Endlich Herbst! Passend zur dunkel werdenden Jahreszeit haben wir einige Fotos zu Hermann Hesses Gedicht „Im Nebel“ und ein Musikstück von Gloria de Oliveira & Dean Hurley für euch zusammengestellt. Beide haben kürzlich ihr erstes gemeinsames Album Oceans of time veröffentlicht – wunderschöne Kompositionen und ein außergewöhnliches Klangerlebnis, das mit dem Track „Im Nebel“ auch eine musikalische Interpretation und Vertonung der Lyrik von Hermann Hesse enthält.
Mir gefallen die grauen (Nebel-)Tage … wenn Stille sichtbar wird … das diffuse Licht, die scheinbar unendlich vielen Nuancen der Grautöne mit ihrer ganz eigenen Stille und Melodie, das Verborgene und kaum Wahrnehmbare, das Karge der Landschaft, die Schönheit der Einfachheit, die Melancholie – nicht selten umgeben von Einsamkeit.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
(Hermann Hesse – aus dem Gedichtband „Unterwegs“)
„Im Nebel“ von Hermann Hesse wurde schon viele Male (z.B. Die Toten Hosen, Pur, Peter Heppner) vertont. Die aktuelle Interpretation von Gloria de Oliveira und Dean Hurley auf Oceans of time ist besonders eindringlich und seltsam schön. Auf dem gesamten Album ist Dean Hurleys langjährige Zusammenarbeit mit David Lynch weithin hörbar.
„Im Nebel“ fließen dezente Cello-Dronen, pulsierende Synthesizer und die sinnlichen, gesprochenen Vocals der Sängerin in Wellen auf und ab und erschaffen eine fragile und intime Atmosphäre – eine neblige Welt, in der man sich endlos verlieren kann.
Album „Oceans of time“ Bandcamp Dean Hurley Bandcamp Gloria de Oliveira
Fotos: © ANOMENA
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