sammelt es neue Kraft für neue Ernten. Hat dir aber das alte Jahr einen Menschen genommen, den du liebtest, dann denk an alle die, die dir noch geblieben sind, und setz deinen Schmerz um den Verlust des Einen in Dankbarkeit für alles um, was du noch hast und an dein Herz drücken kann. Denke daran, was das kommende Jahr dir nehmen könnte, geiz nicht mit deiner Liebe, bis es zu spät ist.

Und wenn das neue Jahr eingeläutet wird, vergiß nicht das alte, das nun gestorben, die geliebten Toten, und öffne zugleich dein Herz allem Lebenden, was dich noch umgibt!

Euch allen wünsche ich ein schönes Jahresendfest und ein frohes, gesundes Neujahr!

Beitrag von Branwen

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