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Was Kinder wünschen

c) Netflix

Eine Frau im Nachthemd rennt durch den Wald, ein Kind hinterher. Die Frau wird von einem Auto angefahren, Sanitäter bringen sie zu einer Notaufnahme. Dort erzählt das kleine Mädchen der Krankenschwester ominöse Dinge. Dass sie immer alles richtig gemacht hat. Dass sie der Mama hilft, wenn diese wieder einmal Fehler gemacht hat. Dass sie sie auf der Toilette hält, damit sie nicht runterfällt. Ob Mama manchmal Alkohol trinkt, fragt die Schwester. Nein. Mama bekommt 1,5 Liter Wasser am Tag.
Natürlich wissen die Zuschauer*innen gleich, hier wurde jemand gefangen gehalten. Und tatsächlich, die Rückblenden bringen es an den Tag. In einer fensterlosen Hütte im Wald ist eine spartanisch eingerichtete Wohnung für Lena, die Mutter und für Hannah und ihren kleinen Bruder. Weiterlesen

Das Gezanke geht weiter

Bildrechte: Constantin

Ungefähr drei Jahre ist das jetzt her, dass sich die ganze Familie getroffen hat und das Abendessen gehörig ausartete. Der Vorname war der Zankapfel (und der Name des Films). Und zwar der Vorname des noch ungeborenen Kindes von Thomas (Florian David Fitz) und Freundin Anna (Janina Uhse). Elisabeth (Caroline Peters) und ihr Ehemann Stephan (Christoph Maria Herbst) luden zu einem Essen ein. Thomas, Elisabeths Bruder war da, ihr Adoptivbruder René (Justus von Dohnányi) und Thomas schwangere Freundin Anna. Sogar die abwesende Mutter (Iris Berben) war irgendwie da, weil sie ja ohnehin immer wieder das Thema ist. Aus einer Laune heraus, den Schalk im Nacken, ließ Thomas alle raten, wie denn der Stammhalter – denn von einem Sohn ging er aus – heißen könnte. Adolf solle der Kleine heißen! Dieser Vorname führte zu heftigen Diskussionen. Freilich wurde es später als schlechter Scherz aufgedeckt, aber ein handfester Familienstreit war schon vom Zaun gebrochen. Zuerst ging es um political correctness, später ans Eingemachte und um Neid, Eifersucht und Familiengeheimnisse. Als dann auch noch als Höhepunkt herauskam, dass ihr Adoptivbruder und ihre Mutter ein Paar sind, mussten das alle erst einmal irgendwie verarbeiten.

Drei Jahre sind in der Realität vergangen und auch im Film.

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Fluchtdrama aus Kinderaugen

Als Hitler das rosa Kaninchen stahlDie neunjährige Anna und Max, ihr großer Bruder, haben es schön. Sie leben behütet und geliebt in Berlin in einem liebevollen Elternhaus, der Vater ist Journalist, die Mutter Pianistin. Sie haben eine Haushälterin, die sie über alles lieben. Doch von einem Tag auf den anderen ist alles vorbei. 1933 kommt Hitler an die Macht, und sie sind Juden, der Vater ein bekannter Journalist, der sich von jeher öffentlich gegen die Nazis ausgesprochen hat. Es geht das Gerücht um, dass man ihnen die Pässe nehmen könnte, aber sie entkommen, indem sie alles aufgeben und in der Schweiz erst einmal abwarten wollen. Einen kleinen Koffer mit persönlichen Habseligkeiten darf jeder mitnehmen, Anna entscheidet sich für den neuen Stoffhund und gegen ihr geliebtes, altes, rosa Kaninchen.

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Liebe in den Zeiten der sozialen Medien

Safari

Der Lufthansa-Pilot, der sich für uns später als MVG-Trambahnfahrer herausstellt, möchte Anerkennung und Sex; ein anderer möchte nur Sex; wieder jemand anders möchte endlich einmal Sex; sie möchte endlich wieder wahrgenommen werden; eine andere möchte sich eigentlich gerne fortpflanzen oder zumindest eine Familie haben; und wieder ein anderer sucht Sex – und eigentlich aber eine Mutter für seine Tochter. Ganz viele verschiedene Personen – in diesem Fall in München – nutzen die Dating-App „Safari“. Man gibt sich gerne Tiernamen, und die Profile werden gnadenlos geschönt. Da wird aus einer 48jährigen gleich mal eine scharfe Braut von 24 Jahren.

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Lass doch der Jugend ihren Lauf

 

frau-mueller-muss-weg

Dresden, eine Grundschule an einem Samstagnachmittag: Einige Eltern wollen Frau Müller treffen, die Lehrerin ihrer Kinder, denn es muss sich etwas ändern. Die Noten der Schüler haben sich in diesem Jahr erheblich verschlechtert, und ganz ehrlich: Das kann keiner gebrauchen, so kurz vor dem entscheidenden Zeugnis, dem Zeugnis, das den Übertritt ins Gymnasium erlaubt. Sofort stellt sich heraus, wer die Rädelsführerin vor Frau Müller sein wird: die resolute Powerfrau Jessica Höfel, gespielt von Anke Engelke. Jessica also, außerdem die alleinerziehende Katja, das Paar, das berufsbedingt von Köln nach Dresden ziehen musste, der sensible, arbeitslose Übervater Wolf: Sie alle wollen das Interesse der gesamten Elternschaft der Klasse vertreten, Frau Müller muss weg, sie soll die Klasse abgeben, sodass eine andere Lehrkraft bessere Noten geben kann.