Mrs.Hyde

Bei Ladenöffnung um 08:30 noch schnell die neu besohlten Schuhe abholen, und es geht nach zwei langen Jahren endlich wieder los. Endlich. Endlich wieder WGT, endlich wieder Leipzig, endlich wieder normale Leute. Die letzten schrägen Wellness-Touristen müssen wir vorm Hotel zwar noch verscheuchen, bevor wir unser Zimmer beziehen können. Aber danach geht es mit dem Umweg zweier Second-Hand-Shops (Ausbeute null) zur Agra, um die Bändchen abzuholen. Wir haben Glück und treffen Freunde, sodass wir uns nicht am Ende der Schlange einreihen müssen. Aber heute macht ein bisschen Schlange stehen Spaß, denn so viele Gothics auf einem Haufen werden wohl die Allermeisten lange nicht gesehen haben. Nun geht es in die Innenstadt, die aber leider recht unschwarz ist. Dass der Humana wegen Umbau geschlossen ist, sorgt für die nächste Enttäuschung, und den Outlet-Store von EMP gibt es ebenfalls nicht mehr. Der Abend klingt auf dem Balkon der Ferienwohnung von Freunden aus.

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Phoebe

Nach zwei trostlosen Jahren endlich wieder aufs WGT! Schon am Zug Leute getroffen. Eine kleine Änderung diesmal: Wir müssen eine Nacht ins Hotel, bevor wir unsere Ferienwohnung mit Garten beziehen. Am Ende des berühmten Barfußgässchens wohnen – auch mal nicht schlecht. Wir schlendern ein wenig herum, ein kleiner Ausflug zu EMP, ein kühles Getränk in der Moritzbastei, wo schon am Nachmittag DJs draußen auflegen. Danach fahren wir zur Agra, holen unsere Bändchen und essen erstaunlich lecker beim Chinesen auf dem Gelände. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt kann man seine Augen liebevoll über Leipzig schweifen lassen. Bei der Eröffnungsparty in der Moritzbastei herrscht gute Stimmung, in der Post-Punk-Area werden Szeneklassiker gespielt, dennoch ist es mir zu voll. Wir gehen bald, doch bevor wir schlafen gehen, gibt es noch einen Campari-Spritz am Kneipchen in der Nähe unseres Hotels.

©city-ticket.de

torshammare

Am Bahnhof in Leipzig begrüße ich schon die ersten Bekannten (und Phoebe + Yggdrasil!), und das ist ein schönes Gefühl. In der Ferienwohnung treffe ich dann bald meine Mitbewohner*innen, wie schon vor drei Jahren haben wir wieder unsere bewährte deutsch-schwedische WG. Die beiden kommen erst mal in Ruhe an, ich fahre in die Innenstadt und gehe mit einer anderen Freundesgruppe lecker essen. Danach hole ich mir an der MB das Bändchen (keine Schlange und auch nur ein Programmblatt, grade das Rahmenprogramm scheint um einiges dezimiert zu sein) und gehe zur Party runter. Erstmal ist es ungewohnt, so viele Menschen auf so engem Raum, ohne Maske, dann überwiegt die riesige Freude, wieder im ehrwürdigen Gewölbe zu sein. Ich nehme ein bisschen schönes Gewummer auf dem Noise-Floor mit, sage vielen Leuten Hallo und gehe zu moderater Nachtzeit mit den Mitbewohner*innen nach Hause – schließlich haben wir noch viel vor die nächsten Tage!

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Yggdrasil

Wir schreiben das Jahr 1 nach dem Coronazeitalter. Die beiden letzten Wave-Gotik-Treffen wurden pandemiebedingt abgesagt. Man stelle sich vor, wie erfreut man war, als das diesjährige WGT grünes Licht erhielt und die Veranstalter in einem Mordstempo eine Veranstaltung dieser Dimension organsiert haben. Es hatten zwar einige Bands bereits von den letzen Jahren wieder zugesagt, aber da auch noch viele hinzukamen, war es trotz alledem eine mehr als reife Leistung (ich persönlich würde nicht mit den Veranstaltern tauschen wollen). Die Vorfreude bei mir war auch deshalb besonders groß, da es mir wie eine Art kleiner Neustart erschien. Die App zur Hand und fleißig angeherzelt, was mir besonders wichtig war, und schon mal ein wenig die Locations vorsortiert. Aus Wochen wurden plötzlich Tage, und aus Tagen auf einmal Stunden, und dann saß ich mit meiner besseren Hälfte im ICE nach Vier-Tage-Gothic-Dimension-Town-Leipzig!

Nach dem Packen am Vortag (ich schaffe es meistens nicht vorher) war es also endlich soweit. Schon auf dem Weg zum Hauptbahnhof malte ich mir aus, wie genial es werden würde in Leipzig. Schnell noch einen Coffee to go geholt und ab ans Gleis in den ICE Richtung Freiheit! Was mir dann im Zug so durch den Kopf ging, war, dass man denkt, Sachsen wäre so weit weg, was aber eigentlich gar nicht stimmt, denn die Fahrt von 3:20 Std verging wie im Flug. Dann waren wir auch schon am Leipziger Hauptbahnhof, und ich erblickte die ersten schwarzen Seelen. Da wir die erste Nacht ein Zimmer in einem Hostel buchen mussten (unsere Wohnung war leider erst ab dem Freitag frei für den Bezug), konnten wir also unser Gepäck (man hätte denken können, wir planen einen zweiwöchigen Urlaub) nach einer kurzen Fahrt mit der S-Bahn zum Hostel schieben, denn es lag direkt am Markt (zentraler geht es nicht mehr). Nachdem wir das Nötigste für den Tag umgepackt hatten, machten wir uns auf den Weg, um die wunderschöne Leipziger Innenstadt zu besichtigen. Es war alles so seltsam neu und auch ein wenig surreal in meiner Wahrnehmung. Ein Highlight war wie immer der Spaziergang zur Moritzbastei am Augustusplatz, dem Dreh- und Angelpunkt des Treffens. Wir gesellten uns ein wenig zu anderen Teilnehmern und tranken etwas. Am Abend besuchten wir noch die Eröffnungsparty in der Moritzbastei.

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Ankalaetha

Dieses Jahr sind wir mit dem Auto unterwegs nach Leipzig – was eine gute Idee zu sein schien, genau bis zu dem Zeitpunkt, als WGT-WG-Mitbewohnerin torshammare uns per Nachricht mitteilt, dass die gesamte Straße vor der Ferienwohnung eine einzige Baustelle ist und es somit auch keine Parkplätze gibt. Einige Navi-Reprogrammierungen, falsche Abzweigungen („hier jetzt links!“ – „hier darf man nicht links …“) und kleinere Irrfahrten im leider auch schon einsetzenden Leipziger Feierabendverkehr später (großen Dank an die geduldigen Leipziger Autofahrer, die den „armen verwirrten Norweger“ nicht angehupt haben) finden wir aber doch einen guten Parkplatz und müssen dann nur das ganze Gepäck ca. 750 m zur Wohnung schleifen. Nicht zuletzt deshalb brauchen wir danach erstmal eine Pause und gehen nicht mit Freunden essen wie eigentlich angedacht.
Später am Abend schaffen wir es aber schon noch zur Moritzbastei, kriegen unser Bändchen, treffen ganz zufällig die besagten Freunde und später auch torshammare, mit der wir noch zum Noise-Floor gehen. Hier ist es voll – eigentlich zu voll für mich, aber gleichzeitig ist es halt auch so schön, endlich wieder unter seinesgleichen zu sein. Das finde wohl nicht nur ich, denn sogar an der komplett überforderten Bar sind alle un-glaub-lich nett zueinander. Allzu spät wird es trotzdem nicht für uns – es kommen ja noch vier Tage.

Hier geht’s zum WGT-Freitag!

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