Die schweizer Metalband Stoneman erobert Deutschland. Erst vor kurzem waren sie bei einigen Konzerten von Lord of the Lost als Support zu sehen und zu hören. Wer sich aber genau hinter den vier Musikern verbirgt, hat mir Sänger Mikki Chixx verraten – und noch einiges mehr.

Kyra Cade: In Deutschland steigt zwar euer Bekanntheitsgrad, aber für alle, die Stoneman noch nicht kennen: Wer seid ihr und was für Musik macht ihr?
Mikki Chixx: Hallo Kyra, wir sind Stoneman aus der Schweiz, wir machen einen Mix aus hartem Metal und melodiöser Goth Musik. Wir sind zu viert und lieben diesen Job!

K. C.: Wie lange macht ihr schon Musik?
M. C.: Stoneman gibt es seit 2004 und wir hatten das Glück, bereits 3 Alben zu veröffentlichen und 150 Shows in ca. 30 Ländern zu spielen… nicht schlecht oder? (lacht)

K. C.: Wenn ihr jemanden, der noch nie eure Musik gehört hat mit einem einzigen eurer Songs überzeugen müsstet: Welchen Titel würdet ihr empfehlen?
M. C.: Da unsere Songs sehr abwechslungsreich sind und wir uns musikalisch immer von Song zu Song neu erfinden, ist es einfach viel zu schwierig, diese Band auf einen einzigen Song zu begrenzen. Aber irgendwo zwischen „Wer ficken will muss freundlich sein“, „I am taking your life“ und „Hope you all die soon“ liegt die Wahrheit.


Stoneman. Quelle: Stoneman

K. C.: Vor einem Jahr kam euer 3. Album raus, „Human Hater“. Arbeitet ihr schon an etwas Neuem?
M.C.: Ja, wir haben letzte Woche damit angefangen und es wird euch umhauen!

K. C.: Eure Texte sind hauptsächlich düster und hart. Was inspiriert euch dazu?
M. C.: Unsere Musik ist düster und hart, da können wir nicht von Blumen und Bienen singen… Aber grundsätzlich gibt es so viele Dinge, die uns ankotzen… Religion, Krieg, Politik und so, dass gerade das letzte Album „Human Hater“ sehr viel davon beinhaltet.

K. C.: Welche musikalischen Vorbilder habt ihr?
M. C.: Wir haben keine Vorbilder, aber so ziemlich alle unsere Freunde aus dem Bizz, sind es die Deathstars, Wednesday 13 oder die 69Eyes inspirieren uns. Wenn du mit anderen Bands tourst und deren Mucke täglich mit 100 Dezibel um die Ohren geknallt kriegst, kann das auch mal etwas abfärben. Grundsätzlich sind wir WIR und einzigartig (lacht). Dies ist jetzt positiv wie negativ zu werten.

K. C.: Gibt es Lieblingslieder oder –alben, die ihr immer wieder hören könnt?
M. C.: Da wir vier Individuen sind, kann ich nur für mich sprechen. Ich mag das alte Zeug gerne. Bin ein 80er-Kind und liebe G’n‘R, Mötley Crüe etc. Aber auch so ziemlich alles aus Skandinavien ist hörbar, um es mal vorsichtig auszudrücken.

„Düster, hart und natürlich sexy!“

K. C.: Ihr wart in diesem Jahr bei einigen Konzerten Support von Lord of the Lost, mit denen ihr unter anderem auch auf dem Trash Festival gespielt habt. Hat es Spaß gemacht?
M. C.: Es war sogar ein Riesenspaß!! Es waren alle gut drauf und wir haben das ein oder andere Bier zusammen getrunken. (lacht)

K. C.: Könnte da mal ein gemeinsamer Song entstehen oder sind die beiden Bands dafür zu verschieden?
M. C.: Keine schlechte Idee! wir sind in den musikalischen Grundzügen ähnlich, beide Bands sind düster, hart und natürlich sexy!

K. C.: Euer Bassist, Iron Chris, ist angeblich „auf die Fresse gefallen“ und hatte einige Spritzen vor dem Auftritt in Nürnberg bekommen. Dafür machte er einen äußerst fitten Eindruck. Geht es ihm wieder gut?
M. C.: Wenn du diese Spritzen gesehen hättest, wüsstest du, woher der „fitte Eindruck“ kommt! (lacht) Es geht ihm okay. Sagen wir es mal so: Es hat ihn ganz schön überschlagen und wir waren die ganze Nacht in der Notaufnahme im Stuttgarter Spital.

„Stay tuned“

K. C.: Kann man euch 2012 in Deutschland sehen und hören?
M. C.: Definitiv!

K. C.: Ziele und Wünsche für die Zukunft?
M. C.: Diese Band hat immer nur ein Ziel, das ist: So viele Gigs wie möglich zu spielen und natürlich mit dem Publikum während und nach der Show Party zu machen. Wenn möglich ohne Ausflug in die Notaufnahme!

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
M. C.: Wer uns nicht kennt, sollte sich mal ein paar Minuten Zeit für uns nehmen und sich die Band im Netz oder am besten live anschauen. Eines versprechen wir euch: Ihr bekommt eine 100% Volldröhnung aus Goth und düster Metal! Stay tuned!

K. C.: Vielen Dank für das amüsante und aufschlussreiche Interview! Hugs!

Lord of the Lost waren nur einem kleinen Kreis ein Begriff, bis sie in diesem Jahr Support für Mono Inc. waren. 2010 erschien das Debütalbum „Fears“, im Frühjahr 2011 bereits „Antagony“, das zweite Album. Derzeit tourt das Sextett durch Deutschland. Sänger und Bandleader Chris Harms hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.


Chris Harms. Quelle: Lord of the Lost

Kyra Cade: Ihr seid gerade auf Tour durch Deutschland. Wie läuft’s?
Chris: Wie erwartet auf einer ersten größeren Headlinertour. Einige Shows sind zum Bersten voll, andere recht leer, zumal einige Venues, die wir spielen einfach noch zu groß sind für uns. Uns ist es lieber, wenn ein kleiner Club auseinanderplatzt, als dass sich die gleiche Menge Leute in einer Halle verliert, die für das vierfache Volumen ausgelegt ist. Wir durchleben also gerade genau einen dieser wichtigen Steps auf der Karriereleiter, wo man täglich mal zwei Stufen erklimmt, um dann auch mal wieder eine herabsteigen zu müssen. Also unterm Strich ist alles so wie es muss und wir sind weit davon entfernt, uns beklagen zu können

K. C.: Nachdem ihr als Support für Mono Inc. deren Viva Hades Tour im Frühjahr begleitet habt, seid ihr schon wieder unterwegs. Kommt da Heimweh auf?
Chris: Heimweh kommt dann auf, wenn man monatelang unterwegs ist. Die Art und Weise wie Mono Inc. und wir touren ist doch eher wie Urlaub. Das heißt nicht, dass es nicht konzentrierte und harte Arbeit ist, aber der zeitliche Rahmen ist überschaubar.

K. C.: Auf YouTube kann man TV of the Lost schauen und bekommt in mittlerweile 18 Episoden skurrile Einblicke in euer Tourleben. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Chris: Nicht WIR kamen auf diese Idee. Mono Inc. machen ja auch ein Tourtagebuch in Videoform, bereits 2007 machte ich das gleiche mit meiner alten Band THE PLEASURES und wenn man mal YouTube durchforstet stellt man fest, dass es tausende Bands gibt, die genau das gleiche machen. Der Rahmen ist aber auch nicht das Interessante, wichtig ist, diesen mit interessantem Inhalt zu füllen. Da wir neben der Bühne nur Unsinn im Kopf haben artet das dann bei uns relativ stark aus.

St.Pauli, 10 Jack/Coke, 4h morgens

K. C.: Was hat es mit „Spiel an meinem Glied“ auf sich?
Chris: Das entstand tatsächlich spontan, die Initialzündung kam von Bo, gegen Ende unserer Live-Generalprobe, das ist auch auf TV Of The Lost zu sehen. Von da an drehte sich Backstage jeden Tag das Thema mindestens einmal um eine neue Version dieses chartfreundlichen Geheim-Hits ;)

K. C.: Können sich die Fans nach der Euro-Dance- oder der Metalcore-Version auf weitere Versionen des Songs freuen?
Chris: Ja, wir nehmen Wünsche in Form von Kommentaren auf unserer Facebookseite entgegen.

K. C.: Any Wayst ist die einzige Frau im Sextett. Leidet sie manchmal unter dem Überschuss an Testosteron oder hat sie euch Männer voll im Griff?
Chris: Weder noch, sie hat sich uns sehr gut angepasst.

K. C.: Wie kamt ihr darauf, Lady Gagas „Bad Romance“ als Metalversion zu covern?
Chris: Mal wieder Bo und ich, St. Pauli, nach 10 Jack/Coke, 4h morgens… Noch Fragen?

Immer wieder unerwartet

K. C.: Nur ein Jahr nach dem Debutalbum „Fears“ erschien im April diesen Jahres „Antagony“. Arbeitet ihr bereits am nächsten Album?
Chris: Ja, wir sind mitten drin, in einem knappen Jahr ist es dann soweit und wird veröffentlicht…

K. C.: Eure Musik wird oft zwischen Gothic und Metal eingeordnet. Zu welchem Genre fühlt ihr euch selbst zugehörig?
Chris: Ganz ohne negativen Unterton, den man aus dem folgenden Satz lesen könnte, muss ich sagen: Es ist uns scheißegal! Szene und Genres interessieren uns nicht, wir machen, was sich für uns gut anfühlt, die Kategorisierung dessen überlassen wir den anderen.

K. C.: Die Songs sind selten einheitlich. Schnelle und rockige Passagen wechseln sich mit langsameren Tempi ab. Macht dies Lord of the Lost aus?
Chris: Ich denke, Lord Of The Lost macht aus, dass wir nicht nach Dogmen oder mit Scheuklappen arbeiten, so wird es immer wieder Unerwartetes in unseren Songs geben. Allerdings ist es uns kein Bedürfnis Musik für Musiker zu machen, dazu sind wir zum einen technisch nicht in der Lage und zum anderen mögen wir dafür gute Popmusik viel zu sehr.

K. C.: Etwas aus der Art schlägt „Reprise: Sober“. Wie findet ein derart getragener Song Platz auf einem Album wie „Antagony“?
Chris: Sag Du es mir… Fällt er Deiner Meinung nach heraus? Ich denke nicht.

K. C.: In Nürnberg wurde „Reprise: Sober“ als gefühlvolle und einzige Zugabe gespielt. Warum ausgerechnet dieser Song?
Chris: Die Gründe dafür sind ganz langweilig und technisch. Bei uns auf der Bühne läuft immer der Computer mit, für die ganzen Geräusche, die man nicht mit echten Instrumenten erzeugen kann. Wenn dann einmal das Projekt geladen ist, dann beinhaltet es auch nur die feste Reihenfolge der Songs, die für das jeweilige Konzert geplant wurden. „Sober“ funktioniert auch einfach nur mit Klavier und Stimme. Es gab dementsprechend nur noch 2 Alternativen, die genauso funktionieren: „Sooner Or Later“ oder unser Rihanna-Cover „Love The Way You Lie“. Wir entschieden uns spontan für „Sober“, aus dem Bauch heraus.


Lord of the Lost. Quelle: Lord of the Lost

K. C.: Ein paar Worte von euch zum lasziven und gelungenen „Sex on Legs“-Clip?
Chris: Voll geil!

K. C.: Welche Band oder Musiker haben euch beeinflusst?
Chris: Zu viele, von ABBA bis Z.

K. C.: Was inspiriert euch?
Chris: Ich habe kreative Geistesblitze in nicht nachvollziehbaren Situationen. Im Auto an der roten Ampel, beim Einschlafen, in der Schlange beim Supermarkt. Ich brauche keine besonderen Umstände, um einen Song zu finden, die Songs finden mich.

K. C.: Zukunftspläne von Lord of the Lost?
Chris: Noch 2 oder 3 größere Supporttouren, gute Sommerfestivals, ein unschlagbares drittes Album. Das ist erstmal halbwegs realistisch.

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
Chris: Ich verlasse die Party meist ohne mich zu verabschieden…

K. C.: Vielen Dank für das spontane Interview!

 Nürnberg rockt

SCHOCK

Zu Beginn ist es noch recht leer im Hirsch Nürnberg. Auch als die Musiker von SCHOCK die Bühne betreten ist der Applaus noch verhalten. Nur vereinzelt wird der Sänger mit Jubelrufen empfangen. Dieser macht allerdings eine gute Show und füllt die Halle. Mit guten Beats und schnellem Rhythmus heizen die vier Musiker dem Publikum ein, das bald begeistert vor der Bühne steht und freudig die Köpfe schüttelt.
Sänger Michael Schock ist omnipräsent auf der Bühne, tanzt herum, kauert sich zusammen wie Gollum oder springt beachtlich in die Höhe.
Die Texte sind bitterhart und zuckersüß. Es ist für fast jeden etwas dabei, Liebeslieder, Aufrufe zum BDSM oder Tod, Trauer, Verdammnis. Was mich überrascht ist die Mimik des Sängers, der seine Songs lebt. Mit den Texten leidet und lacht er, macht Freudensprünge oder kniet sich auf den Boden. Immer wieder geht er auf Zwischenrufe des Publikums ein und bereitet die Anwesenden auf den Hauptact vor. Gitarrist Lars hat auch noch ein Ass im Ärmel, als er die Saiten seiner Gitarre anstatt zu zupfen mit einem Drumstick schlägt.
Sie würden gerne noch länger spielen, aber die Zeit lässt dies leider nicht zu. Bleibt zu hoffen, dass SCHOCK bald wieder in den Süden kommen.

 Teufel

In blaues Licht getaucht und mit Getrommel füllt sich die Bühne schließlich. Begeistert wird Teufel begrüßt, denn viel zu lange hat Nürnberg auf Tanzwut und das neue Album „Weiße Nächte“ warten müssen. Mit dem Titelsong des Albums beginnt die Show. Lichteffekte und Nebel tauchen den Auftritt immer wieder in geheimnisvolle Stimmungen. Ein ganz besonderes Highlight sind die blauschimmernden Gitarren, während die Sackpfeifenspieler grünlich und Teufel rot angestrahlt werden. Die sieben Musiker haben sichtlich Spaß, ihr neues Werk zu präsentieren und auch alte Stücke werden lautstark mitgesungen. Von der Tanzwut wird jeder im Saal gepackt, es werden Köpfe geschüttelt, Arme nach oben gerissen und das Publikum springt und klatscht bis an die Schmerzgrenze. Eingängige Textpassagen singen die Zuschauer bereitwillig mit, die Rhythmen sind rockig und sorgen für Stimmung. Jagbird, in diesem Jahr neu dazu gestoßen, überzeugt am Keyboard mit guten Einspielungen aus der elektronischen Musiksparte. Ebenso der neue Drummer Shumon, der dem Saal immer wieder den Takt angibt. Auch die Gitarrensoli sind klasse.
Zwischendurch spricht Teufel eifrig das Publikum an, animiert zum Mitmachen, flirtet mit den Fans und gibt nebenbei der Technik Anweisungen. Kleine technische Probleme werden dadurch kaum wahrgenommen und der zwischenzeitlich reparaturbedürftige Mikroständer fällt nur wenigen auf.
Die unverkennbare dunkle Stimme des Sängers schallt bei Balladen liebevoll durch den Saal, um dann wieder gewohnt hart ins Mikro zu rufen.
Auch Ardor und Thrymr haben viel Freude. Mit ihren Sackpfeifen stehen sie mal im Vorder-, mal im Hintergrund und geben den Ton an, oder unterstützen durch Backgroundgesang.
Es ist die altbewährte Mischung aus Mittelaltermusik und elektronischen Klängen, die geboten wird und schließlich greift Teufel selbst zum Dudelsack und beweist sein Können.
Ihre Wurzeln sind immer noch herauszuhören. Corvus Corax haben ihre musikalischen Spuren bis heute hinterlassen. Die leichten Flötentöne schweben geradezu durch den Raum, werden aber immer wieder abgelöst von harten Drums und schnellen Gitarrenklängen. Auch die Choreographie ist durchdacht und stimmt. Teufel bewegt sich auf der Bühne hin und her, die Sackpfeifen tanzen und wechseln ihre Position zu bestimmten Songs, damit gerade dieses mittelalterliche Element nicht nur als nettes Nebenprodukt gesehen wird. Einzig Keyboarder und Drummer bleiben auf ihren Plätzen.
Formvollendet verabschiedet sich die Band mit einer tiefen Verbeugung und schwungvollen Handbewegung von ihrem Publikum, eben wie die Spielleute aus Vorzeiten.
Tanzwut haben in Nürnberg zum ersten Mal auf dieser Tour ihr volles Programm gespielt und sich dabei nicht lumpen lassen. Zweimal kehren sie für Zugaben zurück auf die Bühne und das Publikum hat noch lange nicht genug.

Fazit: Ein gelungener Auftritt, der für leichte Nackenstarre sorgt.

Tanzwut

Alle guten Dinge sind drei

FragileChild

Nur wenige haben sich in den Hirsch Nürnberg getraut. Vielleicht dreißig Leute stehen verstreut herum und starren auf die Bühne. Dort gibt sich die Lokalband „FragileChild“ gerade die Ehre. „Wir haben unsere Arbeitskleidung vergessen“, sagt der Sänger etwas schüchtern ins Mikro, aber das wäre kaum aufgefallen. Die Songs sind gut, die Gitarre dominiert bei einigen Stücken und zeigt, dass der Gitarrist durchaus was drauf hat. Auch der Sänger gibt alles, wirkt aber verunsichert. Das mag an den technischen Problemen liegen, die „FragileChild“ heute Abend haben. Sänger Dennis gibt sich Mühe, die Stimmung anzuheizen und schafft es wirklich, das Publikum anzusprechen. Teilweise ist etwas viel Elektro in ihrer Musik, was mich stark an „Blutengel“ erinnert. Verwirrend ist die Anzahl der Musiker auf der Bühne, mal sind es drei, dann doch wieder nur der Sänger und Gitarrist Mex. Markus ist wohl sogar für die Bandhomepage noch zu neu, aber omnipräsent auf der Bühne, um Schalter zu bedienen und im Publikum, um Stimmung zu machen. Den Growlgesang bekommen „FragileChild“ sehr gut hin und überspielen damit alle Probleme, die ihre Technik verursacht.

Stoneman

Aus der Schweiz kommend, rocken „Stoneman“ den Hirsch. Mittlerweile haben sich ein paar mehr Leute hierher verirrt. Aus den Lautsprechern ertönt aber zuerst Britney Spears „Oops, I did it again“ und jeder hofft, dass sie es nicht noch einmal tun werden. Die Drums kommen super rüber und die erste Reihe bekommt sie sogar hautnah zu spüren, vibrieren selbst die abgestellten Getränkedosen. Sänger Mikki Chixx hat den Growlgesang im Blut und beweist sein Können. Er ist präsent auf der Bühne und schleudert gerne den Mikroständer herum, so dass man Angst um Bass und Schlagzeug bekommt. Doch die drei Bandkollegen kennen ihn gut genug, um weitestgehend auszuweichen. Sehr gute Riffs bekommt man von Chris Fly zu hören. Die Jungs können was, das steht fest. Ein bisschen erinnert der Gesang an „Eisregen“, jedoch singen „Stoneman“ meist auf Englisch und einen Tick verständlicher. Dann gibt es wieder Passagen, die ebenso von „Rammstein“ sein könnten. Sogar zwei Gogos haben sie mitgebracht – oder vor der Show auf der Straße aufgegabelt, wie Mikki erzählt -, notwendig sind diese jedoch keineswegs. Die ersten Songs klingen ziemlich gleich, doch dann wechselt der Rhythmus und das Publikum kann mitfeiern. Obwohl „Stoneman“ alles geben, fehlt die Stimmung im Hirsch, was wohl an der geringen Besucherzahl liegt. Die Anwesenden jedoch finden das vorletzte Lied „Wer ficken will, muss freundlich sein“ super und singen den einfachen Refrain gerne mit. Rico H, seines Zeichens Drummer der Band, hat anscheinend ein paar Probleme mit seinen Becken, die von einem Techniker korrigiert werden. Bassist Iron Cris hat eine wilde Nacht in der Notaufnahme hinter sich, ihn hatte es bei der gestrigen Aftershowparty in Stuttgart „auf die Fresse gelegt“. Die Schadenfreude der Bandkollegen ist nicht zu übersehen.

Lord of the Lost


v.l.n.r.: Claas Grenayde, Chris „The Lord“ Harms, Sebsta Lindström, Bo Six von Lord of the Lost

Lange genug haben die etwa 70 Anwesenden gewartet, als endlich der Hauptact „Lord of the Lost“ die Bühne betritt. Sänger Chris Harms lässt sich mit viel Nebel und reichlich Geschrei der anwesenden Weiblichkeit begrüßen und legt gleich mit dem gewohnten Begrüßungslied „We are the Lost“ los. Gute Drums von Any Waste, einer hervorragenden Schlagzeugerin, wechseln sich ab mit gekonnten Riffs der Bandkollegen Bo Six und Sebsta Lindström. Keiner steht stur an seinem Platz, sie laufen herum und nehmen die Bühne ein. Chris Harms glänzt mit gutem Gesang, mal schreiend und schrill, mal leiser und in dunkler Stimmlage, außerdem spricht er das Publikum gekonnt an, ist sich für kaum einen Spruch zu schade und verschenkt, wie die anderen Saitenspieler, Plektren am laufenden Band. Sogar die verschwitzten Shirts finden jubelnde Abnehmer – nicht nur weibliche. Nach Songs mit Headbang-Garantie folgen zwei ruhige Stücke, für die der Sänger selbst zur Gitarre greift. Die Ballade bringt er mit viel Gefühl rüber, ohne dabei kitschig zu sein. Mit Applaus honorieren die Anwesenden den Auftritt der Band und lassen sich nicht lange bitten, um rhythmisch mitzuklatschen, „Hey!“ zu schreien oder „Lord of the Lost“ anzufeuern. Wie viel Stimmung so wenig Menschen machen können, wird heute Abend in Nürnberg bewiesen. Da bleibt kein Kopf starr und kein Arm unten. Gitarrensoli werden freudig aufgenommen, Keyboardklänge mischen sich unter harte Drums und schnellen Rhythmus. Das ganze Repertoire wird geboten. Vom alten Album „Fears“ über das Lady Gaga Cover „Bad Romance“ hin zu neuen Stücken der aktuellen Scheibe „Antagony“. Die anderthalb Stunden Spielzeit vergehen viel zu schnell und da 70 Leute die sechs Hamburger partout nicht von der Bühne lassen wollen, kehren Keyboarder Gared Dirge und Bandleader Chris Harms noch einmal zurück. Mit getragener Stimme und nur von Klavierklängen begleitet, wird die einzige und nicht vorhergesehene Zugabe gegeben.
Alles in allem ein gelungener Abend, tolle Auftritte von allen drei Bands – trotz kleiner technischer Mängel.

Lord of the Lost


Setlist Lord of the Lost
Intro
We are the Lost
Do you wanna die without a scar
Undead or alive
Fragmenting Façade
Prison
Antagony
Son of the dawn
Death doesn’t kill you but I do
See you soon
Till death us do part
Prologue
Epiphany
Break your heart
Last words
Dry the Rain
Bad Romance
Sex on Legs

Zugabe
Reprise: Sober

Es werde Licht!

Samael haben wieder mal ein neues Album auf den Markt gebracht und natürlich darf da eine Europa-Tour mit ein paar Support-Bands im Schlepptau nicht fehlen. Glücklicherweise verschlug es die Schweizer auch in hiesige Gefilde und sie gaben sich in der Münchner Backstage-Halle die Ehre. Das Plakat versprach einen voll gepackten Abend, ganze fünf Bands aus allen Ecken Europas umfasste der Musiker-Tross und machte gespannt auf sehr illustre Unterhaltung der schwermetallenen Art.

Finnisch-spanische Brachialien

Pünktlich um 19:30 eröffneten Dead Shape Figure aus Helsinki das Spektakel und präsentierten sich als grundsolider musikalischer Mix aus Machine Head und Slayer mit gelegentlichen kühnen Rhythmuswechseln und interessanten Songstrukturen. Als nächstes waren die Spanier Noctem an der Reihe, die ebenfalls diesen Sommer ihr neues Album Oblivion aus der Presse ließen. Da sie mir bis dato noch kein wirklicher Begriff waren und das sonst so freigiebige Internet (außer der obligatorischen Myspace-Seite, die hübsch aufgemacht ist) recht wenig Infos zu Tage förderte, war ich gespannt, was sie live zu bieten hatten. Anfangs gab’s in schönster Black-Metal-Manier richtig auf die Umme, Frontkreischer Beleth bewies ein vermögendes Organ und mit seiner Kapuze und wallendem Mantel erinnerte er an eine Art Priester und gab der Bühnenpräsenz einen mystischen Touch – ein bisschen wie die großartigen Kollegen von Moonspell (scheint ein Trend unserer europäischen Mit-Metaller aus dem Westen zu sein). Der Rest fügte sich optisch in die üblichen Klischees: Pseudo-Rüstungen, Nieten, Leder und immer schön grimmig dreinschauen – Dimmu Borgir wäre stolz. Musikalische Abwechslung gab’s auch hinreichend, denn immer wieder wurden die Songs mit rhythmischen, beinahe hypnotischen Partien gespickt, sodass keine Langeweile aufkommen konnte und es durchaus bangtaugliche Passagen gab. Die Bühnenshow war bodenständig und bot Bekanntes: Talent im Dauer-Rotor und Affinität zu Kunstblut. Nach dem Auftritt wurde dann auch gleich die neue CD erstanden, denn die Jungs haben auf ganzer Linie überzeugt.

Nach der Mauser

Nachdem die beiden Rotating-Slot-Acts ihre Show abgeliefert hatten, ging es ans Eingemachte, die Halle füllte sich zusehends und den Anfang bei den großen Jungs machten Keep Of Kalessin. Das letzte Mal, als ich die Norweger erlebt habe, waren sie Support von Satyricon bei deren „Now Diabolical“-Tour anno 2006. Damals waren sie nicht viel mehr als eine von vielen Black-Metal-Bands, die in dieselbe Kerbe schlugen wie ihre Vorbilder: möglichst laut und schnell, dafür aber leider wenig Eigenes, was sie aus der Masse hätte hervorstechen lassen. Glücklicherweise hat sich das bei KOK geändert und sie waren für eine positive Überraschung gut. Los ging es mit bewährtem Geknüppel, Geschrammel und Gekeife und das können die Jungs einfach im Schlaf. Keine Bassdrum-Triole lag daneben, keine Seite war falsch gegriffen – technisch perfekt. Aufhorchen ließ dabei ein neuer Hauch von Groove, der die einstige Monotonie aufbricht. Vereinzelte rockige Riffs und ein von den Gitarreros mit backing vocals unterstützter, zwischen den Shouts tatsächlich singender Thebon bringen frischen Wind und gekonnte Innovation in das Repertoire der Band. Was die Bühnenpräsenz betrifft kann auch nicht gemeckert werden, Thebon kam seiner Rolle als Frontmann mit Publikumsnähe nach und der Rest der Band hatte sichtlich Spaß an dem, was sie da auf der Bühne fabriziert haben. Keep Of Kalessin haben sich weiterentwickelt und das in eine viel versprechende Richtung, wie ich finde. Sie sind auf jeden Fall auch einen zweiten und dritten Blick wert.

Nicht ganz koschere Kakophonie

Auf Melechesh war ich sehr gespannt. 1994 in Jerusalem gegründet schreibt sich diese mittlerweile über die ganze Welt verstreut lebende Band auf ihre Fahne, sie betrieben „Mesopotamian Black Metal“. In der Theorie heißt das, sie mischen Elemente des Black-, Death- und Thrash-Metal mit orientalisch inspirierten Gitarrenriffs und Trommelrhythmen sowie arabischen Skalen. Ruft man sich Ähnliches ins Gedächtnis – zum Beispiel Teile von Moonspells Debüt-Album Under The Moonspell (1994), einiges von Hollenthon oder vielleicht auch System Of A Down – weiß man, dass so was durchaus gut funktionieren kann, dabei allerdings auch sehr geschmacksabhängig und speziell bleibt – aber hey, es geht hier schließlich um Black Metal und da ist so ziemlich alles sehr geschmacksabhängig und speziell. Wie haben sich nun die Burschen aus Nahost tatsächlich geschlagen? Das Intro war, wie erwartet, eine wunderbar rhythmische Melodie, wie man sie auf einem sumerischen Bazar vermutet und ging dann stilecht in einen beinharten Blast über – gekonnt, wirkungsvoll, aber nichts wirklich Neues. Die Songs selber sind eine Mischung aus herkömmlichem Black-Metal und, wie beschrieben, arabischen Klängen. Manchmal lösten sich die verschiedenen Teile ein bisschen zu hektisch ab für meinen Geschmack, aber für sich genommen waren sie sehr eingängig, intuitiv beinahe. Witzig war der zweite Gitarrist, der die ersten paar Songs vermummt spielte. Fazit: Melechesh machen ihr Ding nicht schlecht, sind aber selbst im Black-Metal-Genre (und für unbedarfte westliche Ohren) extreme Exoten. Ein bisschen wie ein Snack auf einem türkischen Wochenmarkt: entweder es schmeckt und man will einen Nachschlag, oder man hat eine Woche Brechdurchfall und will nie wieder was davon. Der mesopotamische Black Metal wird wohl eher die etwas spezielleren Geschmäcker ansprechen, ist es aber auf jeden Fall wert, auf Myspace mal reinzuhören und sich selbst ein Urteil zu bilden.

Wer hat’s erfunden?

Nach einer kleinen Umbaupause war der Höhepunkt des Abends dann endlich erreicht. Mit einem spätestens seit der Reign Of Light obligatorischen Synthie-Intro brachen Samael mit dem Opener der neuen Scheibe Lux Mundi los. Getaucht in ein Stroboskop-Gewitter und umspielt von optischen Effekten auf der Leinwand im Hintergrund bekam das Publikum eine Breitseite vom Feinsten. Die neue CD bleibt dem Trend der Band treu und entwickelt den Stil der Above logisch weiter. Songs im Midtempo, das an alte Tage erinnert, aber weiterhin mit progressiven Riffs, hämmernden Drums und Synthies erfreuen den geneigten Hörer und die unverwechselbare Stimme von Vorph tut ihr Übriges, um den typischen Samael-Sound zu komplettieren. Nach dem fulminanten Auftakt gab’s ein Wiederhören mit den alten Bekannten „Rain“ und „Baphomets Throne“, gefolgt von einigen neueren Stücken von der Above und der Reign Of Light. Unerwartet wurde dann gekonnt in einem Medley aus „Flagellation“, „Mask of the Red Death“ und einem Song der neuen Scheibe die Brücke über 15 Jahre geschlagen, und „Sol Invictus“ stellte die Nackenmuskeln auf eine harte Probe. Nach weiteren Perlen der Bandgeschichte und einer zweiten Verschmelzung von „Shining Kingdom“ und „In The Deep“ folgt der letzte Song und schließt den Kreis zurück zum aktuellen Tonträger. Ein wirkliches Schmankerl gab’s bei der Zugabe, die Fans der ersten Stunde mit „Ceremony of Opposites“ und „Into The Pentagram“ verwöhnte. Nach diesem Konzert besteht, zumindest für mich kein Zweifel mehr an der Qualität dieser Schweizer Ausnahme-Musiker. Besser kann man eine Fan-Gemeinde, die vom Black-Metal-Puristen bis zum Industrial-Rocker so ziemlich alles abdecken dürfte, beim Konzert nicht bei Laune halten. Hut ab!
:mosch::mosch::mosch::mosch::mosch:
-JD

Weiße Nächte

Quelle: www.tanzwut.com

Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht ein CD-Release von Tanzwut an. Nur drei Monate nach ihrer Akustik-CD „Morus et Diabolus“ veröffentlicht das Septett einen neuen Tonträger mit zwölf Songs.
Wie ein „Phönix aus der Asche“ scheinen sie endlich wiederaufstanden zu sein, mussten die Fans doch fünf lange Jahre warten. Teufel und seine Mannen haben sich Zeit gelassen, aber auch sehr viel Mühe gegeben. Nicht nur das Akustik-Album ist mit rein mittelalterlicher Musik ein gelungener Hintergrund und macht sie einmal mehr zu gern gesehenen Gästen auf Mittelalterfestivals.
Auch „Weiße Nächte“, das am 16.09.11 erschienene Album zeigt die Freude an der Musik.
Die Band setzt sich mittlerweile aus altbekannten und neuen Musikern zusammen. Neben Frontmann Teufel und Gitarrist Martin Ukrasvan gehören seit 2010 auch Bassist Der Zwilling und Dudelsackspieler Ardor und Thrymr zur 1999 gegründeten Band. Seit 2011 komplettieren Schlagzeuger Shumon und der Keyboarder und E-Drummer Jagbird das Septett. Die erfahrenen Musiker hatten dann auch nichts Eiligeres zu tun, als im Studio eine neue CD einzuspielen. Das Ergebnis lässt sich hören.
Die markante Stimme von Teufel besingt „Weiße Nächte“, „Gift“ und „Pest und Teufel“. Die Texte sind nicht braver geworden, sondern behalten ihre düstere Stimmung bei. Musikalisch wechseln sich rockig-schnelle Nummern mit langsamen und sanften Klängen ab. So ist „Bei Dir“ ein schönes Liebeslied, das auf den kommenden Konzerten vermutlich für den Einsatz von Feuerzeugen sorgen wird.
„Ein wahrer Spielmann“ beschreibt das Spielmannsleben, das Tanzwut nur zu gerne selbst ausleben. Tanzen, spielen, fliegen, küssen „bis die Welt versinkt“ und „das Herz zerspringt“, das muss ein wahrer Spielmann, der dabei immer Kind bleibt. Sicherlich erinnert dies ein bisschen an die Kollegen von Subway to Sally oder In Extremo, die das Spielmannsleben nicht minder blumig beschreiben.
Musikalisch erinnert „Du bist kein Gott“ mit entsprechendem Einsatz von Gitarre und Bass an Rammstein, vor allem wenn man den Einsatz des Dudelsacks im Refrain ausblendet.
„Folge Deinem Herzen“ schlägt in die gleiche Kerbe und sorgt damit für eine gute Mischung auf dem Album.
Schließlich bleibt Teufel aber auch immer seinen Wurzeln treu und singt „La filha dau ladre“, ein Lied, das Corvus Corax bereits 1993 auf ihrem Album „Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est“ eingesungen haben. Das Original stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Tanzwut, die ihren Namen aus ähnlich ferner Zeit ableiten, mit schnelleren Klängen und modernen Instrumenten unterlegt.

Alles in allem ein gelungenes Album, für das sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Auf der anstehenden Konzertreise wird wohl kaum einer die Füße stillhalten können und von der Tanzwut gepackt werden.
Mein Anspieltipp: Ein wahrer Spielmann.


Tanzwut – Weiße Nächte
Label: Teufel Records (Soulfood)
Release: 16.09.2011
Tracklist:
01 Weiße Nächte
02 Wie Phönix Aus Der Asche
03 Gift
04 Bei Dir
05 Ein Wahrer Spielmann
06 Rückgratreißer
07 Du Bist Nicht Gott
08 Wenn Der Letzte Vorhang Fällt
09 Folge Deinem Herzen
10 La Filha Dau Ladre
11 Königin Der Nacht
12 Pest Und Teufel

Power of Metal

In diesem Jahr touren Skull Fist, Powerwolf, Grave Digger und Sabaton im Rahmen der Power of Metal-Tour 2011 durch Deutschland, Schweiz und Niederlande. Die Konzerte sind nahezu ausverkauft und die vier Bands füllen zu recht die Hallen.

 Skull Fist

Auch in Würzburg ist der Andrang groß. Zwanzig Minuten zu spät – oder 10 Minuten zu früh, so klar wurde mir das nicht – betreten Skull Fist die Bühne. Die mir bis dato unbekannte Band klingt stark nach dem Metal der 1980er Jahre und hat Anlaufschwierigkeiten. Die Posthalle ist nur etwa zur Hälfte gefüllt und egal, wie sehr sich die vier Musiker auch bemühen, das Publikum zieht nicht richtig mit. Da helfen auch keine Aufrufe zum Headbangen. Auch Showeinlagen ändern nichts daran, so wird auch nicht honoriert, dass der Sänger auf die Schultern seines Bandkollegen springt und weitersingt, oder Bassist und Gitarrist über die Saiten des anderen schrammeln. Nach dreißig Minuten ist der Auftritt auch schon wieder vorbei und die meisten drängen aus der Halle.

Powerwolf-Sänger Atilla Dorn

Mehr Beachtung wird Powerwolf zuteil. Mit ihrem neuen Album „Blood of the Saints“ landeten sie im August diesen Jahres auf Platz 23 der deutschen Albumcharts. Dieser unerwartete Erfolg treibt die fünf Musiker noch mehr an. Mit schwarzweißen Leinwänden, die abgeänderte Kirchenfenster zeigen (die Jungfrau Maria ist ein Wolf u.a.) und einem riesigen Powerwolf-Banner im Hintergrund, rocken sie den Abend. Das Publikum ist begeistert, lässt sich gerne von der guten Stimmung der Band anstecken und singt, wo es geht, mit. Stilecht ölt Sänger Atilla Dorn seine Stimme aus einem Becher; die klassische Gesangsausbildung merkt man deutlich und sie ist es auch, die die Musik zu etwas Besonderem macht. Hinzu kommen die lateinischen und englischen Texte, die nur zu gerne liturgische Elemente (Kyrie eleison, Hallelujah etc.) beinhalten und laut Band spirituell angehaucht sind. Mit Weihrauchschwenker kamen sie und damit verabschieden sie sich auch von der headbangenden Metalgemeinde, die Powerwolf gar nicht gehen lassen will. Die fünf Musiker machen Stimmung für Grave Digger und Sabaton und verleihen ihrer Wertschätzung für die beiden Bands Ausdruck, machen zudem deutlich, wie stolz sie sind, mit den „Großen“ auf Tour zu sein.

 Grave Digger-Sänger Chris Boltendahl

Grave Digger stellt dann einen recht harten musikalischen Bruch dar. Die ersten Lieder laufen schleppend, auch wenn das Publikum den Auftritt des Skeletts mit Dudelsack noch bejubelt. Aber die Band kann auf eine erfolgreiche 30jährige Geschichte zurückblicken und bringt auch das Publikum in Würzburg in Stimmung. Endlich werden die alten Lieder lautstark mitgesungen. Die ältere Generation, die die Band noch „von damals“ kennt, freut sich über die Klassiker, wie „Excalibur“ und die Jüngeren lassen sich von „Heavy Metal Breakdown“ anstecken. Eine Stunde lang grölt Sänger Chris Boltendahl auf der Bühne und macht Show, dann gehen Grave Digger unter lauten „Zugabe!“-Rufen.

Sabaton

Schließlich stürmen Sabaton in die Halle und geben alles. Sie bilden den gelungenen Abschluss und Hauptact des Abend. Die Menge feiert die Band, grölt mit, veranstaltet Sprechgesänge und Crowdsurfing. Es gibt kein Halten mehr und der Erfolgskurs der schwedischen Metalband geht auch an diesem Abend weiter.
Aus Zeitgründen konnten wir uns leider nicht den ganzen Auftritt ansehen. Der Abend war sehr gelungen und eine gute Mischung aus alten und neueren Heavy Metal Bands, die es (immer noch) drauf haben.

Donnerstag, 18.08.11
Es ist heiß, als wir nach Dinkelbühl fahren und ich frage mich, wie wir das stundenlang aushalten sollen. Bereits im Ort selbst strömen Festivalbesucher von Supermarkt zu Supermarkt, kaufen günstigen Met oder palettenweise Bier in Dosen. Einige sehen ziemlich erschöpft aus und scheinen sich mit letzter Kraft in die Apotheke zu schleppen. Andere filmen sich gegenseitig beim Einkauf. Bereits hier sind Outfit und Farbenpracht keine Grenzen gesetzt. Fröhliches Schwarz wechselt sich mit kreischendem Pink ab und Neongrün scheint die neue Mode zu sein. Irgendwo werden Zelte, Pavillons und Campingausrüstung zu „günstigen Festivalpreisen“ angeboten. Nur manche Anwohner drehen sich pikiert nach den alljährlichen Gästen um, genervt ist man eher vom Stau, der sich gebildet hat. Die Beschilderung zum Festivalplatz ist gut und der holprige Feldweg zum VIP-Parkplatz bereitet mir Sorgen. Von weitem schon hören wir “A pale horse named Death“und “The Sorrow“. Es dauert ein bisschen, bis wir endlich alles erledigt haben und das Gelände betreten.
Im Partyzelt brüllt sich gerade Britta Görtz von „Cripper“ die Seele aus dem Leib. Noch ist das Zelt recht leer und die Stimmung weit unter dem Höhepunkt, aber die Frontfrau gibt alles und überzeugt mit gutem, deutschen Thrash Metal.
“Seventh Void“ geben sich auf der Mainstage die Ehre – leider auch vor wenig Publikum. „Ein wenig erinnern die an Overkill“, sagt ein Zuhörer. Vor allem aber erinnern sie an “A pale horse named Death“ und “Type 0 Negative“, denn die Besetzung weist Überschneidungen auf: Drummer Johnny Kelley und Gitarrist Kenney Hickey. Die Hardrocker liefern eine gute Show und machen natürlich ihrem Namen alle Ehre. Von Dantes „Inferno“ inspiriert besingen sie auch auf dem Breeze Dunkelheit, Qual und Verzweiflung.

Seventh Void

Gar nicht so düster aussehend werden “Death before Dishonor“ von einigen unterschätzt. Dies ändert sich aber nach den ersten Songs, die in die wachsende Menge geschleudert werden. Für den Kenner gewohnt hardrockig mit immer wieder durchschimmernden Metalelementen, wird bald die ein oder andere Zeile vor der Pain Stage mitgesungen.
Eher ruhige Töne schlagen dagegen “The Haunted“ an und nehmen ein bisschen die Stimmung, die „Death before Dishonor“ aufgebaut hatten. Hier steht allerdings der Text im Vordergrund, der gut verständlich von Fronter Peter Dolving gesungen wird. Zu den leisen und fast schon sanften Gesangstönen mischen sich aber auch alte Thrash-Metal-Songs wie „The Drowning“. Die etwas mutige Mischung von alten und neuen Stücken ist gut gelungen und „The Haunted“ bleibt eine tolle Liveband.
Um möglichst viel mitzunehmen, wandern wir über das Gelände, vorbei am „Mobilen Piercingstudio“, das gerade Kundschaft hat, an zig Bekleidungsständen, die an diesem Tag vor allem mit Sonnenschutzartikeln Geld machen, einem Tätowierer und einem Stand, an dem man sich wie jedes Jahr das Summerbreezelogo auf Taschen und Armbänder stanzen lassen kann.
Vor der Camelstage ist wenig los, man ist recht skeptisch, was man von einer Band mit Namen “Ranz Böllner and the Heavy Metal Warriors“ zu erwarten hat. Enge Hosen und komische Perücken entdecken wir, dann legt Sänger Ranz Böllner los und überrascht mit 80er Jahre Heavy Metal. Die fünf Musiker spielen immer in den Umbaupausen des Partyzelts und ziehen bald immer mehr wartendes Publikum an. Mit viel Liebe zum musikalischen Detail sind sie eine gute Liveband, die mitreißt.

Der norwegische Würgegriff

“Comeback Kid“ warten mit einer Mischung aus Punk und Hardcore auf. Der Platz vor der Painstage ist voller geworden, die Köpfe werden wild zu den schnellen Rhythmen geschüttelt. In gewissen Kreisen hat die Band bereits Legendenstatus erlangt.
Norwegisch geht es dagegen im Partyzelt zu. Letztes Jahr brachten“Kvelertak“ ihr Debütalbum in die Läden und landeten sofort einen Hit. Obwohl nur auf Norwegisch gesungen wird, ist das Zelt gut gefüllt und das Publikum bangt, tanzt und grölt angemessen zum norwegischen Würgegriff (dt. Übersetzung des Bandnamens). Ihr Stil ist schwer zu beschreiben, irgendwo zwischen Punk, Hardcore und Black Metal bewegen sie sich – hörenswert!
Seit fast 30 Jahren gibt es die Band und man braucht nicht zu erwähnen, dass nach den weitgehend bekannten Kultalben der Platz vor der Mainstage voll ist. „Suicidal Tendencies“ geben wie gewohnt alles, reißen die Massen mit und spielen hauptsächlich alte Songs. Der Drummer Eric Moore II zeigt was er kann und drischt im guten Hardcore-Stil auf sein Schlagzeug ein. Die Interaktion mit dem Publikum ist sehr gut, es wird direkt angesprochen und viel Stimmung gemacht. Zugaben gibt es wegen des engen Zeitplans leider keine.
In eine ganz andere Richtung geht die Coverband “AC/DX“. Schon der Name verrät, was zu erwarten ist. Die Gassenhauer der legendären „AC/DC“-Mannen werden rauf und runter gespielt, da werden vor allem die älteren Semester nostalgisch. „So was gibt’s doch heute gar nicht mehr. Da wird alles verstärkt und unverständlich“, ruft ein Mann seinem Nachbarn zu. „AC/DX“ hingegen sind nicht nur musikalisch gute Cover der Legenden, auch das Outfit erinnert stark an ihre Vorbilder. Mitgesungen wird auch kräftig – von jeder Altersstufe.
Beim Shouten steht Angela Gossow richtigen Kerlen in nichts nach. Anstatt das zierliche, blonde Mauerblümchen zu sein, das man von einigen Titelblättern kennt, zeigt die Frontfrau von “Arch Enemy“eine super Show. Sie reißt gekonnt die Menge mit und die pyrotechnischen Effekte passen sehr gut dazu. Vielfach muss man sich aber einzig auf seine Ohren verlassen, denn „Arch Enemy“ verschwinden mehrfach hinter einer roten Nebelwand. Ein wahres Death Metal Wunder, das die Stimmung richtig anheizt.
Gerade richtig für die nachfolgende Gruppe: “Sonic Syndicate“. Vielen fällt zuerst die hübsche Bassistin auf, erfahre ich im kurzen Gespräch mit einigen Festivalbesuchern. Dabei sollten eher die beiden Shouter auffallen, den zwei davon in einer Band findet man selten. Und gerade das macht die Metalcoreband aus. Abwechselnd oder gemeinsam malträtieren die beiden unsere Ohren. Dem Publikum gefällt das gut und kaum einer denkt in diesen Momenten an die turbulente Zeit, die „Sonic Syndicate“ hinter haben, gab es im vergangenen Jahr einige Unstimmigkeiten mit Gründungsmitglied Richard Sjunnesson, der schließlich die Band verließ. Würdig ersetzt wird er durch Christoffer Andersson, der mindestens genauso gut brüllen kann.

“Der Säufermond legt sich zur Ruh“ – Noch lange nicht 

An diesem Abend jedoch ist das alles nur Vorgeplänkel für den erwarteten Mainact des Tages: “In Extremo“! Erfolgreich touren sie mit ihrem aktuellen Album durch Deutschland und sorgen auf dem Summerbreeze für Ausnahmezustand. Denn, so viel sei vorweg verraten, nur eine pinke Band aus Erlangen hat in diesem Jahr gleichermaßen viel Publikum angezogen. Dicht gedrängt stehen wir in der Menge vor der Main Stage und unter großem Jubel stürmen die sieben Musiker die Bühne. Mit einer guten Mischung aus alten Songs wie „Spielmannsfluch“, der vom Letzten Einhorn nur mit „Es regnet“ angekündigt wird, bevor die Menge den Gesang übernimmt, und neuen Songs des aktuellen Albums „Sterneneisen“ rocken „In Extremo“ fast 80 Minuten lang das Summerbreeze. Inklusive toller Pyroshow, die zu „Ohs“ und „Ahs“ animierte. Es herrscht rege Kommunikation zwischen Band und Publikum, was aufgeschnappt wird, wird kommentiert vom Letzten Einhorn und er fragt auch, was man denn gerne hören möchte. Gegenüber der Bühne schaut sogar der Halbmond fasziniert zu. „Es war ein sowohl musikalisches als auch reales Feuerwerk“, meint ein junger Mann, und es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn „In Extremo“ noch länger spielen würden. Aber der Zeitplan sieht etwas anderes vor und so strömen die Massen Richtung Ausgang, als die Lichter der Mainstage für diese Nacht endgültig ausgehen.
Nur ganz Hartgesottene schleppen sich müde zur Painstage und hören sich “Marduk“ an. Viele sitzen oder liegen auf dem Boden, vom Alkohol oder dem anstrengenden Tag erschöpft schlafen sogar einige bereits. Die Lichtershow ist gigantisch und schnell, ein Aufblitzen von Blau und Weiß, das rasend schnell wieder verschwunden ist. Dazwischen die kratzige Stimme von Morgan Steinmeyer Hakansson, der alles gibt und auch bei seinem zweiten Auftritt in Dinkelsbühl nach 2008 auf heftiges Headbanging wartet. Dies tun allerdings die wenigstens, weil die Musik einfach zu schnell dafür ist. „Und heute spielen sie nur die langsamen Stücke!“, kommentiert ein etwas enttäuschter Fan und geht zum Ausgang. „Marduk“ sind trotzdem ein toller Black Metal – Act.
Zuletzt wollen wir noch ins Partyzelt schauen, bleiben aber davor stehen – wie etwa 1000 weitere Besucher. “Excrementory Grindfuckers“ ziehen wie jedes Mal die Massen an. Da nützt es auch nichts, dass das neue Partyzelt größer ist. Es ist brechend voll, da passt keine Maus mehr dazwischen und auch vor dem Zelt herrscht Gedränge, als die Fun Metaler auf die kleine Bühne kommen. Ob es „Im Wagen vor mir“ oder eine Parodie von „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ (hier: Wann spielt ihr endlich wieder Grindcore) ist, die fünf Spaßrocker machen immer Stimmung, ob auf Wacken oder eben zum dritten Mal beim Summerbreeze. Auch dieser Auftritt war gelungen, leider kann ich aber von den „speziellen Aktionen“, die sich die Band für ihre Auftritte einfallen lassen, nichts berichten, es war absolut kein Durchkommen mehr und gesehen hab ich erst recht nichts.

In Extremo

Freitag, 19.08.2011
Gegen Morgen sucht ein Unwetter Dinkelsbühl heim. Glücklicherweise werden nur ein paar Zelte umgerissen und Pavillons abgedeckt. Aber es ist nass geworden auf dem Campingplatz und einige nutzen dies, um nicht die Dusche benutzen zu müssen. Die Planen von den Absperrgittern werden entfernt, damit der Wind sie nicht mitreißen kann. Aber das Lüftchen tut gut, ist es doch heute weniger heiß. Der Boden ist dafür prima matschig und an manchen Stellen sind die Pfützen etwas tiefer. Hartgesottene Festivalgänger lassen sich davon jedoch nicht abschrecken: Mit steigendem Alkoholkonsum sinkt die Hemmschwelle und die Klamotten werden dreckiger, die Spielchen schlammiger und nackt baden im Schlamm ist doch Wellness, oder?
Die Stimmung ist also gut und viele haben sich vor der Mainstage versammelt, um die sieben Herren von “Saltatio Mortis“ zu hören – und zu sehen. Sie sind ein Augenschmaus und obwohl zum Leidwesen der weiblichen Fans Frontmann Alea der Bescheidene nun endgültig unter der Haube ist – sie haben es auf Pro7 verfolgt – schmachten die Damen eifrig den Sänger an. Der macht seine gewohnte Show und kann sich am textsicheren Publikum erfreuen. Natürlich werden die alten Gassenhauer vorgetragen, Alea springt mit der Fahne von der Bühne und lässt eine Gasse bilden, durch die er hindurch rennt. Aber „Saltatio Mortis“ lassen es sich nicht nehmen, auch ein Stück ihres am 02.09.11 erscheinenden Albums „Sturm aufs Paradies“ zu präsentieren. „Eulenspiegel“ heißt es und kommt gut an. Nach einem „Pommesgabel“-Feld (liebevolle Bezeichnung für das Abspreizen des Zeige- und kleinen Fingers) fordert der Frontmann nun dazu auf, sich an den Händen zu fassen und die Augen zu schließen. Damit spricht er das Gemeinschaftsgefühl an, das ohnehin in gewissem Maße auf Festivals herrscht. „Wir sind alle eins!“, ruft er ins Mikro und die Menge jubelt ihm zu.
Nach diesem Auftritt werfen wir einen kurzen Blick auf die Camel Stage. Hier stehen gerade “Guns of Moropolis“. Im kleinen Kreis kommt die seltsame Mischung aus Heavy Metal, Rock‘n’Roll und Rockabilly sehr gut an. Es wird fleißig geheadbangt und die Schwaben geben alles.

J.B.O.

Im Partyzelt stehen die Silbergesichter von “Stahlmann“ auf dem Programm und enttäuschen. Die Show bietet außer den schwarzen Anzügen und angemalten Gesichtern nichts, die Stimmung ist auf dem Nullpunkt und das Publikum, das ohnehin nicht zahlreich erschienen ist, verflüchtigt sich schnell. Die Neue-Deutsche-Härte-Band hat auf ihren Platten eindeutig mehr zu bieten und wird auf dem Summer Breeze erstaunlicherweise ihrem Ruf als erstklassige Live-Band nicht gerecht.
Pink schwirrt es den ganzen Tag schon um uns herum. Seien es pinke Anzüge, Bademäntel, Shirts, Haare oder die Papierfähnchen, die ausgeteilt werden. Pink ist an diesem Nachmittag das neue Schwarz. Und endlich kommen die vier Erlanger auf die Bühne. “J.B.O.“werden unter großem Jubel begrüßt, fast jeder Song wird gnadenlos mitgesunden. Es wird getanzt – auch im Matsch -, Fähnchen geschwenkt und der Band zugeprostet. Natürlich wird sich auch auf dem Summer Breeze gefragt, worüber der besungene Bolle sich so köstlich amüsiert hat, aber es wird wohl ewig ein zensiertes Geheimnis bleiben. Glücklicher Zufall: Das neue Album der Franken kommt heute auf den Markt und wird zum Verkaufsschlager des Festivals. Dementsprechend begehrt ist die Autogrammstunde, die bei weitem nicht ausreicht, um alle Wünsche zu erfüllen. Daher wird eine zweite anberaumt. Und weil ihnen selbst klar ist, dass die Coverband nicht ganz Metal ist, haben sie noch einen guten Tipp auf Lager: „Lieber Bier und Metal, weil Wein und House kann tödlich sein!“. Das „Killeralbum“, mit dem „J.B.O.“ im Herbst auf Tour gehen, ist im Übrigen nur halb so brutal wie es klingt: „Killer“ kommt vom fränkischen „killern“ und das wiederum bedeutet „kitzeln“.
Mit Akkordeon und Geige als Unterstützung geht es auf der Pain Stage weiter. “Turisas“, benannt nach einem altertümlichen finnischen Kriegsgott, freuen sich, in Deutschland spielen zu dürfen und begrüßen herzlich ihre Fans. Ihren Stil selbst als Battle Metal bezeichnend, machen die Finnen mächtig Stimmung und liefern eine gute Show, die sehr gut ankommt. Das Publikum ist höchsterfreut über den Auftritt der Band und reckt die, soweit vorhandenen, Methörner der Bühne entgegen.

Kult und Cover

Mit einer Kultband geht es weiter: “Bolt Thrower“ geben sich die Ehre. Zum zweiten Mal sind sie auf dem Summer Breeze, obwohl sie sich auf Festivals sehr rar machen. Aber sie zeigen, was sie drauf haben. Das Headbangig beginnt mit dem ersten Lied und endet mit dem Letzten. Leider gibt es kleinere Soundprobleme, die aber niemanden stören und schnell behoben werden.
“Weissglut“stehen auf der Camel Stage. Alles, was ich bisher von ihnen gehört habe, reißt mich nicht vom Hocker. Auch jetzt bin ich nicht annähernd so begeistert wie viele Besucher, die um die Bühne herumstehen. Klar, textsicher ist man schon und kann die Songs der Vorbilder „Rammstein“ lautstark mitgrölen. Es fehlt jedoch am letzten Schliff. “Weissglut“ gelten als beste und professionellste deutsche Rammstein-Coverband. Mit viel Feuer auf der Bühne und einem Sänger, der Till gerne ähnlicher wäre, kommen sie der Show ihrer Idole nahe. An Gesang und Sound fehlt es meiner Meinung allerdings, ist nicht die ganze Power des Originals zu spüren.
Anders geben sich “Graveyard“ im Partyzelt. Mit ihrem Mix aus gemäßigtem Rock, Blues und Psychedelic kommen sie gut an. Es ist eben etwas anderes und sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir sie auf dem Summer Breeze gesehen haben.
Direkt im Anschluss stehen die fünf Münsteraner von “Neaera“ im Partyzelt. Benannt nach einer altgriechischen Hetäre (Prostituierte) werden sie von einer großen Menge erwartet und das Zelt scheint einmal mehr aus allen Nähten zu platzen. Da wird das Headbangen zwar schwierig, aber nicht unmöglich und wenn es doch irgendwo zu eng wird, steigt man einfach auf die Menge und lässt sich tragen. Crowdsurfen macht auch zum Metalcore von „Neaera“ jede Menge Spaß.
Erneut schlagen uns die Nebelmassen entgegen, als wir vor der Pain Stage stehend auf einen guten Moment für Fotos warten. Leider gibt es da kaum Chancen beim Auftritt der Mannen von “Amorphis“ . Neben mir steht ein verliebtes Pärchen, dass sich rasch Richtung Campingplatz begibt, nachdem die Frage nach dem Austausch von Körperflüssigkeiten gestellt wird. Eine junge Frau sieht irritiert hinterher und ihr Begleitung ruft ihr zu: „Die spinnen! Hier will man bangen, diven und feiern!“ – und genau das wird auch getan. Im Mai haben „Amorphis“ ihr zehntes Album („The Beginning of Time“) veröffentlicht und bieten uns astreinen Metal mit herrlichen Riffs und Growlgesang.

HammerFall

Dann kommt der Mainact, auf den ich mich seit Monaten gefreut habe. Zum ersten Mal geben sich “HammerFall“ die Ehre und spielen auf dem Summer Breeze. Die fünf Schweden haben Kultstatus erreicht und so ist es nicht verwunderlich, dass sich viel Publikum eingefunden hat und den Herren huldigt. Es wird ordentlich mitgesungen, denn kaum einer kennt die Hymnen der Band nicht. Ob es Songs des aktuellen Albums „Infected“, das im Mai diesen Jahres erschien, oder vom erfolgreichen „Legacy of Kings“-Album von 1998 sind, „HammerFall“ haben einen sechsten Mann: Das Publikum. Da kommt erneut Gemeinschaftsgefühl auf, als zusammen gesungen und die Fäuste in den Nachthimmel gereckt werden. Beim altbekannten „Heeding the Call“ habe nicht nur ich Gänsehaut und noch weit über das Gelände hinaus kann man zwischendurch den Sprechchor „HammerFall!“ hören. Ein sehr gelungener Auftritt und wir hoffen, dass die Schweden bald wiederkommen werden.
Um aber noch eine beliebte Band mitzubekommen, verlassen wir die Main Stage frühzeitig und gehen zum Partyzelt. Hier stehen “Vicious Rumors“ auf der Bühne. Leider haben die vier Musiker von “Atheist“relativ kurzfristig abgesagt, so dass im Programmheft noch ihr Auftritt angegeben ist. Dies hat bei einigen für Verwirrung gesorgt, bei manch einem Fan sogar für Unmut, hätte er doch gerne „Vicious Rumors“ gesehen und weiß nichts davon. Dementsprechend leer ist das Partyzelt. Aber das hält die fünfköpfige Band, die seit 1979 besteht und seitdem 21 Musiker kommen und gehen sah, nicht davon ab, ihre Show zu machen. Die wiederum kann sich sehen lassen. Sänger Brian Allen gibt alles und ist auf der Bühne omnipräsent. „Ein bisschen ähnlich wie Hammerfall!“, kommentiert ein Festivalbesucher. Ganz so falsch liegt er damit nicht, die Ähnlichkeit der beiden Powermetalbands ist vorhanden, stört aber nicht.
Wir sind zu müde, um noch auf den Auftritt von “Powerwolf“ zu warten, die ihr neues Album „Blood oft the Saints“ präsentieren und – so erfahren wir am nächsten Tag – eine sehr gute Show lieferten. Mit ihrer Mischung aus Powermetal und Klassik, haben sie sogar einen Orgelspieler in ihren Reihen und einen klassisch ausgebildeten Sänger, ist das auch kein Wunder.
Auf dem Feldweg macht mein Auto noch ein sehr ungesundes Geräusch und übertönt sogar die Klänge von „Kataklysm“, die auf der Pain Stage den Abend abschließen.

Vicious Rumors

Samstag, 20.08.11
Es ist wieder brüllend heiß und leider weht heute nicht mal das laue Lüftchen von Freitag. Im heißen, geschlossenen Pressezelt versuche ich der Pressekonferenz von Tarja Turunen anlässlich ihrer Gold-Auszeichnung für ihr Album „My Winter Storm“, das 120.000 Mal in Deutschland über die Ladentheke ging. Doch dazu später mehr. Man sieht dem Pressevölkchen an, dass es reicht. Drei Tage, für manche sogar vier, sind genug. Die Ringe unter den Augen werden immer dunkler, mühsam schleppen sich viele von einem Gig zum anderen, machen ihre Fotos, eine kurze Notiz und flüchten wieder in den spärlichen Schatten zu kühlen Getränken. Betten gibt es ja leider nicht. Dafür eine Wespenplage, der wir nicht Herr werden.
Immerhin bekommen wir noch einen Rest von “Deadlock“ mit. Die veganen Musiker aus Deutschland bieten einen einzigartigen Stil. Melodic Death Metal wird immer durchsetzt mit Elementen aus den Bereichen Trance, Hip Hop oder Techno. Dazu singt mit einer klaren, hellen Stimme Sabine Scherer, auf die Johannes Prem mit derben Growls antwortet. Eine gewöhnungsbedürftige Mischung, die nur wenigen gefällt. Man bemerkt die angesprochene Müdigkeit auch beim Publikum, das es sich eher auf dem Boden bequem gemacht hat, als feiernd vor der Bühne zu stehen.
Nicht viel anders ergeht es “Grand Magus“, die aber immerhin die Anwesenden zum Mitgrölen und Zuprosten animieren können. Es ist guter, alter Rock gepaart mit Heavy Metal Elementen. Kein musikalischer Schnickschnack, dafür sehr schöne Gitarrensoli.
Anders dagegen “Criminal“, die mit aggressiven Riffs im Partyzelt für Stimmung sorgen. Vor wenig Publikum legen sie einen guten Auftritt mit schönem Death Metal hin. Passend dazu erschien einen Tag zuvor ihr neues Album „Akelarre“.

Deadlock

Nur ein paar Meter weiter auf der Camel Stage hören wir für das Summer Breeze eher seltene Klänge. Es schallt mittelalterlich herüber und auf der Bühne sind ebensolche Instrumente zu sehen. Auch das Outfit der sechs Musiker von “Vogelfrey – der Pakt der Geächteten“ist entsprechend. Aber man täte ihnen unrecht, würde man ihren Sound nur als mittelalterlich bezeichnen. Denn zwischen den ruhigen Liedern tönt auch Metal zu uns herüber. So schaffen es die Musiker, eine brillante Mischung aus Mittelalter, Folklore, Rock und Metal zu präsentieren, die bei jedem ihrer vier Auftritte besser ankommt. Am 12.11.10 erschien ihr aktuelles Album „Wiegenfest“. Neue Fans haben sie auf dem Summer Breeze mit Sicherheit dazugewonnen.
Als krasser Gegensatz hierzu steht im Partyzelt die Post-Hardcore-Gruppe “Adept“ auf dem Programm. Die Schweden kommen gut an und growlen ins Mikro, was die Stimmbänder hergeben. Da bleibt kein Kopf oben und sogar ein Vater mit seinem kleinen Sohn auf den Schultern headbangt.
Sehr lange ließen die “Farmer Boys“ auf sich warten. Ihr letzter gemeinsamer Auftritt fand im Dezember 2008 statt. Umso mehr freut sich das Publikum, die fünf Musiker endlich wieder vereint zu sehen und honoriert dies mit zahlreichem Erscheinen. Frontmann Matthias Sayer gibt offen zu, dass er jetzt lieber im Stadion wäre, in dem sich der VfB Stuttgart gegen Bayer 04 Leverkusen abrackert – und leider verliert. Dann eben mehr Power auf der Bühne.
Die schwedische Death Metal Band “Demonical“ rocken zeitgleich das Partyzelt. Auch sie präsentiere ihre neue Platte, „Death infernal“, und bleiben ihrem harten Stil treu. Das Publikum ist begeistert und grölt gerne mit.

Von Königen und Piraten 

Vor der Pain Stage ist es voll geworden. Dichtgedrängt erwartet man die Könige der Spielleute, “Corvus Corax“. Wie es sich gehört, reißen sie die Anwesenden mit, feiern, tanzen und lassen uns mehrfach die müden Arme gen Himmel strecken. Die Stimmung ist ausgelassen und die Kolkraben erklären, obwohl sie auf einem Heavy Metal Festival seien, machten sie kein Heavy Metal, denn ihre Instrumente seien aus Holz: „Wir machen Heavy Wood!“ – und das machen sie sehr gut. Alte wohlbekannte Lieder werden aufgespielt, es wird auf unterschiedliche Weise dazu das Tanzbein geschwungen und geheadbangt. Die Feuerwehr zeigt sich ebenfalls musikalisch und erfrischt die Menge mit kühlem Wasser, dass zum Rhythmus passend in die Menge gespritzt wird. Auch das neue Album „Sverker“, das am 25.11.11 veröffentlich wird, klingt gut, spielen „Corvus Corax“ doch ein Stück daraus. Nur schwer kann man sich trennen, man will die Band nicht von der Bühne, doch leider ist die Zeit begrenzt und so verabschieden sie sich und weisen auf die kommende Tour hin.
Im krassen Gegensatz zu den Spielleuten verwandeln “As I lay dying“die Main Stage zu einem Ort harten Metalcores. Die Band kommt gut an, wie nicht anders zu erwarten. Interessant ist hierbei die Betonung auf das Christsein der Band. „As I lay dying“ beweisen, dass das Glaube und Metal sich nicht gegenseitig ausschließen und betrachten wie immer gekonnt die Welt, die sie besingen, aus christlicher Sicht. Den Leuten gefällt’s und die Stimmung ist gut.
Genauso auch im Partyzelt, wo die Piraten von “Swashbuckle“auftreten. Mit einer guten Show heizen die drei Amerikaner den Anwesenden richtig ein und fordern immer wieder zum Crowdsurfen auf – dem gerne nachgekommen wird. Die „Grabenschlampen“ (die Ordner, die alle Surfer in Empfang nehmen) haben alle Hände voll zu tun, während hinter ihnen das Säbelrasseln weitergeht und Admiral Nobeard genau weiß, was die Fans erwarten.
Eine ähnlich gute Show liefern unter großem Zuschauerandrang“Caliban“. Für viele ist dies bereits der Mainact des Tages und im Publikum fragt man sich, warum die fünf Musiker nicht auf der Main Stage spielen durften. Denn dort gehören sie eindeutig hin. Ihr Metalcore wird erfreut aufgenommen und man hat ihnen die „Coverfield“-EP verziehen, auch wenn sie sogar ein Stück dieses Albums spielen. „Caliban“ werden angefeuert und bejubelt und der Gig scheint viel zu schnell zu Ende zu gehen.
Die Camel Stage präsentiert solange “Volksmetal“, eine oberbayerische Band mit Tuba, Akkordeon und Kniebundhosen. Ihre volksmusikalischen Metallieder (oder umgekehrt) werden liebevoll belächelt, der Platz direkt vor der Bühne ist nur spärlich gefüllt. Nach dem ersten Lied weiß ich dann auch, warum. Die Mischung ist mehr als gewöhnungsbedürftig und kommt erst ab einem gewissen Alkoholpegel gut an. Da hilft es auch nichts, dass man keine Teufelshörnchen, sondern der gestreckte Mittelfinger gezeigt werden soll. Vom angekündigten VIP-Stammtisch auf der Bühne, zünftig mit Weißwurst, Brezn und Bier habe ich nichts gesehen – aber welcher Bayer isst die Weißwürscht auch nach 12 Uhr?
“Obscura“ im Partyzelt sind vor allem eines: Laut. Da helfen auch die Ohrstöpsel wenig. In einer grün-roten Lichtershow springt Sänger und E-Gitarrist Steffen Kummerer über die gesamte Bühne und macht bei seinen Ansagen einen sympathischen Eindruck. Das Shouten hingegen hat zumindest mir nicht gefallen, weil das Mikro einfach viel zu laut war. Dennoch haben die Landshuter mehr Anerkennung verdient, denn sie bieten wirklich gutes Technical Death Metal.
Ob die ca. 33 verflossenen Mitglieder “The Ocean“ wirklich gut getan haben, bezweifle ich. Auch das Publikum ist alles andere als überzeugt von der Berliner bzw. Schweizer Band. Da helfen auch die Bemühungen von Fronter Loic Rossetti nichts, Stimmung zu machen. Eigentlich schade, denn „The Ocean“ sind normalerweise für intensive und gute Liveauftritte bekannt.

Tarja Turunen bei der Pressekonferenz

Ein weiteres Highlight soll der Auftritt von Tarja werden. Die ehemalige Sängerin von „Nightwish“ hat sich in den vergangenen Jahren als Solokünstlerin einen Namen gemacht. Mit ihrer namenlosen Band nahm sie drei Alben auf. Für das erste in Deutschland verkaufte Album „My Winter Storm“ wird Tarja nun mit Gold ausgezeichnet, für 120.000 verkaufte Exemplare. Diese Auszeichnung bekommt sie auf dem Summer Breeze überreicht. Am Mittag erklärt sie in einer Pressekonferenz, in der man sie leider nicht einmal gut verstehen konnte, wenn man direkt vor ihr saß, was sie zu ihren Songs inspiriert. Außerdem stellte sie ihre neue Band vor, die nun sogar einen Namen hat. „Harus“ nennen sich die drei Musiker und Tarja, das ist ein finnischer Begriff für die vier Seile eines Zeltes, die es stabilisieren. Sie hat sich Gedanken gemacht, zeigt der Bandname, und der soll Programm sein. Mit neuer Band, zu der auch „Farmer Boys“ Gitarrist Alex gehört, soll es auf zu neuen, erfolgreichen Projekten gehen. Mittlerweile ist Tarja ein alter Hase im Geschäft und freut sich auf Tourneen in der ganzen Welt. Das sah bei ihrer ersten Solo-Europa-Tour noch anders aus, als sie auf die Frage, wie es denn sei, mit „Shitty!“ (beschissen) antwortete. Dann erzählt die Sopranistin eine Anekdote vom Tauchen mit einer Freundin und der Begegnung mit einem Hai. Die Sängerin liebt Haie und schwamm ohne Angst auf ihn zu, nahm ihre Freundin an die Hand und heilte sie so von ihrer Angst vor den Fischen. Tarja hat gute Laune, lacht viel, wirkt aber dennoch etwas verloren und freut sich auf ihren Auftritt. Dieser findet am Abend auf der Main Stage statt. Dabei bekommt sie also endlich ihre Gold-Auszeichnung und bedankt sich bei den Fans auf Deutsch. Da vor 3 Tagen ihr 34. Geburtstag war, wird verhalten „Happy Birthday“ gesungen. Ganz so gut wie erwartet kommen Tarja und ihre Band nicht an. Der Platz ist alles andere als voll, viele sitzen einfach herum, um sich einen guten Platz für den nachfolgenden Act zu sichern und schauen gelangweilt auf die Bühne oder unterhalten sich. Die Finnin zeigt sich bemüht um das Publikum, kann es jedoch kaum erobern und wirkt ob der mangelnden positiven Resonanz verunsichert. Musikalisch bietet Tarja das, was man von ihr erwartet: Rockige Musik mit einzigartigem lyrischem Sopran. Der Auftritt endet einige Minuten vor dem offiziellen Schluss und es werden Stimmen laut, die dies begrüßen. Der Auftritt sei schlecht gewesen, sie passe nicht auf ein Metal-Festival sagen einige, andere wiederum sind der Meinung, dass sie schrill und krächzend rüberkam. „Wir sind nur aus Solidarität zu “Nightwish“ hingegangen!“, teilt mir ein Pärchen mit. Verdient hätte die großartige Sängerin allerdings mehr.
Die angeblich schlechteste Metalband der Welt gibt sich die Ehre:“Sodom“ werden lautstark und begeistert begrüßt und füllen die Reihen wieder. Man hat auf sie gewartet und headbangt nun kräftig mit. Wie vor 30 Jahren – nicht jeder der Anwesenden konnte damals schon „Sodom“ hören – spielen sie aggressiven und schnellen Thrash-Metal. Das Publikum ist begeistert von den Riffs und vom unverwechselbaren Gesang Tom Angelrippers. Man singt gerne mit, seien es Songs von den alten Alben oder von der Aktuellen Platte „In War and Pieces“. Die Deutschen Metaler werden gefeiert und einige ältere Semester sind extra ihretwegen zum Summer Breeze gekommen. “Sodom“ wissen das zu schätzen und kommentieren: „Viele sind mit uns aufgewachsen. Ich sehe viele graue Haare und einige Glatzen!“. Aber auch Jungvolk, denn „Sodom“ ist Kult und genauso wird der Auftritt auf beschrieben: „War wieder kultig!“
Meine letzte Band ist “Týr“. Die Färöer werden dem selbstgewählten Bandnamen nach einem isländischen Kampf- und Siegesgott in jeder Hinsicht gerecht. Sie füllen das Partyzelt bis zum letzten Mann und lassen sich feiern. Sie spielen auch heute eher langsamen Metal. Ihre eigene Form des Viking Metal eben. Mit auf der Setlist stehen auch Songs aus dem brandneuen Album „The Lay of Thrym“.
Irgendwie froh, das Summer Breeze überstanden zu haben, mit schmerzenden Füßen und Sonnenbrand fahren wir nach Hause. Es hat sich vollends gelohnt und unter den 43 gesehenen Bands war einiges Neues.

Die harten Fakten kommen wie so oft zum Schluss:
– Etwa 33.000 Metal- und Musikfans waren in diesem Jahr in Dinkelsbühl
– 400 Toihäuschen wurden aufgestellt, also durchschnittlich eins für 82,5 Besucher, und ständig von neuen Wagen geleert und gesäubert
– hinzu kamen 180 komfortable Spültoiletten und 140 Duschen
– 2000 Menschen waren für das leibliche Wohl, Organisation und die Sicherheit zuständig
– 20 km Bauzaun, 5 km Stromkabel und 34 km Wasserleitung waren verlegt worden

In diesem Jahr konnte viel Gutes getan werden, unterstützte das Summer Breeze den Aalener Verein „Govinda Entwicklungshilfe e.V.“. „Der Verein engagiert sich seit 1998 für die Bevölkerung Nepals, einer der ärmsten Regionen der Welt. Der ehrenamtlich geführte Verein bietet nahe der Hauptstadt Kathmandu 51 Waisenkindern eine Heimat.“ (Quelle: Programmheft des Veranstalters, S. 1) Der Becherpfand in Höhe von 0,50 Euro konnte bei Nichtrückgabe der Becher gespendet werden. Leider ist noch nicht bekannt, wie hoch die Spende für den Verein ausgefallen ist.

Und last but not least: Der Gewinner des diesjährigen New Blood Awards heißt ”Steve from England”. Die vierköpfige Band aus Hannover macht seit 2008 Musik und bezeichnet ihren Stil selbst als Hardcore. Wer mal reinhören möchte, das Debütalbum „Serenity is just a relic“ gibt es als Gratis-Download auf der Bandhomepage.

Summer Breeze 2011 – We survived! Und sehen uns im nächsten Jahr wieder zum 15jährigen Jubiläum.

Impressionen: Ein kleiner Teil des Campingbereichs

Kleiner Nachtrag.
Für den guten Zweck, nämlich Kinder in Nepal, wurden in Form von Flaschen, Dosen und Bechern 21.000 Euro gespendet.
Der Govinda-Verein sagt danke und kann mit dem Geld viel Gutes tun.