Serie: Doppelhaushälfte

Patchwork-Familie aus der Stadt versus alteingesessene Dörfler

Auf der Suche nach etwas Entspannung und ein wenig Humor bin ich auf eine köstliche kleine deutsche Serie in der Mediathek gestoßen. Eine ethnisch diverse Großstadtfamilie aus Berlin landet in Brandenburg in einer Doppelhaushälfte. Vor der Nachbars-Haushälfte weht die Deutschlandfahne.

Auweia, man kann sich vorstellen, wie das weitergeht. Mari ist nämlich iranischer Herkunft, Theos Vater stammt aus Ruanda, und Maris widerspenstige Tochter Zoe ist gar von einem anderen Vater. Sie kommen zur Besichtigung besagten Hauses. Gleichzeitig steht zum Termin bereit ein superliebes, superblondes, junges Ehepaar mit reizender blonder Tochter und supersüßem blonden Baby. Der vermeintliche Makler Andi Knuppe scheint von der blonden Familie angetan, die hat sogar eine schöne Flasche Wein mitgebracht! Nach dem Handschlag mit Theo wischt er sich hingegen die Hände ab. Ein Nazi, meint Zoe. Ein Rassist, denken Theo und Mari. In Wirklichkeit mag Andi ihnen nicht die Hand geben, weil er vorher auf der Toilette war und es eine kleine hygienetechnische Katastrophe gab. Das haben wir vorher als Intro sehen können. Theo will sich gut stellen mit dem Makler, fragt bei der Nachbarin, ob diese vielleicht eine Flasche Wein zu verkaufen hätten und bekommt von dieser asiatisch aussehenden bauernschlauen Dame mit reinstem Brandenburger Dialekt einen Sixpack Bier für stolze 30 Euro. Später stellt sich heraus, dass der Andi gar kein Makler ist, sondern einfach der Nachbar und Ehemann der besagten Dame. Dass er auch kein Nazi ist, sondern einfach seine Heimat liebt, so sehr wie seine Frau, die vietnamesischer Abstammung ist, und ihren gemeinsamen Sohn Rocco. Culture Clash pur!

Bis auf den minutenlangen Fäkalhumor am Anfang, mit Andi Knuppe auf der Toilette und seinen Nöten, bei denen ich beinahe ausgestiegen wäre, sind diese acht Teile sehr lustig und kurzweilig. Sie bauen nicht aufeinander auf, sondern zeigen jedes Mal ein anderes kleines Thema, in dem sich die Protagonisten aneinander reiben oder gemeinsam gegen andere aufstellen können. Hier gibt es keine Guten und keine Bösen, hier haben alternative Prenzlauer Berg-Cappuchino-Mütter die gleiche Wertigkeit wie Brandenburgs Ureinwohner, die gegen Durst kein Wasser, sondern Bier trinken. Der Andi in seinem Feinripp-Unterhemd bringt es irgendwann auf den Punkt: „Lasst doch mal die Leute so wie sie sind, und nicht wie ihr sie haben wollt.“ Dann klappt es auch mit dem Nachbarn!

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Doppelhaushälfte
Idee zur Serie: Dennis Schanz und Christoph Mushayija Rath
Regie: Dennis Schanz, Christoph Mushayija Rath, Barbara Kronenberg und Florian Dietrich
Familie Knuppe: Tracy Knuppe (Minh-Kai Phan-Thi, Andi Knuppe (Milan Peschel), Rocco Knuppe (Minh Hoang Ha)
Familie Sawadi-Kröger: Mari Sawadi (Maryam Zaree), Theo Kröger (Benito Bause), Zoe Sawadi (Helena Yousefi)
Deutsche Erstausstrahlung: 15.03.2022 ZDFneo
Seit 08.03.2022 in der ZDF-Mediathek

 

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