SUNDL ist das Solo-Projekt von Christian Sundl. Der in Wien lebende Musiker und Produzent ist Mitbegründer und Leiter des 2008 gegründeten Kassettenlabels Wilhelm Show Me The Major Label. Seine dritte Veröffentlichung Sundl 3 erschien im letzten Jahr auf Cut Surface, der darauf enthaltene hypnotische Song „Diving to the depths feat. Lina Gärtner“ hat uns besonders gut gefallen (LINK zum Musiktipp)! SUNDL beschreibt seinen Sound als „Goth-House“ –  düster, tanzbar und mit vielen Soundeinflüssen aus den 80ern. Das ist auch in seinem neusten Remix zu „Tanzbein“ von Gran Bankrott weithin hörbar.

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Fotos: © Marija Jociūtė (links) / @marlene.brueggemann (rechts)

Wer verbirgt sich hinter Sundl? Wie ist dein Projekt entstanden?
Mein Einstieg in die Musik begann 2005 als Drummer der Post-Punk Bands Lady Lynch und Black Fox Dance. Ab 2019 widmete ich mich dann meinem Soloprojekt Sundl. Es begann ursprünglich recht experimentell, mit Tapeloops und Noise, wurde dann aber durch die Hinzugabe eines Drumcomputers schnell zu dem, was es jetzt ist. 4-to-the-floor Beats mit noisigen, darken Sounds. Bei meiner zweiten EP versuchte ich mich an der Komposition von minimalen Orgelstücken, wodurch ich meinen musikalischen Horizont erweitern konnte, und ich denke, das kann man auch auf meiner letzten Platte hören.

Was sind deine ersten musikalischen Erinnerungen? Woher kommt dein Interesse und die Faszination für Musik?
Musikkonsum war immer ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Als Kind durch Platten, die mein Vater gespielt hat (Johnny Cash, Gordon Lightfoot), und seitdem ich einen Discman besitze, verlasse ich das Haus kaum, ohne Musik zu hören.

Beschreib deinen Sound mal außerhalb aller Genre-Schubladen. Wie klingt deine Musik?
Um den Genre-Schubladen zu entkommen, habe ich mein eigenes Genre gegründet „Goth-House“. Ich denke aber auch, dass das meine Musik ganz gut beschreibt: düster, tanzbar und viele Soundeinflüsse aus den 80ern.

Welchen Einfluss hat deine Umgebung auf deine Musik? Aus welcher Stimmung heraus ergeben sich für dich die besten Musikstücke?
Die besten Musikstücke entstehen durch langes, oft wochenlanges Arbeiten an der Musik. Welche Rhythmen, welche Sounds, welche Samples sich am besten integrieren, entsteht einfach oft durch Trial and Error.

Was sind für dich thematische Inspirationen, die sich auch in den Texten niederschlagen?
Meine Herangehensweise an Texte kommt aus einer dadaistischen, surrealistischen Tradition. Ich versuche bewusst Themen zu vermeiden und durch das Freistellen einzelner Sätze oder deren zufälliges Zusammenfügen den Hörer*innen freizulassen, was man interpretieren möchte. Die meisten Vocals, die ich verwende, sind Samples. Oft aus Stücken, an deren Entstehung ich zum Beispiel im Recording involviert war und deren Spuren ich auf meiner Festplatte habe. Insofern lasse ich mich von genau diesen Samples inspirieren und versuche dann das passende Musikstück zu den Texten zu finden.

Wie inspiriert Wien, die Stadt in der du lebst, deine Musik? Inwieweit inspiriert dich urbane Kultur und ggf. die Auseinandersetzung damit?
In Wien inspirieren mich vor allem die Künstler*innen und die Szene, in der ich mich bewege. Konzerte und Gespräche mit Freund*innen über Musik. Wobei ich natürlich nicht verneinen kann, dass ein Lied auf meinem Album nach einem Bezirksteil von Wien benannt wurde, der Schmelz.

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Foto (Mitte): © Milena Wuketich

Erzähl uns ein wenig über dein Album „3“, das du im letzten Jahr veröffentlicht hast. Wie sind die Songs entstanden? Wie sieht dein Songwriting aus? Was fasziniert dich an der Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen und Projekten?
Die meisten meiner Stücke entstehen zuerst am Computer. Ich habe eine Idee, das kann ein Beat, eine Melodie oder auch die Struktur eines Songs sein und versuche das dann, so gut wie möglich umzusetzen. Darauf kommen dann die ganzen anderen Elemente, am Ende habe ich dann meistens Drums, Bass, Orgeln und Synthesizer-Arpeggios, wobei ich immer versuche, die Lieder nicht zu überladen. Der letzte Schritt sind die Vocal Samples, diese reichen von kurzen Wortfetzen bis zu ganzen Gedichten. Bevor ich die Demos dann in richtige Lieder verwandle, hole ich mir Feedback von befreundeten Acts aus diversen Genres ein, um zu sehen, was aus ihrer Sicht besser zu machen wäre. Der große Nachteil als Solokünstler ist der, dass man alleine ist, man sollte jedoch die Feinheiten und wichtigen Details jedes Instruments kennen. In einer Band übernimmt oft jede/r eine Rolle, und man kann sich mit dem eigenen Instrument länger auseinandersetzen. Da ich nicht singen kann, ergab sich die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen auch aus einer Notwendigkeit heraus.

In welcher Beziehung steht und/oder repräsentiert der visuelle Aspekt deine Musik?
Der Einstieg in die Kunst lief bei mir über die Fotografie. Damals gab es kaum Digitalkameras, und die Liebe zum analogen Film blieb bis jetzt. Es war mir auch wichtig, dass das Cover für meine letzte Vinyl auf Film geschossen wurde. Darum habe ich Marija Jociūtė, eine befreundete Künstlerin, gefragt, ob sie Cover und meine Portraits fotografieren möchte. Auch meine Musik bedient sich meist analoger Instrumente, das soll sich natürlich auch im Artwork oder in Fotos widerspiegeln.

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Fotos: © Christian Sundl (links) / Marija Jociūtė (rechts)

Die Einflüsse, die du in deiner Musik verarbeitest, würden wir die auch in deiner Plattensammlung oder auf deiner Playlist wiederfinden? Welche Musik hörst du gerade besonders gerne?
Natürlich. Die Musik, die ich höre, ist der wichtigste Einfluss auf meine eigene Musik. Zwei Alben, die ich gerade besonders oft spiele, sind Dead Can Dance – Spleen and Ideal und Coil – The Apes of Naples (leider nicht auf Vinyl). Beide Alben sind toll und auch außergewöhnlich instrumentiert, mit Orgeln, Streichern, Chören. Das versuche ich auch in meinen neuen Nummern mehr auszuarbeiten – natürlich immer noch mit Hilfe von Synthesizern.

Was bedeutet es für dich, Musik zu machen? Gibt es noch andere Projekte, in die du so viel Kreativität und Leidenschaft steckst?
Ein weiteres Herzensprojekt ist das Kassettenlabel „Wilhelm show me the Major Label“, das ich seit 2008 leite. Bei dem ich vor allem versuche, oft unbekannteren österreichischen Post-Punk-, Noise- und Indie-Bands die Möglichkeit zu geben, ihre Musik unkompliziert zu veröffentlichen. Für dieses Jahr haben wir bereits fünf Veröffentlichungen geplant: Interstellar Bungalow, Kiki Pop, Maeves, Julia Just und Ptr Lzrs. Alles natürlich auf Kassette (und digital).

Was sind deine Pläne? Worauf freut du dich am meisten?
Ich habe gerade viel an Remixen für befreundete Acts gearbeitet und plane, diese (inklusive Live-Show) im April als EP zu veröffentlichen. In diesem Fall einfach digital. Außerdem habe ich bereits viele Demos, an denen ich jetzt feilen werde, und über den Sommer geht es dann an das Recording, so dass das nächste Album dann im Jänner 2025 veröffentlicht werden kann. Auf den Recording-Prozess freue ich mich dabei am meisten. Er wird bei Philipp Forthuber im Studio stattfinden. Philipp hat dort eine tolle Auswahl an analogen Synthesizern und Drummachines, an denen ich dann versuchen werde meine Soundwelt zu erweitern.

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