Wie Lärmverschmutzung auch Spaß machen kann

Schon einmal versucht, eine Band mit wenigen Worten zu beschreiben? Worte wie puristisch, direkt, ehrlich und handgemacht treffen auf eine Band aus unserem schönen München definitiv zu: Schadstoff. Drei Jungs, mit Namen Sepp Fürst, Harry Buser und Piti Rocker haben sich Gitarre/Mikro, Bass und Schlagzeug geschnappt, ihren sägenden Punk ’n‘ Roll-Sound genommen und eine CD eingespielt: Verdammt Laut! Und das ist die Beschreibung und der Name des Erstlingswerkes der Herren von Schadstoff.

 

Front_verdammt_laut

 

Zehn Tracks bekommen wir hier serviert und ziemlich sofort auch, nach welchen Regeln das Mahl zubereitet ist: keine Schnörkel, kein Firlefanz. Da ist das drauf, was versprochen wird: „Deitschpunkrock“ (Zitat von der Website). Charakteristisch ist der kratzige Sound, der der bandeigenen Beschreibung von „Stacheldrahtsound“ ziemlich nahe kommt. Passt zu Schadstoff wie die gelegentlich besungene Faust auf’s Auge.
Verdammt laut geht’s gleich mit dem Opener „Hexenwerk“ los und es bleibt eigentlich so. Selbst die etwas langsameren Lieder enttäuschen nicht, indem sie in Sulzig-Schmusiges abdriften, sondern man bleibt dem gewählten Sound treu und hält somit das Versprechen. Auch das Puristische des Albums bleibt. Nur bei „Mein Weg“ oder dem instrumentalen Outtro „Ohne Worte“ verwendet die Band Keys bzw. Samples. Witzigerweise hört man ab und zu dem Herrn Rocker an, dass er auch schon andere Stilrichtungen bespielt hat, was aber keinesfalls störend wirkt.

Textlich bekommen wir auch Hausmannskost. Sepp beschäftigt sich am Mikro mit der Abrechnung mit ehemals geliebten Personen, sozialen Themen oder ruft heraus, dass er ist, wie er ist. Es wird alles verarbeitet, was die Band beschäftigt, man nimmt aus dem Leben heraus. Okay, zugegeben, das ist nicht das Rad neu erfunden, aber ehrlicherweise muss man sagen, dass tiefschürfende philosophische Texte nicht zu Schadstoff und ihrem Sound passen würden. Das wäre aufgesetzt wie Rennstreifen auf einem Renault Clio. So wie es ist, fügt sich alles zusammen.

Nur ein paar kleine Kritikpunkte fallen wirklich ins Gewicht. Der Gesang könnte mit etwas mehr Druck und Aggression aufwarten. Das wäre die kleine Prise Salz, die dem Album noch einen Zacken mehr Energie gibt. Außerdem ist es schade, dass es kein wirkliches Booklet zur CD gibt. Das, was man in Händen hält, ist prima gestaltet, auch hier wieder dem Stil treu geblieben. Ein schönes Booklet mit den Liedtexten wäre noch etwas Feines, für das man sicher auch gern noch ein paar Euro drauf legen würde.

Die Songs sind alle von der Band selbst geschrieben und wurden im H13 Studio aufgenommen, dessen Chef Sepp Fürst selbst ist. Somit kommt alles aus einer Hand.

 

Fazit: Hier und da eine Schwäche, okay, das lässt sich nicht leugnen. Aber das muss nicht stören. Es wird gehalten, was versprochen wird. Purer Punkrock, ehrlich und ohne Extras. Für Fans von undergroundigem und dazu noch regional hergestelltem Handwerkszeug empfehlenswert. Generell ein durchaus gelungenes Erstlingswerk. Da kann noch mehr kommen, wenn die Band sich weiter treu bleibt.

Anspieltipp: „Mein Weg“

 
:mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: :mosch2:

 
Schadstoff: Verdammt Laut!
H13 Records, 22.03.2013
5€ Unkostenbeitrag auf der Bandhomepage

 
Tracks:
1. Hexenwerk
2. Hey du
3. American Psycho
4. Mein Weg
5. Schadstoff
6. Verloren im Nebel
7. Schlachtfest
8. Ich bin
9. Alte Macht
10. Ohne Worte

 

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