Überleben unter Untoten

Der Zombie Survival Guide des amerikanischen Autors Max Brooks ist „der Schlüssel zur erfolgreichen Abwehr von Untoten, die eine ständige Bedrohung für den Menschen darstellen“. Auf rund 300 Seiten und in etlichen Kapiteln wird das Dasein der Ghule erläutert, und es werden Techniken zur Verteidigung, Verschanzung und dem langfristigen Überleben ausgearbeitet. Die Grundlage der Erkrankung, die die Toten dazu bringt wieder aufzuerstehen, bildet das Virus Solanum, welches sich in der Umwelt befindet und jederzeit auch indirekt übertragen werden kann. Allein deshalb ist es wichtig gewappnet zu sein, denn man kann nie wissen, ob die Epidemie nicht bald auch in der Nähe des Lesers ausbricht.

Macht der Guide von außen auf Grund des Covers einen eher komödiantisch anmutenden Eindruck, wurde ich innen eines Besseren belehrt. Das Buch trumpft mit Fakten und wertvollen Tipps, die das Überleben unter Untoten sichern sollen. Hierbei werden nicht nur offensichtliche Themen wie Waffen, Rüstung, Nah- und Fernkampftechniken behandelt, sondern es werden auch detailreiche Listen aufgestellt: über die Ausrüstung, die man bei einem Angriff der Ghule besser zu Hause hat und die Schritte, die man zuerst unternehmen sollte. Wer denkt in so einer Ausnahmesituation schon daran, dass bald das Wasser knapp werden könnte und man zuerst seine Badewanne mit Trinkwasser befüllen sollte?

Vom Bau einer zombiegerechten Festung mit verschiedenen Verteidigungslinien bis hin zu Tipps rund um Lage und Ausstattung derselbigen bleibt hier kein Szenario unerwähnt. Die verschiedenen Umgebungen und Klimata werden im Bezug auf deren Dienlichkeit im „worst Case“ überprüft, und es werden wertvolle Erkenntnisse dazu getroffen. Epidemien der Klassen eins bis vier werden erläutert, und die Besonderheiten dieser beschrieben. So ist es bei einer Epidemie der Klasse eins zum Beispiel nicht unbedingt gegeben, dass der Normalbürger davon informiert wird. Umso wichtiger ist es, dass der Leser diese als Zombie-Angriffe wahrnimmt und sich rüstet bevor die Epidemie bis zur Stufe vier, der vollkommenen Ausnahmesituation, fortschreitet.

Auch die Zeit nach Ausbruch einer Seuche wird in Augenschein genommen. Denn hat man die Apokalypse erst einmal überlebt, ist noch lange nicht sichergestellt, wie es weitergeht. Der Mensch wird mitunter zum größten Feind desselbigen, und Zombies können zum Beispiel in Meeren und Seen verschwinden, im Eis eingeschlossen werden und erst Jahre später wieder auftauchen. Da das Virus Solanum sehr resistent ist, wird die Gefahr nie vollkommen gebannt. Wurde der Planet erst einmal komplett überrannt, wird der Mensch zwangsweise zurück in eine Stufe der stetigen Wachsamkeit versetzt, muss sich und seine Truppe selbst versorgen, versteckt halten und bewachen, um das Überleben zu sichern.

Das Buch räumt mit Mythen auf, die uns Hollywood weismachen will, zum Beispiel, dass es eine gute Idee wäre, sich großen Menschenansammlungen anzuschließen (vgl. The Walking Dead) und sich in großen Städten aufzuhalten. Aber auch Mythen wie rennende Zombies (vgl. Dawn of the Dead, World War Z) werden getilgt. Apropos: Warum vertilgen Zombies eigentlich Menschenfleisch, und wie funktioniert die Verdauung der Ghule? Welche Sinnesorgane funktionieren bei Zombies (noch) und wie? Können Zombies klettern oder gar schwimmen? Wer mehr darüber wissen möchte, dem kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.

Gekrönt wird das Werk am Ende von Fallbeispielen, die die Existenz von Zombies vom Jahr 60.000 vor Christus bis ins Diesseits belegen und von größeren und kleineren Epidemien rund um den Erdball berichten. Wenn man sich spätestens jetzt selbst dabei ertappt, sein Zuhause auf Festungstauglichkeit zu überprüfen und darüber nachdenkt, sein persönliches Waffenarsenal aufzustocken, merkt man schmunzelnd, dass der Autor sein Ziel wohl erreicht hat.

Fazit: Das Buch hat mich persönlich recht überrascht, da ich eher mit Unterhaltungscharakter im Stil von Zombieland gerechnet hätte. Der Sachbuch- bzw. Ratgeber-Charakter verleiht dem Buch einen Eindruck von Realitätsnähe. Die Lektüre ist in keiner Weise offensichtlich parodistisch oder gar lustig verfasst, und zeitweise fragt man sich, ob der Autor das vielleicht wirklich ernst meinen könnte. Möchte man eine Geschichte mit Storyline lesen, ist man hier definitiv fehl am Platz. Die vielen Kapitel sind wirklich rein sachlicher Natur und es ist definitiv drin, was draufsteht: Ein Ratgeber zum Überleben unter Untoten. Der Autor Max Brooks vermittelt im Zombie Survival Guide alle Fakten zu einer Apokalypse und arbeitet Details so aus, dass man stellenweise überrumpelt ist von deren Logik und Glaubhaftigkeit. Der einzige Kritikpunkt ist das Cover, das einen falschen Eindruck vom Inhalt erwecken könnte. Für Fans von Zombie-Filmen ist das Buch ein Muss.

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Max Brooks: Zombie Survival Guide
Goldmann Verlag, 2010
Taschenbuch, 320 Seiten
8,99 €
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