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Schwarze Zeremonie

Samael feiern 25 Jahre Passage, das Album, das für sie den endgültigen Durchbruch in der Metalwelt bedeutet, durch die Verwendung von Drumcomputern aber auch viele alte Fans verschreckt hat. Wie auch immer man zu dem klinischen, industriellen Sound des Albums steht, an der Bedeutung zweifelt sicher kaum jemand. Wie so vielem hat das böse C auch Samael und ihren Feierplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch jetzt können 25 Jahre Passage endlich angemessen zelebriert werden. Dazu will die Band das Album in voller Länge und der richtigen Reihenfolge spielen, und ich lecke mir danach schon die Finger. Schnell ins Backstage, trotz dem derzeit allgegenwärtigen Schmuddelwetter. Weiterlesen

… denn manchmal kommen sie wieder!

coverUnglaubliche zwölf Jahre hat es gedauert, bis das neue Album As darkness comes meiner einstigen Melodic Doom Metal Favoriten Passage erschien. Passage aus Quebec (Kanada) bestehen seit ihrer Gründung im Jahre 2001 aus Sebastien Robitaille (Guitars, Bass, Vocals), Luc Gaulin (Keyboards, Drums) und Thierry Nadeau Cossette (Keyboards), also in klassischer Doom Metal Besetzung. Ihr 2005 veröffentlichtes Album Passage zählt für mich bis heute zu einem der besten Doom Metal Alben aller Zeiten. Müsste ich den Sound der Formation beschreiben, würde ich als Vergleich My Dying Bride, Saturnus und Swallow the Sun heranziehen. Auf einen grundmelancholischen Teppich wird der hochmelodische Doom gelegt. Vor kurzem erschien ihr aktuelles Album As darkness comes, und ich musste es einfach rezensieren. Weiterlesen

„Denn es begab sich,
dass die Welt im Argen lag …“

Die Vereinigten Staaten von Amerika existieren nicht mehr. Stattdessen eine unverbundene Ansammlung von größeren und kleineren Kolonien von Überlebenden – denn die Bevölkerung in diesem Teil der Erde wurde fast vollständig ausgerottet. Nach einem missglückten Experiment an Schwerverbrechern breitet sich ein Virus über Nordamerika aus, das die Infizierten in „Virals“ verwandelt – blutrünstige, lichtscheue Monster, die, angeführt von den „Zwölf“, über die Menschheit herfallen. Doch nicht nur diese zwölf tragen das Virus in sich – auch Amy, das Mädchen, das seit hundert Jahren 14 ist. Und nur sie hat die Macht, die Virals und ihre Anführer zu stoppen.

Die Zwölf ist der zweite Teil der „Passage“-Reihe von Justin Cronin, und knüpft vermutlich direkt an Der Übergang (original: The Passage) an, den ich leider nicht gelesen habe. Trotzdem findet man schnell einen Eingang in die Welt und die Geschichte, der durch den Prolog im biblischen Stil erleichtert wird. So wird der Leser kurz ins Gesamtbild eingeführt, bevor in episodischen Abschnitten das Leben der Menschen im zerstörten Amerika beschrieben wird. Einige Zeitsprünge sind etwas verwirrend, und die ausgewählten Einzelgeschichten wirken fast willkürlich ausgewählt. Durch geschickte Kapiteleinteilungen und fesselnde Handlungsbögen gelingt es Cronin allerdings, dass man sich zwar wundert, aber nie gelangweilt ist. Doch was anfangs zufällig wirkt, entpuppt sich im Laufe der Geschichte als gekonnt verwobener Plot. Jedes der post-apokalyptischen Einzelschicksale hat eine Bedeutung für die spätere Handlung, denn in diesem „Vorgeplänkel“ wird dem Leser ein tiefer Einblick in verschiedenste Charaktere gewährt, die im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielen sollen.
Gerade die Erlebnisse von Amy, dem ewig mystischen Mädchen, werden oft nur indirekt beschrieben und einige Handlungsstränge werden offen gelassen, sodass man nie genau weiß, was mit ihr eigentlich passiert. Amy ist selbst ihren Freunden stets ein Rätsel gewesen, und so fügen sich diese nebulösen Ereignisse nur dem Mythos um sie hinzu. Nie ist ganz klar, ob sie von Gott geschickt und befähigt wurde, um gegen die Virals anzutreten, oder ob sie schlicht ein misslungenes Experiment ist. Diese Schwebe zwischen Wissenschaft und Religion verbindet in Die Zwölf einen typischen Endzeit-Thriller mit einem Hauch von Fantasy – eine gelungene Kombination.
Cronin beweist ein großes Talent darin, sich in verschiedenste Personen hineinzuversetzen und dem Leser ihre Beweggründe und Gefühlswelt zu vermitteln. Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel, sodass man bald eine tiefe Verbundenheit zu den Charakteren empfindet. Dies erleichtert auch das Verständnis für Leser wie mich, die den ersten Band der Reihe, die offenbar eine Trilogie werden wird, nicht gelesen haben.
Lange bleibt der Leser im Unklaren darüber, wohin sich die Geschichte eigentlich entwickeln könnte. Die große Handlung bleibt zugunsten kleiner Events im Hintergrund und bewegt sich nur langsam, doch Cronins fesselnder Schreibstil und seine überraschenden Wendungen und Verknüpfungen machen jedes Kapitel zu einem Genuss, auch wenn man die Verbindung zur Handlung nicht sofort erkennt. Das eigentliche Finale, das Zusammenführen aller Handlungsstränge, die lang ersehnte Auflösung, geschieht erst im letzten Viertel des Romans, doch es könnte beeindruckender kaum sein. Es schließt Die Zwölf in sich ab, und macht doch Lust auf den letzten Teil.
Die vielen handelnden Personen werden zwar eingehend beschrieben, doch man könnte bemängeln, dass es irgendwann schlicht ein paar zu viele werden, sodass ich teilweise bei der Erwähnung eines Namens erst überlegen musste, wo genau er vorher eine Rolle gespielt hatte. Doch dieses Problem hält sich in Grenzen und tut dem Lesespaß keinen Abbruch.

Die Zwölf ist ein spannender und komplexer Endzeit-Roman, der auf keiner einzigen Seite Langeweile aufkommen lässt. Cronin schreibt flüssig und reißt den Leser mit, selbst, wenn gerade nicht die wortwörtlichen Fetzen fliegen. Er versteht es, Gänsehautsituationen zu schreiben, übertreibt es aber nie damit.
Der Roman ist eine Empfehlung für Fans von Zombie- und Vampirgeschichten genauso wie Liebhaber von post-apokalyptischen Szenarien und Fantasy, und macht definitiv Lust auf den dritten Teil.

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Justin Cronin – Die Zwölf
Goldmann, Gebundene Ausgabe, 2013
832 Seiten
22,99 €
Ebook: 18,99 €

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Justin Cronin