90 Jahre Einsamkeit

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Das Raumschiff Avalon ist unterwegs im All zur Kolonie Homestead II. Es hat über 250 Crewmitglieder an Bord sowie 5.000 Passagiere. Jeder dieser Passagiere hat einen speziellen Grund gehabt, die Erde zu verlassen: Jim Preston zum Beispiel ist Techniker, ein Beruf, der auf der Erde nicht mehr besonders geschätzt wird. Er will zur Kolonie reisen und sich mit eigenen Händen etwas aufbauen. 120 Jahre ist das Raumschiff dorthin unterwegs. Die Reisenden sind im Kälteschlaf und sollen ein paar Wochen vor Landung aufgeweckt werden. Eines Tages wacht Jim auf, Assistenz-Hologramme erklären alles Nötige, und man leitet ihn zu seiner Kabine. Jim ist aufgeregt, immerhin beginnt nun sein neues Leben. Dort, wo er sich einfinden soll, ist er allein. Die Hologramm-Instruktoren ziehen dennoch ihr Programm durch. Auf Fragen wird nicht eingegangen. Letztendlich findet er heraus: Er ist wirklich ganz allein.

Nur er ist aus seinem Kälteschlaf aufgewacht, und das 90 Jahre zu früh. Aus Ungläubigkeit, Zorn, Trauer wird im Lauf der Zeit Aktionismus. Er versucht seine Kältekammer zu reparieren, zur Crew durchzukommen, aber nichts gelingt. Er ist in einem ungeheuerlichen Wechselbad der Gefühle. Mal nimmt er alle Annehmlichkeiten in Anspruch, die das Raumschiff bietet, dann wieder liegt er nur herum, apathisch und verlottert, die Whiskyflasche neben sich. Die einzige Ablenkung ist der Barkeeper Arthur. Leider ist er kein Mensch, sondern nur ein Android. Jim sieht sich die Namen auf den einzelnen Kältekammern an und verliebt sich in Aurora Lane, eine New Yorker Journalistin und Schriftstellerin. Er liest alles über sie und von ihr, und bald ist er in seiner Einsamkeit und Aussichtslosigkeit aber auch Verliebtheit so gefangen, dass er sie aufweckt. Aurora verhält sich natürlich anfangs genauso wie Jim. Da muss man doch etwas tun können, man muss die Crew wecken, man muss die Kältekammer reaktivieren, man kann doch nicht alleine und isoliert 90 Jahre auf seinem Weg zu einem Ziel brauchen, das man nicht mehr erlebt? Aber nach und nach beruhigt sie sich, die beiden richten sich auf dem Luxusschiff ein, und sie werden nach einiger Zeit ein Paar. Bis der Barkeeper sich verplappert und Aurora sagt, dass Jim es war, der sie aus ihrem Kälteschlaf geholt hat. Als dann auch noch die gesamte Raumschiff-Technik zusammenzubrechen droht, befindet man sich plötzlich in einem reißenden Thriller. Können die beiden das Raumschiff retten und damit das Leben von Tausenden Passagieren, und was wird aus Aurora und Jim?

Vergleiche mit Gravity (mit Sandra Bullock) und Der Marsianer (mit Matt Damon) drängen sich auf, weil das Thema der unendlichen Weiten im Weltall, gepaart mit grenzenloser Einsamkeit, nicht so oft zum Filmstoff wird. Mir gefiel der Film. Die großen Fragen, wie würde man selbst sich verhalten, könnte man verzeihen, könnte man erneut lieben, wie würde man entscheiden: Das ist interessant. Es verleitet zum anschließenden Diskutieren. Und die letzte Kameraeinstellung ist sowieso eine Schau!

Passengers
Genre: Science Fiction
Regie: Morten Tyldum
Nationalität: USA
Start in Deutschland: 5. Januar 2017, 116 Min.
FSK 12
Cast: Chris Pratt, Jennifer Lawrence, Michael Sheen, Laurence Fishburne

 

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