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Haben Blondinen mehr Spaß?

Marilyn Monroe, geborene Norma Jean Baker, hat mich schon immer interessiert. Deshalb hat mich diese Film-Neuerscheinung sofort angesprochen. Der Film handelt natürlich von Norma Jean/Marilyn, von ihrem Leben, das wir alle bereits zu kennen glauben. Ihre arme Kindheit, Waisenhaus, ihre Liebschaften und Ehen, wie sie zur Kunstfigur Marilyn Monroe wird und in die Maschinerie Hollywoods gerät, ausgebeutet wird, als naives Dummchen und Blondchen. Es kann niemand glauben, dass sie die Figur der Nora von Ibsen kennt, Drei Schwestern von Tschechow und tatsächlich Dostojewski gelesen hat. Zu ihrer Zeit gab es noch keine #MeToo-Bewegung, und doch hat sie alle Varianten der Ausbeutung miterlebt. Sogar ihre Affäre mit Kennedy wird angesprochen, weit unromantischer als je zuvor. Mit nur 36 Jahren stirbt sie allein in ihrem Bett an einer Überdosis Tabletten, kombiniert mit Alkohol. Gewalt schon im Kindesalter, Sexszenen, Drogen, Vergewaltigung, Abtreibung, Fehlgeburten, alles ist geboten in diesem fast dreistündigen Film. Auf den Filmfestspielen in Venedig erhielt der Film minutenlange Standing-Ovations, beim Netflix-Publikum und den Kritiker*innen fiel er durch. Unter anderem, weil er so unrealistisch sei. Aber: “Blonde” basiert auf der Buchvorlage von Joyce Carol Oates, die das Leben der Monroe mit fiktiven Geschichten anreichert. Es ist also nur eine fiktive Geschichte über einen echten Menschen, die auf wahren Ereignissen basiert. Der Film hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren, das sollte doch vor dem Einschalten ein wenig zu denken geben. Weiterlesen

The ballad of Marianne Faithfull

Da war einst dieses blonde schöne Mädchen namens Marianne. Schon mit 17 Jahren lernte sie Mick Jagger kennen. Er ließ sie “As tears go by” singen, so rein, so schön. Leider ließ er sie fallen. Was darauf folgte war “Sister Morphine”. Die darauf folgenden Jahre waren nicht gut zu ihr. Sie verfing sich in Alkohol und Drogen, ihr wurde ihr Sohn genommen, sie lebte auf der Straße. 1979, sie war erst 33 Jahre alt und hatte schon ein ganzes Leben hinter sich, gelang ihr mit dem Album Broken English noch einmal ein Durchbruch. Das verletzliche „The ballade of Lucy Jordon“ kann einen in der entsprechenden Stimmung wirklich zu Tränen rühren. Marianne Faithfull überwand ihre Süchte, und zusätzlich zur Musikerin wurde sie zu einer anerkannten Schauspielerin. Dann kam es zu einer Zusammenarbeit mit Nick Cave und Warren Ellis und deren Musiker-Clique. Diese Leute haben sie nie mehr vergessen. She walks in beauty ist nicht erst ihre zweite Zusammenarbeit.

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Auf den Kern reduziert

Nick Cave TBS_Skeleton TreeEin neues Album vom Großmeister Nick Cave und den Bad Seeds – normalerweise ein Anlass zu Freudenschreien, Atemnot, Schweißausbrüchen und sehnsüchtigem Abzählen der Tage bis zum Veröffentlichungstermin. Dieses Mal ist die Lage ein wenig anders. Kann man sich ehrlich auf ein Werk eines Menschen freuen, der erst vor etwas mehr als einem Jahr einen unfassbaren Verlust erlitten hat? Am 15. Juli 2015 stürzte Arthur, einer der beiden fünfzehnjährigen Zwillingssöhne von Nick und Susie Cave, unter LSD-Einfluss von den Klippen in Brighton. Die Aufnahmen zur halb fertiggestellten neuen Platte Skeleton Tree kommen für Monate zum Erliegen. Ein halbes Jahr nach dem Unglück beschließt Nick, doch wieder ins Studio zu gehen und das zu tun, was er schon immer macht: Musik. Begleitet werden die Arbeiten vom befreundeten australischen Regisseur Andrew Dominik und seiner Schwarz-Weiß-Kamera. Dabei ist der hochgradig berührende und sprachlos machende Film One more Time with Feeling herausgekommen, der Skeletron Tree am 8. September weltweit in den Kinos angekündigt hat. Wer den Film gesehen hat, weiß, was auf der CD auf ihn zukommt an rohen Emotionen, die auch beim Hörer ungefilterten Schmerz auslösen können (und werden). Man weiß, wie sehr der Wortkünstler Nick Cave, der Erschaffer düsterer Universen in Textform, während der Fertigstellung des Albums mit sich gerungen, wie das Unglück ihn seiner Sprache und seiner Ausdrucksfähigkeit beraubt hat. Doch man wird sich Skeletron Tree natürlich anhören. Weiterlesen

Schönheit in der Hölle

Nick Cave Film One more timeAm gestrigen 8.9.16 lief weltweit nur an diesem einen Tag One more Time with Feeling in den Kinos, ein Film vom australischen Regisseur Andrew Dominik über Nick Cave zum neuen Studioalbum Skeleton Tree, das heute, am 9.9.16 erscheint. Viel erfuhr man im Vorfeld nicht, außer dass es Studioaufnahmen und Interviews mit den Musikern zu sehen geben würde, außerdem natürlich Einblicke in die neuen Songs. Vielleicht eine Art Fortführung der teilfiktionalen Nick-Cave-Biografie 20.000 Days on Earth aus dem Jahr 2014? Als beinharter Nick-Cave-Fan ist es aber auch egal, der Mann könnte zwei Stunden über Telefonbücher philosophieren, und man würde ihm ergriffen an den Lippen hängen. Drei Jahre sind seit dem gefeierten Album Push the Sky away vergangen, viel ist passiert im Leben von Nick Cave und seiner Familie, sodass ich nicht gedacht hätte, jetzt schon bald wieder ein neues Album in Händen halten zu dürfen. Weiterlesen

I can feel his Heartbeat

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Nick Cave – seit vierzig Jahren Musiker, weltberühmt geworden mit seinen Gruppen The Birthday Party, den Bad Seeds und Grinderman, renommierter Autor und Komponist von Filmsoundtracks. Ein Mann, der etwas zu erzählen hat. Und genau das tut er auch in dem Werk der englischen Regisseure Iain Forsyth und Jane Pollard.

Der Vorspann zeigt ab Stunde Null in rasantem Tempo hochgezählt verschiedenste Zehntel-sekundenlange Filmausschnitte aus Nick Caves Leben bis zu seinem 20.000sten Tag auf Erden: Die Geschichte beginnt.

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