Der Tod kommt zu jedem

Der erfolgsverwöhnte Anwalt Wallace Price kennt nur drei Dinge: Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Es kommt ihm daher äußerst ungelegen, als er eines Tages tot umfällt und in der Zwischenwelt landet. Dort erwartet ihn der Wächter Hugo, der Wallace auf seine Reise ins Jenseits vorbereiten soll. Doch Wallace ist noch nicht bereit, und so wird ihm Zeit gewährt, um seine Angelegenheiten zu ordnen. Zeit, in der Wallace den wahren Sinn des Lebens entdeckt. Und die Liebe findet …

T.J. Klune ist ein bittersüßer Roman gelungen, gespeist aus einem persönlichen Verlust, den er erlebte. Diese Geschichte hat mich wieder gefesselt, ebenso wie das vorhergehende Buch des Autors, Mr. Parnassus Heim für magisch Begabte. Die Leser*innen begleiten Wallace nach seinem plötzlichen Tod auf seinem Weg in die Zwischenwelt, den Punkt, der der Übergang zur Endlichkeit für ihn werden soll. Diese Stätte betritt er in Begleitung von Mei, die ihn bei seiner Beerdigung als Sensenmann abholt. Dort empfängt ihn Hugo, der Wallace bei seinem endgültigen Abschied an die Hand nehmen und seine Fragen beantworten soll. Und wieder gibt es in diesem Roman vielschichtige weitere Akteur*innen und einen Hund, die die Seiten befüllen und nur so dahinfliegen lassen. Wallace macht es seinem neuen Umfeld anfangs nicht einfach, aber sie beginnen sich anzunähern. Man erlebt auch, wie Wallace zu diesem erfolgsorientierten und kalten Menschen wurde, der er am Ende seines Lebens war. Es sind besondere und auch sehr unterhaltsame Momente, wenn Nelson, ebenfalls ein Geist und Großvater von Hugo, Wallace einige Dinge zeigt, die selbst ein Verstorbener bewirken kann. Es wird ein Selbstfindungsprozess für Wallace und eine Liebesgeschichte, die nur sehr langsam in Gang kommt. Über dieser kleinen eigenen Welt, die sich in einem Teeladen abspielt, kommt es auch zu Verzweiflung, die sich bei Personen und toten Wesen zeigen. Und dann gibt es da noch den Manager, der anders aussieht, als man erwartet.
Von Anfang an ist klar, dass Wallace in den vierten Stock des verschachtelten Hauses gehen wird, um zur Endstation zu gelangen, aber es gibt so viel Philosophisches, Anrührendes, Komisches, Trauriges und Überraschendes zu berichten, das des Lesens absolut wert ist. Dem Autor ist wieder ein sehr toller Roman gelungen, der (wieder) einen queeren Zusammenhang einbaut, was immer wieder so passend und natürlich abläuft. Allein für die Fantasie von T.J. Klune bei der Erweckung seiner Figuren gebührt ihm ein großes Lob, der Handlungsablauf ist fantastisch, aber dann doch wieder nachvollziehbar und wäre auch in meinen Augen wünschenswert. Besonders gelungen finde ich auch die Covergestaltung, genauso kann man sich die Stätte der Begebenheiten vorstellen. Wenn es sie denn gibt, was wünschenswert wäre, denn irgendwann wird der Sensenmann auch bei uns vorbeikommen.

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T.J. Klune: Das unglaubliche Leben des Wallace Price
Originaltitel: Under the Whispering Door
Aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl
Heyne Verlag, Vö. 11.04.2022
Paperback, 480 Seiten
16 €

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