Im Traum kann dir kein Leid geschehen …?

Johannes Cabal Das Institut fuer Angst und Schrecken von Jonathan L HowardJohannes Cabal staunt nicht schlecht, als eines Tages drei Herren vor seinem Gartentürchen stehen und ihn auf eine Reise einladen möchten. Sie soll in die mysteriösen „Traumlande“ führen, eine von Träumern (manche mehr, manche weniger wahnsinnig) erdachte Welt, in der die Mitglieder des Instituts für Angst und Schrecken hoffen, die Angst selbst ausfindig zu machen und ein für alle Mal zerstören zu können. Für Abenteuer an sich hat Cabal nicht viel übrig, doch die Aussicht auf neue Erkenntnisse über seine eigene Forschung lässt ihn zusagen. So macht sich die wunderliche kleine Expedition auf in eine Welt, die verrückter kaum sein könnte, und Cabal erregt die Aufmerksamkeit von Mächten, die er wohl lieber in Ruhe gelassen hätte …

Das Institut für Angst und Schrecken steigt zügiger ins Hauptgeschehen ein als seine Vorgänger und verliert diesen Schwung nie. Von der ersten bis zur letzten Seite ist man gefesselt, Howard lässt immer wieder kleine Andeutungen fallen, die den Leser stutzig werden lassen und zum Weiterblättern bewegen. Außerdem ist der Roman um einiges gruseliger, als Seelenfänger und vor allem Totenbeschwörer es waren. Wo im Seelenfänger noch slapstickhafte Komik vorherrschte, jagt Das Institut für Angst und Schrecken einem wohlige Schauer über den Rücken, ganz im Sinne des Cthulhu-Mythos, in den es inhaltlich gebettet ist. Hier zeigt sich die enorme Vielseitigkeit von Jonathan L. Howard, der mit der Johannes-Cabal-Reihe souverän zwischen Fantasy, Grusel, Science Fiction und Krimi wechseln kann, dabei aber stets seinen bitterbösen Humor beibehält. Viele Beschreibungen und das gesamte Abenteuer-Setting lassen außerdem Howards Hintergrund als Autor von Computerspielen erahnen.
Cabal wirkt, wie schon im zweiten Teil der Reihe, menschlicher und nahbarer, insbesondere, weil er sich in einer selbst ihm gänzlich unbekannten Welt durchschlagen muss und nur grobe Vorstellungen von den Gefahren hat, die ihm auflauern. Sein glasklarer Verstand und eine beeindruckende Kombinationsgabe werden hier zu lebenserhaltenden Fähigkeiten und lassen ihn zunehmend wie einen extrem morbiden Sherlock Holmes wirken. Er erhält merkwürdige Einblicke in die eigene Zukunft, und es bleibt abzuwarten, inwiefern ihn diese Erkenntnisse beeinflussen werden.
Die Traumlande selbst erinnerten mich in vielen Beschreibungen an Terry Pratchetts Reich der Elfenkönigin – erträumt, unlogisch, und irgendwie unfertig, wenn man nicht genau hinsieht. Nichts ist hier so, wie es scheint – meistens ist es wesentlich gefährlicher –, und trotzdem behalten manche Dinge einen ganz eigenen Charme.
Das Institut für Angst und Schrecken punktet mit überraschenden Wendungen, die scheinbar ausweglose Situationen für Cabal verbessern, dabei aber nie konstruiert wirken und sich schließlich zu einem bedrohlichen Ganzen zusammenfügen – wer mag schon gern die Aufmerksamkeit von Göttern auf sich lenken, noch dazu wenn es die Lovecraft’schen Wahnsinnsbringer sind?
Das Ende jedoch ist nahezu bösartig dem Leser gegenüber. Da verschlingt man das Buch in wenigen Tagen, gerade im letzten Viertel legt Howard noch einmal so richtig nach, und die Ereignisse überschlagen sich – und dann ist es plötzlich vorbei. Man erfährt zwar, wie Cabal sich selbst aus der letzten, scheinbar finalen Zwickmühle befreit, doch dann … Aber halt, hier verrate ich nicht zu viel. Der Abschluss von Johannes Cabal: Das Institut für Angst und Schrecken hat es als Cliffhanger in sich, und man würde am liebsten direkt Teil 4 der Reihe anschließen, der nun zweifellos folgen muss – doch der steckt noch in Jonathan L. Howards Feder.

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Jonathan L. Howard –Johannes Cabal: Das Institut für Angst und Schrecken
Goldmann, Taschenbuch, 2012
347 Seiten
12,99€

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Jonathan L. Howard

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1 Kommentar
  1. Elmar
    Elmar sagte:

    Die Rezension hat Appettit gemacht – und die Erwartungen wurden voll erfüllt. Großartig zu lesen. Danke für den brandheißen Tipp!

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