Ein Ende mit Schrecken

c) ARD Degeto

Hach, wie schön sind die Anfangsbilder! Ein liebevoll arrangiertes Gartenfest, schönes Essen und Trinken, Musik und wohlgelaunte Gäste. Da steht etwas unsicher eine junge Frau mit einer als Geschenk verpackten Flasche Wein in der Nähe des Anwesens. Sie trinkt schnell einen Schluck daraus, wohl als Mutmacher, wie sich gleich herausstellt. Denn mit dem Geburtstagskind, dem populären Rock-Poeten Carsten Andersen (Jens Albinus), hatte die Nachwuchssängerin Leonie Novak (Paula Kober) einige Wochen lang eine heiße Affäre.

Leider hat er sich nicht mehr gemeldet bei ihr, und das, obwohl er sie doch ins Vorprogramm seiner anstehenden Tournee nehmen wollte. Als sie also auf dem Fest auftaucht, verspüren einige Gäste und auch Fernsehzuschauer*innen Spannungen. Ziemlich beschwipst hält sie sogar eine Rede auf Carsten, aber sie crasht nicht die Party, sondern preist ihn in berührenden Worten. Er war schon immer ihr Idol und hat sie im Prinzip zur Musik gebracht, von ganz jungen Jahren an, denn sie ist die beste Freundin von Clara (Emily Cox), Carstens Tochter. Carsten aber will Schluss machen mit Leonie, für ihn war von Anfang an klar, dass er bei seiner Frau Maren (Marie-Lou Sellem) bleibt – wie immer. Carsten und Leonie treffen sich ein letztes Mal im Gartenhaus, er will Sex, sie nicht. Hat sie es klar und deutlich gesagt, ihr „Nein“? Hat er es gehört und ist einfach drüber hinweggegangen? Dass sie es einfach über sich ergehen hat lassen, ist das eine Vergewaltigung? Leonie fühlt sich auf jeden Fall überhaupt nicht gut, ihrer Freundin Clara deutet sie den Vorgang an, natürlich ohne konkret zu werden. Die ersten Tage hätte Leonie eine Entschuldigung gereicht, nachdem aber nichts kommt, zeigt sie Carsten an. Damit kommt ein öffentlicher Eskalationsprozess in Gang, in den alle hineingezogen werden. Die Öffentlichkeit spaltet sich in zwei Lager, Familie und Freunde auch. Clara geht fast über Leichen dabei, als Anwältin ihrem geliebten Vater zu helfen. Als das Gerichtsurteil gefällt wird, ist nichts mehr, wie es vorher war. Zukunft? Ungewiss.

Diese sechs 45-Minüter fesseln ungemein. Alles total aus dem Leben gegriffen, Top-Ensemble, Regie, die Nähe vermitteln kann, glaubwürdig die Zerrissenheit aller darstellen lässt. Ein Highlight für die, die es auch einmal ein bisschen ernsthafter mögen. 

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37 Sekunden
Miniserie, Drama
Drehbuch: Julia Penner, David Sandreuter
Regie: Bettina Oberli
Cast: Emily Cox, Jens Albinus, Paula Kober, Marie-Lou Sellem, Valentin Mirow, Camill Jammal, Denise M’Baye, Marc Benjamin, Martin Feifel, Michael Kranz u.v.m.
Als Sechsteiler seit dem 4.8.2023 in der ARD-Mediathek zu sehen.

 

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