Mörderische Pandemie

C) Sky Deutschland

Wir haben das Jahr 2039, und nichts ist, wie es einmal war in Deutschland. Ein Virus hat den Großteil der Bevölkerung dahingerafft, und wer nicht dem Virus zum Opfer gefallen ist, der muss sich vor den übrig gebliebenen Menschen schützen, die teils alleine, teils in Banden umherziehen – oder verhungern. Nicht so auf Helgoland. Diese kleine Insel vor Hamburg ist eine Insel der Glückseligen. Doch ist sie das wirklich? Die Anfangsszenen lassen zumindest eine Gemeinschaft vermuten. Ein Kind wird geboren, Menschen stehen darum herum, nehmen Anteil. Aber gleich danach muss jemand des Neugeborenen wegen sterben.

Denn auf Helgoland dürfen genau 513 Menschen leben, mehr können nicht ernährt werden. Kommt jemand neues hinzu, muss jemand anderes dafür sterben. Und wenn der/die Auserwählte nicht freiwillig von der Klippe springt, wird nachgeholfen. Hier ist es ein alter Mann. Schnell stellt sich aber heraus, es geht nicht nach Alter, sondern nach Verdienst und Wichtigkeit. Es gibt ein Ranking. Wenn also ein Baby auf der Insel zur Welt kommt, ist es besser, nicht im Ranking ganz unten zu stehen. Dort kann man übrigens schnell landen, wenn man nichts leistet oder sich falsch verhält. Die Inselchefin Beatrice (Martina Gedeck) kann natürlich nicht unten landen, der Inselarzt auch nicht. Aber jemand, der sich Lebensmittel oder Tabletten ergaunert hat oder anderweitig unangenehm aufgefallen ist, darf sich was einfallen lassen. Das geht von Erpressung, Anbiederung, Bestechung und Täuschung bis hin zu nackter Gewalt. Hier gibt es Sex (Vergewaltigung eher) gegen Essen, hier wird geheuchelt, um einen Pluspunkt im Ranking zu erhalten, hier wird denunziert und sich absolut egoistisch verhalten, um das eigene Überleben und das seiner Lieben zu sichern. Es ist auf der virusfreien Insel letztendlich der gleiche Kampf ums Überleben wie auf dem Festland, nur subtiler. Auf der Insel herrscht eine strenge totalitäre Weltordnung.

Im Laufe der Folgen entwickelt sich die Geschichte auch mal weg von der Insel. Die Zuschauer*innen sehen, wie am Strand die Insel verteidigt wird, denn natürlich darf keiner von außen hierher gelangen. Man sieht das verlassene und zugewachsene Hamburg, mit der Elbphilharmonie, aus deren Fenster Unkraut wuchert. Frachtschiffe liegen gestrandet im Meer. In Hamburg herrscht der „Graf“ (Samuel Finzi), der eine Bande schwer bewaffneter Söldner anführt. Von Hamburg gibt es tolle Bilder wie aus großen internationalen Filmen oder Serien wie „I am Legend“ oder „The Walking Dead“, besonders imposant, weil es eben mal nicht im fernen New York liegt, sondern direkt vor unserer Haustür. Hoffnung gibt es auch, der Inselarzt forscht nach einem Impfstoff, wenn auch mit brutalen Mitteln.Die Serie gibt einem etliche Fragen auf: Wie weit würde ich gehen, um in der Gemeinschaft bleiben zu können? Wie unmenschlich darf ein System sein, um das eigene Fortbestehen zu gewährleisten? Darf ein Mensch tatsächlich über andere Leben entscheiden? Wann ist ein Mensch wertvoll? Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich mit Ausbruch des Virus die Welt schlagartig verändert hat, und wer sich vor allen Dingen durchgesetzt hat. Dass eine stinknormale Supermarktangestellte die Chuzpe hat, auf einer Insel die Gesunden um sich zu versammeln, zu halten und zu komplettieren, die anderen zu verjagen und das Regiment zu führen, sowie zu entscheiden, dass genau 513 Menschen auf Helgoland sein dürfen, das ist überraschend und interessant zu sehen. Aber als es am spannendsten ist, enden die sieben Teile und lassen einen mit vielen Fragen zurück. Leider wird die Serie nicht weiter entwickelt, und nur aus diesem Grund gibt es nur vier von fünf Popcorntütchen von mir.

:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcornsw:

Helgoland 513
Science Fiction, Dystopie
7 Episoden seit dem 15.3.2024 bei WOW und Sky
Mit Martina Gedeck, László Branko Breiding, Kathrin Angerer, Samuel Finzi, Antje Traue, Alexander Fehling u.v.a.

 

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